Review: Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (Film)

Heute widme ich mich dann endlich mal dem Film, dessen Buch-Variante mich schon vor einiger Zeit nachhaltig zu begeistern gewusst hat und auf den ich dementsprechend extrem neugierig gewesen bin, ganz davon abgesehen, dass Regisseur Guillermo del Toro mich bislang noch nie enttäuscht hat.

Shape of Water
Das Flüstern des Wassers

The Shape of Water, USA 2017, 123 Min.

Shape of Water - Das Flüstern des Wassers | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Guillermo del Toro
Autoren:
Guillermo del Toro
Vanessa Taylor

Main-Cast:

Sally Hawkins (Elisa Esposito)
Michael Shannon (Richard Strickland)
Richard Jenkins (Giles)
Doug Jones (Amphibian Man)
Octavia Spencer (Zelda Fuller)
Michael Stuhlbarg (Dr. Robert Hoffstetler)

Genre:
Abenteuer | Drama | Fantasy | Romantik | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Shape of Water - Das Flüstern des Wassers | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Die stumme Elisa führt ein einfaches, in festen Bahnen verlaufendes Leben, in dem jedwede Beschäftigung durch getaktet ist und darin mündet, dass sie sich zu ihrem nächtlichen Putzjob in einer Militäreinrichtung voller Wissenschaftler und Soldaten aufmacht. Dort wird eines Tages ein fremdartiges Amphibien-Wesen – von den südamerikanischen Ureinwohnern als Gott verehrt – eingeliefert und in einem riesigen Wassertank eingesperrt und gefoltert. Während der eigens hinzugezogene Strickland gar von dem Wesen attackiert wird, ist Elisa ohne Scheu und beginnt mittels Gesten mit dem Wesen zu kommunizieren, dem sie sich weit näher und verbundener fühlt als ihren menschlichen Artgenossen. Als die vorgesetzten von Strickland allerdings beschließen, das "Monster" zu töten, sieht sich nicht nur Elisa gezwungen, aktiv zu werden, denn auch die Russen haben die Anlage infiltriert und ihr ganz eigenes Interesse an der unbekannten Spezies. Zu Elisas Glück stehen ihr aber ihr Freund und Nachbar Giles sowie die resolute Zelda zur Seite, um ihren aberwitzigen Plan zur Rettung des Wesens in die Tat umzusetzen…

Rezension:

Bereits im Rahmen meiner Buchbesprechung zu The Shape of Water hatte ich seinerzeit erörtert, wie die Entstehungsgeschichte von Buch und Film zu betrachten ist und dass diese im Grunde parallel zueinander entstanden sind. In den bestmöglichen Genuss von Shape of Water – Das Flüstern des Wassers kommt man daher meines Erachtens tatsächlich, wenn man sich zunächst die literarische, dann die filmische Variante zu Gemüte führt, denn für einen rund zweistündigen Film musste hier natürlich einiges an Handlung verdichtet werden, derweil auch das Innenleben der Figuren – ihre Gedanken, Wünsche, Träume und Geheimnisse – hier nur unzureichend beleuchtet werden kann, derweil insbesondere die Nebenfiguren hier auch zuweilen zur Randnotiz verkommen, was sie wahrlich nicht verdient haben. Dessen aber einmal ungeachtet, gelingt dem versierten wie gefeierten Filmemacher Guillermo del Toro (Crimson Peak) auch hier wieder, ein Märchen für Erwachsene zu erzählen, dessen liebevolle Machart in Kombination mit opulentem Produktions-Design schnell für sich einzunehmen versteht, während man insbesondere in den ersten Minuten meint, in einer morbiden Variante von Die fabelhafte Welt der Amélie gestrandet zu sein.

Szenenbild aus Shape of Water - Das Flüstern des Wassers | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Del Toros Erzählung ist aber freilich ungleich kantiger und sperriger geraten, derweil ich nicht von nur einer Stelle gehört habe, dass die sich anbahnende Liaison zwischen Elisa und dem Amphibien-Wesen zuweilen merkwürdig angemutet hat. Dem kann ich mich zwar nicht anschließen und muss attestieren, dass del Toro die Annäherung der beiden ungemein glaubhaft und gefühlvoll in Szene setzt, doch verfüge ich hier eben auch über den "Wissensvorsprung" des Buches, denn das Kennenlernen und die gemeinsam verbrachte Zeit inmitten der nächtlichen Militäranlage nimmt hier natürlich ungleich weniger Raum ein und wirkt dadurch zugegebenermaßen zuweilen etwas sprunghaft, wenn das Meereswesen zunächst einfachste Wörter nicht zu verstehen scheint und später die Gebärdensprache quasi ad hoc beeindruckend gut beherrscht. Ebenfalls von diesen Auslassungen ist der von Richard Jenkins (Let Me In) verkörperte Giles betroffen, dessen Geschichte zwar am Rande miterzählt wird, allerdings wenig Auswirkungen auf das eigentliche Geschehen hat, wobei es trotzdem zu begrüßen ist, dass del Toro und Vanessa Taylor als hinter dem Projekt stehende AutorInnen seinen Part nicht noch weiter verknappt haben, denn Shape of Water ist eben vorrangig eine Geschichte von Außenseitern, die in einer konservativen Gesellschaft zu bestehen versuchen und da eignen sich natürlich insbesondere die spießigen 1960er-Jahre ausnehmend gut, die jegliche Nonkonformisten mit Argwohn zu betrachten wussten.

Während der Außenseiter-Status von Elisa und dem Amphibien-Wesen derweil noch eher ungewöhnlicherer Natur ist, sieht es bei dem homosexuellen Giles und der afroamerikanischen Zelda – gewohnt großartig verkörpert von Octavia Spencer (The Help) – schon anders aus und ist im zeitgeschichtlichen Kontext kein großes Wunder, während Antagonist Strickland schon einhellig als charakterliches wie menschliches Scheusal verkörpert wird. Vom nuancierten psychischen Niedergang der Figur im Buch bleibt im Film leider eher wenig bestehen und so sehr ich Michael Shannon (Nocturnal Animals) und dessen für Fieslinge prädestinierten stechenden Blick schätze, hätte man hier durchaus auch mit ein wenig mehr Feingefühl zu Werke gehen können, statt so dermaßen dick aufzutragen und dadurch eine gut-böse-Demarkationslinie zu schaffen, derer es überhaupt nicht bedurft hätte. Nichtsdestotrotz gibt er zumindest einen unumwunden furchteinflößenden und zunehmend fanatischen Bösewicht, derweil die ungleich differenziertere Ausgestaltung der Figur von Michael Stuhlbarg (Arrival) als Dr. Robert Hoffstetler erahnen lässt, was man auch mit Strickland hätte anstellen können. Dessen verbissene Kompromisslosigkeit allerdings bricht sich zumindest schön mit der deutlich ambivalenter und diffiziler ausgestalteten Schar Außenseiter, die sich ihm hier quasi entgegenstellen, was man für sich genommen ja schon wieder als Ansage betrachten könnte.

Szenenbild aus Shape of Water - Das Flüstern des Wassers | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Der Fokus liegt aber freilich weit mehr auf der von Sally Hawkins (Godzilla) verkörperten Elisa und dem amphibien-Wesen, hinter dem sich Doug Jones verbirgt und hier punktet Shape of Water auf ganzer Linie, denn nicht sieht das als Gott verehrte Lebewesen wahnsinnig glaubhaft und lebensecht aus, nein, auch die Chemie zwischen ihm und Elisa ist unbestreitbar vorhanden, zumal beide in ihrem Kennenlernen gänzlich auf das gesprochene Wort verzichten müssen. Nimmt man hier noch die liebevoll gestalteten Sets – insbesondere Elisas Wohnung und das darunter befindliche Kino – hinzu und erfreut sich an den Nebenhandlungen um Zelda, Giles und Dr. Hoffstetler, wird aus del Toros neuestem Werk eine Ansammlung gelungener Miniaturen, das eben nicht nur in visueller Hinsicht, sondern auch dramaturgisch zu überzeugen weiß. Nichtsdestotrotz sehe ich hier nicht unbedingt einen Kult-Film und auch über die gleich vierfache Oscar-Vergabe mag man sich streiten, denn so schön und überzeugend das Werk in Gänze sein mag, ist hier doch an mehreren Stellen noch deutlich Luft nach oben, was einen zwar immer noch ausgezeichneten, aber eben nicht überragenden Film ergibt. Dem märchenhaften Charme allerdings tut das keinen Abbruch und ich hätte gern noch länger in dieser Welt verweilt, denn gerade mit ergänzenden Erläuterungen und Zusammenhängen, ganz allgemein der detaillierten Betrachtung der handelnden Figuren, hält sich die Film-Variante des Stoffes doch auffallend zurück, weshalb ich bei aller optischen Finesse doch eher dem Buch den Vorzug geben würde, auch wenn das natürlich nicht annähernd so mit Preisen überschüttet worden ist.

Fazit & Wertung:

Guillermo del Toro erzählt mit Shape of Water – Das Flüstern des Wassers ein gleichermaßen schwelgerisches wie opulentes Märchen für Erwachsene und weiß durchaus zu verzaubern und zu faszinieren, wozu auch die ausgesucht hochkarätige Besetzung ihren Teil beiträgt. Im direkten Vergleich zum parallel entstandenen Buch allerdings lässt so manche Figur an Tiefe vermissen und entsprechend wirkt ihre Entwicklung zuweilen sprunghaft. Mögen zwar allein die Schauwerte hierüber hinwegtrösten, wird nichtsdestotrotz hierdurch ein Stück weit die Chance verspielt, einen modernen Kult-Klassiker geschaffen zu haben.

8 von 10 nächtlichen Konversationen in Gebärdensprache

Shape of Water - Das Flüstern des Wassers

  • Nächtliche Konversationen in Gebärdensprache - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Guillermo del Toro erzählt mit Shape of Water – Das Flüstern des Wassers ein gleichermaßen schwelgerisches wie opulentes Märchen für Erwachsene und weiß durchaus zu verzaubern und zu faszinieren, wozu auch die ausgesucht hochkarätige Besetzung ihren Teil beiträgt. Im direkten Vergleich zum parallel entstandenen Buch allerdings lässt so manche Figur an Tiefe vermissen und entsprechend wirkt ihre Entwicklung zuweilen sprunghaft. Mögen zwar allein die Schauwerte hierüber hinwegtrösten, wird nichtsdestotrotz hierdurch ein Stück weit die Chance verspielt, einen modernen Kult-Klassiker geschaffen zu haben.

8.0/10
Leser-Wertung 8/10 (1 Stimme)
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Shape of Water – Das Flüstern des Wassers ist am 19.07.18 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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