Wieder wird es Zeit, dem Serien-Samstag zu huldigen und eine neue Rezension springen zu lassen, die sich einmal mehr einer zweiten Staffel widmet, wobei diese hier doch merklich im Schatten ihres Vorgängers dahinvegetiert, aber Spaß gemacht hat der Ausflug in die umzäunte Stadt trotzdem, wie ich finde.
Wayward Pines
Staffel 2
Wayward Pines, USA 2015–, ca 41 Min. je Folge
© Twentieth Century Fox
Chad Hodge
Blake Crouch (Buch-Vorlage)
M. Night Shyamalan
Donald De Line
Chad Hodge
Ashwin Rajan
Jason Patric (Dr. Theo Yedlin)
Nimrat Kaur (Rebecca Yedlin)
Josh Helman (Xander Beck)
Tom Stevens (Jason Higgins)
Kacey Rohl (Kerry Campbell)
Tim Griffin (Adam Hassler)
Hope Davis (Megan Fisher)
Djimon Hounsou (CJ Mitchum)
Toby Jones (David Pilcher)
Shannyn Sossamon (Theresa Burke)
Melissa Leo (Nurse Pam)
Charlie Tahan (Ben Burke)
Terrence Howard (Sheriff Pope)
Carla Gugino (Kate Hewson)
Christopher Meyer (Mario)
Michael Garza (Frank Armstrong)
Emma Tremblay (Lucy)
RJ Fetherstonhaugh (Sean)
Jaime M. Callica (Simeon)
Krimi | Mystery | Science-Fiction | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Twentieth Century Fox
Mehr als drei Jahre sind vergangen, seit sich Ethan Burke für seine Familie und die Bewohner von Wayward Pines geopfert hat und auch wenn es anfänglich so ausgesehen hat, als würde sich nun einiges ändern, hat die erste Generation ein rigoroses Regime nach Dr. David Pilchers Tod etabliert, dass die Persönlichkeitsrechte zunehmend einschränkt, womit auch "Neuankömmling" Dr. Theo Yedlin ein großes Problem hat, nachdem er in Hawaii eingeschlafen und unvermittelt in Wayward Pines aufgewacht ist. Und auch nachdem man ihm erzählt, was passiert ist und wo er sich befindet, vermag er die Situation nicht recht zu begreifen, zumal aus unerfindlichen Gründen auch seine Frau Rebecca sich dort befindet. Als einziger Arzt vor Ort sieht Yedlin sich aber auch in einer gewissen Vormachtstellung und erlaubt sich gewisse Freiheiten gegenüber dem herrischen Anführer Jason Higgins und seiner Gefährtin und Beraterin Kerry Campbell, die andere Männer längst an den Strick gebracht hätten…
Rezension:
Nachdem ich ja bekanntermaßen von der ersten Staffel Wayward Pines hellauf begeistert war, kam ich nicht umhin, mich nun postwendend der zweiten Staffel zu widmen, nachdem diese ebenfalls bei Amazon Prime verfügbar war, wohlwissend, dass diese aber sicherlich qualitativ kaum an den ersten Part würde heranreichen können, denn allein, dass es sich bei der ersten Staffel um eine Buchverfilmung gehandelt hat, wohingegen hier nun die Geschichte "nur" von den Drehbuchautoren weitergesponnen wird, spricht diesbezüglich schon eine deutliche Sprache. Hinzu kommt aber auch, dass ein Großteil der Figuren bereits das Zeitliche gesegnet hat – allen voran Hauptfigur Ethan Burke (Matt Dillon) wie aber auch der von Toby Jones verkörperte Dr. Jenkins – , so dass man sich hier mit einem beinahe gänzlich neuen Figuren-Ensemble anfreunden muss, wenn es auch einige der Figuren wie etwa Megan Fisher (Hope Davis) in die zweite Staffel geschafft haben. Dabei gelingt der Wechsel zunächst genauso holprig, wie ich es befürchtet hatte, denn den Part von Matt Dillon nimmt nun Jason Patric als Dr. Theo Yedlin ein und auch wenn er sich als Figur im Verlauf der Staffel durchaus mausert, ist doch gerade der Staffelauftakt Klare Regeln, strenge Strafen (2.01) im Grunde kaum mehr als eine geraffte Variation der ersten Folgen der ersten Staffel.
© Twentieth Century Fox
Davon ausgehend, geht es aber durchaus merklich aufwärts und speziell die von Kacey Rohl (The Magicians) verkörperte Kerry Campbell als rechte Hand und Lebensgefährtin des Anführers Jason Higgins, dessen Figur man immerhin bereits in der ersten Staffel kurz eingeführt hat und der hier in Gestalt von Tom Stevens die Ruder in Wayward Pines übernommen hat, zu imponieren wusste und sich als vielschichtiger Charakter mit ereignisreicher Vita entpuppte. Ähnlich überzeugend gerät die Rolle von Djimon Hounsou als CJ Mitchum, der hier als Teil des ursprünglichen Teams rund um Jenkins vorgestellt wird, obwohl er erst in dieser Staffel hinzugekommen ist, tatsächlich aber wirkt, als wäre er schon immer Teil des Ensembles gewesen. Ebenfalls ansehnlich geraten sind Einfälle wie etwa in Es war einmal in Wayward Pines (2.03), wo die Geschichte als eine Art Märchenerzählung ihren Anfang nimmt, woraus man aber durchaus noch mehr hätte machen können, doch zeugt das zumindest von einem gewissen Einfallsreichtum und davon, dass man sich bewusst gewesen sein mag, mit der in vielen Serien sonst üblichen, stringenten wie chronologischen Erzählweise zu brechen, was auch eine Vielzahl erhellender Rückblenden mit sich bringt, die beispielsweise Yedlins Frau Rebecca (Nimrat Kaur) alsbald in einem völlig neuen Licht erschienen lassen, vor allem aber auch die Möglichkeit bieten, Toby Jones erneut als Dr. Jenkins in Erscheinung treten zu lassen, der – nicht nur durch seinen Status als Schöpfer von Wayward Pines und die damit einhergehende allgegenwärtige Präsenz – noch am ehesten dafür verantwortlich zeichnet, die beiden Staffeln Wayward Pines inhaltlich miteinander zu verknüpfen.
© Twentieth Century Fox
Ansonsten – und das ist wahrscheinlich eine der großen Schwächen der Staffel – fehlt aber natürlich spürbar das alles umgebende Mysterium, was das Wesen, die Bedeutung, die Entstehung der Stadt betrifft, denn während die Erkenntnis, dass wir uns fernab der heutigen Zeit in einer desaströsen Zukunft befinden und sich in der kleinen Stadt die letzten Reste der Menschheit versammelt sehen, mich in der ersten Staffel noch regelrecht aus den Schuhen gehauen hat, ist das jetzt natürlich ein alter Hut, zumal die Bewohner mittlerweile wissen, wo sie sich warum befinden, so dass es einzig bleibt, mit genannten Rückblenden noch ein wenig mehr zu skizzieren, wie Jenkins seinen Plan von einst in die Tat umzusetzen wusste. Das ist alles schön gemacht und auch durchaus kurzweilig geraten, aber an die Intensität der Auftaktstaffel kommt das wirklich nicht heran. Außerdem – fällt aber nur marginal störend ins Gewicht – hat man sich redlich bemüht, alle "Überlebenden" aus der ersten Staffel Wayward Pines noch einmal auftreten zu lassen, was aber reichlich konstruiert wirkt zuweilen, so dass sich die Gastspiele von Melissa Leo und Carla Gugino auf je eine Folge beschränken, während man ansonsten das Gefühl hat, dass je Folge mindestens ein "Special Guest" aus der ersten Staffel sein Gesicht in die Kamera halten darf, der jeweilige Plot aber nur rudimentär fortgeführt oder zu einem recht abrupten Ende gebracht wird.
© Warner Home Video
So sind es eben das immer noch ungebrochen spannende Setting sowie die Figuren von Jason Patric und Kacey Rohl, die mich zunehmend bei der Stange gehalten haben, denn auch wenn man Wayward Pines in seinem zweiten Jahr weniges konkret vorwerfen kann, ist es schön ein gehöriger Absturz, der die Frage zurücklässt, ob man es nicht doch bei der einen Serienstaffel hätte bewenden lassen sollen (derweil tatsächlich wohl noch immer Pläne für eine dritte Staffel durch den Raum geistern, obwohl man diesbezüglich lange nichts gehört hat). Das Potential für einen dritten Aufguss hätte die Serie derweil durchaus, zumal hier gegen Ende wieder einiges offen gelassen wird, vor allem auch, da sich ausgerechnet die Finalfolge Es gibt kein Woanders (2.10) gemeinsam mit der Auftaktepisode als schwächstes Glied in der Kette präsentiert, denn all die Konsequenzen, auf die das Geschehen über die Folgen hinweg zuzusteuern droht, werden hier entweder ausgespart oder verschoben, so dass man zwar einerseits behaupten könne, das Finale sei dahingehend mutig gestaltet worden, dass man auf die erwartete Action beinahe gänzlich verzichtet, doch letztlich wirkt es leider schlichtweg unausgegoren und ein wenig so, als sei den Machern auf den letzten Metern das Geld – oder der Mut? – ausgegangen.
Wayward Pines | Staffel 2
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Unfassbare Offenbarungen - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
So mäßig sich Wayward Pines in seinem zweiten Jahr gegen Anfang und Ende gibt, sind es doch die Passagen dazwischen, die zu überzeugen wissen und durch erhellende Rückblenden und zahlreiche Gastauftritte aufgewertet werden, wobei man sich in Anbetracht der ungewissen Zukunft der Serie doch ein in sich geschlossenes Finale hätte erwarten können. Atmosphärisch kommt die Serie zwar zu kaum einem Zeitpunkt an die ungleich mysteriöse und dichter inszenierte erste Staffel heran und weiß auch nicht inhaltlich immer voll zu punkten, ist aber mitnichten als totaler Absturz zu betrachten, denn das einzigartige Flair dieser letzten Bastion der Menschheit wird auch hier trefflich eingefangen und transportiert, während Jason Patric sich als Nachfolger von Matt Dillon zunehmend zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz mausert.
Episodenübersicht: Staffel 2
02. Blutige Ernte (6,5/10)
03. Es war einmal in Wayward Pines (7/10)
04. Das ist kein Leben (7,5/10)
05. Utopia (7,5/10)
07. Im Laufe der Zeit (8/10)
08. Margaret (7,5/10)
09. Das Buch des Lebens (8/10)
10. Es gibt kein Woanders (6/10)
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Wayward Pines | Staffel 2 ist bei Amazon Prime Instant Video verfügbar. Eine DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung ist – anders als bei Staffel 1 – bisher nicht angekündigt. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Ja, das habe ich ganz ähnlich empfunden wie du! Ich war ja von der 1. Staffel auch ziemlich begeistert und mochte dieses Gefühl von “WTF geht da eigentlich vor sich (die erste Folge ist diesbzgl. eine Sternstunde des TV!)?” total. Das fehlt nun in der 2. Staffel völlig, und somit ist der Zauber ziemlich verflogen. Ich habe dann trotzdem relativ schnell die Staffel durchgeschaut, und zwar auch hauptsächlich, weil ich die Freundin und rechte Hand des Anführers Jason (Kerry) sehr spannend fand. Und auch Jason Patrics Dr. Yedlin hat sich nach Anlaufschwierigkeiten zu einer interessanten Figur gemausert. Toby Jones ist immer ein Highlight, weswegen ich mich über die Flashbacks schon gefreut habe, aber irgendwie fühlte sich das alles nicht sehr organisch an, man hat nicht das Gefühl, dass die Serie von Anfang an auf mehrere Staffeln angelegt war. Gut gefallen hat mir allerdings die Entwicklung auf Seiten der Abbys. Die weibliche Abby fand ich extrem faszinierend.
Ich denke, ich würde wohl eine ähnliche Bewertung abgeben, komme aber leider z. Zt. viel zu wenig zum Rezensieren…
Tja, ich kann dir wiederum auch nur in allen Punkten zustimmen, auch was Toby Jones angeht, den ich ebenfalls immer gerne sehe. Und klar, man merkt schon öfter, dass die Staffel quasi “drangeklatscht” worden ist, da fehlt dann eben einfach auch die Buch-Vorlage, denn die zugrundeliegende Trilogie wurde ja wohl schon in der ersten Staffel komplett abgehandelt. Dennoch bin ich nun immer noch gespannt auf eine mögliche Fortsetzung und welchen Weg man dann wohl einschlagen wird, auch wenn man auf Kacey Rohl dort wohl wird verzichten müssen.
Tja, und bezüglich der Zeit zum Rezensieren mag man es kaum glauben, aber ich bin da voll bei dir, denn allein in punkto Serienstaffeln hätte ich wahrscheinlich gut und gerne noch wenigstens zwanzig Artikel, die alle noch geschrieben werden wollen. Im Grunde komme ich im Moment also gerade mal dazu, die jeweils neueste Sichtung halbwegs pünktlich abzuhandeln…