Review: The Politician | Staffel 2 (Serie)

Heute habe ich mir zwar Zeit gelassen mit meiner Serien-Rezension, aber noch ist der Samstag nicht rum und dafür kann ich nachfolgende Show auch noch immer uneingeschränkt empfehlen, auch wenn die erste Staffel geringfügig überzeugender gewesen ist. Aber dem widme ich mich ja jetzt im Detail.

The Politician
Staffel 2

The Politician, USA 2019-, ca. 41 Min. je Folge

The Politician | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Ryan Murphy
Brad Falchuk
Ian Brennan
Ausführende Produzenten:
Ryan Murphy
Brad Falchuk
Ian Brennan
Alexis Martin Woodall
Ben Platt
Gwyneth Paltrow

Main-Cast:
Ben Platt (Payton Hobart)
Judith Light (Dede Standish)
Lucy Boynton (Astrid Sloan)
Zoey Deutch (Infinity Jackson)
Julia Schlaepfer (Alice Charles)
Laura Dreyfuss (McAfee Westbrook)
Theo Germaine (James Sullivan)
Rahne Jones (Skye Leighton)
Bette Midler (Hadassah Gold)
Gwyneth Paltrow (Georgina Hobart)
in weiteren Rollen:
David Corenswet (River Barkley)
Ryan J. Haddad (Andrew Cashman)
Joe Morton (Marcus)
Teddy Sears (William)
Sam Jaeger (Tino)
Jackie Hoffman (Sherry Dougal)
Trevor Eason (Martin Hobart)
Trey Eason (Luther Hobart)

Genre:
Drama | Komödie | Satire

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Politician | © Netflix
© Netflix

Von der Schule hinein ins Leben. Vier Jahre sind vergangen, seit Payton Hobart sich bei der Wahl zum Schulsprecher der Saint Sebastian High School in Santa Barbara aufgerieben hat, folgt nun der nächste, folgerichtige Schritt und er kandidiert für das Amt des State Senators von New York. Mit dabei sind natürlich seine früheren Wahlkampfhelfer*innen McAvee und James, seine ehemalige Rivalin Skye und selbstredend seine Partnerin Alice, während sich auch Astrid der illustren Gruppe angeschlossen hat. Ihre Konkurrenz, die altgedienten Polit-Profis Dede Standish und ihre rechte Hand Hadassah Gold haben zunächst nichts als Hohn für den jungen Kandidaten übrig, doch entdeckt der – auch dank der mittlerweile berühmten Infinity Jackson – das Thema Klimaschutz für sich und plant, insbesondere die junge Wählerschaft um sich zu scharen, während ihm zudem noch das pikante Detail bekannt ist, dass Senatorin Standish eine Dreiecksbeziehung unterhält, was dank der noch immer vorherrschenden Prüderie womöglich ihr politisches Aus bedeuten könnte. Dede und Hadassah sind allerdings nicht geneigt, mit wehenden Fahnen unterzugehen und steigen nun erst richtig in den Wahlkampf ein, der seinem Namen alle Ehre machen wird…

Rezension:

Nicht ganz neun Monate ist es erst her, dass Netflix uns die erste Staffel der von Ryan Murphy, Brad Falchuk und Ian Brennan ersonnene erste Staffel der Serie The Politician präsentiert hat und unverhofft zeitnah geht es nun weiter mit der zweiten Staffel, in der sich das Geschehen von der High School in Santa Barbara nach New York verlagert, wo Payton Hobart nunmehr nicht mehr als Schülersprecher, sondern gleich für den Posten des State Senator kandidiert. Und auch wenn diese Entwicklung bereits im vorangegangenen Staffelfinale angeteasert worden ist – inklusive der beiden neuen Kontrahentinnen, die von Judith Light und der großartigen Bette Midler verkörpert werden – merkt man natürlich jetzt erst so richtig, inwieweit sich Ton und Look der Serie durch den neuen Look gewandelt haben. Ihrer Ausrichtung als Politsatire bleibt die Show zwar ohne Frage treu, doch war das Setting High School natürlich noch etwas verfremdeter und surrealer, als ein Wahlkampf in der Metropole New York je sein könnte.

Szenenbild aus The Politician | © Netflix
© Netflix

Zum Glück aber reist Payton mit vereinter Mannschaft und man muss auf niemanden aus der ersten Staffel verzichten, was selbst für Infinity (Zoey Deutch) gilt, von der ich beinahe erwartet hätte, dass sie nicht länger in Erscheinung treten würde. Trotz prominenter Nennung in der Besetzungsliste mag Deutchs Rolle hier auch deutlich kleiner ausgefallen sein, doch nimmt ihre Figur durchaus eine Schlüsselrolle in Paytons Wahlkampf ein, wenn der das Thema Klima-Aktivismus für sich entdeckt und hierfür nicht nur die mittlerweile weltbekannte Infinity einspannt, sondern sich eben auch ein stück weit an ihren Rockzipfel (und die üppige Anhängerschaft) klammert, um den Wahlsieg zu erringen. Bemerkenswert hierbei ist einmal mehr, dass The Politician eine Politsatire ist, die sich gar nicht wirklich für Politik interessieren mag, wobei natürlich auch das ein Spiegel der Gesellschaft ist, denn entgegen der inbrünstigen Umweltschützer sehen Payton und Team das Thema vor allem anderen als Mittel zum Zweck, um junge und Erstwähler für sich einzunehmen. Ein Zynismus, bei dem lange unklar bleibt, ob er sich bezahlt machen wird, doch sieht das auf Seiten von Dede Standish (Judith Light) und ihrer Wahlkampfleiterin Hadassah Gold (Bette Midler) kaum anders aus und so wird schnell im Leben des jeweils andere gegraben, um ihn in der Öffentlichkeit zu verunglimpfen.

So ist auch die zweite Staffel The Politician wieder herrlich überspitzt und überhöht, bietet reichlich Witz, Drama und vor allem gegenseitige Intrigen, während die Wählerschaft auch hier wieder ihre eigene Episode spendiert bekommt, die diesmal gekonnt genutzt wird, die jeweilige Erwartungshaltung der Anhänger zu dekonstruieren und genau auf diesen kalkulierenden Zynismus abzustellen, den Payton auch schon in der Vergangenheit bei sich ausgemacht hat. Analog dazu, leider etwas am Rande des Geschehens, führt derweil auch seine Mutter Georgina (Gwyneth Paltrow, Thanks for Sharing) Wahlkampf und plant, Kaliforniens Unabhängigkeit auszurufen, ähnlich dem jüngst vollzogenen Brexit. Aber auch was die anderen Themen anbelangt, wirkt Ryan Murphys Serienstaffel ungemein up-to-date, clever und aufgeweckt, weshalb es gleich doppelt schade ist, dass man hier eben zuweilen auch anmerkt, inwieweit sie von der Realität überholt oder zumindest beeinflusst worden ist, denn allein das Thema Klimaschutz ist seit COVID-19 nicht mehr annähernd so präsent in den Medien wie zuvor, während die reale Politik in den Staaten tagtäglich beweist, dass keine Satire je an die Realität heranreichen wird.

Szenenbild aus The Politician | © Netflix
© Netflix

Vor allem aber wirkt die Serienstaffel zuweilen wie ein Schnellschuss, umfasst diesmal nur sieben anstatt acht Episoden und kommt teilweise auf kaum eine halbe Stunde Laufzeit, während viele Nebenhandlungsstränge angerissen, aber kaum durchexerziert werden, Figuren nur sporadisch in Erscheinung treten und vieles sich im Off abspielt, anstatt inszeniert zu werden. Ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, The Politician wäre in sich nicht konsistent, doch hätte manches am Rande des Wahlkampfes – quasi der Soap-Anteil der Serie – deutlich souveräner in Szene gesetzt werden können, gerade wenn man bedenkt, dass eine der insgesamt sieben Episoden eben auf die Wähler abstellt und ansonsten die Geschichte kaum voranbringt, beziehungsweise nur aus der Sicht bis dahin unbekannter Personen. Ähnlich verhält es sich mit einem Sub-Plot um Alice (Julia Schlaepfer) und Astrid (Lucy Boynton, Sing Street), denn vor dem Hintergrund, dass auch hier in der finalen Episode wieder ein Zeitsprung vollzogen wird, um die dritte und mutmaßlich letzte Staffel anzuteasern, die allerdings erst in einigen Jahren realisiert werden soll, darf man sich schon fragen, was hier der Punkt gewesen sein soll, auf den Murphy und die Autor*innen hinausgewollt haben. Dieser kleinen Schwächen und Leerläufe zum Trotz macht aber auch das zweite Jahr um Payton und Konsorten wieder eine Menge oft diebische Freude, auch wenn sie nicht gänzlich an die erste Staffel heranzureichen mag.

Fazit & Wertung:

Ryan Murphy kredenzt mit der zweiten Staffel The Politician den nächsten, überzeugenden Wurf seiner übersteuerten Politsatire, auch wenn das Geschehen nicht ganz so stringent und skurril daherkommt wie noch im ersten Jahr. Dennoch überzeugt die eingeschlagene Richtung und lässt gespannt die dritte Staffel erwarten, auch wenn die wohl erst in einigen Jahren in Angriff genommen werden wird, wenn Payton-Hobart-Darsteller Ben Platt ein gewisses Alter erreicht hat, um den nächsten großen Wahlkampf in Angriff nehmen zu können.

8 von 10 moralisch fragwürdigen Politik-Entscheidungen

The Politician | Staffel 2

  • Moralisch fragwürdige Politik-Entscheidungen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Ryan Murphy kredenzt mit der zweiten Staffel The Politician den nächsten, überzeugenden Wurf seiner übersteuerten Politsatire, auch wenn das Geschehen nicht ganz so stringent und skurril daherkommt wie noch im ersten Jahr. Dennoch überzeugt die eingeschlagene Richtung und lässt gespannt die dritte Staffel erwarten, auch wenn die wohl erst in einigen Jahren in Angriff genommen werden wird, wenn Payton-Hobart-Darsteller Ben Platt ein gewisses Alter erreicht hat, um den nächsten großen Wahlkampf in Angriff nehmen zu können.

8.0/10
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Episodenübersicht: Staffel 2

01. Die Wahlbeteiligung zählt (8/10)
02. Bewusste Entflechtung (8/10)
03. Kultur des Schlussmachens (8/10)
04. Der letzte Wurf (8,5/10)
05. Die Wählerinnen und Wähler (8/10)
06. Was ist in der Wahlurne? (8,5/10)
07. Wahltag (8,5/10)

 
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The Politician | Staffel 2 ist seit dem 19.06.2020 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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