So, heute dann mal ein paar Worte zu einem Film, der doch deutlich besser, schöner, stimmiger, packender hätte inszeniert werden können, ganz unabhängig von seiner Computerspiel-Vorlage.
Need for Speed
Need for Speed, USA/UK/IN/FR/PH 2014, 132 Min.
© Constantin
Scott Waugh
George Gatins
Aaron Paul (Tobey Marshall)
Dominic Cooper (Dino Brewster)
Imogen Poots (Julia Maddon)
Ramon Rodriguez (Joe Peck)
Michael Keaton (Monarch)
Kid Cudi (Benny)
Rami Malek (Finn)
Harrison Gilbertson (Little Pete)
Dakota Johnson (Anita)
Action | Krimi | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Constantin
Tobey Marshall leitet nicht nur die familieneigene Autowerkstatt, sondern nimmt auch an illegalen Straßenrennen teil, einerseits, weil ihn der Kick reizt, andererseits, um die Geschäftskasse aufzubessern, denn der Laden steht kurz vor dem Aus. So kann er auch nicht lange zögern, als Erzkonkurrent Dino Brewster ihm ein lukratives Angebot macht, eines der schnellsten und kultigsten Autos der Welt zu restaurieren und zu tunen, um im Nachgang mit 25% des Verkaufserlöses bedacht zu werden. Doch die alte Rivalität schlägt wieder durch und Tobey lässt sich zu einem Rennen überreden, doch auf der Zielgeraden rammt Dino Tobeys Freund Pete und der verunglückt tödlich. Doch Dino gelingt es, seine Anwesenheit und Beteiligung abzustreiten und so wandert Tobey für zwei Jahre in den Knast. Auf Bewährung wieder draußen, will er sich an Dino rächen und dank der attraktiven wie taffen Julia Maddon gelingt es ihm, an den getunten Wagen zu gelangen und beginnt mit ihr eine Hetzjagd quer durch die USA, um bei dem von dem mysteriösen Monarch ausgerichteten Rennen "The De Leon" erneut gegen Dino anzutreten. Als der allerdings Wind davon bekommt, setzt er ein Kopfgeld auf Tobey aus und plötzlich wird er von mehr Kontrahenten verfolgt, als ihm lieb sein kann…
Rezension:
Natürlich hätte ich es im Vorfeld wissen können und sogar müssen, dass bei einer Videospielverfilmung, die noch dazu auf einem Rennspiel (!) fußt, nicht viel mehr als ziemlicher Quatsch rauskommen könnte, zumal ich mich in keiner Weise als Auto-Fanatiker betrachte und auch von der Spiele-Reihe vergleichsweise wenig kenne, doch einmal mehr hat mich die Besetzung schlussendlich dann doch schwach werden lassen, denn von Paul über Cooper bis hin zu Poots sehe ich die verpflichteten Darstellerinnen und Darsteller doch so ausgemacht gerne, dass ich tatsächlich gemutmaßt habe, es könne so schlimm nicht werden. Entsprechend bin ich sogar mit der Erwartungshaltung an Need for Speed herangegangen, einen weitestgehend sinnbefreiten Actioner vorgesetzt zu bekommen, dessen Handlung eher Alibifunktion besitzt und wurde dennoch in mancher Hinsicht enttäuscht, was für sich genommen ja auch schon wieder eine Leistung darstellt.
© Constantin
Die Handlung nämlich ist tatsächlich genauso fadenscheinig und rudimentär, wie ich mir das erwartet hatte, entbehrt dabei aber noch beinahe jeglicher Logik und Kohärenz, derweil es tatsächlich fast vierzig Minuten dauert, bis sozusagen die Vorgeschichte zum Besten gegeben worden ist und die Story – ja, diese Formulierung muss jetzt sein – in Fahrt kommt. Allein aber der Aufhänger, dass Tobeys Freund Pete bei einem Rennen ums Leben kommt, würde doch in der echten Welt so manchem zu denken geben, doch hier ziehen die illegalen Streetracer keinerlei Konsequenz aus dem Geschehen und insbesondere Tobey fällt nach seiner Haftentlassung nichts Besseres ein, als sich prompt wieder in eine aufgemotzte Karre zu schwingen, um "Rache zu nehmen" an Dino, wobei sich mir auch nicht erschließen wollte, was für eine Rache für den Tod eines Freundes es sein soll, wenn er es ihm bei einem Rennen "mal so richtig zeigt". Entsprechend hapert es für mich schon einerseits an der Motivation der Figuren, andererseits an der inhärenten Logik, ganz zo schweigen von den moralisch fragwürdigen Implikationen, denn während der Tod von Pete als abscheuliches wie skrupelloses Verbrechen deklariert wird, ist für die Fahrer wenig bis nichts dabei, x-beliebige Passanten zu gefährden oder Polizisten (mutmaßlich) tödlich verunglücken zu lassen.
Noch absurder wird es dann, wenn Dino ein Kopfgeld über Tobey verhängt und gleichsam x-beliebige Rednecks Jagd auf ihn zu machen beginnen, aber zu dem Zeitpunkt dürfte man sich bei Need for Speed schon von der Vorstellung verabschiedet haben, dass hier jemand länger als zwei Minuten über den Plot und dessen Verlauf nachgedacht hat. Immerhin finden sich nach dem in epischer Breite aufgezogenen Vorgeplänkel dann im Mittelteil doch so manche unterhaltsame Passage und die Autorennen wie auch Verfolgungsjagden sind rein inszenatorisch durchaus gelungen und gleichermaßen rasant wie schnittig inszeniert. Schauspielerisch glänzen können dabei freilich weder Aaron Paul (Come and Find Me) noch Imogen Poots (Sweet Virginia), welche die meiste Zeit gemeinsam unterwegs sind, liefern aber einen gleichsam routinierten Job ab und machen das Beste aus ihren doch recht eindimensionalen Figuren. Ganz ähnlich ergeht es Dominic Cooper (Preacher), nur dass der auch noch die meiste Zeit nur rumsitzen darf, statt sich aktiv am Geschehen zu beteiligen, denn während Tobey (Paul) einmal quer durchs Land rasen "muss", hat Dino (Cooper) die deutlich entspanntere Anreise.
© Constantin
Weder überzeugende Verfolgungsjagden noch ein sympathisches Ensemble vermögen aber darüber hinwegzutäuschen, was für ein auf Hochglanz polierter Blödsinn Need for Speed geworden ist, selbst wenn man im Vorfeld die Erwartungen entsprechend nach unten korrigiert. Für einen zumindest unterhaltsamen No-Brainer verfügt die von Scott Vaugh inszenierte Chose darüber hinaus über erschreckend viel Leerlauf, obwohl sich Tobey und Julia die meiste Zeit auf der Piste befinden, wobei selbst das trotz immer wieder forcierter Abwechslung irgendwann nur noch ermüdend wirkt. Große und ausgewiesene Fans der Spielereihe oder von aufgemotzten Karren im Allgemeinen könnten dem womöglich noch etwas mehr abgewinnen, als es mir möglich gewesen ist, doch selbst das ändert objektiv wenig daran, dass diese Art Adaption reichlich uninspiriert daherkommt und selbst der rudimentäre Aufhänger für das Geschehen bei näherer Betrachtung in sich nicht wirklich stimmig ist und einen faden Beigeschmack hinterlässt. Entsprechend setzt sich die Wertung zusammen aus Teilpunkten für die DarstellerInnen, zumindest inszenatorisch gelungene Autorennen und den einen oder anderen überraschenden Einfall, wobei mir gerade aufgeht, dass ich noch nicht einmal Michael Keaton (Birdman) in seiner Rolle als mysteriöser Monarch erwähnt habe, aber auch der ist ohnehin kaum mehr als ein nettes Gimmick in Form einer überdrehten Variante von Sportmoderator.
Need for Speed
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Rasante Verfolgungsjagden - 4.5/10
4.5/10
Fazit & Wertung:
Scott Vaughs Need for Speed macht einerseits kaum einen Hehl daraus, dass der übergeordnete Plot kaum mehr als Alibifunktion besitzt, tut andererseits aber wahnsinnig gewichtig und dramatisch, was eine mehr als unglückliche Kombi darstellt, zumal das Geschehen in moralischer Hinsicht mehr als fragwürdig daherkommt. Hinzu kommt, dass die ewige Fahrerei irgendwann nur noch ermüdet und der als vermeintlich schnittiger Actioner inszenierte Reigen mit seinen mehr als zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lang geraten ist.
Need for Speed ist am 09.10.14 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray bei Constantin erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray: