Review: The Witch (Film)

Und damit endet heute offiziell meine Horrorctober-Beitragsreihe, derweil ich natürlich am Donnerstag auch noch einmal einen Film im Gepäck haben werde, der sich grob – oder zumindest zu Teilen – dieser Sparte zuschreiben ließe. Jetzt aber erst einmal viel Spaß mit meiner heutigen Kritik und natürlich einen weiterhin schönen Abend.

The Witch

The VVitch: A New-England Folktale, USA/UK/CA 2015, 92 Min.

The Witch | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Robert Eggers
Autor:
Robert Eggers

Main-Cast:

Anya Taylor-Joy (Thomasin)
Ralph Ineson (William)
Kate Dickie (Katherine)
Harvey Scrimshaw (Caleb)
Ellie Grainger (Mercy)
Lucas Dawson (Jonas)

Genre:
Horror | Mystery

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Witch | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Aufgrund seiner strengen Auslegung der christlichen Lehre wird der Siedler William aus seiner Gemeinde in Neuengland verbannt und zieht um das Jahr 1630 herum mit seiner Familie in die Abgeschiedenheit einer heruntergekommenen Waldhütte, die fortan Heimstatt der Familie sein soll. Obgleich das Leben der Familie entbehrungsreich und karg ist, findet sie Trost und Halt in ihrem Glauben, der allerdings in seinen Grundfesten erschüttert wird, als der ältesten Tochter Thomasin das Baby der Familie unvermittelt abhandenkommt. Während William zunächst noch verzweifelt nach dem Kind sucht, verfällt seine Frau Katherine in stumme Trauer und macht Thomasin zunehmend Vorwürfe. Doch es kommt zu weiteren Zwischenfällen auf der abgeschiedenen Farm und während man anfänglich noch mit gemeinsamen Gebeten den Einfluss des Bösen einzudämmen versucht, machen sich die Familienmitglieder bald gegenseitig Vorwürfe, sich womöglich mit finsteren Mächten eingelassen zu haben…

Rezension:

Mit The Witch kommt meine Horrorctober-Beitragsreihe für dieses Jahr zu einem eher wenig gruseligen, aber nicht minder lohnenswerten Ende, denn auch wenn Cover und Marketing einen waschechten Schocker vermuten lassen würden, setzt Regisseur Robert Egggers, der jüngst mit seinem neuesten Werk Der Leuchtturm von sich reden machte, gänzlich andere Akzente. Die titelgebende Hexe gibt es, darum macht er – auch in seiner Funktion als Drehbuchautor – keinen Hehl, doch speist sich der eigentliche Schrecken weit mehr aus der zunehmenden gegenteiligen Beschuldigung der Familienmitglieder untereinander, mit dem Bösen im Bunde zu stehen. Denn Eggers stützt sich hier auf zahlreiche historische Dokumente, Tagebucheinträge und Gerichtsakten, um daraus seine Dialoge abzuleiten, die gleichsam wahrhaft Schrecken zu verbreiten imstande sind. So hält sich die Hexe die meiste Zeit im Verborgenen und lauert im Zwielicht des Waldes, ist zwar eine omnipräsente, aber selten in Aktion tretende Bedrohung, die weit weniger die Familie dezimiert, als sie in ihren Glaubensgrundsätzen und der Zuneigung zueinander zu erschüttern.

Szenenbild aus The Witch | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Es erinnert mich an meine Besprechung zu Das Geheimnis von Marrowbone, dass ich dort bereits attestierte, die auch hier beteiligte Anya Taylor-Joy wäre auf eine bestimmte Art Horrorfilm abonniert, die derweil wenig mit generischen Schockern zu tun hätte und auf einer anderen, übergeordneten Ebene funktionieren würde und genauso verhält es sich nun bei dem zwei Jahre zuvor entstandenen The Witch auch, in dem sie als fromme Siedler-Tochter Thomasin in Erscheinung tritt. Das Setting derweil ist hier wie da angenehm verknappt und konzentriert sich im Grunde einzig auf den Hof der Familie und die umliegenden Wälder, was natürlich ein vorherrschendes Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit mit sich bringt, ganz davon abgesehen, dass Eggers‘ seinen im Untertitel als A New-England Folktale bezeichneten Streifen in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts verortet, womit die handelnden Figuren natürlich deutlich unbedarfter, weniger aufgeklärt, gegenüber unerklärlichen Phänomenen weit hilfloser sind, als dies in späteren Zeiten der Fall gewesen wäre.

So hätte es des übersinnlichen Elements einer wahrhaftigen Hexe tatsächlich überhaupt nicht bedurft, um The Witch funktionieren zu lassen, denn ebenso gut hätte ein wildes Tier oder ein Naturereignis die Familie in ihr Unglück stürzen lassen können, schließlich liegt wie erwähnt der Fokus weit mehr darauf, wie man sich gegenseitig zu misstrauen und sich untereinander zu beschuldigen beginnt. Jump-Scares und dergleichen sucht man dementsprechend aber weitestgehend vergeblich und da ist auch schon die größte Schwäche des Films zu verorten, denn wer sich einen lupenreinen Horrorfilm mit grausigen Tötungen und allerhand Schreckmomenten erwartet, dürfte hier reichlich enttäuscht das Kino oder heimische Wohnzimmer verlassen haben, denn darum schert sich Eggers herzlich wenig, gleichwohl er vom ersten Moment an eine ungemein beklemmende, düstere und an Tristesse kaum zu überbietende Atmosphäre schafft. Unterstützt wird dies noch durch die matte Farbgebung und die oft eher grobkörnigen Aufnahmen, während allein schon das gewählte Seitenverhältnis (1,66:1) besonders nah an den Figuren und Geschehnissen bleiben lässt, während die Umwelt weitestgehend ausgeklammert wird.

Szenenbild aus The Witch | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Die Familie um das strenggläubige Familienoberhaupt William (Ralph Ineson) führt ein zweifellos entbehrungsreiches Leben und gleich zu Beginn sagt der sich von seiner Gemeinde los, wird wegen "hochmütiger Arroganz" verstoßen und glaubt nun, in Frömmigkeit und Askese ein besseres, gottgefälligeres Leben führen zu können. Das funktioniert so lange, bis der Familie ihr jüngstes Baby geraubt wird und die Paranoia um sich zu greifen beginnt, denn die Siedlerfamilie nimmt es mit ihrem Glauben derart genau, dass sie quasi wortwörtlich auf die Ausführungen in der Bibel bauen, voller Demut eingestehen, vom Makel der Erbsünde befleckt zu sein und folglich auch an göttliche Strafe denken, als ihre Familie Opfer dieser unsäglichen Vorkommnisse wird. Statt also rational an die Sache heranzugehen, beginnen sich die verbliebenen Geschwister untereinander zu beschuldigen, bilden sich Grüppchen innerhalb der familiären Gemeinschaft, während weitere Vorfälle und Taten der Hexe nicht lange auf sich warten lassen. Das ist freilich eine ganz andere Art von Horror, als man sich üblicherweise erwarten würde, doch konnte ich mich dem spröden Charme von The Witch kaum entziehen, zumal Eggers mit gebotener Kompromisslosigkeit zu Werke geht und ein zwar überraschendes, aber eben auch wahnsinnig stimmiges Finale für seinen Reigen kreiert, ohne sich bis dahin in großartigen Schnörkeln oder auch nur Nebenschauplätzen zu ergehen, denn wie von einem Horrorfilm zu erwarten – wenn auch hier nicht in klassischer Schocker-Manier inszeniert – sind die rund anderthalb Stunden Laufzeit ungemein stringent und zielführend inszeniert, während sich das beklemmende Gefühl das Allein- und Verloren-Seins mit jeder Minute verstärkt.

Fazit & Wertung:

Robert Eggers offeriert mit The Witch einen überzeugenden Horrorfilm, der allerdings weit mehr von seiner Atmosphäre und der erschreckenden Paranoia innerhalb der streng christlichen Siedler-Familie lebt, als von dem eigentlichen Horror, für den die namensgebende Hexe verantwortlich zeichnet. Wer einen beklemmenden und düsteren, oftmals regelrecht verstörenden Film sucht, wird hier gut bedient sein, wohingegen man sich auf der Suche nach eher generischem und deutlich reißerischeren Horror besser anderweitig umsehen sollte.

7,5 von 10 nächtlichen Angriffen

The Witch

  • Nächtliche Angriffe - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Robert Eggers offeriert mit The Witch einen überzeugenden Horrorfilm, der allerdings weit mehr von seiner Atmosphäre und der erschreckenden Paranoia innerhalb der streng christlichen Siedler-Familie lebt, als von dem eigentlichen Horror, für den die namensgebende Hexe verantwortlich zeichnet. Wer einen beklemmenden und düsteren, oftmals regelrecht verstörenden Film sucht, wird hier gut bedient sein, wohingegen man sich auf der Suche nach eher generischem und deutlich reißerischeren Horror besser anderweitig umsehen sollte.

7.5/10
Leser-Wertung 7.67/10 (3 Stimmen)
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The Witch ist am 29.09.16 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 9. November 2019

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