Review: Wayward – Ein Wayward-Pines-Thriller 2 | Blake Crouch (Buch)

Früher als ich selbst gedacht hätte widme ich mich heute prompt dem zweiten Teil der Wayward-Pines-Trilogie.

Wayward
Ein Wayward-Pines-Thriller 2

Wayward, USA 2013, 464 Seiten

Wayward - Ein Wayward-Pines-Thriller 2 von Blake Crouch | © Goldmann
© Goldmann

Autor:
Blake Crouch
Übersetzerin:
Kerstin Fricke

Verlag (D):
Goldmann
ISBN:
978-3-442-48974-9

Genre:
Mystery | Science-Fiction | Thriller

 

Inhalt:

Es kam ihm so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass er Adam Hassler, dem leitenden Special Agent im Büro von Seattle, am Schreibtisch gegenübergesessen und den Auftrag erhalten hatte, in diese Stadt zu kommen und seine verschwundene Ex-Partnerin Kate Hewson zu suchen. Doch jetzt war er kein Agent des Secret Service mehr. Mit dieser Tatsache hatte er sich jedoch noch nicht ganz abgefunden.

Zwei Wochen erst sind vergangen, seit es Ethan Burke nach Wayward Pines verschlagen hat und er hinter das Geheimnis des verschlafenen Örtchens gekommen ist, das eigentlich – nachdem rund 1.800 Jahre vergangen sind, die er unbewusst in Suspension verbracht hat – die letzte Bastion der Menschheit darstellt, die letzte Stadt auf Erden, die nicht einmal fünfhundert Einwohner beherbergt. Und nachdem Sheriff Pope auf unfreiwillige wie brutale Weise hat abdanken müssen, ist Burke nun neuer Sheriff in der von Multimilliardär David Pilcher konzipierten und erschaffenen Stadt. In dieser Rolle obliegt es nun ihm, etwaige Aufrührer oder Skeptiker zu besänftigen, doch dann ereignet sich ein Mord und Pilcher setzt Burke darauf an, die mutmaßlich verantwortliche Gruppe ausfindig und dingfest zu machen. Unterdessen hadert Ethan weiterhin mit seinem Schicksal, nicht einmal mit seiner Frau darüber sprechen zu können, um was genau es sich bei Wayward Pines eigentlich handelt…

Rezension:

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass ich an dieser Stelle Psychose, den ersten Band der Wayward-Pines-Trilogie besprochen – und gelobt – habe, obwohl ich doch dank der gleichnamigen Serie Wayward Pines bereits im Vorfeld um den wohl gravierendsten Twist der Reihe wusste, den ich bei meiner Rezension zu Band 1 natürlich trotzdem nicht vorwegnehmen wollte. Ganz so, wie sich für Autor Blake Crouch im zweiten Band Wayward nun gänzlich neue Möglichkeiten auftun, nachdem das Geheimnis von Wayward Pines gelüftet worden ist, kann aber auch ich nun als Rezensent ganz anders über das Buch reden, da nunmehr als bekannt vorausgesetzt werden darf, dass es sich um die letzte Stadt auf unserer Erde handelt, in der noch Menschen leben, derweil unsere Spezies im Verlauf von 1.800 Jahren zu den sogenannten Abbys degeneriert ist, wie es Pilcher als Schöpfer des Ortes vorausgesehen – oder zumindest geahnt hat. Natürlich hält vieles von dem, was Crouch uns hier offeriert, keiner näheren und schon gar nicht wissenschaftlichen Betrachtung stand und sowohl diese rapide Evolution der Menschen als auch der überschaubare Genpool der Überlebenden könnten einem die Stirn in Falten legen, doch in dieser Hinsicht betrachte ich die Reihe dann auch eher als dystopische Fantasy als Science-Fiction, weshalb ich derlei Dinge im Kontext dieser dennoch faszinierenden Stadt gerne in Kauf nehme.

»Was ist mit der Wahrheit?«, fragte Ethan.
»Unter gewissen Umständen schließen Sicherheit und Wahrheit einander aus. Ich bin davon ausgegangen, dass ein ehemaliger Angestellter der Regierung dieses Konzept verinnerlicht hätte.«

Nun startet Wayward nicht nur unter geänderten Vorzeichen, sondern wartet auch mit einer neuen Stimmung auf, denn während es im ersten Band für Ethan Burke noch darum ging, zu erfahren, ob er womöglich psychisch erkrankt sei, ist er nunmehr frisch gebackener Sheriff im Ort und hat damit den zu Tode gekommenen Pope beerbt, was ihn zu einer Art rechter Hand von David Pilcher macht – neben der sadistisch veranlagten Pam, versteht sich. Dadurch eröffnet sich ein gänzlich neues Spannungsfeld, denn Ethan ist es nicht erlaubt, mit seiner eigenen Frau über die Wahrheit hinter der Fassade von Wayward Pines zu sprechen, derweil er sich noch längst nicht mit seiner neuen Rolle und den jüngsten Offenbarungen abgefunden hat, im Kontext seiner neuen Lebensrealität aber auch schlichtweg kaum eine andere Wahl hat, als sich in sein Schicksal zu fügen. Neben der eigentlichen Handlung in und um Wayward Pines allerdings offeriert Crouch auch diesmal noch einiges mehr und wo es in Psychose noch die Erinnerungen an Folter gewesen sind, liefert er hier Einblicke in die Zeit, kurz bevor Pilcher sich und seine Anhänger in die sogenannte "Suspension" geschickt hat, die sie die Jahrhunderte überdauern lassen sollte.

Darüber hinaus hat es mit der Figur des Tobias einen der wenigen, der sich vor mehreren Jahren aus zunächst ungeklärten Gründen in die Welt außerhalb des schützenden Zauns von Wayward Pines begeben hat und sich nunmehr auf dem Rückweg befindet. Was genau es mit seiner Person auf sich hat oder was er entdeckt haben könnte, ist wieder eines der großen Rätsel von Wayward, allerdings längst nicht so schwer zu durchschauen wie man anfänglich meinen würde. Tatsächlich hätte ich auch bei Beginn der Lektüre und bis zum Mittelteil nicht gedacht, dass Blake Crouch auch nur einen annähernd so überzeugenden zweiten Teil zustande bringen würde, wie es der Auftaktband gewesen ist, doch warten spätestens im letzten Drittel so einige Überraschungen auf den Leser, die zudem auf einen nicht minder spannenden dritten Teil schließen oder zumindest hoffen lassen, auch wenn es sich hier schon wie beim ersten Band verhält, dass nicht jedem der eingeschlagene Weg gänzlich munden dürfte. So zielt Crouch merklich auf ein actionorientiertes – um nicht zu sagen amerikanisches – Publikum ab und das Ganze wirkt weiterhin wie prädestiniert für eine Film- oder Serien-Adaption, weil die gesamte Inszenierung etwas regelrecht Cineastisches an sich hat.

In den meisten Gebäuden in Pines gab es ein oder zwei blinde Flecken. Bei seinem dritten Besuch in der Suprastruktur war er auf die Überwachungspläne für sein Haus gestoßen. Er hatte sich die Position jeder Kamera gemerkt. Natürlich hatte er Pilcher darum gebeten, dass sie entfernt würden, und diese Bitte war ihm abgeschlagen worden.

So muss man auch weiterhin damit leben können, dass Ethan Burke als Protagonist des Ganzen über schier übermenschliche Kräfte verfügt und einmal mehr aus jeder noch so brenzligen Situation zu entkommen scheint, während es – wo es der Plot gebietet – auch oftmals reichlich gewalttätig wird, was allerdings in den Kontext der Erzählung schlichtweg passt, da wir uns hier de facto in einer Ära bewegen, die man als Ende der Menschheit betrachten könnte, wobei dieses Ende ja eigentlich sogar schon Jahrhunderte zuvor gekommen ist in der ersonnenen Welt des Autors, was dessen fatalistische und konsequente Art der Erzählung nur noch intensiviert. Anders aber als noch Psychose, endet Wayward derweil mit einem beispiellosen Cliffhanger und so man denn der Buchreihe etwas abgewinnen kann, wäre man bestens damit beraten, sich auch gleich den dritten Teil Die letzte Stadt parat zu legen, wobei sich auch hier wieder auf den letzten Seiten des rund 460 Seiten starken Buches eine klitzekleine Vorschau (sechs Seiten) auf den Abschlussband findet.

Fazit & Wertung:

Blake Crouch spinnt in Wayward die Geschichte seiner fiktiven amerikanischen Kleinstadt mit dem schockierenden Geheimnis weiter und lotet einige der sich aus dem Vorgänger ergebenden Fragestellungen aus, während er Protagonist Ethan Burke tiefer und tiefer in den Kaninchenbau treibt. Einer objektiven Betrachtung nach logischen Gesichtspunkten hält die vom Autor erschaffene Welt zwar in keiner Weise stand, punktet dafür aber mit intensiver Atmosphäre, Spannung und erneut reichlich unerwarteten Wendungen.

8,5 von 10 Geheimnissen von Wayward Pines

Wayward

  • Geheimnisse von Wayward Pines - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Blake Crouch spinnt in Wayward die Geschichte seiner fiktiven amerikanischen Kleinstadt mit dem schockierenden Geheimnis weiter und lotet einige der sich aus dem Vorgänger ergebenden Fragestellungen aus, während er Protagonist Ethan Burke tiefer und tiefer in den Kaninchenbau treibt. Einer objektiven Betrachtung nach logischen Gesichtspunkten hält die vom Autor erschaffene Welt zwar in keiner Weise stand, punktet dafür aber mit intensiver Atmosphäre, Spannung und erneut reichlich unerwarteten Wendungen.

8.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Goldmann. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Wayward – Ein Wayward-Pines-Thriller 2 ist am 21.10.19 bei Goldmann erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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