Heute mal eine durch und durch ungewöhnliche Film-Review meinerseits, weil ich nicht gewusst, hätte, wie ich diesen Film nach regulären Maßstäben hätte bewerten und beurteilen sollen. Aber hey, Review ist Review und vielleicht wird ja trotzdem deutlich, wie ich mich bei und nach der Sichtung gefühlt habe und was mich so fasziniert hat.
Knight of Cups
Knight of Cups, USA 2015, 118 Min.
© STUDIOCANAL
Terrence Malick
Terrence Malick
Brian Dennehy (Joseph)
Antonio Banderas (Tonio)
Freida Pinto (Helen)
Wes Bentley (Barry)
Isabel Lucas (Isabel)
Teresa Palmer (Karen)
Imogen Poots (Della)
Peter Matthiessen (Christopher)
Armin Mueller-Stahl (Fr. Zeitlinger)
Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© STUDIOCANAL
Das Versprechen von Glück und Erfolg ist in Hollywood allgegenwärtig und wer den berühmten Autor Rick kennenlernt, würde meinen, er hätte die Erfüllung gefunden, doch in ihm selbst sieht es anders aus und er hat längst die eigenen Mitte aus den Augen verloren. Desillusioniert durch eine Welt aus Schein und Sein stolpernd, immer auf der Suche nach sich selbst, sind es insbesondere die wechselnden Frauenbekanntschaften, von denen er sich ein tieferes Verständnis seiner Selbst erhofft, doch entpuppt sich diese Annahme wiederholt als Trugschluss, während auch der schwelende Konflikt mit seinem Vater wie auch seinem Bruder sein Übriges tut, ihn ein ums andere Mal ins Straucheln geraten zu lassen…
Rezension:
Nun bin ich einer von denjenigen, die mit Terrence Mallicks jüngerem Schaffen wie etwa The Tree of Life oder To the Wonder noch keinerlei Berührung hatten (auch wenn mich ersterer durchaus seit längerem reizt), doch bei Knight of Cups nun konnte ich ob der Thematik und Besetzung nicht länger an mich halten und musste quasi einen Blick riskieren, auch wenn ich darum wusste, dass Mallicks Werke doch durchaus als eher sperrig zu bezeichnen sind, weshalb es mir auch schwer fällt, nun eine sinnstiftende Rezension zu dem Werk zu verfassen. Gleich vorweg – und deshalb auch das Einräumen der Unkenntnis seiner früheren Werke – hat mich der Film, so merkwürdig, so fragmentarisch, so non-linear er auch sein mag, tief beeindruckt und berührt, ließ mich beinahe über die gesamte Laufzeit von knapp unter zwei Stunden quasi gleich dem Protagonisten auf Sinnsuche gehen, nicht nur dahingehend, was der Film mir zu sagen versuchen könnte, sondern auch die eigene Person betreffend. Interessant dabei ist, dass ich nicht einmal genau benennen könnte, in welche Richtungen meine Gedanken diesbezüglich gegangen sind, denn ähnlich wie der Film war alles merkwürdig diffus und in stetem Fluss, doch hat so einen Effekt, so weit ich mich erinnern kann, noch kein Film bei mir hervorgerufen und dergestalt kann ich ihm schon deshalb bescheinigen, durchaus etwas kontemplatives, transzendentales an sich zu haben, auch wenn das jedem Zuschauer freilich anders gehen mag und viele auch schlichtweg tödlich gelangweilt vor der Mattscheibe kleben dürften, wie es mir womöglich auch ergangen wäre, hätte der Film mich auf einem anderen – sprich falschen Fuß – erwischt.
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Wenn schon der Hauptdarsteller – in diesem Fall Christian Bale (American Hustle) – freimütig einräumt, nicht wirklich genau zu wissen, worum es in dem Film geht, in dem er selbst besagte Hauptrolle gespielt hat, dann spricht das natürlich schon Bände, sowohl was die Herangehensweise des Regisseurs betrifft, der wohl viele Szenen hat improvisieren lassen und insbesondere Bale nun eher kein aussagekräftiges Skript zur Verfügung gestellt hat, sondern auch über den Film an sich, der eben mehr assoziativ und schlafwandelnd aufgebaut ist als einer wirklichen Dramaturgie, geschweige denn einem roten Faden zu folgen, doch ist Knight of Cups auch nach meinem Dafürhalten einer der Filme, bei denen man sich den Sinn des Ganzen selbst erschließen kann, darf und soll, womit ich nicht einmal meine, dass Mallick die eine, unumstößliche und einzig wahre Wahrheit über die Bedeutung des Geschehens im stillen Kämmerlein verwahrt und man selbige einfach nur zu entschlüsseln hat, sondern dass eben jeder für sich selbst auf der einen oder anderen Ebene eine Bedeutung für sich herausfiltern kann oder eben nicht, womit die Schere natürlich gehörig klafft, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob das letztendlich veröffentlichte Werk hohe Kunst ist oder prätentiöser Quatsch mit esoterischem Unterbau, wie man mancherorts ebenso lesen durfte.
Nun bin ich für meinen Teil – und ich bin mir durchaus bewusst, dass speziell diese Kritik sich niemals mit einer nur halbwegs objektiven Herangehensweise einer professionelleren Ausrichtung wird messen können – nun weder ein esoterischer, noch religiöser Mensch und muss sagen, dass mir diese Themen trotz des Umstandes, dass Mallick sein Treiben anhand von Bezeichnungen verschiedener Tarot-Karten, die auch im Film selbst Erwähnung finden beziehungsweise thematisiert werden, in keiner Weise negativ aufgestoßen sind oder ich das Gefühl hatte, hier würde mit der Holzhammermethode versucht, eine gewisse Ideologie oder Theologie oder was auch immer zu kommunizieren oder transportieren und schon eher der Meinung bin, dass Knight of Cups zum freien Assoziieren einlädt, gänzlich fernab theologischer oder ideologischer Schemata oder dergleichen und selbst die Frage, ob es sich bei Bales Figur auf Sinnsuche und Suche nach sich selbst um ein Alter Ego des Regisseurs handelt oder nicht, wage ich weder zu bejahen noch zu verneinen, doch scheint mir das in Anbetracht des filmischen Treibens auch tendenziell bedeutungslos, denn selbst wenn dem so wäre, hätte ich als Zuschauer herzlich wenig davon, während es höchstens meine eigenen, schweifenden Gedanken unterbinden würde, die zusätzlich befeuert werden durch die ungemein stimmig gefilmten Bilderwelten, zu denen man insbesondere dem preisgekrönten Kameramann Emmanuel Lubezki (unter anderem Birdman) nur gratulieren kann.
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Man merkt wohl, dass es mir fern liegt, Knight of Cups filmisch zu analysieren, schlicht auch, weil ich mich dazu kaum in der Lage sehe, doch bin ich dafür durchaus in der Lage zu konstatieren, dass diese zwei Stunden semi-meditativer Erfahrung etwas in mir berührt haben und so sehr ich dem Werk seine fehlende Stringenz oder den rudimentären Plot ankreiden könnte oder mich darüber auslassen, dass kaum ein Wort gewechselt wird und die wenigen und oft kurzen Dialoge oft recht platt und nicht gerade tiefschürfend daherkommen, habe ich doch viel zu schwelgerisch durch die zwei Stunden mäandert, als diese jetzt kaputt analysieren zu wollen. Einzig ein Wort noch zu den weiteren Darstellern, deren Figuren allenfalls Schlaglichter im Leben von Bales Figur ausmachen und wohl ebenso wenig gewusst haben, in welche Richtung das Geschehen sich entwickeln würde oder auch nur, zu welchem Zeitpunkt des Films sie Teil der Handlung werden würden, um nur kurz darauf wieder von der Bildfläche zu verschwinden, bei denen Mallick ein nicht minder glückliches Händchen als bei der Besetzung von Christian Bale hatte, denn auch wenn Cate Blanchett (Der seltsame Fall des Benjamin Button) und Natalie Portman (Hesher) als einzige weitere Hauptdarstellerinnen genannt werden, hinterlässt doch auch ein Großteil der weiteren Darsteller durchaus bleibenden Eindruck und das, obwohl sie oftmals nur kurz zu sehen sind und man sich über ihre Bedeutung in dem fragmentarisch-schwelgerischen Eskapismus-Werk, das weit weniger die Dekonstruktion der Hollywood’schen Traumfabrik zum Ziel hat, als man meinen würde, in den seltensten Fällen klar werden dürfte.
Knight of Cups
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Surrealistisch anmutende Selbstfindungs-Trips - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Terrence Mallicks Knight of Cups ist ein frei assoziierendes, von seiner opulenten Bildsprache lebendes und kaum zu fassendes Konstrukt aus fragmentarischen Begebenheiten und schlaglichtartigen Begegnungen, das je nach Gusto als hohe Kunst oder prätentiöser Schund angesehen werden kann, mich persönlich aber in ferne Gedankenwelten zu entführen wusste und in meinem Fall so etwas wie das filmische Äquivalent einer meditativen Erfahrung darstellen dürfte.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 2,5/5 Punkte
Knight of Cups ist am 14.01.16 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Jaja, das Bewertungsproblem bei Malick-Filmen kennt vermutlich jeder Kritiker … :-)
Tatsächlich hat mir die Kritik selber viel mehr Kopfschmerzen bereitet als die reine Wertung, die stand schon relativ früh fest, halt im oberen Bereich, aber auch nicht zu gut/euphorisch, aber in Worte zu fassen warum, das war ein Akt ;)
Bei Malick gibt es nur Lieben oder Hassen. Da dir der Film anscheinend zugesagt hat, sollte dem Schauen der anderen erwähnten Werke wohl nichts im Wege stehen.
Denke ich tendenziell auch, wobei ich da sicherlich noch einige Monate ins Land streichen lassen werde, denn auch wenn mir der Film zugesagt hat, muss ich mir sowas nicht direkt wieder geben ;)