Review: Die Entdeckung der Unendlichkeit (Film)

Derweil für mich persönlich langsam ein extrem langer Tag zu seinem Ende findet, möchte ich es doch nicht versäumen, eine weitere Film-Kritik zu offerieren und damit gleich den dritten Film in Folge mit Beteiligung von Felicity Jones abzuliefern, wobei das tatsächlich eher Zufall war, wie ich betonen möchte. So, und jetzt setz ich mich still hin und warte, dass endlich Wochenende wird.

Die Entdeckung der Unendlichkeit

The Theory of Everything, UK 2014, 123 Min.

Die Entdeckung der Unendlichkeit | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
James Marsh
Autoren:
Anthony McCarten (Drehbuch)
Jane Hawking (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Eddie Redmayne (Stephen Hawking)
Felicity Jones (Jane Hawking)
in weiteren Rollen:
Charlie Cox (Jonathan Hellyer Jones)
Emily Watson (Beryl Wilde)
Simon McBurney (Frank Hawking)
David Thewlis (Dennis Sciama)

Genre:
Biografie | Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Die Entdeckung der Unendlichkeit | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Im Jahre 1963 studiert der damals einundzwanzigjährige Physiker Stephen Hawking in Cambridge und schickt sich an, sich gegenüber Kommilitonen und Professoren als Ausnahmetalent zu erweisen, weshalb sein Professor Dennis Sciama ihn nach Kräften zu fördern versucht. In dieser Zeit lernt Hawking auch die lebenslustige und attraktive Romanistikstudentin Jane Wilde kennen und verliebt sich alsbald in die junge Frau. Doch Stephen hat immer öfter mit unkontrollierten Muskelkontraktionen und motorischen Ausfällen zu kämpfen und nachdem er auf dem Campus unglücklich stürzt, unterziehen ihn die Ärzte einer eingehenden Untersuchung und diagnostizieren bei ihm die Nervenkrankheit ALS. Damit einhergehend prognostizieren sie ihm eine Lebenserwartung von gerade einmal noch zwei Jahren. Stephen versucht, seine Freundin von sich zu stoßen und zieht sich immer mehr zurück, doch Jane steht zu ihm und überzeugt ihn, die ihm verbleibende Zeit zu nutzen. Es folgen 1965 die Heirat und das erste gemeinsame Kind, während Stephens körperlicher Zerfall weiter voranschreitet, was ihn aber nicht davon abhält, zu promovieren und seine Arbeit zu intensivieren, ist schließlich sein Denken von der Krankheit in keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen worden…

Rezension:

Von den Kritike(r)n seinerzeit recht euphorisch aufgenommen, fand Die Entdeckung der Unendlichkeit alsbald auch seinen Weg auf meine persönliche Film-Liste, zumal ich dergestalt aufgezogenen Biopics ja durchaus gewogen gegenüberstehe, wenn sich selbige auch bekanntermaßen immer wieder kleinere wie größere Freiheiten erlauben, die ich aber zumeist mangels Kenntnis der geschriebenen Werke und folglich der eigentlichen Lebensgeschichte meist nicht adäquat vergleichen kann und ähnlich verhält es sich auch hier, doch umso befähigter halte ich mich, beurteilen zu können, ob das Dargebotene filmisch funktioniert und aufgeht und das ist auch hier meines Erachtens nach der Fall, wobei man zugegebenermaßen schon einige prekäre Stellen nicht gerade unauffällig zu umschiffen versucht hat und sich auch ansonsten inszenatorisch vergleichsweise wenig traut, weshalb es insbesondere den beiden Hauptdarstellern zu verdanken ist, dass die auf dem Buch von Hawkings erster Ehefrau Jane basierende Geschichte dennoch funktioniert.

Szenenbild aus Die Entdeckung der Unendlichkeit | © Universal Pictures
© Universal Pictures

So lernt man Hawking bereits vor seiner weithin bekannten Krankheit und der damit einhergehenden Diagnose kennen und wähnt sich beim ersten Zusammentreffen mit seiner späteren Ehefrau zunächst in einem romantischen Liebesfilm, bevor gemäß der Holzhammermethode in aneinandergereihten Schlüsselszenen der Zerfall Stephen Hawkings einzusetzen beginnt, wobei es – dafür kann der Film aber nichts – immer noch erstaunlich ist, wie man ihm seinerzeit eine verbleibende Lebensdauer von etwa zwei Jahren attestieren zu können meinte und er bis heute nicht seiner Krankheit erlegen ist, stattdessen ein regelrechtes popkulturelles Phänomen zu sein scheint, vor allem aber im Geiste noch immer ungebrochen, was wohl auch die Kernaussage des Films trifft und diesen trotz seiner generischen Herangehensweise so einzigartig macht, denn aus dem Umstand, was dieser vom Schicksal regelrecht gebeutelte Mann aus seinem Leben zu machen vermochte und noch immer tut, kann man im Grunde nichts anderes als Hoffnung und Zuversicht schöpfen.

Zweiter Aspekt, mit dem Die Entdeckung der Unendlichkeit ohne Frage steht und fällt, ist aber natürlich die Darstellung Stephen Hawkings in seinen unterschiedlichen Lebensphasen, die hier zuweilen wie im Zeitraffer durchlaufen werden und da kann man gar nicht anders, als Eddie Redmayne (My Week with Marilyn) uneingeschränktes Lob auszusprechen, denn er macht sich die Figur, die Person regelrecht zu eigen und überzeugt in jeder Sekunde und vermag auf glaubhafte Art und Weise die unterschiedlichen Stadien des körperlichen Zerfalls und gleichsam auch den langsamen Verlust der Sprachfähigkeit zu dokumentieren, ohne dabei indes die Integrität des Mannes selbst infrage zu stellen oder nur noch als jammervolles Objekt von Mitleid und Bedauern aufzutreten, denn selbst in den schlimmsten Momenten gelingt es ihm, den unbändigen Lebenswillen, den wachen Geist und den feinen Humor Hawkings erfahrbar zu machen, was vielleicht die noch größere Leistung darstellt, als lediglich die zunehmenden körperlichen Gebrechen adäquat darzustellen. Redmayne zur Seite steht Felicity Jones (Like Crazy) als Jane Hawking und auch wenn ihre Rolle sicherlich mitnichten so Oscar-würdig sein mag, weiß sie sich doch zu behaupten und schafft eine vielschichtige Interpretation der augenscheinlich so zierlichen Person, der eine mentale Stärke innewohnt, die ihresgleichen sucht.

Szenenbild aus Die Entdeckung der Unendlichkeit | © Universal Pictures
© Universal Pictures

So begleitet man Stephen und Jane auf dem vorgezeichneten Weg und staunt über die vielen ergreifenden Szenen, derweil es Die Entdeckung der Unendlichkeit aber nicht immer gelingt, alle Längen zu umschiffen. Schade ist es im Übrigen auch, aber nicht unbedingt dem Film selbst vorzuwerfen, dass man von Hawkings Forschungen im Grunde recht wenig zu Gesicht bekommt, denn abgesehen von ein paar zaghaften Exkursen und Andeutungen in diese Richtung, spart man diesen Part in weiten Teilen aus und konzentriert sich lieber auf den zwischenmenschlichen Aspekt in Bezug auf Jane und Stephen. Spürbar interessanter wird die Geschichte derweil noch einmal, wenn Charlie Cox (Daredevil) Teil des Ensembles wird und gleichsam Nebenbuhler für Stephen, denn der von Cox verkörperte Jonathan Hellyer Jones weckt alsbald das Interesse der zunehmend von den Strapazen geplagten Jane, wobei hier auch im Umkehrschluss auch einer der ärgerlichsten Aspekte des Films zu finden ist, denn bei der Frage, ob und inwieweit die beiden eine Affäre hatten oder nicht, bleibt der von James Marsh inszenierte Film ungemein diffus und will sich partout kein Urteil, beziehungsweise keine Meinung erlauben und auch wenn ich verstehe, dass man sich in Anbetracht real existierender Figuren in diesem Punkt zurückhalten wollte, hätte man das Thema sicherlich auch anders handhaben können als geschehen. Nichtsdestotrotz vermag diese Biografie einem durchaus die Person Stephen Hawkings näherzubringen und dessen Leben zu skizzieren, doch ist es im Grunde reines Darsteller-Kino, das man hier geboten bekommt, denn ohne die großartigen Leistungen Redmaynes und Jones‘ wäre dieser Film mit seiner ansonsten sehr konservativen Inszenierung vermutlich nur halb so gut.

Fazit & Wertung:

James Marsh inszeniert in Die Entdeckung der Unendlichkeit die Lebensgeschichte von Stephen Hawking und fokussiert vorrangig auf dessen erste Ehe mit Jane, auf deren Buch wiederum das Skript des Films fußt, doch mehr noch als die ohnehin schon ereignisreiche wie gleichermaßen dramatische Biografie sind es die außergewöhnlichen darstellerischen Leistungen seitens Eddie Redmayne wie auch Felicity Jones, die für den Film einzunehmen wissen, der ansonsten weithin nach bekannten und wenig überraschenden Mustern inszeniert ist.

8 von 10 Schlüsselmomenten im Leben von Stephen Hawking

Die Entdeckung der Unendlichkei

  • Schlüsselmomente im Leben von Stephen Hawking - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

James Marsh inszeniert in Die Entdeckung der Unendlichkeit die Lebensgeschichte von Stephen Hawking und fokussiert vorrangig auf dessen erste Ehe mit Jane, auf deren Buch wiederum das Skript des Films fußt, doch mehr noch als die ohnehin schon ereignisreiche wie gleichermaßen dramatische Biografie sind es die außergewöhnlichen darstellerischen Leistungen seitens Eddie Redmayne wie auch Felicity Jones, die für den Film einzunehmen wissen, der ansonsten weithin nach bekannten und wenig überraschenden Mustern inszeniert ist.

8.0/10
Leser-Wertung 7.67/10 (3 Stimmen)
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Die Entdeckung der Unendlichkeit ist am 07.05.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Gina Dieu Armstark 5. Februar 2017

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