Auch heute kommt selbstredend wieder eine Film-Rezension und diesmal geht es vergleichsweise weit zurück, denn während ich mich ja sonst oft und gerne auf Produktionen der letzten paar Jahre konzentriere, ist in diesem Zusammenhang ein Film von 2006 ja schon regelrecht als alt zu bezeichnen.
The Illusionist
Nichts ist wie es scheint
The Illusionist, USA/CZ 2006, 110 Min.
© Ascot Elite/Universum Film
Neil Burger
Neil Burger (Drehbuch)
Steven Millhauser (Buch-Vorlage)
Edward Norton (Eisenheim)
Paul Giamatti (Inspector Uhl)
Jessica Biel (Sophie)
Rufus Sewell (Crown Prince Leopold)
Eddie Marsan (Josef Fischer)
Drama | Mystery | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Ascot Elite/Universum Film
In ihrer Kindheit entwickelt sich zwischen dem Hobby-Zauberer Eisenheim und der adligen Sophie eine innige Freundschaft, doch da sie eine Herzogin und er nur der Sohn eines Bürgerlichen ist, werden ihre Treffen nicht geduldet und schließlich verlieren sich die beiden aus den Augen, zumal Eisenheim seiner Heimat alsbald den Rücken kehrt und die Welt zu bereisen beginnt. Jahre vergehen und Herzogin Sophie steht kurz davor, den österreichischen Kronprinzen Leopold zu ehelichen, derweil Eisenheim zum gefeierten Zauberer und Illusionisten gereift ist und jüngst eben auch Wien seine Aufwartung macht. Die Begeisterung für Eisenheims Darbietungen reicht so weit, dass selbst der Kronprinz eine Vorstellung besucht, wobei es dem mehr darauf anzukommen scheint, hinter das Geheimnis von Eisenheims Illusionen zu kommen, weshalb er ihn zu einer Privatvorstellung aufs Schloss lädt. Alsbald dämmert nun auch Sophie, wen sie da vor sich hat und beginnt, sich an alte Gefühle zu erinnern, während Eisenheim den Kronprinzen zunehmend gegen sich aufbringt und diesem gar Chefinspektor Uhl auf den Hals hetzt, damit der ihn der Scharlatanerie überführt. Doch Eisenheim ist nicht nur auf der Bühne ein begnadeter Illusionist – oder vielleicht gar wirklich magisch begabt –, vor allem aber nicht bereit, den Kampf um die Liebe seines Lebens so leicht aufzugeben…
Rezension:
Angefixt von meiner jüngst erfolgten Wiederholungssichtung von Der unglaubliche Hulk, musste ich an einen weiteren, bislang wenig beachteten Film in meiner Schublade denken, der nicht nur zu einer ähnlichen Zeit (zwei Jahre früher) entstanden ist, sondern ebenfalls mit dem großartigen Edward Norton in der Hauptrolle aufwartet und die Rede ist – natürlich – von The Illusionist – Nichts ist wie es scheint. Seinerzeit erschienen in direkter Konkurrenz zu Christopher Nolans Prestige – Die Meister der Magie, musste der von Neil Burger inszenierte Film aber wohl beinahe zwangsläufig das Nachsehen haben, was keineswegs heißen soll, dass der Film nicht lohnenswert oder gut wäre, doch spricht es schon Bände, dass man hierzulande auf eine Kinoauswertung weitestgehend verzichtet und ihn stattdessen erst 2009 auf DVD vermarktet hat. Dabei teilen sich beide Filme durchaus so ihre Ansätze, gehen aber sowohl inszenatorisch als auch dramaturgisch in gänzlich andere Richtungen, so dass es auch nicht schaden kann, ihnen beiden Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.
© Ascot Elite/Universum Film
Dabei fällt zunächst einmal das doch merklich zurückgefahrene Budget ins Auge, so dass The Illusionist qualitativ kaum wie ein Film aus dem Jahre 2006 wirkt, doch kommt ihm dieses Flair im weiteren Verlauf tatsächlich zugute, wenn in bester Märchen-Manier eine kleine, aber feine Geschichte um einen begnadeten Illusionisten und dessen große Liebe zum Besten gegeben wird, die zufällig auch den Kronprinzen von Österreich involviert und im malerischen Wien angesiedelt ist (gleichwohl man aus Kostengründen stattdessen in Prag gedreht hat). Und durch die ein wenig düstere, manchmal diffuse, aber stets auch warme und erdige Bildsprache macht sich schnell ein gewisser Nostalgie- Faktor breit, der ihn dieses auf Beginn der 1900er-Jahre datierende Liebes-Drama mit Fantasy-Einschlag entführt. Dabei handelt es sich zwar im Kern um eine Adaption der gerade einmal 23 Seiten umfassenden Kurzgeschichte Eisenheim der Illusionist von Steven Millhauser, doch wurde die seitens Neil Burger – der hier auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet – gehörig aufgebohrt und insbesondere um die Liebesgeschichte zwischen Eisenheim und Sophie ergänzt, die es so in der Vorlage nicht gegeben hat, ebenso wie der Kronprinz dort keine Erwähnung fand.
Gut für den Zuschauer, denn sonst hätte man womöglich sowohl auf Jessica Biel (The Tall Man) als Sophie und vor allem auf Rufus Sewell (Victoria) als Kronprinz Leopold verzichten müssen. In Sachen Hauptrolle war Biel zwar zur Zeit der Entstehung des Films noch nicht sonderlich bewandert, was man selten ein wenig merkt, doch gibt es an der Darstellung auch nichts Gravierendes zu bemängeln, zumal ihre Liebschaft mit Eisenheim hier eben das Herzstück des Films ausmacht. Sewell derweil bekommt heutzutage zwar so langsam die Aufmerksamkeit und damit einhergehend Rollen, die er verdient, doch auch schon in The Illusionist überzeugt er als jähzorniger und egomanischer Kronprinz Leopold ungemein. Weit mehr noch aber als diese beiden sind es hier Edward Norton (Moonrise Kingdom) und Paul Giamatti (Love & Mercy), die den Film zu einem Erlebnis werden lassen. Denn während Leopold der unbestrittene Bösewicht in der Chose ist, sieht sich Giamattis Figur des Chefinspektor Uhl unfreiwillig zu dessen Handlanger gemacht. Das spiegelt sich auch im mehrmaligen Aufeinandertreffen zwischen Uhl und Eisenheim wider, denn der Ermittler hegt durchaus Sympathie für den fähigen wie charismatischen Illusionisten und geht folglich mit zunehmender Melancholie und Resignation zu Werke, wenn Leopold ihm befiehlt, Eisenheim des Betrugs zu überführen.
© Ascot Elite/Universum Film
Norton derweil obliegt es, Eisenheim mit dem nötigen Charisma auszustatten und sich nicht in die Karten blicken zu lassen – im wörtlichen wie übertragenen Sinne – und wer den Mimen kennt, weiß, dass dies für ihn mitnichten eine Schwierigkeit dargestellt haben dürfte und so dominiert er auch hier wieder jede einzelne seiner Szenen, gleichwohl Giamatti mehrfach auf bestem Wege ist, ihm diesbezüglich den Rang abzulaufen. Das liegt aber unter anderem auch an den pointierten wie geistreichen Dialogzeilen, die Burger den beiden in den Mund legt, womit wir beim zweiten Kernaspekt angelangt wären, der The Illusionist so gut und sehenswert macht. Ansonsten wartet der Film aber natürlich mit allem auf, was man sich von einem zur damaligen Zeit verorteten Illusionisten-Film so wünschen würde und müht sich nach Kräften, alte Tricks und Kniffe wieder aufleben zu lassen und eben nicht auf plumpes CGI zurückzugreifen, was beinhaltet, dass Norton viele der Tricks selbst geprobt und vorgeführt hat und diese handgemachte, mit liebevollem Gespür fürs Detail gepaarte Art der Inszenierung ist es auch, die dem Film seine ihm eigene Magie verleiht, derweil man als Zuschauer bis zuletzt rätseln darf, ob Eisenheim nun wirklich über unerklärliche Kräfte verfügt oder alles doch bloß ein großer, ausgemachter Schwindel ist. Ich für meinen Teil verrate nichts und rate stattdessen zu einer Sichtung, solltet ihr dem Film bislang ebenfalls noch keine Beachtung geschenkt haben.
The Illusionist – Nichts ist wie es scheint
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Undurchschaubare Illusionen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Neil Burger hat mit The Illusionist – Nichts ist wie es scheint ein Kleinod von magisch durchwirktem Film geschaffen, dem Look und Inszenierung ein melancholisches, mancherorts regelrecht düsteres Flair verleihen und dem es dennoch gelingt, sich eine gewisse Leichtfüßigkeit zu bewahren. Höhepunkt in dem Rätselraten um die Wahrhaftigkeit der Illusionen von Eisenheim sind allerdings die fähigen Darsteller und deren Zusammenspiel, denn allein mit Norton und Giamatti prallen hier zwei Größen aufeinander.
The Illusionist – Nichts ist wie es scheint ist am 05.01.09 auf DVD und Blu-ray bei Ascot Elite im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!