Review: Hollywood (Serie)

Kommen wir heute zu einer Miniserie, auf die ich mich lange gefreut habe, die mir auch gefallen hat, aber doch sicherlich noch weit besser hätte sein können.

Hollywood

Hollywood, USA 2020, ca. 51 Min. je Folge

Hollywood | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Ryan Murphy
Ian Brennan
Ausführende Produzenten:
Ryan Murphy
Ian Brennan
Alexis Martin Woodall
Janet Mock
Eric Kovtun
Ned Martel
Darren Criss
Jim Parsons
David Corenswet

Main-Cast:

David Corenswet (Jack Castello)
Darren Criss (Raymond Ainsley)
Laura Harrier (Camille Washington)
Joe Mantello (Dick Samuels)
Dylan McDermott (Ernie West)
Jake Picking (Rock Hudson)
Jeremy Pope (Archie Coleman)
Holland Taylor (Ellen Kincaid)
Samara Weaving (Claire Wood)
Jim Parsons (Henry Willson)
Patti LuPone (Avis Amberg)

Genre:
Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Hollywood | © Netflix
© Netflix

Jack Costello ist frisch aus dem Krieg heimgekehrt und trachtet nun danach, in der Traumfabrik Hollywood Fuß zu fassen und ein Star zu werden. Das ist allerdings leichter gesagt als getan und so heuert er letztlich zunächst beim Tankstellenbesitzer Ernie West an, dessen Laden allerdings bloß eine Tarnung ist, um sexuelle Gefälligkeiten jeder Couleur an die bereitwillig zahlende Kundschaft zu vermitteln. Dort begegnet er auch Archie Coleman, der sein Drehbuch für Peg an den Mann zu bringen versucht. Einfacher scheint es da Studioboss-Tochter Claire Wood zu haben, die ebenfalls von einer Karriere als Schauspielerin träumt, doch weder ihr Vater noch Mutter Avis glauben an ihr Talent. Als das Drehbuch für Peg aber von Filmstudio Ace Pictures gekauft wird, scheint ihre große Stunde gekommen, wobei sich auch die Afroamerikanerin Camille Washington auf die Rolle bewirbt. Zunächst ist man sich zwar einig, die Rolle nicht "mit einer Farbigen" besetzen zu können, doch wie es der Zufall will, ist Camilles Freund Raymond Ainsley auch der Regisseur des Films und macht sich dafür stark, das Drehbuch überarbeiten zu lassen und in Meg umzubenennen (um sich von der zugrundeliegenden wahren Geschichte zu distanzieren). Freilich ein enormes Wagnis, dass Ace Pictures eingehen würde, aber auch ein mutiger Schachzug, der sich bezahlt machen könnte. Die Produzenten Dick Samuels und Ellen Kincaid zumindest sind überzeugt von der Idee, wohingegen Studioboss Ace Amberg von der Sache nichts wissen will. Dann aber scheint sich das Blatt zu wenden…

Rezension:

Es hat am Ende mal wieder länger gedauert als beabsichtigt, bis ich mich der insgesamt siebenteiligen Miniserie Hollywood in Gänze habe widmen können. Hinzu kamen leichte Anlaufschwierigkeiten, so dass der eröffnende Zweiteiler Hooray for Hollywood allein nur schwerlich in die Gänge gekommen ist und noch keinerlei Anhaltspunkte darüber zu geben wusste, wohin die Reise gehen mag und wer nun eigentlich alles im Zentrum der Erzählung stehen würde (derweil manche der Figuren auch erstmalig in der zweiten Episode in Erscheinung getreten sind). Da hatte ich mir tatsächlich mehr erwartet, nachdem ich voller Euphorie an die zweite Ryan-Murphy-Exklusiv-Produktion für Streaming-Anbieter Netflix herangegangen bin, zumal mich der erste Vertreter dieser Kollaboration – The Politician – unmittelbar zu fesseln und begeistern gewusst hat. So findet diese Miniserie tatsächlich leider erst zur Mitte hin wirklich in die Spur und ich wage gar zu behaupten, man hätte den Plot auch relativ mühelos auf sechs Episoden zusammenkürzen können. Nach beschwerlichem Start gibt es dafür im weiteren Verlauf umso weniger zu beanstanden, wenn man verstanden und begriffen hat, dass Murphy hier eine Art Alternativ-Realität erschafft, in der es eben ein bisschen anders zuging als im echten Hollywood dieser Tage.

Szenenbild aus Hollywood | © Netflix
© Netflix

Böse Zungen würden behaupten, Hollywood wäre eine Annäherung an das Thema für die "Generation Snowflake", doch hat schließlich auch schon Quentin Tarantino für Once Upon a Time in Hollywood den Ansatz gewählt, seine ihm eigene Version der Ereignisse um den Mord an Sharon Tate zu schildern, derweil Murphy sich hier der 20. Verleihung der Academy Awards widmet, bei denen er das fiktive Werk Meg ins Rennen schickt, das in vielerlei Hinsicht von einem diversen, marginalisierten Team realisiert worden ist, das willens und bereit ist, sich gegen ein System aufzulehnen, welches sie seit jeher ausgegrenzt, verurteilt, verspottet und angefeindet hat. Die Botschaft mag gut und richtig sein, ist nur leider nicht gerade subtil geraten, zumal der gesamte What-if-Ansatz in keiner Weise angekündigt wird, wenn man einmal von der Tagline der Serie What if you could rewrite the Story? absieht, die mir erstmalig beim Erstellen dieses Artikels aufgefallen ist. Und so hat man es weitestgehend für sich selbst herauszuarbeiten, dass man es hier mit einer Art Wunsch-Realität zu tun bekommt. Ist es nun aber die Botschaft, dass es seinerzeit nur mutigen Aufbegehrens bedurft hätte, um die Ereignisse so eintreten zu lassen, wie in der Serie geschehen? Ist es ein Versuch, die Geschichte Hollywoods neu und umzuschreiben? Beides wäre problematisch und beides möchte ich der Show mitnichten unterstellen, doch unterstreicht es eben, woran Hollywood dramaturgisch krankt. So macht allein die finale Episode Ein filmreifes Ende ihrem Namen alle Ehre und ist quasi wörtlich aufzufassen, wodurch die Geschichte schon gefährlich nah am Kitsch wandelt und sich nur in Details traut, von einem lupenreinen Happy End abzuweichen. Das wirkt – so befriedigend es als Abschluss zunächst auch sein mag – letztlich doch sehr schmalzig und anbiedernd, zumal eben die zugrunde liegende Botschaft nicht klar herausgearbeitet wird. Da lobe ich mir manche von Murphys anderen Shows, die durch beißenden Sarkasmus, satirischen Unterbau oder inszenatorische Überhöhung ihren Punkt zu unterstreichen wissen, denn im Vergleich dazu wirkt Hollywood doch reichlich bieder, obwohl es, gerade in den ersten Episoden, beinahe ausschließlich darum geht, den eigenen Körper und sexuelle Gefälligkeiten als Handelsware zu begreifen, um in der Traumfabrik einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Zum großen Glück der Show aber hat man zumindest bei der Rollenbesetzung alles richtig gemacht und wartet mit einem charismatischen Cast auf, der mit einigen bekannten Gesichtern besticht, zu denen Laura Harrier (BlacKkKlansman) und Darren Criss (Midway), Samara Weaving (Ready or Not) und Dylan McDermott (American Horror Story) gehören, aber auch der aus The Politician bekannte David Corenswet. Einzig Jim Parsons vermag trotz Kontaktlinsen und bewusst konträr besetzter Rolle als schmieriger Henry Wilson nur schwerlich zu überzeugen und es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis er sich von seiner Paraderolle als Sheldon Cooper freigespielt haben wird. Umso großartiger die Neuentdeckungen wie etwa Jeremy Pope als ambitionierter Autor Archie Coleman in seiner gerade mal zweiten Rolle oder auch der fabulöse Joe Mantello als Ace-Pictures-Verantwortlicher Dick Samuels, der mit Ausnahme eines TV-Films von 2014 seit den Neunzigern nicht mehr vor der Kamera stand und dennoch jede Szene zu dominieren weiß. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass er sich die Leinwand zumeist mit den ungleich erfahreneren Darstellerinnen Holland Talyor und Patti LuPone (AHS: Coven) teilt, die freilich ebenfalls brillieren.

Szenenbild aus Hollywood | © Netflix
© Netflix

Auch in Sachen Ausstattung und Set-Design weiß Hollywood erwartungsgemäß zu überzeugen und punktet speziell mit inszenatorischen Spielereien, für die (fiktiven) Filmausschnitte das Bildformat zu wechseln und diese in schwarz-weiß zu präsentieren. Optik ist aber eben nicht alles und so muss sich die Serie den Vorwurf gefallen lassen, dramaturgisch ein wenig schwach auf der Brust geraten zu sein, denn während die Story erst nur schwerlich in die Gänge kommt, hätten insbesondere die dramatischeren Momente und Erzählstränge deutlicher herausgearbeitet werden können, ungeachtet dessen, dass sich schlussendlich eben absurd viel in Wohlgefallen auflöst und man ein gezuckertes Ende präsentiert bekommt, wie es in frühen Hollywood-Tagen vielleicht üblich gewesen sein mag, hier aber doch eher befremdlich wirkt, zumal es ja eine Serie über Hollywood sein soll und nicht etwa aus Hollywood, auch wenn sich die Parallelen zwischen der fiktiven Film-Produktion Meg und der Serienhandlung nicht leugnen lassen. Aber auch hier wäre wieder mehr Subtilität vonnöten gewesen, um das Ganze glaubhaft und überzeugend zu transportieren, so dass ich meine Hoffnung nun wohl eher in die zweite Staffel The Politician setzen werde, die in nicht einmal einer Woche startet und hoffentlich wieder mit mehr Biss daherkommt. Ansonsten handelt es sich freilich um eine überzeugend produzierte, auch unterhaltsame Show, der man durchaus die eigene Zeit widmen kann, wobei die ersten Episoden eben etwas behäbig sind und das Ende manchen arg kitschig – und damit negativ – aufstoßen mag.

Fazit & Wertung:

Ryan Murphy lockt mit seiner durchaus vielversprechenden und opulent ausgestatteten Miniserie Hollywood, vermag aber trotz formidablem Cast und gelungener Ausstattung und Optik die Erwartungen nicht gänzlich zu erfüllen, denn viele der vermittelten Botschaften seiner Heile-Alternativwelt-Idee geraten arg platt und plakativ, wenn sie im Kern natürlich richtig und wichtig sind. Gefallen und unterhalten vermag die Serie zwar, bleibt aber auch merklich hinter ihren Möglichkeiten zurück.

7 von 10 aufstrebenden Hollywood-Neulingen

Hollywood

  • Aufstrebende Hollywood-Neulinge - 7.0/10
    7.0/10

Fazit & Wertung:

Ryan Murphy lockt mit seiner durchaus vielversprechenden und opulent ausgestatteten Miniserie Hollywood, vermag aber trotz formidablem Cast und gelungener Ausstattung und Optik die Erwartungen nicht gänzlich zu erfüllen, denn viele der vermittelten Botschaften seiner Heile-Alternativwelt-Idee geraten arg platt und plakativ, wenn sie im Kern natürlich richtig und wichtig sind. Gefallen und unterhalten vermag die Serie zwar, bleibt aber auch merklich hinter ihren Möglichkeiten zurück.

7.0/10
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Episodenübersicht:

01. Hooray for Hollywood (6/10)
02. Hooray for Hollywood (Teil 2) (6,5/10)
03. Vogelfrei (6,5/10)
04. Vor der Linse (7,5/10)
05. Spring! (7,5/10)
06. Meg (8/10)
07. Ein filmreifes Ende (7/10)

 
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Hollywood ist seit dem 01.05.2020 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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