Review: Hitchcock (Film)

Holen wir heute mal wieder einen Film nach, der viel zu lange unbeachtet von mir geblieben ist, ohne dass ich konkrete Gründe hierfür nennen könnte. Ansonsten werde ich für meinen Teil jetzt den Feierabend genießen und wünsche euch einen geruhsamen ebenselbigen.

Hitchcock

Hitchcock, USA/UK 2012, 98 Min.

Hitchcock | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Sacha Gervasi
Autoren:
John J. McLaughlin (Drehbuch)
Stephen Rebello (Buch-Vorlage)

Main-Cast:

Anthony Hopkins (Alfred Hitchcock)
Helen Mirren (Alma Reville)
Scarlett Johansson (Janet Leigh)
Toni Collette (Peggy Robertson)
Jessica Biel (Vera Miles)
Danny Huston (Whitfield Cook)
James D’Arcy (Anthony Perkins)
Michael Stuhlbarg (Lew Wasserman)
Michael Wincott (Ed Gein)

Genre:
Biografie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Hitchcock | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Nachdem Regisseur Alfred Hitchcock mit "Der unsichtbare Dritte" immensen Erfolg für sich verbuchen konnte, würde man meinen, es könne ihm nicht besser gehen, doch lastet eben auch der Druck auf ihm, dass Publikum und Kritik sich im Grunde immer wieder die gleiche Art Film von ihm erwarten, weshalb er etwas komplett neues und andersartiges machen will. Da kommt ihm der Roman "Psycho" gerade recht, der sich einem schizophrenen Mörder widmet und dessen Adaption ein echter Schocker werden könnte. Das Studio Paramount allerdings, dem er vertraglich noch einen letzten Film schuldet, steht den Plänen des Filmemachers mehr als skeptisch gegenüber und verweigert die Finanzierung. Schlussendlich beschließt Hitchcock, das Projekt selbst zu finanzieren und geht ein entsprechend großes Risiko ein, indem er das eigene Haus beleiht. Während die Dreharbeiten allerdings ihren Gang nehmen, beginnt Hitchcock immer öfter an sich zu zweifeln und fabuliert Gespräche mit dem Mörder Ed Gein, auf dessen Fall der Roman "Psycho&qot; beruhen soll, während er sich auf die Annahme versteift, seine Frau Alma habe eine Affäre mit dem Schreiberling Whitfield Cook begonnen…

Rezension:

Ich kann gar nicht genau benennen, woran es gelegen haben mag, dass ich mich erst jetzt dem nunmehr schon rund sieben Jahre altem Film Hitchcock gewidmet habe, doch können wir zunächst einmal festhalten, dass die schlussendliche Sichtung auf alle Fälle eine gute Entscheidung gewesen ist, denn allein Anthony Hopkins (Westworld) in der Rolle des bekannten Regisseurs lohnt ungemein. Zwar mag Hopkins unter dem Fat-Suit und dem Latex-Make-Up verborgen dem Gefühl nach untergehen – und einem weniger begabten Darsteller wäre es wohl auch so gegangen –, doch stattdessen geht er völlig in der Rolle des Alfred Hitchcock auf, macht ihn sich zu eigen und verkörpert ihn glaubhaft bis in die letzte Pore, was für sich genommen schon den Film rechtfertigt. Weit weniger "verkleidet", aber in der Darstellung nicht weniger markant, steht Helen Mirren (R.E.D.) ihm in nichts nach und gibt überzeugend Hitchcocks Gattin Alma, die hier zudem überraschend viel zu tun bekommt, auch wenn man sich darüber streiten können mag, ob ihr Einfluss auf Psycho wirklich so groß gewesen ist, wie hier attestiert.

Szenenbild aus Hitchcock | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Damit wären wir aber leider auch schon bei den Schattenseiten des Films, der sich durchaus einige Freiheiten hinsichtlich Dramaturgie und Fakten nimmt, um ein geradliniges und zielgerichtetes Skript zu generieren, denn weder musste Hitchcock sein Haus aufs Spiel setzen, um Psycho realisieren zu können, noch war er so in die berühmt-berüchtigte Dusch-Szene involviert, wie es in Hitchcock gezeigt wird, um nur zwei Beispiele zu nennen. Das hinterlässt gerade im Kontext der akribischen Verkörperung des Filmemachers seitens Hopkins leider einen gewissen schalen Beigeschmack, denn zweifelsohne hätte der Film nicht minder zu überzeugen gewusst, wenn man sich mehr an den Fakten orientiert und nicht einzelne Plots künstlich dramatisiert hätte. Dessen ungeachtet aber ist Sacha Gervasis Spielfilm-Debüt ungemein kurzweilig geraten, was zwar zu sehr großen Teilen an Hopkins und Mirren liegt, die vor allem auch im Zusammenspiel zu überzeugen wissen, aber auch dem weiteren Cast zu verdanken ist, zu dem bekanntermaßen unter anderem auch Scarlett Johansson (Lovesong für Bobby Long) in der Rolle der Schauspielerin Janet Leigh gehört.

Ein wenig schade ist es aber auch im Kontext der Produktionsgeschichte von Psycho, die hier zum Besten gegeben wird, dass aufgrund rechtlicher Probleme keine einzige Szene aus dem Film gezeigt werden konnte. Das stört zwar die meiste Zeit kaum, macht sich aber dennoch immer wieder bemerkbar, wenn die Sichtung des auf Film gebannten Materials eben immer nur im Off erfolgen kann. Logischerweise – und daher eigentlich kaum erwähnenswert – enthält Hitchcock aber freilich auch massive Spoiler für die Handlung von Psycho, wobei das rund sechzig Jahre nach dessen Erscheinen wohl durchaus legitim sein dürfte, zumal es bekannte Dusch-Szene – die für sich genommen ja schon einen Spoiler darstellt – längst zu weltweiter Bekanntheit gebracht hat. Selbige wiederum war damals schon Stein des Anstoßes bei der amerikanischen Zensurbehörde, mit der sich Hitchcock auch im Film anlegen darf, was eine der amüsanteren Episoden in dem munteren Reigen darstellt. Nicht minder interessant und sehenswert sind Hitchcocks Zwiegespräche mit dem von ihm imaginierten Ed Gein, wobei diese im Gesamtkontext doch etwas kurz kommen, weshalb ich mich mehr als einmal habe fragen müssen, welche Geschichte Drehbuchautor John J. McLaughlin (Black Swan ) denn nun eigentlich erzählen wollte.

Szenenbild aus Hitchcock | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

So handelt Hitchcock sicherlich vorrangig von dem namensgebenden Regisseur, der Entstehung von Psycho und der Ehe von Alma und Alfred, widmet sich darüber hinaus aber eben auch den Kabbeleien mit der Zensurbehörde, den Obsessionen des Filmemachers und – am Rande – dann eben auch den beteiligten DarstellerInnen, wobei selbst Janet Leigh hier kaum an Tiefe gewinnt, geschweige denn der von James D’Arcy (Agent Carter) dargestellte Anthony Perkins, der ohnehin kaum zu sehen ist, oder die von Jessica Biel (The Tall Man) verkörperte Vera Miles, die auch kaum mehr als Staffage ist. Michael Stuhlbarg (Shape of Water) als Agent Lew Wasserman sowie Toni Collette (A Long Way Down) als Sekretärin Peggy wissen da schon eher zu überzeugen, derweil Danny Huston (Big Eyes) in der Rolle des Whitfield Cook die Schmierigkeit aus allen Poren trieft, doch lenkt das eben alles auch zunehmend von Hitchcock selbst ab, während schon der zeitliche Verlauf des Gezeigten kaum nachzuvollziehen ist. Schlussendlich wirkt der Film daher mit seinen rund 100 Minuten Laufzeit arg knapp bemessen in Relation zu dem, was er alles zu erzählen gedenkt und es ist bezeichnend, dass für einen Großteil der genannten Figuren noch mehr Szenen geplant, letztlich aber verworfen worden sind. Das macht aus Hitchcock zwar keinen schlechten oder weniger sehenswerten Film, aber eine konsequentere und konzentriertere Inszenierung hätten dem Geschehen durchaus gutgetan.

Fazit & Wertung:

Mit Hitchcock inszeniert Sacha Gervasi eine filmische Huldigung an den gefeierten Regisseur, in der vor allem anderen Anthony Hopkins zu brillieren weiß, der aber auch gesteigertes Augenmerk auf Hitchcocks Ehefrau Alma Reville lenkt, die nicht minder großartig von Helen Mirren verkörpert wird. Leider aber krankt es zuweilen arg an der Dramaturgie des Gezeigten und viele Themen und Ideen werden nur angerissen, wodurch die Handlung zuweilen arg sprunghaft und fragmentarisch wirkt.

7,5 von 10 Obsessionen eines Filmemachers

Hitchcock

  • Obsessionen eines Filmemachers - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Hitchcock inszeniert Sacha Gervasi eine filmische Huldigung an den gefeierten Regisseur, in der vor allem anderen Anthony Hopkins zu brillieren weiß, der aber auch gesteigertes Augenmerk auf Hitchcocks Ehefrau Alma Reville lenkt, die nicht minder großartig von Helen Mirren verkörpert wird. Leider aber krankt es zuweilen arg an der Dramaturgie des Gezeigten und viele Themen und Ideen werden nur angerissen, wodurch die Handlung zuweilen arg sprunghaft und fragmentarisch wirkt.

7.0/10
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Hitchcock ist am 12.07.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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