Review: Jeff, der noch zu Hause lebt (Film)

Nachdem ich gestern ein wenig dem Müßiggang gefrönt habe, gibt es heute direkt wieder eine neue Rezension zu einem relativ frisch erhältlichen Film, den ich euch wärmstens empfehlen kann, wenn ihr etwas übrig habt für skurrile, entschleunigte Geschichten mit sympathischen Charakterfiguren.

Jeff, der noch zu Hause lebt

Jeff, Who Lives at Home, USA 2011, 83 Min.

Jeff, der noch zu Hause lebt | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Regisseure:
Jay Duplass
Mark Duplass
Autoren:
Jay Duplass
Mark Duplass

Main-Cast:
Jason Segel (Jeff)
Ed Helms (Pat)
Susan Sarandon (Sharon)
in weiteren Rollen:
Judy Greer (Linda)

Genre:
Komödie | Drama

 

Trailer:

 

Inhalt:

Jeff, ein kiffender Müßiggänger Anfang 30, der ohne Job und Perspektive im Keller des Hauses seiner Mutter vor sich hinvegetiert, meint – inspiriert von seiner mehrmaligen Sichtung von Shyamalans Signs – Zeichen – ein ebensolches geschickt zu bekommen, als eine fremde Person ihn anruft und nach Kevin verlangt, obwohl in diesem Haus doch niemals ein Kevin gelebt hat. Jeffs Mutter Sharon indes fristet ihr Dasein in einem öden Büro und die einzige Abwechslung bietet ihr ein geheimer Verehrer, der sich aber nach Kräften sträubt, fernab von geheimnisvollen Nachrichten in Erscheinung zu treten.

Szenenbild aus Jeff, der noch zu Hause lebt | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Als Sharon Jeff den Auftrag erteilt, Kleber für eine kaputte Fensterlade zu besorgen, kommt allerdings Bewegung in dessen Alltag, da ihm ein ums andere Mal der Name Kevin zu verfolgen scheint und er alsbald auch auf seinen Bruder, den Workaholic Pat trifft, der eine lieblose Ehe mit seiner Frau Linda führt und an diesem Tag gemeinsam mit Jeff von ihrer vermeintlichen Untreue erfahren wird. Gemeinsam stolpern der bodenständige Pat und der bekiffte Jeff von einem Abenteuer ins nächste, während sich auch für Sharon herauszukristallisieren beginnt, um wen es sich bei dem Verehrer handeln könnte. Und am Ende dieses ereignisreichen Tages wird Jeff möglicherweise seine Bestimmung gefunden haben.

Rezension:

Mit Jeff, der noch zu Hause lebt haben die Brüder und Regisseure Jay und Mark Duplass eine warmherzige und intime Indie-Komödie geschaffen, die ganz akut und bewusst der Entschleunigung frönt und so die Zeit des Müßiggangs für Jeff aka Jason Segel, der sich mehr und mehr auch in Filmen zu behaupten weiß, ins rechte Licht rücken, sehr zum Leidwesen seiner Familie, hier dargestellt von Ed Helms, der sich völlig konträr zu seinem Hangover-Image verhalten darf und Susan Sarandon, die wie immer großartig ist, in dem was sie tut. Es handelt sich zweifelsohne um einen sonderbar ruhigen, betulichen Film und erst zum Ende hin wird der zeitweise behäbige Fortgang der Geschichte gekonnt aufgebrochen. Dieses Tempo ist natürlich zuvorderst der namensgebenden Titelfigur geschuldet, die hier als krasser Gegenentwurf zur heutigen Leistungsgesellschaft skizziert wird und sich in all ihrer Trägheit durch die Welt schleppt, auf der ständigen Sinnsuche und offen für die Wunder des Alltags.

Szenenbild aus Jeff, der noch zu Hause lebt | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Jeff, der noch zu Hause lebt eignet sich dadurch aber auch nur bedingt für den üblichen Zuschauer, denn heutzutage ist man einfach anderes gewohnt, was Tempo und Dramaturgie anbelangt und trotz seiner recht mageren Laufzeit haben sich auch für mich einige Längen in der Geschichte aufgetan. Dafür fühlt sich der Film seinen Figuren verpflichtet und opfert ihre Integrität nicht für einen faden Gag, sondern besinnt sich stattdessen auf einen stillen, hintergründigen und unaufgeregten Humor, der lieber leise schmunzeln als laut lachen lässt. Vor allem aber versprühen die Figuren jede auf ihre Art eine gehörige Portion Charme und funktionieren insbesondere in der Chemie untereinander nahezu perfekt, so dass man den Standpunkt jedes Familienmitglieds durchaus nachvollziehen kann und demnach auch mit Freude verfolgt, wenn die doch sehr unterschiedlichen Welten ein ums andere Mal aufeinanderprallen, nicht ohne sich zwischenzeitlich auch durchaus versöhnlich zu zeigen.

Dadurch haben wir es mit einer waschechten und überzeugenden Tragikomödie zu tun, die natürlich einmal mehr insbesondere aufgrund ihrer Darsteller zu gefallen weiß, die – wie eingangs schon erwähnt – in einer Weise harmonieren und glaubhaft eine Familie verkörpern, wie man es nur selten erlebt. Erwähnenswert wäre bei den Figuren noch Pats Frau Lind, gespielt von Judy Greer, die ebenfalls wie eh und je zu überzeugen weiß und meiner Meinung nach ansonsten viel zu oft für viel zu kleine Rollen besetzt wird. Alle weiteren Figuren bleiben in Jeff, der noch zu Hause lebt kaum mehr als Staffage, doch ist dies ja auch nicht weiter verwunderlich, zumal der Film – dessen Titel ja eine Konzentration allein auf Jeff suggeriert – mich bereits dahingehend überrascht hat, den Rest der Familie ebenbürtig in die Handlung einzuflechten.

Szenenbild aus Jeff, der noch zu Hause lebt | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Obwohl also Tempo und Spannungskurve des Films zu wünschen übrig lassen, fährt Jeff, der noch zu Hause lebt gehörig Sympathiepunkte ein und gefällt als liebevoll inszenierte Indie-Tragikomödie der leisen Zwischentöne. Hier hätte man sich allerdings noch etwas mehr Mut zur Eigenständigkeit wünschen können, denn so absurd und absonderlich die Begebenheiten zuweilen zu sein scheinen, sind sie doch auch in Teilen immer wieder vorhersehbar und kaum überraschend. Das Ende indes stimmt wiederum versöhnlich und bringt die nur langsam in Fahrt kommende Story zu einem überzeugenden Abschluss. So bleibt ein in seiner Gänze überzeugender Film, dem ein wenig mehr dramaturgischer Feinschliff und etwas weniger Gemütlichkeit gut getan hätten, um noch mehr punkten zu können.

Fazit & Wertung:

Jeff, der noch zu Hause lebt erzählt in manchmal arg betulicher Weise, aber immer herzerfrischend und positiv die Geschichte eines sympathischen Loser, der das Träumen und den Glauben an Zeichen und Wunder noch nicht verlernt hat. Hätte die Inszenierung sich nicht ganz so sehr ihrem gemütlichen Helden verschrieben, wüsste der Film allerdings noch mehr zu überzeugen.

7 von 10 Zeichen des Schicksals

Jeff, der noch zu Hause lebt

  • Zeichen des Schicksals - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Jeff, der noch zu Hause lebt erzählt in manchmal arg betulicher Weise, aber immer herzerfrischend und positiv die Geschichte eines sympathischen Loser, der das Träumen und den Glauben an Zeichen und Wunder noch nicht verlernt hat. Hätte die Inszenierung sich nicht ganz so sehr ihrem gemütlichen Helden verschrieben, wüsste der Film allerdings noch mehr zu überzeugen.

7.0/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 8/10 Punkte

Jeff, der noch zu Hause lebt ist am 10.01.13 (kurioserweise nur) auf DVD im Vertrieb von Paramount Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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Eine Reaktion

  1. Sonja | Zeilenkino 4. Februar 2013

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