Review: Song to Song (Film)

Und wieder wird es Zeit für eine neue Film-Kritik, auch wenn diesmal der Film selbst für mich doch eine ziemliche Enttäuschung gewesen ist, wenn man einmal bedenkt, welch namhafter Cast hier speziell mir den Mund wässrig gemacht hat.

Song to Song

Song to Song, USA 2017, 129 Min.

Song to Song | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseur:
Terrence Malick
Autor:
Terrence Malick

Main-Cast:
Michael Fassbender (Cook)
Ryan Gosling (BV)
Rooney Mara (Faye)
Natalie Portman (Rhonda)
in weiteren Rollen:
Holly Hunter (Miranda)
Bérénice Marlohe (Zoey)
Val Kilmer (Duane)

Genre:
Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Song to Song | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Auf einer Party des egozentrischen Musik-Produzenten Cook lernen sich die die aufstrebenden Musiker Faye und BV kennen. Während Faye seit geraumer Zeit eine Affäre mit Cook unterhält, ist BV dessen neueste Entdeckung. Dessen ungeachtet – und ohne dass BV von Fayes Liaison wüsste – beginnen die beiden Nachwuchstalente eine Beziehung. Zunächst läuft alles bestens, doch BV spürt deutlich, dass Faye ihm etwas verheimlicht, während sich auch sein Standpunkt gegenüber dem Opportunisten Cook zu wandeln beginnt, der wiederum in der Kellnerin Rhonda ein neues Objekt der Begierde findet. Als Faye schließlich von ihrer Vergangenheit mit Cook berichtet, trennen sie und BV sich, doch inmitten des gerade in der Musikerszene pulsierenden Austin bleiben beide nicht lang allein, ohne indes darüber die glücklichen Stunden zu vergessen, die sie gemeinsam verbracht haben…

Rezension:

Es ist wirklich beinahe als tragisch zu bezeichnen, wie sehr ich mich auf Terrence Malicks Song to Song gefreut habe und wie enttäuschend die Erfahrung letztlich für mich sein sollte, denn nach meiner Sichtung des direkten Vorgänger-Films Knight of Cups glaubte ich ja durchaus, mich dem neueren filmischen Schaffen von Malick verbunden zu fühlen, mitsamt seiner esoterisch-philosophischen, beinahe ätherisch-entrückten Inszenierung, doch wirkt sein neuester Streich leider in weiten Teilen wie ein müder Abklatsch, eine uninspirierte und nur leicht variierte Abwandlung dessen, was in vorgenanntem Film thematisiert und behandelt worden ist. Da kommt es sicherlich nicht von ungefähr, dass die schlussendlich von Michael Fassbender (Frank) verkörperte Rolle ursprünglich Christian Bale angedacht worden ist, denn man könnte leicht meinen, es würde sich um ein und dieselbe Rolle handeln, auch, was die Inszenierung einzelner Szenen und den allgemeinen Look seiner "bescheidenen" Bleibe betrifft. Dabei kann man so leicht gar nicht ausmachen, welches Werk ge- und welches Werk beklaut worden ist, befand sich schließlich auch der schlussendlich 2017 erschienene Song to Song mehrere Jahre in der Post-Produktion, so dass viele Szenen bereits 2012 gedreht worden sind.

Szenenbild aus Song to Song | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Dabei merkt man dem Film seine lange Entstehungszeit, die sich über 40 Drehtage in zwei Jahren erstreckte, durchaus an, denn manche der Figuren, allen voran Rooney Mara (Una und Ray), die hier im Grunde die eigentliche Hauptrolle innehat, differieren in Look und Auftreten doch zuweilen gehörig. Dabei kann ich dem allgemeinen Tenor des Vorwurfs, (auch) Song to Song besitze keine Handlung, gar nicht mal zustimmen, denn auch wenn sich das Geschehen wiederholt und überlappt, zu elliptischen Querverweisen neigt und in den Zeiten springt, sich dabei stets fragmentarisch und bruchstückhaft präsentiert, ist doch zumindest ein loser roter Faden erkennbar und die Intention seitens Malick, einzelne Stationen auf dem persönlichen Lebensweg zu skizzieren, wird durchaus schön herausgearbeitet, obwohl der Film von seinen acht Stunden Rohfassung auf kaum über zwei Stunden Laufzeit zusammengekürzt worden ist. Dennoch, und das muss ich mit aller Entschiedenheit sagen, ist der Film noch immer zu lang und bringt einige ärgerliche Passagen mit sich, die reichlich redundant und wenig zielführend dahinplätschern, denn so schön es ist, dem ausgesucht hochkarätigen Ensemble beim Improvisieren zuzusehen, ist eben dennoch nicht alles Gold, was glänzt.

So hat mich aber Song to Song zumindest auf darstellerischer Seite schwer beeindruckt und allen voran Mara bietet nicht nur einiges an, sondern hängt sich spürbar rein, wohingegen Ryan Gosling (La La Land) vergleichsweise blass bleibt, auch wenn die Chemie der beiden zu- und untereinander nicht von der Hand zu weisen ist und sich die offensive Improvisation oftmals in ausnehmend natürlichen Szenen niederschlägt. Nichtsdestotrotz verlegt man sich im Grunde die meiste Zeit darauf, schönen Menschen bei schönen – und manchmal zugegebenermaßen nicht so schönen – Szenen zuzusehen, was dann doch ein bisschen wenig ist, um über mehr als zwei Stunden zu fesseln. Hinzu kommt, dass die ebenfalls prominent auf dem Cover beworbene Natalie Portman (Jane Got a Gun) eine im direkten Vergleich wirklich sehr kleine Rolle hat, die ihrer Ausrichtung nach das Geschehen zwar nachhaltig hätte beeinflussen können, ja beinahe müssen, am Ende aber sang- und klanglos von der Bühne tritt, ohne dass sich eingreifende Konsequenzen einstellen würden.

Szenenbild aus Song to Song | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Das wiederum mag man als Anhaltspunkt und Sinnbild für die emotionale Abgestumpftheit der Figuren deuten können, doch gibt es hierfür ja bereits die überwiegend küchenpsychologischen Off-Kommentare der Protagonisten, die diesen Umstand mehr als deutlich machen, wenn Maras Figur gleich zu Beginn darüber referiert, warum Sex für sie stets roh und aggressiv sein muss. So bieten sich zwar auch in Song to Song zahlreiche Interpretationsansätze, doch während vermeintliche Tiefe suggeriert wird, hatte ich hier mehr denn je das Gefühl, der Regisseur und Drehbuchautor (wenn man das denn Drehbuch nennen darf/will) rutsche zunehmend ins Prätentiöse, wenn die allgegenwärtigen Landschaftsaufnahmen, die einzelne Szenen immer wieder aufbrechen und untermalen, keinem weiteren Zweck zu dienen schienen, wenn die Geschichte unaufgeregt von Station zu Station mäandert und am Ende eine reichlich profane Lösung, eine Flucht als einzigen, als erstrebenswerten Ausweg offeriert, denn wie die Figuren sich in Song to Song und Knight of Cups im Inneren auch ähneln mögen, erschien mir der von Bale getragene Streifen doch weitaus konsistenter, was damit zusammenhängen mag, dass die Konzentration auf gleich drei Hauptfiguren schlussendlich im Grunde keiner davon gerecht wird. Last but not least untermauert Malick mir unverständlicherweise seinen Reigen noch mit kleineren Auftritten bekannter Musiker wie hier Iggy Pop oder Patti Smith, die zu allem Überfluss noch ein wenig bedeutungsschwangeres Geschwurbel absondern dürfen, während sich der Mini-Auftritt Val Kilmers beispielsweise in überhaupt keiner Weise erklärt, so dass es wundert, dass nicht auch er schließlich der Schnittschere zum Opfer gefallen ist.

Fazit & Wertung:

Terrence Malicks neuester Wurf Song to Song wirkt in weiten Teilen wie eine müde Variation seines vorangegangenen Films Knight of Cups und bemüht sich, diesmal gleich drei Hauptfiguren gerecht zu werden, doch deren Geschichte in Einklang zu bringen mit reichlich beliebig wirkenden Festival-Impressionen, malerischen Landschaftsaufnahmen, irritierenden Musiker-Interviews und küchenpsychologischen Off-Kommentaren entpuppt sich als schwieriges und sperriges Unterfangen. Schauwerte mag es zuhauf geben und auch die darstellerische Leistung des namhaften Cast steht außerfrage, gerade in Anbetracht der beinahe ausnahmslos improvisierten Szenen, doch wirkt das Geschehen in seiner Gesamtheit selten stimmig, geschweige denn packend.

5,5 von 10 Momentaufnahmen

Song to Song

  • Momentaufnahmen - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Terrence Malicks neuester Wurf Song to Song wirkt in weiten Teilen wie eine müde Variation seines vorangegangenen Films Knight of Cups und bemüht sich, diesmal gleich drei Hauptfiguren gerecht zu werden, doch deren Geschichte in Einklang zu bringen mit reichlich beliebig wirkenden Festival-Impressionen, malerischen Landschaftsaufnahmen, irritierenden Musiker-Interviews und küchenpsychologischen Off-Kommentaren entpuppt sich als schwieriges und sperriges Unterfangen. Schauwerte mag es zuhauf geben und auch die darstellerische Leistung des namhaften Cast steht außerfrage, gerade in Anbetracht der beinahe ausnahmslos improvisierten Szenen, doch wirkt das Geschehen in seiner Gesamtheit selten stimmig, geschweige denn packend.

5.5/10
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Sende

Song to Song ist am 02.11.17 auf DVD und Blu-ray bei STUDIOCANAL erschienen und ist zudem als Teil der am 16.11.17 erschienenen Terrence Malick Collection erhältlich. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 19. Dezember 2017

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