Auch heute hole ich mal wieder einen viel zu lange unberücksichtigt gebliebenen Film nach, der insbesondere zum Wochenende hin eine wunderbare Empfehlung darstellt, weshalb ich nicht nur viel Freude bei nachfolgender Rezension wünsche, sondern auch beim Film an sich, sollte ich dazu inspirieren können, diesem einmal eine Chance zu geben.
Sing Street
Sing Street, IE/UK/USA 2016, 106 Min.
© STUDIOCANAL
John Carney
John Carney
Maria Doyle Kennedy (Penny)
Aidan Gillen (Robert)
Kelly Thornton (Ann)
Ferdia Walsh-Peelo (Conor)
Komödie | Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
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Irland – genauer Dublin – Mitte der 1980er Jahre: Teenager Conor hat es nicht leicht, zumal seine Eltern ihn jüngst an die Synge Street Christian Brothers School verfrachtet haben, da sie sich den Privatschulunterricht nicht mehr leisten können. Dort findet der zurückhaltende Conor nur schwer Anschluss, traut sich aber immerhin, die hübsche Raphina anzusprechen. Dumm nur, dass er sie bittet, in seinem nächsten Musikvideo mitzuwirken, ohne wirklich eine Band zu haben. Kurzerhand tut Conor sich mit dem musikalisch vielseitig begabten Eamon zusammen und schart eine Handvoll mehr oder minder begabter Musiker um sich. Nach kurzen Querelen ist der Name der Band schnell gefunden: "Sing Street". Von Conors neuem Projekt nicht minder angefixt, mischt sich sein älterer Bruder Brendan schnell ebenfalls ein, beurteilt die aufgenommenen Songs und gibt Hausaufgaben in Form von Schallplatten auf. Und dadurch, dass Conor nun wirklich Leadsänger einer Band ist, kommt er auch der angeschmachteten Raphina zunehmend näher…
Rezension:
Lange hat es gedauert, bis ich mich letztendlich auch Sing Street zugewandt habe, obwohl mich Can A Song Save Your Life? seinerzeit so zu begeistern gewusst hat. Den Ausschlag, die Blu-ray nun aber endlich aus der Schublade zu kramen, gab aber letztlich die von Regisseur John Carney ersonnene und produzierte Serienstaffel von Modern Love, dank derer ich Carneys Filme überhaupt wieder auf den Schirm bekommen habe, denn auch Once harrt hier noch geduldig seiner Sichtung. Nun soll es aber erst einmal um dieses feine Coming-of-Age-Drama mit gewohnt reichlich musikalischem Einschlag gehen, in dem sich Carney einmal mehr auf seine Wurzeln besonnen und die Handlung entsprechend nach Dublin verlagert hat, konkret in die Mitte der Achtziger. Und insbesondere musikalisch war das freilich eine enorm spannende Zeit, wenn man da nur an Größen wie Duran Duran, The Cure oder the Clash denkt, wobei die musikalischen Einflüsse des Protagonisten Conor freilich noch viel weiter reichen, was allein schon für einen gelungenen Running Gag sorgt, wenn sich dessen Auftreten, Verhalten und natürlich Garderobe seinem jeweiligen Haupteinfluss anpasst. Die Geschichte, die Carney – der auch hier einmal mehr das Drehbuch beigesteuert hat – um die Entstehung der namensgebenden Band "Sing Street" schustert, ist dabei nicht eben neu oder sonderlich spektakulär geraten, überzeugt aber dafür mit schmissiger Inszenierung und einem gehörigen Schuss Authentizität.
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Hauptgrund hierfür ist Newcomer Ferdia Walsh-Peelo, der hier als absoluter Newcomer seine erste Film- und gleich Hauptrolle übernommen hat und Protagonist Conor mimt. Das hat den enormen Vorteil, dass ihm eine entwaffnende Natürlichkeit zu eigen ist, derweil es ausnahmsweise auch mal vom Alter her hinhaut, dass der zum Zeitpunkt des Drehs circa sechzehnjährige den fünfzehnjährigen Conor verkörpert und eben nicht fünf Jahre zu alt gecastet worden ist. Ansonsten verhält es sich, wie viele gute Geschichten anfangen, dass Conor schlichtweg einem Mädchen imponieren möchte und aus diesem Grund großspurig von seiner Band erzählt, die da noch gar nicht existiert und folglich eilends gegründet werden will. Demnach muss man auch ehrlich sein und sagen, dass Carney das Storytelling hier nicht neu erfindet und vieles Altbekannte neu arrangiert, doch kommt es darauf hier auch gar nicht so sehr an, zumal die Story überwiegend von ihrem Zeitgeist, dem Lokalkolorit und natürlich dem ausufernden Einsatz von Musik getragen wird, die einerseits eben altbekannte Klassiker umfasst, andererseits auch neue, teils großartige stücke zu bieten hat, die Conor und Band zum Besten geben. Der Name ist also durchaus Programm bei Sing Street, derweil es sich ansonsten um eine klassische, aber bestens garnierte Coming-of-Age-Geschichte handelt, in deren Mittelpunkt zwar Conor steht, die aber auch stets einen Blick über den Tellerrand wirft und die weiteren Akteure mitnichten unberücksichtigt lässt.
An deren Spitze wäre zuvorderst sicherlich Lucy Boynton zu nennen, welche die von Conor angeschmachtete Raphina verkörpert und mir jüngst noch in The Politician das erste Mal bewusst (positiv) aufgefallen ist. Doch wenn Carney sich bei seinem jungen Cast überwiegend auf junge, unverbrauchte, frische Talente verlässt, geizt er dafür in der zweiten Reihe nicht mir vergleichsweise bekannten Gesichtern und gemessen an den doch eher dürftig ausgearbeiteten Rollen ist es ein echter Clou, für die Eltern von Conor einerseits Aidan Gillen (Am Sonntag bist du tot) sowie andererseits Maria Doyle Kennedy (Orphan Black) verpflichtet zu haben, die ihnen die nötige Präsenz und Ausstrahlung verleihen. Ansonsten ist es vorrangig Conors älterer Bruder Brendan (Jack Reynor, Ein verborgenes Leben), der maßgeblich für dessen musikalischen Werdegang verantwortlich zeichnet und sich schnell – auch aufgrund von reichlich Freizeit und wenig Perspektive – zu dessen Mentor aufschwingt.
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Leichte Schwächen in der Dramaturgie und ein überwiegend vorhersehbarer Plot lassen sich so mittels Musik und ausgesuchter Besetzung durchaus verbergen, doch ist es mitunter eine der größten Schwächen – freilich Jammern auf hohem Niveau –, dass Sing Street eine Weile braucht, um wirklich in die Gänge zu kommen, derweil es immer wieder kleinere Durchhänger gibt, die allerdings selten wirklich störend ins Gewicht fallen. So ist auch dieser Film von John Carney Paradebeispiel für ein lupenreines Feel-Good-Movie und da passt es dann auch, dass mancher Konflikt sich recht unvermittelt in Wohlgefallen auflöst, auch wenn man das sicherlich eleganter hätte lösen können. Damit will ich aber freilich niemandem den Film verleiden und hatte auch selbst zu viel Spaß – und reichlich Ohrwürmer – als dass ich ihn nicht uneingeschränkt empfehlen würde, doch bei einer eingehenden Betrachtung war es mir wichtig, auch auf diese Schwächen hingewiesen zu haben, statt ihn nur euphorisch in den Himmel zu loben. Ansehen sollte man sich dieses Kleinod an Musikfilm aber auf alle Fälle, wenn man dem Genre auch nur ein wenig abgewinnen kann, zumal die lockeren Gags, schmissige Dialoge und großartig zusammengestellte Musik ihr Übriges tun, um fernab von inszenatorischen Feinheiten glänzend zu unterhalten.
Sing Street
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Musikalische Einflüsse - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
John Carney macht mit Sing Street seinem Ruf einmal mehr alle Ehre und offeriert einen durchweg positiv gestimmten Musikfilm mit nostalgischem Einschlag und reichlich Popkultur-Anspielungen, die auch über die musikalischen Referenzen hinaus zu überzeugen wissen. Wer ein Herz für schmissige Coming-of-Age-Storys hat, sollte unbedingt einen Blick riskieren!
Sing Street ist am 06.10.16 auf DVD und Blu-ray bei STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!