Review: Die Geschichte der Liebe (Film)

Wir bleiben bei den leider eher enttäuschenden Filmen und wie so oft donnerstags lege ich noch eine Schippe drauf, wobei ich mir hier tatsächlich deutlich mehr versprochen hatte, während ich bei dem am Dienstag besprochenen Film auf mehr als "nett" auch kaum gehofft hatte. Sei es wie es will, geht es dafür natürlich morgen – meines Erachtens – qualitativ wieder bergauf. Aber das lest ihr ja noch früh genug.

Die Geschichte der Liebe

The History of Love, BE/CA/FR/RO 2016, 134 Min.

Die Geschichte der Liebe | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

Regisseur:
Radu Mihaileanu
Autoren:
Radu Mihaileanu (Drehbuch)
Marcia Romano (Drehbuch)
Nicole Krauss (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Derek Jacobi (Léo Gursky)
Sophie Nélisse (Alma Singer)
Gemma Arterton (Alma Mereminski)
Elliott Gould (Bruno Leibovitch)
in weiteren Rollen:
Mark Rendall (Young Leo)
Torri Higginson (Charlotte Singer)
Alex Ozerov (Misha Strumann)
William Ainscough (Bird)
Jamie Bloch (Zoey Schwartz)

Genre:
Drama | Romantik | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Die Geschichte der Liebe | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

In einem weißrussischen Schtetl verliebt sich ein junger Mann namens Léo in die schöne Alma und schreibt ihr schlussendlich den Roman "Die Geschichte der Liebe", doch noch bevor er ihn beenden und ihr übergeben kann, besetzen die Nazis das Land und zwingen viele zur Flucht, wozu auch Alma zählt, die nach Amerika emigriert. Léo bleibt und vollendet sein Werk, doch später soll er erfahren, dass es Alma nie erreicht und sie mittlerweile vergeben ist. Einsam und gebrochen lässt Léo sich in New York nieder und die Jahre vergehen, während er einzig Umgang mit seinem besten Freund Bruno pflegt. Unterdessen – ebenfalls in New York – wird an die Witwe Charlotte der Auftrag herangetragen, den Roman "Historia del Amor" aus dem Spanischen zu übersetzen. Mit Freuden nimmt sie an, ist besagte Geschichte schließlich der Grund, dass sie ihre Tochter Alma genannt hat. Diese junge Alma derweil übernimmt bald maßgebliche Teile der Arbeit an dem Manuskript und versucht dahinterzukommen, was es mit dem Werk auf sich hat, dem sie ihren Namen verdankt…

Rezension:

Ich muss ja gestehen, dass ich mir im Vorfeld weit mehr von Die Geschichte der Liebe erhofft habe, als der Film letztlich abliefert, was zu teilen aber auch mit dem selbstbewusst großspurigen Titel zu tun gehabt haben mag, der in Kombination mit der üppigen Laufzeit ein romantisches Epos erwarten ließe. Ähnlich ambitioniert dürfte der Roman von Nicole Krauss gewesen sein und mag dieses Versprechen auch besser eingelöst haben, doch Regisseur und Co-Autor Radu Mihaileanu verzettelt sich meines Erachtens zu schnell und zu sehr in seinen unterschiedlichen – und teils Jahrzehnte auseinander liegenden – Erzählsträngen, um letztlich wirklich überzeugen zu können. Hier findet sich also eines der Beispiele dafür, dass manche Romane sich schlichtweg nicht oder nur schwer verfilmen lassen, denn während Mihaileanu und Team durchaus handwerkliches Geschick bei der Inszenierung erkennen lassen und auch die DarstellerInnen trefflich gewählt sind, wird man doch allzu oft aus dem jeweiligen Geschehen gerissen, als dass man sich vollends auf den jeweiligen Part der Erzählung einlassen könnte. Hinzu kommt, auch wenn das natürlich Absicht ist, dass es deutlich zu lange dauert, bis alles sich zu einem erkennbaren Ganzen fügt, während die einzelnen Plots die meiste Zeit mehr oder minder gleichberechtigt durchexerziert werden.

Szenenbild aus Die Geschichte der Liebe | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

Da hat es eben einerseits den von Derek Jacobi (Les Misérables) verkörperten Léo, der in jungen Jahren seiner Angebeteten Alma den namensgebenden Roman gewidmet und geschrieben hat und der mittlerweile in New York lebt, da hat es in Rückblenden den – nun von Mark Rendall dargestellten – jungen Léo in einem weißrussischen Schtetl, der besagte Alma umwirbt und anschmachtet, was in Anbetracht dessen, dass selbige von Gemma Arterton (Ihre beste Stunde) gemimt wird, nur allzu nachvollziehbar ist, doch was andernorts schon für eine zweigleisig verlaufende Geschichte reichen würde, ist hier noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Denn es gibt schließlich auch noch die Witwe Charlotte Singer (Torri Higinson), welche den Auftrag erhält, besagte Geschichte ins Englische zu übersetzen, derweil sie von dem Buch bereits in jungen Jahren so berührt und bewegt worden ist, dass sie ihre nunmehr fünfzehnjährige Tochter – verkörpert von Sophie Nélissa – seinerzeit ebenfalls Alma genannt hat. Wie das zusammenhängen mag, mag man sich fragen, und hat an diesem Rätsel auch lange Zeit zu knabbern, bevor sich etwa zu Beginn des letzten Drittels der Schleier zu lüften beginnt.

Doch ist es mehr ein Problem der unterschiedlichen Erzähltöne, an denen Die Geschichte der Liebe zu knabbern hat, denn während einerseits die Wirren des Krieges ihre Schatten vorauswerfen, ist das Leben des älteren Léo von kauzigem Humor geprägt, während der Part der jugendlichen Alma oft von Melancholie und Unverständnis umweht ist. All diese Geschichten sind mitnichten langweilig oder dröge geraten, doch fesseln sie auch nicht so sehr, wie es wünschenswert und nötig gewesen wäre, damit der Film vollends in seinen Bann zu schlagen vermag. So steckt der Film zwar voller einzelner, schöner, teils spektakulär gedrehter Bilder, müht sich aber sichtlich, diese in ein passendes Narrativ zu betten, so dass der Dramaturgie gerade zum Schluss hin die Luft auszugehen droht. Und dabei würde es sich doch gerade hier um den Part handeln, der am eindringlichsten und mitreißendsten geraten sein sollte, wenn die Handlungen sich zu verdichten und die Erkenntnisse sich zu häufen beginnen, doch stattdessen stellt sich beinahe eine Art der Ermüdung ein, während man darauf wartet, dass auch den Beteiligten langsam ein Licht aufgeht.

Szenenbild aus Die Geschichte der Liebe | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

Manches ist dabei auch reichlich plakativ geraten und wirkt wie aus ähnlich gearteten Filmen zusammengewürfelt, denn allein die tragische, von Kriegswirren bedrohte Liebe hat man freilich schon so manches Mal auf der Leinwand erleben dürfen, nur, dass sie hier kaum an Substanz und Gefühl gewinnt, weil ihr schlichtweg zu wenig Zeit gewidmet wird. Das wiederum beeinträchtigt aber auch den von Jacobi gespielten alten Léo, dessen Beweggründe und Lebensentscheidungen kaum beleuchtet werden, um als Außenstehender verstehen zu können, wieso er einsam, verbittert und schrullig in New York gestrandet sein mag. Lichte Lichtblicke hält da noch Elliott Gould (Ruby Sparks) als dessen bester Freund Bruno parat, doch abgesehen davon, die zwei in bester Buddy-Movie-Manier mit gealterten Protagonisten zu inszenieren, vermag er auch nicht mehr viel von dem heillosen Durcheinander zu retten, dass sich die meiste Zeit erfolglos bemüht, sich zu einem ganzen – und vor allem kohärenten – Film zu verbinden. Optik, Darsteller und Kameraführung vermögen hier einiges wettzumachen, doch ändert das leider wenig daran, dass ausgerechnet erzählerisch der Film auf ziemlich hohem Niveau zu scheitern verdammt ist, denn das Herz erreicht er mit dem Geschilderten schlicht zu selten, um seine über zwei Stunden Laufzeit und das breit, aber nicht tief angelegte Epos zu rechtfertigen, das schlussendlich eben immer nur in Einzelszenen zu überzeugen weiß.

Fazit & Wertung:

Nach vielversprechendem Auftakt wirkt es schnell so, als habe sich Regisseur Radu Mihaileanu mit Die Geschichte der Liebe gründlich verhoben. Und je länger der vielschichtig angelegte Reigen dauert, umso mehr fühlt man sich in dieser Annahme bestätigt. Denn während die einzelnen Handlungsfäden durchaus funktionieren, verbinden sie sich kaum zu einem Film, der in seinen vielen Ansätzen als Ganzes zu überzeugen weiß, worunter der Gesamteindruck, vor allem aber die zu vermittelnden Emotionen leiden, so dass der magische Funke partout nicht überspringen will, obwohl handwerklich alles passt.

5 von 10 miteinander verbundenen Leben

Die Geschichte der Liebe

  • Miteinander verbundene Leben - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Nach vielversprechendem Auftakt wirkt es schnell so, als habe sich Regisseur Radu Mihaileanu mit Die Geschichte der Liebe gründlich verhoben. Und je länger der vielschichtig angelegte Reigen dauert, umso mehr fühlt man sich in dieser Annahme bestätigt. Denn während die einzelnen Handlungsfäden durchaus funktionieren, verbinden sie sich kaum zu einem Film, der in seinen vielen Ansätzen als Ganzes zu überzeugen weiß, worunter der Gesamteindruck, vor allem aber die zu vermittelnden Emotionen leiden, so dass der magische Funke partout nicht überspringen will, obwohl handwerklich alles passt.

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vgw

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