Review: Hacksaw Ridge – Die Entscheidung (Film)

Reden wir heute mal wieder über einen ziemlich großartigen und vergleichsweise aktuellen Film, der jüngst auch für das Heimkino erhältlich ist und mich in seiner Inszenierung ganz schön beeindruckt hat.

Hacksaw Ridge
Die Entscheidung

Hacksaw Ridge, AU/USA 2016, 139 Min.

Hacksaw Ridge - Die Entscheidung | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Mel Gibson
Autoren:
Robert Schenkkan
Andrew Knight

Main-Cast:
Andrew Garfield (Desmond Doss)

in weiteren Rollen:

Sam Worthington (Captain Glover)
Luke Bracey (Smitty Ryker)
Teresa Palmer (Dorothy Schutte)
Hugo Weaving (Tom Doss)
Rachel Griffiths (Bertha Doss)
Vince Vaughn (Sgt Howell)

Genre:
Biografie | Drama | Krieg | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Hacksaw Ridge - Die Entscheidung | © Universum Film
© Universum Film

Desmond Doss hat nicht gerade das, was man eine unbeschwerte Kindheit nennt und leidet mit seinem Bruder Hal gemeinsam unter den Wutausbrüchen ihres Vaters Tom, einem Kriegsveteranen und Alkoholiker. Ungeachtet dessen, was der Krieg mit seinem Vater aber angestellt hat, ist Desmond überzeugter Patriot und sieht sich in der Pflicht, seinem Land zu dienen, obwohl sein Glaube es ihm verbietet, eine Waffe auch nur in die Hand zu nehmen, zumal er speziell das Gebot "Du sollst nicht töten" unter keinen Umständen zu brechen bereit ist. Entsprechend stößt der junge Mann allerdings beim Militär prompt auf Unglaube und Abneigung, ist der Dienst an der Waffe schließlich bereits Teil der Grundausbildung und es schert seine Vorgesetzten wie etwa Captain Glover oder Sergeant Howell herzlich wenig, dass er als Feld-Sanitäter seinem Land dienen möchte und dafür nach eigener Auffassung keine Waffe benötigt, was schließlich so weit führt, dass Doss vor dem Kriegsgericht landet. Ungeachtet aller Widrigkeiten erkämpft sich der junge Mann schlussendlich aber seinen Platz bei den Streitkräften und wird im Frühling 1945 an die Front geschickt, um sich auf der japanischen Insel Okinawa an der Steilwand von Maeda beweisen zu können…

Rezension:

Normalerweise liegen (Anti-)Kriegsfilme nun nicht eben im Fokus meiner Aufmerksamkeit, doch nach den Vorschusslorbeeren und Begeisterungsstürmen für Mel Gibsons Hacksaw Ridge – Die Entscheidung war mein Interesse geweckt und spätestens zum kürzlich erfolgten Heimkinostart war es Zeit, ihm meine Aufmerksamkeit zu widmen. Und Gibson liefert, nachdem er lange Jahre von Hollywood geächtet wurde, ein beeindruckendes Comeback ab und schafft es dank der wahren Geschichte um den überzeugten Pazifisten Desmond Doss, der sich wie kein anderer auf dem Schlachtfeld am namensgebenden Hacksaw Ridge verdient gemacht hat, einerseits ein faszinierendes Biopic zu skizzieren, andererseits die Schrecken des Krieges erfahrbar zu machen wie lange nicht mehr, wobei gerade dieser Widerspruch aus den Gräueln des Krieges und Doss‘ unbedingter Weigerung, eine Waffe auch nur in die Hand zu nehmen, eine Faszination für den Stoff sondergleichen entfaltet, zumal es tatsächlich gelingt, diese unglaubliche Geschichte ohne überzogenes Pathos oder triefenden Patriotismus über die Bühne zu bringen.

Szenenbild aus Hacksaw Ridge - Die Entscheidung | © Universum Film
© Universum Film

Dabei liegt der Fokus natürlich immer auf dem von Andrew Garfield (The Amazing Spinder-Man) verkörperten Desmond Doss und Garfield liefert mit seiner gleichermaßen stoischen wie sympathisch-optimistischen Darstellung wohl eine seiner besten Leistungen bisher ab und weiß in der ersten Hälfte des Films den Charakter und die Einstellung seiner Figur trefflich herauszuarbeiten, derweil es der ihm zur Seite gestellten Teresa Palmer (The Choice) lediglich obliegt, Doss‘ Freundin und spätere Frau zu spielen, die natürlich mit Beginn der Grundausbildung beim Militär noch weiter in den Hintergrund rückt als ohnehin schon, so dass dieser Part des Films noch am generischsten geraten ist und nicht eben mit Überraschungen punktet, wobei das aber natürlich auch nicht Anspruch von Hacksaw Ridge gewesen sein dürfte, immerhin aber die Vita der Figur weiter abrundet. Ähnlich verhält es sich mit den Szenen um und mit Desmonds Vater Tom, einem Kriegsveteranen, dem Hugo Weaving hier Gestalt verleiht und mit seiner Darstellung durchaus im Gedächtnis bleibt, den Vater als zornigen, cholerischen, in sich gekehrten, desillusionierten, aber auch verletzlichen, bereuenden Mann darstellt und damit aus den vergleichsweise wenigen Minuten Screentime ein Höchstmaß an emotionaler Wucht generiert.

Besonders erwähnenswert aber ist auch, dass sich Hacksaw Ridge mit seinen über zwei Stunden Laufzeit in zwei große Teile gliedern lässt, denn bis es in Richtung Schlachtfeld geht, gilt es natürlich erst einmal, die Figur Desmond Doss und dessen Grundausbildung beim Militär zu etablieren, wobei die Anfeindungen, denen sich der Siebente-Tags-Adventist ausgesetzt fühlt, schon für sich genommen emotional zu überzeugen wissen und sehr schön herausgearbeitet wird, auf wie viel Unverständnis und Unglaube der junge Mann trifft, von einem System, das sich in dessen Kern im Grunde rein aufs Töten fokussiert, womit niemand so recht verstehen kann, was Doss dazu bewegt hat, sich freiwillig zu verpflichten, obwohl er sich doch weigert, eine Waffe in die Hand zu nehmen, was so weit geht, dass ihm eine Anklage vor dem Kriegsgericht droht, legt man ihm diese Einstellung schließlich als Befehlsverweigerung aus. Hier wissen ebenso sehr Sam Worthington (Kampf und Zorn der Titanen) als Captain Glover sowie speziell Vince Vaughn als Sergeant Howell zu überzeugen und zeichnen ein ebenso differenziertes Bild der widerstreitenden Gefühle zwischen unverhohlener Abneigung und Missbilligung sowie meistenteils unterdrücktem Mitgefühl und Verständnis, wissen sie schließlich ebenso wenig, was sie von Doss‘ Einstellung zu halten haben und wie sie damit umgehen sollen.

Szenenbild aus Hacksaw Ridge - Die Entscheidung | © Universum Film
© Universum Film

Ist Hacksaw Ridge aber schon in dieser ersten Hälfte ein packender und spannender Film, entfaltet sich seine volle Wucht natürlich erst in der zweiten Hälfte, die sich dem eigentlichen Kriegsgeschehen am Hacksaw Ridge widmet und hier ist Gibson ein inszenatorischer Coup sondergleichen geglückt, denn selbst als Zuschauer hat man hier das Gefühl, plötzlich würden sich alle Gräuel und Leiden der Hölle über das Schlachtfeld ergießen, was mit Wucht und Verve auf die Leinwand gebracht wird. Ganz Gibsons‘ Ruf folgend sind die Szenen unverhohlen brutal und schockierend, Zartbesaitete dürften sich mehr als einmal abwenden müssen, doch ist Krieg eben auch genauso roh, brutal und unerbittlich wie dargestellt, zumal zu keinem Zeitpunkt das Gefühl aufkommt, die Gewalt würde zelebriert oder zu reinem Selbstzweck in dieser drastischen Machart bebildert. Und inmitten dieser Schrecken wirkt Doss in seiner manischen Art, mehr und mehr Menschen vom Schlachtfeld zu schaffen, wie ein Mensch gewordener Fanal der Hoffnung, wobei es für mich persönlich mitunter am erstaunlichsten war, dass sich das in dieser zweiten Hälfte dem Grunde nach simple Konzept nicht totzulaufen droht und man sich selbst bei anhaltenden Kriegshandlungen wie gebannt in den Sessel gedrückt fühlt.

Fazit & Wertung:

Mit Hacksaw Ridge – Die Entscheidung liefert Mel Gibson ein beeindruckendes Portrait des überzeugten Pazifisten Desmond Doss ab, der am Hacksaw Ridge die unglaubliche Summe von 75 Soldaten vor dem Tod auf dem Schlachtfeld gerettet hat und vermag tatsächlich, pathetische Darstellungen weitestgehend zu vermeiden. Einzig, dass es sich zuweilen um wirklich starken Tobak handelt, sollte man bei einer etwaigen Sichtung berücksichtigen, zeigt Gibson den Krieg schließlich in all seiner rohen Brutalität.

8,5 von 10 todesmutigen Rettungseinsätzen

Hacksaw Ridge – Die Entscheidung

  • Todesmutige Rettungseinsätze - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Hacksaw Ridge – Die Entscheidung liefert Mel Gibson ein beeindruckendes Portrait des überzeugten Pazifisten Desmond Doss ab, der am Hacksaw Ridge die unglaubliche Summe von 75 Soldaten vor dem Tod auf dem Schlachtfeld gerettet hat und vermag tatsächlich, pathetische Darstellungen weitestgehend zu vermeiden. Einzig, dass es sich zuweilen um wirklich starken Tobak handelt, sollte man bei einer etwaigen Sichtung berücksichtigen, zeigt Gibson den Krieg schließlich in all seiner rohen Brutalität.

8.5/10
Leser-Wertung 9.33/10 (3 Stimmen)
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Hacksaw Ridge – Die Entscheidung ist am 09.06.17 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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