Heute hole ich dann mal kurzerhand den für letzte Woche Dienstag geplanten Film nach und wünsche mir, dass ich in dieser Woche wieder ein wenig mehr nach Plan zu agieren vermag, wobei das nahende lange Wochenende (und eine sich daran anschließende Urlaubswoche) natürlich das Beste hoffen lassen.
Benzin im Blut
Driven, USA/UK/PR 2018, 113 Min.
© Embankment Films
Nick Hamm
Colin Bateman
Alejandro Carpio (Co-Autor)
Jason Sudeikis (Jim Hoffman)
Lee Pace (John DeLorean)
Judy Greer (Ellen Hoffman)
Corey Stoll (Special Agent Benedict Tisa)
Isabel Arraiza (Cristina DeLorean)
Michael Cudlitz (Morgan Hetrick)
Erin Moriarty (Katy Connors)
Iddo Goldberg (Roy)
Tara Summers (Molly Gibson)
Justin Bartha (Howard Weitzman)
Biografie | Drama | Komödie | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Embankment Films
Einst Gauner und Betrüger, ist Jim Hoffman jüngst zum FBI-Informanten avanciert und hält nach außen die Fassade eines mondänen und erfolgreichen Mannes aufrecht, auch wenn er selbst eher sprunghaft, unsicher und opportunistisch daherkommt. Bei einem seiner Nachbarn handelt es sich um den gefeierten Sportwagenbauer John DeLorean, der verzweifelt Investoren sucht für die Serienproduktion des DeLorean DMC-12 mit den ikonischen Flügeltüren, quasi Blaupause des Autos der Zukunft. Hoffman biedert sich reichlich an bei DeLorean und schnell werden die beiden so etwas wie Freunde, derweil Hoffmans Kontakt beim FBI noch gänzlich anderes im Sinne steht. Nach einer Reihe von Rückschlägen ist DeLorean nämlich zunehmend verzweifelt, seine Werke am Laufen zu halten und willigt schließlich widerwillig ein, mit einem der früheren Geschäftspartner von Hoffman zu kollaborieren und sich in einem großangelegten Drogenhandel zu engagieren. Das FBI indes bereitet bereits die Falle vor…
Rezension:
Schon vor einiger Zeit hatte ich das erste Mal von Driven gehört, doch nachdem es lange ruhig war um den Film, ist der jetzt sang- und klanglos – unter anderem – im Prime-Angebot von Amazon zu bestaunen, derweil eine DVD- oder Blu-ray-Auswertung noch auf sich warten lässt. Tatsächlich habe ich ihn auch nur anhand des Covers überhaupt erkannt, denn hierzulande wird das Quasi-Biopic mit Crime-Einschlag als Benzin im Blut vermarktet, was nun nicht eben ein cleverer, geschweige denn passender Titel ist, aber das kennt man ja schon. Nun hat der Film natürlich in Sachen Erwartungshaltung schon ein paar grundlegende Probleme, denn wer sich auf reichlich Szenen mit dem kultigen DeLorean freut, wird ebenso enttäuscht werden wie all jene, die beim deutschen oder englischen Titel an reißerische Autoverfolgungsjagden oder dergleichen denken, denn im Kern handelt es sich eben vorrangig um ein Drama, wenn auch mit reichlich Feelgood-Vibes und Seventies-Flair versehen. Weiß man allerdings, was einen erwartet und bleibt aufgeschlossen, erwartet einen ein durchaus unterhaltsamer Film, wenn der auch dramaturgisch manchmal etwas konfus gerät und sich einmal zu oft an ähnlich gelagerten Vorbildern orientiert, was die Art der Inszenierung angeht.
© Embankment Films
Das beginnt schon mit der im Grunde unnötig verschachtelten Erzählweise, so dass wir vom Gerichtssaal – wo Hofferman verhört wird – zu seiner Zeit als Nachbar von John DeLorean springen und wieder zurück, was jetzt nicht hochgradig verwirrend ist, oft aber nicht gerade glücklich gelöst wird und wenig dazu beiträgt, Driven in irgendeiner Weise besser oder cleverer zu machen. Durch die steten Wechsel aber bleibt vieles rund um Hofferman und DeLorean merkwürdig oberflächlich und auch wenn der Fokus der Erzählung auf dem FBI-Spitzel Hofferman liegen mag, bleibt DeLorean demgegenüber doch ausnehmend blass, gleichwohl Lee Pace (The Book of Henry) grundsätzlich Lob verdient hat für seine Inkarnation des visionären, aber letzthin gescheiterten Autobauers. In dessen Wirkkreis finden sich dann auch die wenigen Anleihen an das Kult gewordene Gefährt aus Zurück in die Zukunft, doch wird hier eben nicht die Geschichte des DeLoreans erzählt, sondern die Geschichte von John DeLorean. Auch hier aber bekommt man die Infos nur aus zweiter Hand spendiert und beispielsweise die Produktionsstätte in Übersee bekommt man erst gar nicht zu Gesicht.
Stattdessen widmet man sich lieber dem sonnendurchfluteten Kalifornien und dem flatterhaften Jim Hofferman, wodurch es auch Jason Sudeikis (Kodachrome) ist, der den Film am Laufen hält und mit seinem unbedarften Charme reichlich zum Unterhaltungswert beiträgt. Das lässt den Film leichtfüßig und souverän erscheinen und ich kann nicht verhehlen, mich gut unterhalten gefühlt zu haben, aber die eigentliche Erzählung steht da doch eher hintenan und wirkt in der Nachbetrachtung wie ein prestigeträchtiges Zugpferd, ein Aufhänger, um die Story in Fahrt zu bringen, denn um die Geschichte eines Ex-Gauners zu erzählen, der auf allen Hochzeiten tanzt und stets auf den eigenen Vorteil bedacht ist, hätte auch eine gänzlich fiktionale Form genügt. Ich kann nämlich nicht behaupten, jetzt wirklich mehr zu wissen über die Person hinter dem DeLorean, geschweige denn, dass es glaubwürdig wäre, wie die Story sich lau Benzin im Blut zugetragen haben soll. Die Eckdaten mögen passen, doch ansonsten bemüht man sich eben um oben erwähnte Feelgood-Vibes, die beispielsweise an Barry Seal denken lassen, ohne dass der von Nick Hamm inszenierte Streifen je an dessen Klasse und erzählerische Leichtfüßigkeit heranreichen würde.
© Embankment Films
Einerseits ist dafür die Geschichte des verzweifelten Autobauers weder faszinierend noch erstaunlich genug, andererseits gelingt es Hamm kaum, die wirklichen Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten, so dass am Ende ein komödiantisch-spleenig angehauchtes Krimi-Drama herauskommt. Das kann man sich zweifelsohne gut ansehen und unterhaltsam ist es auch, bleibt aber erzählerisch eher schwach auf der Brust und bietet vor allem viel zu wenig von dem, was man sich eventuell erwarten dürfte. Look, Soundtrack, Flair sind derweil über jeden Zweifel erhaben und unterstützen die angestrebte Atmosphäre, auch wenn die eben nach Herzenslust von anderen Werken abgekupfert und lediglich neu arrangiert worden ist. Damit steht und fällt Driven auch ein Stück weit mit der Frage, inwieweit man Jason Sudeikis mag, denn auch wenn es sich nicht explizit betitelt um eine Komödie handeln mag, rückt allein der Darsteller den Film schon ein Stück weit in diese Richtung, derweil er ansonsten beinahe jede Szene dominiert und entsprechend auch John DeLorean zur Nebenfigur degradiert. Als Biopic ist Hamms Film demnach sehr dürftig geraten, als humoriger Drogenschmuggler-Chose dagegen kurzweilig und charmant, aber auch nicht sonderlich außergewöhnlich.
Benzin im Blut
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Futuristische Design-Ideen - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Nick Hamm scheint bei Benzin im Blut weniger daran interessiert zu sein, die Geschichte von John DeLorean zu erzählen, sondern inszeniert lieber eine zwar gut aufgelegte und unterhaltsame Krimi-Komödie, die allerdings wenig aus der realen Vorlage macht und erzählerisch entsprechend mager wirkt.
Benzin im Blut ist unter anderem bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.