So, nachdem ich mich gestern mit einem neuen Beitrag dezent zurückgenommen habe, sprich keine Zeit hatte, kommt heute aber die nächste Review eines hohen Stapels von Büchern, der noch seiner Besprechung harrt. Ohne viel Federlesens wollen wir direkt beginnen und widmen uns dem Niemalsland.
Niemalsland
Neverwhere, USA 1996, 368 Seiten
© Heyne Verlag
Neil Gaiman
Heyne Verlag
978-3-453-13757-8
Fantasy | Abenteuer
Inhalt:
Richard Mayhew ist ein erfolgreicher Broker und mit der gutsituierten Jessica liiert. Doch Richard ist auch ein Träumer und herzensguter Kerl, sammelt kleine Trolle in seinem Büro und ist sich auch nicht zu schade, einem verletzten Mädchen zu helfen, als er dieses auf der Straße erblickt; obwohl es für ihn bedeutet, ein wichtiges Treffen mit Jessicas Vater zu versäumen. Während diese also alles andere als erfreut ist und mit Entlobung droht, kümmert sich Richard aufopferungsvoll um das verletzte Mädchen namens Door.
Nach einem seltsamen Besuch durch zwei sinistere Herren, die anscheinend auf der Suche nach dem Mädchen sind, und einem kurzen Treffen mit dem undurchsichtigen Marquis de Carabas verschwindet Door wieder aus Richards Leben, doch nichts ist wie zuvor. Denn durch seine Bekanntschaft aus dem ihm bis dato unbekannten Unter-London ist Richard selbst durch das Raster gerutscht, scheint für die Bewohner des uns bekannten London nicht mehr zu existieren, verliert seine Arbeit, seine Wohnung, sein Bankkonto, weil niemand ihn zu sehen scheint und sich nicht an ihn erinnern kann.
Für Richard beginnt ein abenteuerlicher Abstieg in das von Mythen- und Fabelwesen bevölkerte Unter-London, auf der Suche nach Door, nach Antworten und einem Weg zurück in sein altes Leben.
Rezension:
Niemalsland, eine Urban-Fantasy-Geschichte par excellence, basiert auf der BBC-Serie Neverwhere – so übrigens auch der Originaltitel des Buches – für deren Drehbücher niemand anderes verantwortlich zeichnete als Neil Gaiman, der Autor des Buches. Während der Serie kein sonderlicher Erfolg beschieden war, mauserte sich die literarische Adaption Niemalsland schnell zu einem Bestseller und wurde zuweilen in einem Atemzug mit den Werken Terry Pratchetts genannt.
Hat sich Neil Gaiman bereits mit der Graphic Novel-Reihe Sandman einen Namen gemacht, untermauerte unter anderem dieses Buch das vielfältige und erfolgreiche Schaffen des Kreativen, was auch prompt noch eine Umsetzung des Stoffes als Graphic Novel nach sich zog, welche eventuell ebenfalls beizeiten an dieser Stelle vorgestellt werden wird. Das Buch selbst indes besticht nicht unbedingt durch einen herausragend sprachlichen Stil besonderer Eleganz, sondern überzeugt vielmehr durch die vielen stimmigen, enorm einfallsreichen und durchdachten Ideen, die Unter-London zu einem Ort voller Magie werden lassen, zwar auch voller Gefahren, aber vor allem zu einem Ort der Faszination.
Entsprechend des recht unauffälligen Stils gestaltet sich zwar zuweilen auch die Charakterisierung der einzelnen Figuren etwas oberflächlich oder kommt arg konstruiert daher, jedoch tut das dem Zauber von Niemalsland kaum einen Abbruch, weil jederzeit die mythische, märchenhafte und zugleich düstere Geschichte um Mayhews Odyssee in der Londoner Unterwelt genügend Reiz besitzt den Leser bei Laune zu halten und zu fesseln versteht.
In meinen Augen ist Niemalsland daher eine lohnende Investition, wenn man sich einmal näher mit dem Schaffen dieses vielseitig bewanderten Künstlers beschaffen möchte, denn auch wenn sein Schreibstil – möglicherweise ja auch zu Teilen der Übersetzung geschuldet – nicht aus der Masse herausragt, machen die vielen Ideen und die stimmige Fantasy-Welt, die sich so glaubhaft und homogen in die uns allen bekannte Welt einfügt Lust auf mehr und bereiten einem so spannende Stunden, während man gemeinsam mit Richard Mayhew durch Unter-London irrt und zusammen mit ihm über jedes neue Wunder, jede neue Offenbarung, jede aberwitzige Skurrilität staunen kann.
Niemalsland
-
Geheimnisvoll-skurrile Bewohner Unter-Londons - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Niemalsland ist nicht zu Unrecht ein weithin bekanntes und geschätztes Werk des Herrn Gaiman und hat zumindest mich soweit anfixen können, dass ich mir sicher auch noch weitere literarische Ergüsse des Autors zu Gemüte führen werde.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite vom Heyne Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
– – –
Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Keine Reaktionen