Review: Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat. (Film)

Auch heute habe ich wieder einen Film im Gepäck, den man allerdings bedenkenlos auslassen kann, denn leider kann der sich zu keinem Zeitpunkt so recht entscheiden, was genau er eigentlich sein will oder erzählen möchte.

Zipper
Geld. Macht. Sex. Verrat.

Zipper, USA 2015, 103 Min.

Zipper - Geld. Macht. Sex. Verrat. | © Universum Film
© Universum Film

Regisseurin:
Mora Stephens
Autoren:
Mora Stephens
Joel Viertel

Main-Cast:
Patrick Wilson (Sam Ellis)
Lena Headey (Jeannie Ellis)
John Cho (EJ)
Dianna Agron (Dalia)
Ray Winstone (Coaker)
Richard Dreyfuss (George Hiller)
in weiteren Rollen:
Christopher McDonald (Peter Kirkland)
Alexandra Breckenridge (Christy)
Penelope Mitchell (Laci / Jennifer)

Genre:
Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Zipper - Geld. Macht. Sex. Verrat. | © Universum Film
© Universum Film

Sam Ellis ist erfolgreicher Staatsanwalt und auf dem besten Wege, die politische Karriereleiter weiter nach oben zu klettern, während seine ihn liebende Ehefrau Jeannie ihn nach Kräften unterstützt. Inmitten von Lobby-Arbeit und Prozessführung mag das Privatleben der Eheleute Ellis zwar jüngst auf der Strecke geblieben sein, doch sieht Sam sich als moralisch so integer, dass er selbst die Chance auf einen heimlichen Seitensprung nicht wahrnimmt, als sie sich ihm bittet. Dennoch bringt diese Begegnung Sam ins Grübeln und als er bei einem seiner Fälle die junge Ellie kennenlernt, die für einen mehr als exklusiven Escort-Service arbeitet, ist sein Interesse geweckt. Kaum ist Jeannie aus der Stadt, vereinbart der bis dato Unbescholtene ein geheimes Treffen und nach anfänglicher Unsicherheit bucht er immer öfter immer neue Treffen mit ihm fremden Frauen. Zunächst ahnt seine Umwelt – und vor allem seine Frau – von alledem nichts, doch die Sucht nach diesen Abenteuern lässt Sam nicht nur immer unvorsichtiger werden, nein, die Escort-Dienste gehen natürlich auch zunehmend ins Geld, während Journalist Nigel Coaker ihn für ein Porträt ebenfalls zu durchleuchten beginnt…

Rezension:

Wohl vorrangig aufgrund der illustren Darsteller-Riege bin ich vor einiger Zeit über Zipper gestolpert und auch wenn mich provokant plakative Wort-Aneinanderreihungen wie das im Deutschen hinzugefügte Geld. Macht. Sex. Verrat. ebenso abschrecken sollte wie die prominente Nennung von Darren Aronofsky (The Fountain) auf dem Cover, obwohl der nur als ausführender Produzent tätig gewesen ist, war ich bereit, diesem als Polit-Thriller beworbenen Reigen eine Chance zu geben. Und tatsächlich beginnt der von Mora Stephens inszenierte Film auch durchaus vielversprechend, wobei ich zugeben muss, dass meine anfängliche Faszination sich auch darauf gegründet hat, dass ich in den meisten Fällen nicht einmal die Inhaltsangabe lese und so vermutete, dass Wilsons Figur nach einem Seitensprung erpresst würde, was allerdings mit der tatsächlichen Handlung dann doch eher wenig gemein hat. So gibt sich der aalglatte Anwalt mit Ambitionen anfänglich gar noch als der treue Ehemann, der einer vielversprechenden Nacht mit Praktikantin Dalia (Dianna Agron, Malavita) eine Abfuhr erteilt, doch bereut er diesen Zug auch schneller, als ihm lieb sein kann.

Szenenbild aus Zipper - Geld. Macht. Sex. Verrat. | © Universum Film
© Universum Film

Das Thema ist ein altbekanntes und so hat Sam Ellis schon alles erreicht, wovon viele nur träumen würden, ist erfolgreich im Job, hat in Gestalt der von Lena Headey (Dredd) verkörperten Jeannie eine liebende Ehefrau zu Hause und muss sich auch sonst nicht groß sorgen, auch wenn es sein Ziel ist, Generalbundesanwalt zu werden. Allein, das Sexleben der Familie Ellis ist weitestgehend zum Erliegen gekommen und Stress und Alltag verweigern regelmäßig zweisame Stunden, weshalb sich Ellis zunächst mit dem Laptop, später anderweitig "Erleichterung verschafft". Sein erstes Treffen mit einem Escort-Girl vibriert dann auch noch regelrecht von dem Reiz des Verbotenen, Verruchten und der sonst so kokette Anwalt ist sichtlich verunsichert von der Situation, doch so schnell, wie hier eine überzeugende Charakterstudie angedeutet wird, werden die regelmäßigen Treffen für Ellis zur regelrecht notwendigen Routine und man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass dies – filmische Dramaturgie hin oder her – nicht lange gut gehen kann.

Dabei macht der vielseitig begabte und oft unterschätze Sam Wilson (Stretch) als Sam Ellis auch eine durchaus ansprechende Figur und vermag dessen innere Zerrissenheit und das moralische Dilemma auf feinste Nuancen runter zu brechen, doch scheint schon Stephens als Regisseurin und (Co-)Drehbuchautorin mit dem Plot von Zipper nicht mehr viel anfangen zu können, so dass Ellis‘ Handeln zunächst auffallend konsequenzlos bleibt und man sich stattdessen in – in Anbetracht des Themas – auffallend prüde inszenierten Schnittmontagen ergeht, während die eigentliche Handlung mehr vor sich hindümpelt, als wirklich voranzuschreiten. Dabei mag es immer wieder überzeugende Einzelszenen geben und speziell Headey weiß im weiteren Verlauf als enttäuschte, vernachlässigte, aber eben auch ungemein pragmatische Ehefrau Jeannie zu überzeugen, doch macht sich die magere Dramaturgie insbesondere bei den namhaften Nebendarstellern wie Richard Dreyfuss (Book Club) oder Ray Winstone (The Gunman) bemerkbar, die weitaus mehr auf dem Kasten hätten, als als stiefmütterlich behandelte Stichwortgeber und Plot-Devices zu fungieren. Für ein lupenreines Charakter-Drama gelingt es Zipper nämlich schlichtweg viel zu selten, zum Kern der Figur des Sam Ellis vorzustoßen oder dessen moralische Untiefen und Beweggründe wirklich auszuloten (zumal Filme wie Shame gezeigt haben, wie man es deutlich eindringlicher zu inszenieren versteht), während für einen Polit-Thriller sowohl die Politik als auch der Thrill ein zu auffälliges Schattendasein führen.

Szenenbild aus Zipper - Geld. Macht. Sex. Verrat. | © Universum Film
© Universum Film

Wer nun meint, Stephens hätte womöglich einen Erotik-Thriller im Sinn gehabt, möge sich daran erinnert fühlen, dass die zahlreichen Stelldicheins gleichermaßen nüchtern wie kompakt inszeniert sind, so dass sich allein schon Ellis‘ Faszination für seine immer neuen Escort-Bekanntschaften kaum aus dem Film heraus nachvollziehen lässt. Zum Ende hin mag Zipper noch mit kleineren Überraschungen und einer angenehm ehrlichen, fatalistischen Weltsicht punkten, während man ihm Parallelen zu ähnlich-gelagerten Polit-Skandalen attestieren könnte, doch da der Film auch in dieser Hinsicht auffallend unentschlossen zu Werke geht, bliebe fraglich, welche Botschaft er denn vermitteln wollen würde. Lieder macht also eine vielversprechende Darsteller-Riege noch lange keinen guten Film und auch die Warnsignale bei der Vermarktung des Films trügen nicht, denn so reißerisch, provokant, spannend oder perfide, wie Mora Stephens‘ Film anscheinend gewesen wäre, ist er nicht einmal im Ansatz, zumal er der altbekannten Geschichte des untreuen Ehemannes keinerlei neue Facetten abzuringen versteht. Handwerklich mag das noch solide sein und durch die bekannten Gesichter zaghaft aufgewertet, doch für mehr als einen verregneten Sonntagnachmittag taugt diese durchschnittliche wie überraschungslose Produktion mitnichten.

Fazit & Wertung:

Mora Stephens inszeniert mit Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat. ein Drama, das gerne Polit- oder Erotik-Thriller gewesen wäre, in beiden Ansätzen aber ebenso scheitert wie als Charakterstudie eines von käuflichem Sex besessenen Mannes, zumal hier schlichtweg neue Ansätze oder eine weiniger konventionelle Erzählweise fehlen, die dem altbekannten Sujet neue Facetten abringen würden. Immerhin die DarstellerInnen spielen allesamt solide bis ambitioniert, doch tröstet das kaum über den dramaturgischen Leerlauf hinweg, der sich alsbald breitzumachen beginnt.

4,5 von 10 geheimen Sex-Treffen

Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat.

  • Geheime Sex-Treffen - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Mora Stephens inszeniert mit Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat. ein Drama, das gerne Polit- oder Erotik-Thriller gewesen wäre, in beiden Ansätzen aber ebenso scheitert wie als Charakterstudie eines von käuflichem Sex besessenen Mannes, zumal hier schlichtweg neue Ansätze oder eine weiniger konventionelle Erzählweise fehlen, die dem altbekannten Sujet neue Facetten abringen würden. Immerhin die DarstellerInnen spielen allesamt solide bis ambitioniert, doch tröstet das kaum über den dramaturgischen Leerlauf hinweg, der sich alsbald breitzumachen beginnt.

4.5/10
Leser-Wertung 6/10 (2 Stimmen)
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Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat. ist am 11.03.16 auf DVD und Blu-ray bei Ascot Elite im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 8. September 2019

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