Review: Table 19 – Liebe ist fehl am Platz (Film)

Auch heute habe ich mir mal wieder einen Film rausgepickt, der doch eher weniger Beachtung bekommen, mich aber seit längerem immer mal wieder angelächelt hat.

Table 19
Liebe ist fehl am Platz

Table 19, USA 2017, 87 Min.

Table 19 - Liebe ist fehl am Platz | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Jeffrey Blitz
Autoren:
Jeffrey Blitz (Story & Drehbuch)
Mark Duplass (Story)
Jay Duplass (Story)

Main-Cast:

Anna Kendrick (Eloise McGarry)
Craig Robinson (Jerry Kepp)
June Squibb (Jo Flanagan)
Lisa Kudrow (Bina Kepp)
Stephen Merchant (Walter Thimble)
Tony Revolori (Renzo Eckberg)

Genre:
Komödie | Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Table 19 - Liebe ist fehl am Platz | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Eigentlich wollte Eloise gar nicht zur Hochzeit ihrer besten Freundin erscheinen, nachdem sie nicht nur als Brautjungfer sondern auch aus dem inneren Zirkel der geladenen Gäste entlassen wurden, als ihre Beziehung mit dem Trauzeugen Teddy von ihm via Textnachricht beendet worden ist, doch schlussendlich beißt sie die Zähne zusammen und erscheint trotzdem. Vor Ort muss sie erfahren, dass sie an den verhassten Tisch 19 in die hinterletzte Ecke des Saals verfrachtet worden ist, gemeinsam mit den zerstrittenen Eheleuten Bina und Jerry Kepp, der ehemaligen Nanny Jo, dem zeitweilig freigelassenen Häftling Walter und dem jungen Renzo, der auf Raten seiner Mutter hier auf Freundinnenfang unterwegs ist. Anschluss an die Feiernden ist schwer zu finden und so entwickelt sich die eigentümliche Truppe schnell zu einer eingeschworenen Gesellschaft, die treu füreinander einsteht, insbesondere, nachdem sie von den Hintergründen der Trennung von Eloise und Teddy erfahren haben…

Rezension:

Immer mal wieder lachte mich die Blu-ray von Table 19 beim Stöbern an und da Filme mit Anna Kendrick eigentlich fast immer eine sichere Bank für mich sind, wundert es mich noch am meisten, wieso ich den Film erst jetzt gesehen habe, zumal der auch ansonsten mit seiner eigenwilligen Indie-Attitüde und dem oft ein wenig in Unwucht geraten wirkenden Skript durchaus meinem Geschmack entspricht. Das Skript hierzu stammte auch ursprünglich von Mark und Jay Duplass, deren eigenwilliger Stil schon bei Jeff, der noch zu Hause lebt bestaunt werden konnte, bevor Regisseur Jeffrey Blitz die Story überarbeitete und schließlich selbst verfilmte. Herausgekommen ist ein eigenwilliges Faszinosum, das sicher nicht frei von Schwächen ist, aber dank der ungewöhnlichen Erzählweise und einem herrlich aufspielenden Cast auch einiges an Charme bereithält.

Szenenbild aus Table 19 - Liebe ist fehl am Platz | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

So zieht der Film natürlich schon einen Großteil seiner Faszination aus der konsequent nicht zueinander passen wollenden Tisch-Besetzung des namensgebenden Table 19, die quer durch alle Bevölkerungs- und Altersgruppen ein buntes Sammelsurium vergessener und ignorierter Gestalten umfasst, die nicht einzuladen zwar auch nicht geht, deren Fehlen aber auch niemandem wirklich aufgefallen wäre. Ein wenig erinnert Blitz‘ Film dabei – speziell hinsichtlich Setting und Ausgangslage – an den später entstandenen und ungleich erfolgreicheren Destination Wedding, doch hat es sich freilich schnell mit den Gemeinsamkeiten, zumal hier eben mitnichten eine ungewöhnliche Liebesgeschichte im Vordergrund steht (auch wenn der deutsche Untertitel Liebe ist fehl am Platz trotz Verneinung etwas anderes suggerieren möchte), sondern eben schlichtweg die eigenwillige Truppe, an deren Spitze sich mit gewohnter Selbstironie und Hingabe Anna Kendrick (Mr. Right) bewegt, deren neurotische Art binnen der kaum neunzig Minuten Laufzeit ebenso erklärt wird wie die Hintergründe der weiteren Figuren umrissen werden.

Dabei ist Table 19 aber gar nicht so sehr Komödie, wie sich das mancher wünschen oder erwarten würde, sondern eben vielmehr eine klassische Dramedy, deren Verquickung aus ernsten und (gewollt) lustigen Szenen nicht immer wirklich glückt, zumal sich Blitz hier des Öfteren magerer Slapstick-Einlagen bedient, die nicht so recht ins Schema passen wollen, wohingegen der herrlich naive aufspielende, einmal mehr sein komödiantisches Talent unter Beweis stellende Stephen Merchant (Logan) sich hier mit trockenen Sprüchen und Liebenswürdigkeit als echter Szenendieb erweist. Lisa Kudrow (Paper Man) und Craig Robinson (Das ist das Ende) wissen als verkrachte Eheleute Kepp zwar nicht minder zu gefallen, tragen aber eher zu den dramatischeren Parts der Erzählung bei, als dass man ihnen besonders witzige Szenen auf den Leib schneidern würde, was zugegebenermaßen speziell bei Kudrow zunächst irritiert. Last but not least wären da aber auch noch die der Vergangenheit nachtrauernde Nanny Jo (June Squibb) und der von Tony Revolori (Grand Budapest Hotel) verkörperte Teenie-Schwerenöter Renzo, um die illustre Runde zu komplettieren, die merklich fernab der eigentlichen Hochzeitsgesellschaft ihr Dasein fristet und schnell bemerkt, dass dies auch mit sich bringt, sich frei und unbehelligt in dem Domizil bewegen zu können.

Szenenbild aus Table 19 - Liebe ist fehl am Platz | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

So wirkt Table 19 zunächst auch wie eine Art ungewöhnliches Kammerspiel, wenn sich ein Großteil des Geschehens an dem namensgebenden Tisch konzentriert, doch bricht Blitz mit dieser Prämisse spätestens in der zweiten Hälfte, um insbesondere dem dramatischeren Touch der Geschichte mehr Raum zur Entfaltung geben zu können. Wie gesagt, es gelingt ihm nicht immer, komödiantische und dramatische Aspekte in Einklang zu bringen und auch das das mit Zuckerguss überhäufte Ende hätte mit weniger Kitsch und Schmalz auskommen können, doch ist diese Truppe rund um Kendricks Eloise so liebenswert und warmherzig geraten, dass es schlichtweg Spaß macht, ihnen bei ihren Eskapaden beizuwohnen, zumal die Geschehnisse nicht annähernd so überhöht und auf die Spitze getrieben werden, wie man das zwischenzeitlich vermuten würde. Sicherlich kein Film, den man gesehen haben muss oder der auch nur längerfristig wirklich in Erinnerung bleibt, der für einen netten Filmeabend allerdings allemal taugt und sich speziell in seiner unangepassten, manchmal beinahe sperrigen Art der Inszenierung wohltuend vom Einheitsbrei ähnlich gearteter Veröffentlichungen abhebt, selbst wenn das manchmal zulasten der dramaturgischen Qualität gehen mag.

Fazit & Wertung:

Der von Jeffrey Blitz nach einer Story von Jay und Mark Duplass realisierte Table 19 punktet weder mit sonderlichen Innovationen noch einer stringenten, ausgewogenen Erzählweise, dafür aber umso mehr mit dem spielfreudigen Cast, der hier den namensgebenden Tisch einer Hochzeitsgesellschaft bevölkert und sich schnell zu einer eingeschworenen Gemeinschaft entwickelt, die ihr Außenseitertum regelrecht zu zelebrieren verstehen. Und das zumindest ist die meiste Zeit ungemein charmant geraten.

6,5 von 10 betretenen Tischgesprächen

Table 19 - Liebe ist fehl am Platz

  • Betretene Tischgespräche - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Der von Jeffrey Blitz nach einer Story von Jay und Mark Duplass realisierte Table 19 punktet weder mit sonderlichen Innovationen noch einer stringenten, ausgewogenen Erzählweise, dafür aber umso mehr mit dem spielfreudigen Cast, der hier den namensgebenden Tisch einer Hochzeitsgesellschaft bevölkert und sich schnell zu einer eingeschworenen Gemeinschaft entwickelt, die ihr Außenseitertum regelrecht zu zelebrieren verstehen. Und das zumindest ist die meiste Zeit ungemein charmant geraten.

6.5/10
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Table 19 – Liebe ist fehl am Platz ist am 14.12.17 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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