Review: Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | Staffel 1 (Serie)

Inständig darauf hoffend, dass dies nicht zur Gewohnheit wird, beehre ich euch wieder zu vorgerückter Stunde, doch die Review zu dieser, am Freitag den 13. Gestarteten Serie musste einfach raus und da kann man dann auch mal Überstunden machen, zumal die Holde heute zum Klassentreffen aufgebrochen ist und ich folglich Zeit und Muße hatte, die nun folgenden Zeilen zu "Papier" zu bringen.

Lemony Snickets
Eine Reihe betrüblicher Ereignisse
Staffel 1

A Series of Unfortunate Events, USA 2017, ca. 50 Min. je Folge

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Mark Hudis
Barry Sonnenfeld
Ausführende Produzenten:
Cindy Holland
Brian Wright
Ted Biaselli
Daniel Handler
Barry Sonnenfeld

Main-Cast:
Neil Patrick Harris (Count Olaf)
Patrick Warburton (Lemony Snicket)
Malina Weissman (Violet Baudelaire)
Louis Hynes (Klaus Baudelaire)
K. Todd Freeman (Mr. Poe)
Presley Smith (Sunny Baudelaire)
Special Guests:
Will Arnett (Father)
Cobie Smulders (Mother)

in weiteren Rollen:

Joan Cusack (Justice Strauss)
Aasif Mandvi (Uncle Monty)
Alfre Woodard (Aunt Josephine)
Don Johnson (Sir)
Catherine O’Hara (Dr. Georgina Orwell)
Rhys Darby (Charles)
Usman Ally (Hook-Handed Man)
Matty Cardarople (Henchperson of Indeterminate Gender)
John DeSantis (Bald Man)
Jacqueline Robbins (White Faced Woman #1)
Joyce Robbins (White Faced Woman #2)
Sara Canning (Jacquelyn)

Genre:
Abenteuer | Drama | Mystery

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | © Netflix
© Netflix

Nachdem die Geschwister Violet, Klaus und Sunny Baudelaire durch den Bank-Mitarbeiter Mr. Poe vom Tod ihrer Eltern bei einem mysteriösen Feuer, das gleich die gesamte Baudelaire-Villa verheert hat, unterrichtet worden sind, werden sie als Waisenkinder zum nächsten Angehörigen gebracht, wobei es sich in diesem Fall um den nur wenige Kilometer entfernt lebenden Graf Olaf handelt. Der allerdings ist den Kindern nicht gerade wohlgesonnen und auch die Verwandtschaftsverhältnisse dürfen bezweifelt werden, während die Kinder bald dahinterkommen, dass er es nur auf das Vermögen der Baudelaires abgesehen hat, weshalb er selbst vor einer Heirat mit der vierzehnjährigen Violet nicht zurückschreckt. Allerdings gelingt es den blitzgescheiten Geschwistern, Graf Olafs Pläne aufzudecken und zu vereiteln, doch selbst als sie von Mr. Poe zu einem neuen Vormund gebracht werden, lässt der nun in Verkleidung erscheinende Graf nicht lange auf sich warten und plant noch immer, das Familienvermögen an sich zu reißen…

Rezension:

Ich mochte ja seinerzeit schon den 2004 erschienen Nickelodeon-Film Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse sehr gerne, der einen ersten Versuch unternahm, die bis zu ihrem Ende insgesamt dreizehnteilige Serie (zum Zeitpunkt des Drehs waren noch nicht alle Bände erschienen) für die Leinwand zu adaptieren und sich dabei die ersten drei Bücher der langlebigen Reihe vornahm, nicht nur weil Jim Carey damals als Graf Olaf schon eine tolle Leistung abgeliefert hat, die es nun in der Netflix-Serie zunächst einmal zu toppen galt und nicht nur, weil der Film meine erste Begegnung mit Emily Browning markiert, sondern vor allem, weil mich die Art der Erzählung, der düster-morbide Ton und der gotisch-entfremdete Touch des Ganzen mich vom ersten Moment an in ihren Bann zu ziehen wussten. Entsprechend enttäuscht war ich auch, als klar wurde, dass keine mögliche Fortsetzung produziert werden würde, doch in der Rückschau sollte sich dieses Ärgernis als Glücksfall erweisen, denn in Ermangelung der Kenntnis der Buch-Vorlage war mir nicht klar, wie viele Details für die Film-Adaption verändert worden sind und so kann ich vorab schon einmal festhalten, dass Netflix‘ Version die bessere und stimmigere Adaption des Stoffes darstellt, auch, weil man sich hier gebührend Zeit nehmen konnte, dich den einzelnen Büchern zu widmen, deren erste vier Vertreter nun in der ersten Staffel Eine Reihe betrüblicher Ereignisse in jeweils zwei Folgen, also je rund 100 Minuten abgehandelt werden.

Szenenbild aus Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | © Netflix
© Netflix

Nun, dreizehn Jahre später (bemerkt ihr die Koinzidenz?) kommt Netflix mit seiner eigenen Version der Abenteuer der Baudelaires ums Eck und hat die erste Staffel passend und stilecht am Freitag, den 13. Januar online gestellt und gleich zu Beginn bekommt man den wohlmeinenden Rat des Erzählers Lemony Snicket, eigentlich Pseudonym des Autors Daniel Handler, in diesem Fall aber gleichsam Erzähler innerhalb der Serie und dort verkörpert von Patrick Warburton, man möge am besten abschalten oder weggucken und ähnlich verhält es sich mit dem von Neil Patrick Harris (Gone Girl) eingesungenen Titelsong der Serie, wobei der gar alle zwei Folgen den jeweiligen Geschehnissen angepasst wird und die Geschichte in groben Umrissen zusammenfasst. Allein hier ist die detailverliebte und liebevolle Art der Herangehensweise zu bemerken und man spürt, dass es sich um ein Herzensprojekt gehandelt hat, was auch noch dadurch unterstrichen wird, dass Autor Handler selbst sich den Drehbüchern der Serie gewidmet hat. Entsprechend wirkt Eine Reihe betrüblicher Ereignisse von Beginn an ungemein stimmig und steht der Film-Version in nichts nach, übertrifft sie stattdessen in vielen Punkten und strotzt nur so vor düsteren Einstellungen und Szenen, punktet aber auch mit ungemein trockenem Wortwitz, der die Geschichte dann eben auch nicht nur für Kinder interessant macht, denn diese Art hintergründige Meta-Ebene wird sich schon weit eher lediglich der älteren Generation erschließen.

Apropos Meta-Ebene ist es einfach hervorragend gelöst, wie Warburton als Lemony Snicket stets Teil der Szenerie zu sein scheint und sich teils gemeinsam mit den Baudelaires im Bild befindet und – von ihnen unbemerkt – direkt zum Zuschauer spricht. So erlaubt diese ungewöhnliche Art des Erzählens natürlich im weiteren Verlauf auch allerhand Möglichkeiten für Zeitsprünge, Rückblenden und erklärende Einschübe, derweil nirgends ein allwissender Erzähler besser passen würde als bei dieser Serie, wobei das nicht der einzige Kniff bleibt, der Eine Reihe betrüblicher Ereignisse wahrhaft einzigartig macht. Auch optisch geht die Serie ganz eigene Wege, wenn auch die Parallelen zur Film-Version nicht von der Hand zu weisen sind und mancher Hintergrund nur allzu leicht als Kulisse beziehungsweise digitales Erzeugnis enttarnt werden kann, doch passen selbst solche vermeintlichen Verfehlungen ungemein gut zum surrealistischen Ton der Erzählung. Ähnlich ergeht es der Figur des Graf Olaf, der so herrlich exzentrisch und weltfremd seitens Neil Patrick Harris dargestellt wird, dass es eine wahre Freude ist, womit er Jim Carrey beinahe spielend den Rang abläuft, denn während der sich bekanntermaßen vorrangig durch übertriebene Gesichts-Grimassen auszeichnet, ist Harris‘ Version doch deutlich geerdeter angelegt, überzeugt aber dennoch durch wohldosiertes Overacting, weshalb der vielseitig talentierte Darsteller hier wohl eine weitere Paraderolle für sich gefunden hat und auch abgesehen vom Titelsong des Öfteren ein Liedchen anstimmen darf.

Szenenbild aus Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | © Netflix
© Netflix

Womit Eine Reihe betrüblicher Ereignisse aber steht und fällt, sind natürlich die Baudelaires und hier hat das Casting ebenfalls einen mächtig guten Job gemacht, denn egal, ob die von Malina Weissman verkörperte Violet, der von Louis Hynes gespielte Klaus oder Presley Smith als Baby Sunny, jede Figur für sich funktioniert vom ersten Moment an und ist den erwachsenen Konterparts spürbar überlegen, ist Violet schließlich begnadete Erfinderin, Klaus eine vielseitig interessierte und versierte Leseratte, derweil sich Sunny durch die Fähigkeit auszeichnet, alles – und damit ist wirklich alles gemeint – zerbeißen zu können. Vor allem aber die Chemie der Geschwister untereinander ist großartig und man zweifelt keine Sekunde daran, dass sich die Baudelaires spielend Tod und Teufel entgegenstellen könnten, derweil sich die Erwachsenen durch allerhand Spleens und übertriebene Unfähigkeit von vornherein selbst disqualifizieren. Speziell bei der Fähigkeit des Babys und dessen untertitelten Babylauten, die ihre Geschwister selbstredend verstehen können, macht sich natürlich auch der fantastische Grundton der Serie bemerkbar, die in einer verstörenden Form Parallelwelt angesiedelt ist, die wiederum bevölkert wird von einer ganzen Schar illustrer Gestalten, angefangen mit dem ungemein unfähigen, von K. Todd Freeman (Buffy) dargestellten Banker Mr. Poe, über die von Joan Cusack (Shameless) gespielte Richterin Strauss bis hin zu der übertrieben ängstlichen, ein ausgeprägtes Faible für korrekte :Grammatik besitzenden Tante Josephine, die wiederum von der begnadeten Alfre Woodard (Luke Cage) verkörpert wird. Zuletzt erwähnenswert sind derweil noch Cobie Smulders und Will Arnett in den Rollen von Vater und Mutter, derweil ich mich über deren Part innerhalb der Erzählung zugunsten der Spoiler-Freiheit gerne ausschweigen möchte.

Mehr denn je aber – und das dürfte bereits nach Sichtung des Trailers klar sein – ist Eine Reihe betrüblicher Ereignisse absolute Geschmackssache, denn während ich mich zu regelrechten Begeisterungsstürmen hingerissen fühle und mich die erste von drei geplanten Staffeln – die zweite Staffel mit zehn Folgen, die sich folglich den nächsten fünf Buch-Abenteuern widmen wird, ist bereits bestätigt – beinahe durchweg zu begeistern wusste, liegt ihre größte Schwäche in meinen Augen schließlich lediglich darin, dass die groben Plot-Points der ersten sechs Folgen bei Kenntnis des 2004er-Films bereits bekannt sind, wird es sicherlich viele Leute geben, die mit dieser Art morbidem und trockenen Humor, der surrealen Erzählweise, dem zum Zuschauer sprechenden Erzähler und den überzogen unfähigen Erwachsenen kaum warm werden dürften und sich alsbald enttäuscht abwenden werden, auch wenn dies für mich nicht nachvollziehbar wäre.

Fazit & Wertung:

Mit der (erneuten) Adaption der unter dem Pseudonym Lemony Snicket entstandenen Bücher Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ist Netflix ein spürbares Wagnis eingegangen, doch wer dieser ungemein fantasievollen Mär um drei Waisen etwas abgewinnen kann, bekommt dank der kompromisslosen und detailverliebten Art der Inszenierung die wohl bestmögliche Adaption der Geschichten um die Baudelaire-Geschwister offeriert, die noch dazu bis in die kleinsten Rollen mit durchweg großartigen und spielfreudigen Darstellerinnen und Darstellern besetzt ist.

9 von 10 betrüblichen Ereignissen

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | Staffel 1

  • Betrübliche Ereignisse - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit der (erneuten) Adaption der unter dem Pseudonym Lemony Snicket entstandenen Bücher Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ist Netflix ein spürbares Wagnis eingegangen, doch wer dieser ungemein fantasievollen Mär um drei Waisen etwas abgewinnen kann, bekommt dank der kompromisslosen und detailverliebten Art der Inszenierung die wohl bestmögliche Adaption der Geschichten um die Baudelaire-Geschwister offeriert, die noch dazu bis in die kleinsten Rollen mit durchweg großartigen und spielfreudigen Darstellerinnen und Darstellern besetzt ist.

9.0/10
Leser-Wertung 7.5/10 (14 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Der schreckliche Anfang: Teil 1 (9/10)
02. Der schreckliche Anfang: Teil 2 (9/10)
03. Das Haus der Schlangen: Teil 1 (9/10)
04. Das Haus der Schlangen: Teil 2 (9/10)
05. Der Seufzersee: Teil 1 (9/10)
06. Der Seufzersee: Teil 2 (9/10)
07. Die unheimliche Mühle: Teil 1 (9/10)
08. Die unheimliche Mühle: Teil 2 (9/10)

 
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Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | Staffel 1 ist seit dem 13.01.17 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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Eine Reaktion

  1. Franzi 23. Januar 2017

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