Review: Margos Spuren (Film)

Zum Donnerstag mal wieder ein mittelprächtiger Film, den man sich durchaus mal ansehen kann, von dem man sich aber auch nicht allzu viel erwarten sollte.

Margos Spuren

Paper Towns, USA 2015, 109 Min.

Margos Spuren | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Jake Schreier
Autoren:
Scott Neustadter (Drehbuch)
Michael H. Weber (Drehbuch)
John Green (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Nat Wolff (Quentin)
Cara Delevingne (Margo)
in weiteren Rollen:
Halston Sage (Lacey)
Austin Abrams (Ben)
Justice Smith (Radar)

Genre:
Drama | Mystery | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Margos Spuren | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Schon seit frühester Kindheit ist der siebzehnjährige Quentin in seine Nachbarin Margo verschossen, deren selbstbewusste Attitüde und geheimnisvolles Auftreten in seit jeher faszinieren. Während sie aber als Kinder beste Freunde gewesen sind, haben sie sich im Laufe der Zeit immer weiter voneinander entfernt. Das ändert sich, als der Schulabschluss naht, denn plötzlich hockt Margo eines Abends auf Quentins Fensterbrett und bittet ihn, ihr bei einer mysteriösen Mission, einer Art Rachefeldzug, zu helfen. Quentin, der auf keinen Fall Ärger bekommen oder in Schwierigkeiten geraten möchte, ziert sich zunächst, doch ist die Verlockung zu groß. Es wird eine unvergessliche Nacht, doch tags darauf ist Margo verschwunden. Zu Quentins Glück aber hat sie es schon immer so gehalten, kleine Hinweise zu verstecken, die auf ihren Aufenthaltsort schließen lassen und nach der vergangenen Nacht ist es sein erklärtes Ziel, Margo zu finden und für sich zu gewinnen. Während Quentin sich als Hobby-Detektiv versucht, schließen sich ihm seine Freunde Ben und Radar an. Und als die Spuren sich zu verdichten beginnen, scheint ein mehrtägiger Road-Trip anzustehen, um Margo ausfindig zu machen…

Rezension:

Schon seit geraumer Zeit wollte ich endlich einmal den 2015 erschienenen Margos Spuren nachholen, der nicht nur schon wieder viel zu lange hier ungesehen herumgelegen hat, sondern gemeinhin ja durchaus ziemlich gelobt wird, womit für mich die Zeichen gesetzt schienen, dass er mich wohl auch überzeugen könnte. Das liegt natürlich einerseits daran, dass man mich mit dieser Art Coming-of-Age-Story auch nach all den Jahren meistens abzuholen weiß, sondern auch andererseits daran, dass der Aufbau der Geschichte ungewöhnlich genug klingt, um eventuell mit frischen Impulsen aufwarten zu können. Nun war es aber leider ausgerechnet der dramaturgische Aufbau, der mich nicht vollends zu überzeugen gewusst hat, denn dem Umstand geschuldet, dass sich die Story von Margo und dem in sie verschossenen Quentin in mehrere Etappen und Abschnitte gliedert, bringt der Film einiges an erzählerischen Unwuchten mit sich, die sich nicht allein durch Charme und sympathische Figuren wett machen lassen.

Szenenbild aus Margos Spuren | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Dem Film als solchen liegt dabei das hierzulande gleichnamig betitelte Buch von John Green zugrunde, das originär den Titel Paper Towns trägt und damit tatsächlich auch etwas mehr ins Schwarze trifft, denn ganz so sehr, wie der Titel es vermuten lassen würde, geht es gar nicht um Margo, die ohnehin die meiste Zeit mit Abwesenheit glänzt. Nun hätte ich erwartet oder gedacht, dass Margo zumindest in Rückblenden oder Traumsequenzen präsent sein würde, doch ist dem – bis auf eine Ausnahme – nicht so, wodurch sich die effektive Leinwandzeit von der nur vermeintlichen Hauptdarstellerin Cara Delevingne (Carnival Row) auf unter eine halbe Stunde beläuft. So obliegt es Nat Wolff (Palo Alto), der auch schon bei der vorangegangenen John-Green-Verfilmung Das Schicksal ist ein mieser Verräter mit von der Partie gewesen ist, durch die Geschichte zu führen und diese – wie fast schon obligatorisch – mittels Off-Kommentar zu begleiten. Und theoretisch überzeugt das auch, doch setzt die Story in der Kindheit der beiden an, um nach wenigen Minuten den ersten Zeitsprung zu vollziehen und das eigentliche Setting zu etablieren. Ist dies notdürftig erledigt, geht es quasi unmittelbar weiter mit einer denkwürdigen gemeinsamen Nacht, die Quentin seine Gefühle für Margo neu entdecken lässt, nachdem beide sich in den letzten Jahren zunehmend auseinandergelebt haben.

So weit, so gut, würde man Margos Spuren hier noch attestieren, in Sachen Inszenierung einen soliden, wenn auch nicht bahnbrechenden Job zu machen, doch gibt es noch einige Etappen mehr, welche die Story durchlaufen wird und dabei in Sachen Erzählton und Spannungskurve mehr als einmal aus dem Tritt gerät. Margo glänzt ab diesem Punkt bereits mit Abwesenheit und so rücken Quentins Freunde Ben (Austin Abrams) und Radar (Justice Smith) zunehmend ins Zentrum der Geschehnisse, derweil sich ihnen alsbald noch Margos frühere Freundin Lacey (Halston Sage) anschließen wird. Und von diesem Punkt an verliert Jake Schreiers Film zunehmend an Fokus und Überzeugungskraft, denn die anfängliche Detektivarbeit weiß ebenso wenig uneingeschränkt zu überzeugen wie der spätere Road-Trip, zumal hier einiges an Klischees und Albernheiten ausgegraben wird, die man in gefühlt dutzenden Filmen bereits hat sehen – besser über sich ergehen lassen – konnte und die den grundsätzlich sympathisch angelegten Figuren nicht eben nützen.

Szenenbild aus Margos Spuren | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Das heißt natürlich nicht, dass Margos Spuren nicht auch seine Qualitäten hätte, denn die Chemie der drei Freunde Quentin, Ben und Radar ist unbestreitbar gelungen und vor allem angenehm authentisch, während Schreier auf ihrer Reise auch einige melancholische Momente gelingen, wenn die drei einerseits zurück, andererseits nach vorne blicken, denn schließlich befinden sie sich kurz vor ihrem Schulabschluss, der den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt markiert. Darüber hinaus lohnt sich der Film sicherlich auch für Buchkenner, da hier das Ende ein anderes ist und dementsprechend zu überraschen wissen könnte, auch wenn man darüber diskutieren können mag, welche Auflösung einem persönlich nun besser gefällt oder sinnvoller scheint. Auf alle Fälle aber ist auch diese angenehm unkonventionell geraten und weit entfernt von einem verkitschen Jetzt-ist-einfach-alles-super-Happy-End. Als Freund des Genres kann man sich Schreiers Buch-Adaption also durchaus mal widmen, nur holpert es hier im Detail teilweise doch gewaltig und auch Hauptfigur Margo erfährt durch ihre stete Abwesenheit weder eine sonderliche Exposition noch Entwicklung, wodurch auch Quentins Faszination für seine Nachbarin nur in Ansätzen nachvollziehbar bleibt. Das ist der großangelegten Schnitzeljagd nach Margos geheimem Aufenthaltsort natürlich nicht gerade zuträglich, doch entwickelt sich dieser Part ohnehin im weiteren Verlauf zunehmend zum reinen Plot Device, um Quentin und Konsorten ihren Alltagstrott hinterfragen zu lassen.

Fazit & Wertung:

Jake Schreier gelingt mit Margos Spuren eine solide inszenierte Buch-Adaption mit sympathischer Schauspieler-Riege, doch ungeachtet der Änderungen, die er am Plot hat vornehmen lassen, um der Story im Detail neue Impulse abzuringen, wirkt das Endergebnis wenig fokussiert und holpert dramaturgisch teils gehörig, während ein Gros an Coming-of-Age-Klischees bemüht und bedient wird.

6,5 von 10 versteckten Hinweisen

Margos Spuren

  • Versteckte Hinweise - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Jake Schreier gelingt mit Margos Spuren eine solide inszenierte Buch-Adaption mit sympathischer Schauspieler-Riege, doch ungeachtet der Änderungen, die er am Plot hat vornehmen lassen, um der Story im Detail neue Impulse abzuringen, wirkt das Endergebnis wenig fokussiert und holpert dramaturgisch teils gehörig, während ein Gros an Coming-of-Age-Klischees bemüht und bedient wird.

6.5/10
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Margos Spuren ist am 03.12.15 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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