Konventionen gehören ja ab und an auch einmal aufgebrochen und deshalb gibt es heute eben keinen schlechten Film, vor dem ich euch warnen möchte, sondern stattdessen ein echtes Kleinod, das ich wärmstens empfehle!
Journey of Love
Das wahre Abenteuer ist die Liebe
Safety Not Guaranteed, USA 2012, 86 Min.
© Tiberius Film
Colin Trevorrow
Derek Connolly
Aubrey Plaza (Darius)
Mark Duplass (Kenneth)
Jake Johnson (Jeff)
Karan Soni (Arnau)
Jenica Bergere (Liz)
Kristen Bell (Belinda)
Jeff Garlin (Mr. Britt)
Mary Lynn Rajskub (Bridget)
Komödie | Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Tiberius Film
Darius absolviert derzeit ein Praktikum beim Seattle-Magazine, doch anstatt wirklich etwas zu lernen, wird sie nur allzu gern für Hilfsarbeiten eingespannt. Daran scheint sich auch wenig zu ändern, als Journalist Jeff seiner Chefin ein auffällig eigensinniges Inserat vor die Nase hält, dem er auf den Grund zu gehen plant, denn auch wenn er hierfür Darius und den schüchtern Praktikanten Arnau mit ins Boot holt, ist der Ausflug an die Pazifikküste für Jeff doch vorrangig ein Vorwand, eine lang Verflossene zu besuchen. Die Zeitungsannonce allerdings hat es inhaltlich wirklich in sich, denn gesucht wird eine Begleitung für eine geplante Zeitreise, wobei man die Waffen selbst mitzubringen habe und für die eigene Sicherheit nicht garantiert werden könne. Das schreit ja geradezu nach einem Artikel voller sprödem Hinterwäldler-Charme mit einem gewissen Augenzwinkern, doch da Jeff nicht vorhat, der Angelegenheit großartig Aufmerksamkeit zu widmen, setzt er kurzerhand Darius auf den Supermarktangestellten Kenneth an, der sich als Inserierender entpuppt und zunächst skeptisch ist, ob sie die Sache auch ernst nimmt. Darius bleibt in ihrer Rolle und ist zunehmend fasziniert von Kenneth, wobei bis zuletzt die Frage offen bleibt, ob es sich bei seinen Zeitreiseplänen womöglich doch um mehr als Hirngespinste handeln könne…
Rezension:
Ich würde behaupten, dass ich nicht gerade wenige Filme sehe, auch wenn ich mit dem, was mich interessieren würde, freilich niemals hinterherkomme, doch dennoch gibt es immer wieder Filme, die bislang gänzlich meiner Aufmerksamkeit entgangen sind und in diese Kategorie fällt nun auch Journey of Love, wobei es natürlich auch schon wieder reichlich perfide ist, den im Original als Safety Not Guaranteed betitelten Streifen mit einem neuen englischen Titel zu versehen, anstatt ihn meinetwegen nur einzudeutschen, wenn es denn hätte sein müssen. Dabei hat sich hiermit Regisseur Colin Trevorrow seine Meriten verdient, um drei Jahre später Jurassic World inszenieren zu dürfen, wobei die Werke thematisch wie inhaltlich freilich kaum etwas miteinander gemein haben. Dennoch ist diese Zeitreise-Romantik-Komödie allerfeinster Indie-Stoff und großartig inszeniert, wobei man auch lohnend erwähnen sollte, dass der mit nicht einmal neunzig Minuten knapp gehaltene Film kein Gramm Überflüssiges mit sich herumträgt und dennoch Zeit findet für kleinere Nebenschauplätze und Schlenker, die das große Ganze – das Zeitreise-Inserat und die Frage, ob Kenneth nun Spinner oder womöglich doch Visionär ist – aber nicht verwässern, sondern stets bereichern.
© Tiberius Film
Die große Frage um Kenneth bleibt dabei bis ganz zum Ende offen, so dass Journey of Love dann auch einer der wenigen Zeitreise-Filme quasi gänzlich ohne Zeitreisen ist. Entsprechend kann und sollte man selbst bei einer gewissen Übersättigung vom Thema hier durchaus einen Blick riskieren, zumal viele der sonst gern bemühten Regeln und Paradoxa hier auch im Gespräch liebevoll aufs Korn genommen werden. Ansonsten behandelt Trevorrows Film aber im Grunde universelle Themen und wäre Protagonistin Darius nicht schon erwachsen, könnte man glatt von einer Coming-of-Age-Story sprechen, denn im Grunde geht es um Wünsche, Träume, den eigenen Lebensweg und den Platz darin. Alles Dinge, bei denen Darius sicherlich noch keine klare Aussage treffen könnte, was dann auch nachvollziehbarer Grund ist, weshalb sie zunehmend von Kenneth fasziniert ist, denn einerseits schert er sich nicht darum, was Außenstehende – oder Unwissende – von ihm halten könnten, andererseits ist sein Zeitreiseplan natürlich die ultimative Form des Eskapismus und allein schon als Gedankenexperiment ungemein reizvoll, was auf der Meta-Ebene erklärt, wieso es so oft als Konzept bemüht wird.
Fernab vom gelungenen Konzept merkt man aber auch, dass die Rolle der Darius Aubry Plaza (The Little Hours) auf den Leib geschrieben worden ist, die sie folglich voller Hingabe und mit Bravour meistert, so dass ich mir ebenfalls niemand sonst für die Rolle vorstellen könnte, wobei selbiges auch für Jeff gilt, der von dem spätestens seit New Girl allseits bekannten Jake Johnson verkörpert wird, der sich aber auch schon an ähnlich gearteten Indie-Produktionen wie beispielsweise Drinking Buddies beteiligt hat (wenn der auch erst ein Jahr später als Journey of Love entstanden ist). Mark Duplass (The Lazarus Effect) wiederum gelingt es wunderbar, den verschrobenen Eigenbrötler Kenneth zu mimen, dessen aufkeimende Freundschaft zu Darius und ihre gegenseitigen Gefühle das Herzstück des Films bilden, obwohl sie auf den ersten Blick so gar nicht zueinander zu passen scheinen, aber unter der Oberfläche weit mehr gemein haben, als man zunächst ahnt.
© Tiberius Film
Dadurch ist das Spielfilm-Debüt von Colin Trevorrow eine wunderbar leichtfüßige und oft herrlich spleenige Angelegenheit geworden, die jetzt zwar nicht unbedingt laute Lacher am laufenden Band produziert, ansonsten aber ungemein liebenswert und charmant geraten ist, während sowohl die Chemie zwischen Plaza und Duplass als auch die Nebenschauplätze und nicht zuletzt Gastauftritte (Kristen Bell!) zu begeistern wissen. Kurzweiliger kann man anderthalb Stunden im Grunde kaum rumbringen, auch wenn man dem Film zuweilen sein schmales Budget doch anmerkt. Wenn ich ehrlich bin, kommt aber selbst das dessen Charme zupass, während man gemeinsam mit Journalist Jeff und seinen beiden Praktikanten zu ergründen sucht, welche Geheimnisse hinter der Fassade von Kenneth lauern, zumal Drehbuchautor Derek Connolly noch so manche Wendung in petto hat für die zweite Filmhälfte, die man nicht unbedingt kommen sehen dürfte.
Journey of Love - Das wahre Abenteuer ist die Liebe
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Manierismen eines mutmaßlichen Spinners - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Colin Trevorrow gelingt mit Journey of Love eine ungemein charmante Zeitreise-Komödie ganz ohne Zeitreisen, dafür aber mit herrlich spleenigem Aufhänger und einem bestens aufgelegten – und sorgsam ausgewählten – Ensemble, die der Exzentrik des Stoffes mehr als gerecht werden. Ein gleichermaßen kurzweiliges wie unkonventionelles Filmvergnügen.
Journey of Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe ist am 06.03.14 auf DVD und Blu-ray bei Tiberius Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!