Review: Looper (Film)

Gestern war ich im Kino, schon wieder. Und was soll ich sagen: Endlich hat mich ein Film mal wieder (im positivsten Sinne) von den Socken gehauen, was mich auch prompt veranlasst hat, einerseits meine Review-Pläne für den heutigen Abend über den Haufen zu werfen und andererseits einmal wieder eine für meine Verhältnisse extrem ausführliche Review abzuliefern – verdient hat der Film diese Aufmerksamkeit nämlich ohne Frage! Und wenn ihr mir nicht glaubt, dann schaut und lest selbst!

Looper

Looper, USA/CN 2012, 118 Min.

Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Regisseur:
Rian Johnson
Autor:
Rian Johnson

Main-Cast:
Bruce Willis (Old Joe)
Joseph Gordon-Levitt (Joe)
Emily Blunt (Sara)
in weiteren Rollen:
Paul Dano (Seth)
Noah Segan (Kid Blue)
Piper Perabo (Suzie)
Jeff Daniels (Abe)

Genre:
Science-Fiction | Action | Thriller | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

2044: Zeitreisen sind noch nicht möglich, werden es aber in dreißig Jahren sein und beinahe augenblicklich verboten. Ungeachtet dessen machen sich Verbrechersyndikate die Technik zunutze und schicken potentielle Mordopfer verpackt und verschnürt in die Vergangenheit, wo so genannte Looper sie erwarten und kurzen Prozess mit ihnen machen. Notwendig ist dies für die Verbrecher, da 2074 die Ermittlungsmethoden dermaßen exakt und unfehlbar geworden sind, dass es sich als äußerst diffizil erweist, Leichen verschwinden zu lassen. Praktisch also, die Persona non grata in der Zeit zurückzuschicken und dort vom Looper entsorgen zu lassen, wo die Person im Grunde nie existiert hat.

Szenenbild aus Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Entlohnt werden die Looper mit Silberbarren, da in der nahen Zukunft die Schere zwischen Arm und Reich sich mehr und mehr ausgeweitet hat und eine Renaissance der „harten“ Währung eingeläutet worden ist. Einer dieser Looper ist Joe und auch er wurde von dem Gangster Abe – der aus der Zukunft zurückgeschickt worden ist, um die Looper zu überwachen – rekrutiert und ausgebildet. Mit dem Vertragsschluss einher geht allerdings die Bereitschaft, nach einer gewissen Zeit sein eigenes, gealtertes Ich zu richten und den Loop zu schließen. Durch den Umstand, dass eine Kapuze das Gesicht des Opfers verdeckt, erkennen die Looper ihr eigenes Ich erst nach dessen Tötung an dem untrüglichen Zeichen, dass ihnen – als Abfindung – Gold- statt Silberbarren auf den Rücken geschnallt sind. Der Looper wird aus den Diensten des Syndikats entlassen und kann dreißig Jahre sein Leben genießen, wissend, dass er sich dereinst selbst richten wird.

Erste Risse bekommt das System, als Joes bester Freund Seth sich selbst erkennt und – statt den Loop zu schließen – sein Alter Ego laufen lässt. Nachdem Seth bei Joe Zuflucht gesucht hat wittert Abe Verrat und zwingt Joe, ihm das Versteck von Seth zu verraten. Doch Joe soll bald ähnliches widerfahren, denn auch sein Loop soll geschlossen werden. Der ältere Joe schafft es allerdings, sein jüngeres Ich zu überwältigen und flieht. Abe eröffnet die Jagd auf die beiden Joes, während der jüngere Joe wiederum versucht, sein älteres Ich zu stellen und die Wogen zu glätten. Doch der aus der Zukunft stammende Joe hat ganz andere Pläne in der Gegenwart des Jahres 2044, denn er seinerseits begibt sich auf die Jagd nach dem Jungen, der dereinst der Regenmacher werden soll, ein skrupelloses und hasserfülltes Individuum, dass in der Zukunft beschließt, sämtliche Loops zu schließen und dort schon längst die Kontrolle über die Verbrechersyndikate erlangt hat. Joe versucht, die Wurzel allen Übels zu beseitigen, um so dreißig Jahre später den Tod seiner über alles geliebten Frau zu verhindern.

Rezension:

Szenenbild aus Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Der Regisseur und Drehbuchautor:

Obwohl noch ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt erweist sich Rian Johnson nun mehr denn je für mich als heißester Anwärter, in den Olymp der von mir vielgepriesenen und hochgelobten Regisseure erhoben zu werden. Nicht nur, dass sein Erstlingswerk Brick mich seinerzeit schon restlos faszinierte, liefert er mit Looper nun sein nicht minder überzeugendes drittes Werk ab, dass mich schmachvoll erkennen lässt, das sich mir alsbald möglich auch seinen zweiten Film Brothers Bloom einverleiben sollte.

Beeindruckend indes, mit welcher Selbstsicherheit und Weitsicht er Looper inszeniert hat und damit manch etabliertem Regisseur was das handwerkliche Können angeht spielend das Wasser abgräbt. Zuträglich dürfte diesem Umstand natürlich auch sein, dass er für bisher alle seine Filme auch selbst das Drehbuch verfasst hat, was – allein wenn ich mir die Divergenz zwischen Brick und Looper ansehe, sein Schaffen umso beeindruckender macht, da er sich nicht damit begnügt, sich auf eine Art Film einzuschießen, sondern stattdessen bisher gänzlich unterschiedliche Themen und Ansätze gewählt hat und trotzdem einen bereits jetzt deutlich erkennbaren, eigenen Stil in seinen Filmen durchsetzt und beibehält.

Die Darsteller:

Zu diesem Stil scheint es auch zu gehören, in jedem seiner Filme Joseph Gordon-Levitt unterzubringen, sei als Hauptdarsteller wie in Brick und Looper, oder in Form eines Cameo-Auftritts wie in Brothers Bloom. Mag dieser zwar nicht unbedingt die erste Wahl sein, wenn es um Ähnlichkeit zu Bruce Willis und somit seinem in die Jahre gekommenen Alter Ego geht, begrüße ich die Entscheidung doch sehr, denn die Chemie zwischen beiden Figuren stimmt und mittels Gesichtsprothesen und digitaler Farbveränderung von Gordon-Levitts Augen wurde der Ähnlichkeit in meinen Augen Genüge getan, um das Filmerlebnis nicht zu trüben, wenngleich es da auch gänzlich differierende Meinungen geben soll.

Szenenbild aus Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Das Schauspiel der beiden Joes ist natürlich über jeden Zweifel erhaben und Emily Blunts Darstellung der aufopferungsbereiten Mutter steht dem in nichts nach, zumal man ihr hoch anrechnen muss, dass sie nach Durchsicht der ersten Hälfte des Drehbuchs bereits – ohne Kenntnis ihrer Rolle – eine Blanko-Zusage abgegeben hat. Jeff Daniels derweil gibt einen glaubwürdigen und charismatischen Gangster ab, des Mannes nämlich, der vom Syndikat auf eine Reise ohne Wiederkehr geschickt worden ist, um in der Vergangenheit die Looper zu überwachen. Seiner Rolle hätte ich fraglos mehr Screentime gewünscht, doch muss ich auch ehrlich zugeben, dass hier der Fokus ganz klar auf Joe liegt und eine Vertiefung von Abes Figur nicht nottun würde.

Paul Dano setzt in seiner Rolle als Joes bester Freund Seth gekonnt Akzente und Noah Segan gibt einen glaubhaft überheblichen Kid Blue – Abes Handlanger – während einzig Piper Perabos Rolle ziemlich überflüssig und beliebig scheint und einen kleinen Wermutstropfen innerhalb des ansonsten großartigen Ensembles darstellt. Überschattet wird dies alles aber von Pierce Gagnons unglaublicher Leistung als Cid, der – obschon noch nur ein Junge – menschliche Abgründe auslotet und sich als wahrer Glücksgriff für den Film erweist, während seine Rolle mehr und mehr an Tragweite gewinnt.

Der Film:

Szenenbild aus Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Die Faszination von Looper gründet zwar in weiten Teilen auf Rian Johnsons Drehbuch und den durchweg begabten Schauspielern, aber was genau macht nun den Film so großartig? Nun, da wäre zunächst die Tatsache, dass es sich zwar um einen Film handelt, der einmal mehr das Zeitreisen thematisiert, dabei aber abgesehen von den üblichen Paradoxa beinahe gänzlich ohne Logiklücken auskommt, zumal deutlich wird, dass dieser Kniff letztlich nur Vehikel ist für ein Drama, das existentielle und philosophische Fragen zu stellen imstande ist, ohne dabei jedoch auf vorgefertigte Antworten und Plattitüden zurückgreifen zu müssen. Während sich die erste halbe Stunde beinahe gänzlich der Exposition der entworfenen Welt widmet, die in vortrefflicher Weise umgesetzt worden ist werden die Weichen gestellt für die folgenden Ereignisse, so dass später zu keinem Zeitpunkt der Verdacht aufkommt, hier könnte etwas Unerwartetes nur des Twists wegen aus dem Hut gezaubert geworden sein.

Das hat zwar insbesondere gegen Ende zur Folge, dass zumindest der versierte Cineast recht schnell ein Gespür dafür entwickelt, wie die Geschichte zu Ende gehen kann, ja beinahe muss, jedoch tut dies der Spannung keinen Abbruch, weil hier einmal mehr der Weg das Ziel ist und das grandiose Finale restlos überzeugt. Doch auch im Mittelteil bekommt der Zuschauer einiges geboten, nachdem also der ältere Joe im Kansas des Jahres 2044 angekommen ist und seine Mission beginnt, nachdem wir mittels Zeitraffer erfahren haben, wie es Joe in den vergangenen respektive künftigen dreißig Jahren ergangen sein wird, nachdem er seinen Loop erfolgreich geschlossen hat und warum es dem gealterten Joe ein solches Anliegen war, eben dieses Ereignis sich nicht widerholen zu lassen. Etwas unerwartet werden die Figuren Sara und Cid auf ihrer Farm eingeführt und hier beginnt Looper deutlich ruhigere Töne anzuschlagen, was kurzfristig den Erzählfluss ganz marginal hemmt, bevor man sich an die geänderte Ausgangsposition gewöhnt hat.

Szenenbild aus Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Spannend bleibt es freilich auch hier und die Mischung aus Auftragsmörder-Thriller, Zeitreise-Science-Fiction, Charakterdrama und Neo-Noir-Thriller geht mehr als auf. Insbesondere die Figur des Cid gewinnt – wie eingangs angedeutet – mehr und mehr an Faszination, während der Zuschauer zumindest manchmal auf falsche Fährten geführt wird, was die Identität des Regenmachers anbelangt. Im Mittelteil wird dann auch die ausführliche Exposition der Figuren und Begebenheiten genutzt, um die Figuren mit Tiefe und moralischen Konflikten anzureichern, die weit über das übliche Maß hinausgehen. Wenn Johnson schon Mord, Hoffnung, Liebe, Hingabe und Aufopferungsbereitschaft thematisiert, so ist er auch bereit, diese menschlichen Emotionen auszuloten und seine einzige Kompromissbereitschaft beschränkt sich auf das gnädige Abblenden bei der Tötung eines Kindes, was ich – nur um das eindeutig klarzustellen – gut und richtig finde.

Ansonsten geht es in der Welt von Looper zuweilen wirklich rau zu, ohne in Selbstzweckhaftigkeit zu verfallen, so dass wir eine düstere Zukunftsvision präsentiert bekommen, die nach dem Jahre 2044 mehr und mehr zu einer Dystopie zu werden scheint, wenngleich wir von der ferneren Zukunft wesentlich weniger präsentiert bekommen, als man vielleicht vermuten würde. Vielleicht ist dies dem vergleichsweise geringen Budget von „nur“ 30 Millionen US-Dollar geschuldet, kann man zumindest festhalten, dass der Film möglicherweise gerade deshalb so gut funktioniert, weil er auf billige Effekthascherei, auf hochglanzpolierte Zukunftsstädte und durchgestylte Verfolgungsjagden verzichtet, sondern sich stattdessen mehr einer rohen, der Wirklichkeit und Gegenwart viel näher scheinenden Welt verpflichtet fühlt, in der nur manche Umstände und Gerätschaften überhaupt darauf schließen lassen, dass wir uns in der Zukunft befinden.

Szenenbild aus Looper | © Concorde Film
© Concorde Film

Sei es wie es will hätte man sich trotzdem mehr Eindrücke aus der zukünftigeren Zukunft gewünscht, ebenso, wie manche Nebenfigur – allen voran Abe und Suzie, aber auch Kid Blue gerne tiefergehender hätte durchleuchtet werden können, doch ist das alles wie so häufig Jammern auf einem wirklich, wirklich hohen Niveau, denn alle Beteiligten liefern grandiose Arbeit ab und Rian Johnsons Konglomerat der Stilrichtungen und Genres überzeugt in hohem Maße, so dass ich jetzt schon voller Erwartung und Spannung auf dessen zukünftiges Wirken schiele.

Fazit & Wertung:

Looper ist für mich DIE Überraschung des Jahres, denn wenngleich er sich an zahlreichen Ikonen des Science-Fiction-Genres orientiert bietet er eine gänzlich originäre, vor allem aber originelle Grundidee, aus der Regisseur und Darsteller das Allerbeste herauszuholen wissen und so einen in beinahe sämtlichen Belangen grandiosen Film geschaffen haben.

9,5 von 10 zu schließenden Loops

Looper

  • Zu schließende Loops - 9.5/10
    9.5/10

Fazit & Wertung:

Looper ist für mich DIE Überraschung des Jahres, denn wenngleich er sich an zahlreichen Ikonen des Science-Fiction-Genres orientiert bietet er eine gänzlich originäre, vor allem aber originelle Grundidee, aus der Regisseur und Darsteller das Allerbeste herauszuholen wissen und so einen in beinahe sämtlichen Belangen grandiosen Film geschaffen haben.

9.5/10
Leser-Wertung 9/10 (2 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Abspannsitzenbleiber
Cellurizon: 9,5/10 Punkte
Cinema Forever: 8/10 Punkte
Freude am Film
Going to the Movies: 8,5/10 Punkte
Jason Auric: 7,5/10 Punkte

Looper erscheint am 21.02.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Concorde Video und läuft derzeit im Kino. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Kommentare (5)

  1. Dos Corazones 16. Oktober 2012
    • Wulf | Medienjournal 17. Oktober 2012
  2. Michael Gruhl 25. Oktober 2012
    • Wulf | Medienjournal 25. Oktober 2012
    • Wulf | Medienjournal 25. Oktober 2012

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