Review: Die letzte Stadt – Ein Wayward-Pines-Thriller 3 | Blake Crouch (Buch)

Manchmal schaffe ich es ja auch, eine Trilogie zeitnah und zielgerichtet "durchzuarbeiten" wie die heutige Rezension unter Beweis zu stellen vermag. Und wer weiß, vielleicht widme ich mich nächste Woche prompt einer ähnlich gearteten Baustelle.

Die letzte Stadt
Ein Wayward-Pines-Thriller 3

The Last Town, USA 2014, 400 Seiten

Die letzte Stadt - Ein Wayward-Pines-Thriller 3 von Blake Crouch | © Goldmann
© Goldmann

Autor:
Blake Crouch
Übersetzerin:
Kerstin Fricke

Verlag (D):
Goldmann
ISBN:
978-3-442-48975-6

Genre:
Mystery | Science-Fiction | Thriller

 

Inhalt:

Ethan Burke hat das Undenkbare gewagt und den Einwohnern von Wayward Pines die Wahrheit eröffnet, was sowohl die Stadt als solche als auch David Pilchers Rolle darin betrifft, wodurch sich Pilcher regelrecht dazu getrieben und gezwungen sah, die Pforten zu öffnen und den aufmüpfigen Sheriff mit dem gerechten Zorn Gottes zu strafen, auch wenn das das Ende der Einwohnerschaft von Wayward Pines bedeuten möge. Doch noch gibt Burke sich nicht geschlagen und versucht verzweifelt, die noch immer unter Schock stehenden Einwohner zu retten, auch wenn es kaum noch Hoffnung geben mag. Doch vielleicht gelingt es ihm ja, zu Pilchers innerem Kreis vorzudringen und diesen darüber in Kenntnis zu setzen, für was für eine Art Mann sie da arbeiten, denn vieles spricht dafür, dass Pilcher im Alleingang das Ende von Wayward Pines beschlossen hat…

Rezension:

Mit Die letzte Stadt geht nun die Wayward-Pines-Trilogie in die dritte und letzte Runde und ich bin durchaus angetan, wie zeitnahe es mir gelungen ist, von Psychose über Wayward bis hin zu diesem Band, die von Blake Crouch ersonnene Reihe in Gänze zu lesen und zu rezensieren. Und haben es schon zweite Teile oft schwer, gilt das im besonderen Maß im Grunde auch für die Abschlussbände von Trilogien, denn schließlich müssen hier die gesponnenen Fäden zusammengeführt und Handlungsstränge zum Abschluss gebracht werden, was sich dank des von Crouch entworfenen Szenarios gleich doppelt schwierig gestalten dürfte. Allein schon die zum Ende von Band 1 offenbarte Ausgangslage hat nämlich natürlich etwas ungemein Fatalistisches und Endgültiges, derweil der Cliffhanger zum Ende von Band 2 dafür zu sprechen schien, dass nun endgültig alles vor die Hunde gehen würde, was in gewisser Hinsicht dann auch durchaus eintritt.

Nebelbänke krochen als Vorboten eines nahenden Sturms an ihm vorbei, und Ethan sah hinaus in die schwarzen Wälder jenseits des Zauns. Über das Pochen seines Herzens hinweg hörte er Schreie, die durch den Wald hallten.
Die Abbys waren unterwegs.
David Pilchers letzte Worte schossen ihm immer wieder durch den Kopf.
Die Hölle wird zu Ihnen kommen.

Vielerorts habe ich derweil gelesen, Die letzte Stadt wäre zu actionreich und dabei zu blutig, respektive explizit geraten, wobei ich mich dem nur bedingt anschließen kann, denn der Autor hat schon in den Bänden zuvor nicht mit blutigeren Einsprengseln hinter dem Berg gehalten, auch wenn das hier häufiger vorkommen mag, derweil ich es nur als konsequent und folgerichtig empfinde, dass im Abschlussband der Reihe dann mehr Adrenalin und Zeitnot im Vordergrund stehen, als beispielsweise noch im ersten Teil der eher psychologische Aspekt. Dadurch gewinnt auch jeder der Vertreter der Reihe ein ihm eigenes Flair, während man trotzdem merkt, dass die Geschichten alle Teil eines großen Ganzen sind, während die Story aller drei Bücher zusammengenommen ja tatsächlich kaum mehr als einen Monat umfasst. Nun also geht es ums nackte Überleben und nicht wenig Einwohner Wayward Pines‘ werden die hereinbrechende Nacht nicht überleben, wie Crouch anhand von vielen kurzen Intermezzi deutlich macht, die sich einzelnen Familien und Charakteren widmen, die zuvor kaum bis keine Berücksichtigung gefunden haben.

Böse Zungen würden behaupten, es handele sich um Füllwerk, um die Geschichte künstlich auf knapp 400 Seiten aufzublähen, doch tragen diese Einsprengsel ganz erheblich zum Flair des erlebten bei, wohingegen es des einführenden Kapitels um Adam Hassler, der bereits im Vorgänger wortreich und gleichermaßen nebulös eingeführt worden ist, nicht bedurft hätte, um die Figur funktionieren zu lassen. Dafür aber ist seine Rolle in der finalen Schlacht von Wayward Pines weit überraschender, als ich es mir erwartet hätte und ebenso oft gelingt es Crouch hier allgemein, Erwartungen zu unterminieren und die Geschicke einzelner Figuren in unerwartete Richtungen zu lenken. Nichtsdestotrotz steht natürlich im Zentrum ein letztes Aufbäumen von Wayward Pines, was dem Titel Die letzte Stadt durchaus alle Ehre macht und so bleibt hier weit weniger Platz für Mysterien und psychologischen Horror, während sich Burke und Konsorten weit handfesterer Gefahren erwehren müssen.

Die Menschenmenge machte einen unfassbaren Lärm.
Nach und nach hatten die Menschen die Fassungslosigkeit und den Schreck, die sie nach Ethans Entschluss, ihnen die Wahrheit über Wayward Pines zu sagen, befallen hatten, überwunden. Nun sprachen sie miteinander, und für viele stellte es das erste richtige Gespräch dar, das sie hier miteinander führten.

Die Art und Weise, wie der Autor das schildert – die allgemeine, lückenhafte bis fadenscheinige Logik des Ganzen außer acht lassend – ist dabei ebenso einnehmend und packend wie gewohnt, derweil es im Verlauf der sich über mehrere große Kapitel erstreckenden Handlung noch einiges an Rückblenden hat, um die Entstehung von Wayward Pines weiter zu beleuchten. Das Ende ist dabei nicht minder konsequent geraten und auch wenn man freilich darüber hinwegsehen muss – so einen das denn stört –, dass Crouch hier eine Art Popcorn-Kino im Literaturformat abliefert, hat mich doch die gesamte Reihe gut unterhalten und überzeugt, auch wenn Die letzte Stadt sicherlich nicht ganz so faszinierend geraten ist wie ihre Vorgänger, denn dafür wurde hier schon zu vieles aufgedeckt und entmystifiziert. Nichtsdestotrotz – und seit der Rezension des ersten Bandes bei mir vorherrschendes Thema – funktioniert die Trilogie als solche selbst, wenn man bereits um den großen, alles verändernden Twist weiß, der einem beispielsweise durch die gleichnamige TV-Adaption (die allerdings in vielen Punkten andere Wege gegangen ist) bereits hätte gespoilert werden können.

Fazit & Wertung:

Blake Crouch bringt mit Die letzte Stadt seine Wayward-Pines-Trilogie zu einem gelungenen und zufrieden stellenden Abschluss, auch wenn hier vermehrt Action und Thrill im Vordergrund stehen und nicht mehr viel bleibt von der bedeutungsschwangeren wie rätselhaften Atmosphäre der Vorgänger, was in Anbetracht der bereits gelüfteten Geheimnisse aber nur konsequent und folgerichtig ist.

8 von 10 Geheimnissen von Wayward Pines

Die letzte Stadt

  • Geheimnisse von Wayward Pines - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Blake Crouch bringt mit Die letzte Stadt seine Wayward-Pines-Trilogie zu einem gelungenen und zufrieden stellenden Abschluss, auch wenn hier vermehrt Action und Thrill im Vordergrund stehen und nicht mehr viel bleibt von der bedeutungsschwangeren wie rätselhaften Atmosphäre der Vorgänger, was in Anbetracht der bereits gelüfteten Geheimnisse aber nur konsequent und folgerichtig ist.

8.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Goldmann. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Die letzte Stadt – Ein Wayward-Pines-Thriller 3 ist am 18.11.19 bei Goldmann erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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