Und weiter geht es mit einem Blockbuster, auf den ich anfänglich so gar keine Lust hatte, doch wie das häufig der Fall ist, konnte ich irgendwann dann doch nicht mehr an mich halten und habe der Blu-ray eine Chance gegeben. Und was soll ich sagen, selbst meine Liebste war angetan von dem Streifen und das, wo Dinosaurier nun nachweislich so gar nicht ihr Metier sind.
Jurassic World
Jurassic World, USA 2015, 124 Min.
© Universal Pictures
Colin Trevorrow
Rick Jaffa
Amanda Silver
Colin Trevorrow
Derek Connolly
Chris Pratt (Owen)
Bryce Dallas Howard (Claire)
Vincent D’Onofrio (Hoskins)
Ty Simpkins (Gray)
Nick Robinson (Zach)
Omar Sy (Barry)
BD Wong (Dr. Henry Wu)
Irrfan Khan (Masrani)
Jake Johnson (Lowery)
Judy Greer (Karen)
Action | Abenteuer | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Übers Wochenende werden die Brüder Gray und Zack von ihren Eltern Karen und Scott auf die "Isla Nebular" verfrachtet, den Ort, an dem der weltberühmte Erlebnispark "Jurassic World" zum Ausflug in die Urzeit einlädt, derweil der Park selbst von Karens Schwester Claire verwaltet wird. Die hat allerdings – obwohl sie versprochen hat, sich um die beiden Jungs zu kümmern – weit wichtigere Sorgen, zumal Parkbesitzer Masrani sie ausgerechnet zur Zusammenarbeit mit dem Dino-Trainer Owen verdonnert, um die Unterbringung des eigens für den Park gezüchteten Indominus Rex auf Schwachstellen zu prüfen. Dieser wiederum soll die nächste große Attraktion des Parks werden und ist entsprechend imposant geraten, dummerweise aber auch weit intelligenter als angenommen und zudem mit unerwarteten Fähigkeiten ausgestattet, die ihn quasi zum perfekten Jäger machen…
Rezension:
Ich bin ja wirklich ohne sonderliche Erwartungshaltung an Jurassic World herangegangen und hatte mir nicht mehr und nicht weniger als einen unterhaltsamen Sommer-Blockbuster erhofft, wurde in dieser Hinsicht aber nicht nur nicht enttäuscht, sondern gar positiv überrascht. Natürlich handelt es sich bei Colin Trevorrows Film im Grunde aber auch um kaum mehr als ein aufgemotztes Remake des Originals von 1993, doch kann man "aufgemotzt" hier eben wörtlich nehmen und entsprechend kann sich das Gezeigte mehr als sehen lassen, zumal es sich eben nicht wirklich um ein Remake, sondern durchaus eine Fortsetzung handelt, die eben nur bezüglich einiger Handlungselemente und dem unbeirrbaren Glauben des Menschen, klüger, stärker und gewiefter zu sein als jegliche andere Spezies, deutliche Parallelen zum Original aufweist. Ansonsten wird vor allem der Grundgedanke von Jurassic Park sehr schön weitergesponnen und endlich bekommt man den Vergnügungspark präsentiert, von dem schon Parkbesitzer Hammond etwas mehr als zwanzig Jahre zuvor fabuliert hat und der weiß in seinen imposanten Ausmaßen schon durchaus zu beeindrucken, ebenso wie die neuen "Attraktionen" des Parks.
© Universal Pictures
Natürlich unterwirft sich ein Film wie Jurassic World aber auch ganz dem Credo der "Höher, schneller, weiter"-Mentalität, tut dies aber so bedacht, dass man jegliche Parallele zum Original doch mehr als Reminiszenz und Huldigung an das Original verstanden wissen will, ganz so wie die Hammond-Statue an prominenter Stelle im Park, die gleichzeitig als Verbeugung vor dem 2014 verstorbenen Darsteller Richard Attenborough dient. Ebenso unmöglich ist im Umkehrschluss aber auch, dass Jurassic World in ebensolches Staunen versetzt wie Spielbergs visionäres Film-Erlebnis seinerzeit, weil man mittlerweile schlichtweg zu verwöhnt ist von den Möglichkeiten, mittels CGI ganze Welten zu erschaffen und entsprechend muss sich ein Film wie dieser auf die Kleinigkeiten stützen, um sich ein wenig zu emanzipieren. Eine dieser "Kleinigkeiten" ist aber eben auch der von den Genetikern Indominus Rex getaufte Über-Tyrannosaurus, der wie eine Wundertüte erstaunlicher Fähigkeiten daherkommt, was die Chose ein wenig beliebig wirken lässt, aber immerhin werden diese Versatzstücke im Rahmen des Möglichen stimmig erklärt. Unter dem Aspekt, dem Original nicht das Wasser reichen zu können, ist die Entscheidung, Chris Pratt (Guardians of the Galaxy) als Hauptfigur Owen zu besetzen, eine nachvollziehbare wie sinnvolle Entscheidung gewesen, denn auch wenn er seinen spitzbübischen Charme hier zugunsten von ein wenig mehr Ernsthaftigkeit zurückfährt, tragen sein Charisma und der leichte, unterschwellige Humor, der zum Glück nie aufgesetzt oder gewollt wirkt, enorm dazu bei, den Film zu einem lohnenswerten Abenteuer werden zu lassen.
Bryce Dallas Howard (50/50) hingegen drohte beinahe, mich zu enttäuschen und entsprach zunächst dem klassischen Rollenbild der "Damsel in Distress", wusste sich im Verlauf der rund zweistündigen Achterbahnfahrt aber sprich- wie wortwörtlich zu emanzipieren, wenn man diesen Weg hin zur starken Frauenfigur sicherlich noch mehr hätte forcieren können. Sei es wie es will, kommt Jurassic World also zwar ohne Frage nicht an das Urgestein des Dinosaurier-Films heran (und ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass es da noch so einige mehr gab, aber Jurassic Park sollte einem doch mitunter als erstes einfallen), funktioniert als bewusst modernisierte, opulentere Variante, die zu gleichen Teilen Remake und Fortsetzung sein darf, meines Erachtens ausnehmend gut. Das liegt aber auch daran, dass mir speziell auch die kleineren Rollen zu imponieren gewusst haben, wobei ich hier wieder einmal ganz klar Vincent D’Onofrio hervorheben muss, mit dem Chris Pratt bereits in Die glorreichen Sieben zu sehen war und der sich erneut als ungemein wandelbarer Charakterkopf profiliert, derweil Jake Johnson (New Girl) für eine weitere Prise Humor sorgen darf, Omar Sy (Im Rausch der Sterne) als Owens "Best-Buddy" in Aktion tritt und Irrfan Khan (The Amazing Spider-Man) die Nachfolge als Parkbesitzer antritt.
© Universal Pictures
Sicherlich strotzt Jurassic World nicht vor Tiefgang und bedient sich vielleicht einmal zu oft an bereits bekannten Versatzstücken, doch Optik und Inszenierung, Tempo und Verve treffen beinahe in jeder Sekunde den richtigen Ton, was übrigens auch Michael Giacchino gelingt, der hier für die musikalische Untermalung verantwortlich zeichnet und sich mehr als einmal in kompositorischer Hinsicht vor John Williams verbeugt, was durchaus zu Gänsehaut-Momenten führen kann, wenn die weithin bekannten Klänge des Jurassic Park-Scores referenziert werden. Last but not least punktet der Film zudem mit einem für mich überraschenden Finale, das zwar ebenfalls auf Bombast setzt, trotzdem durchaus von gängigen Schemata abweicht und mich ziemlich überrascht hat, während mir zugegebenermaßen vor der Fortsetzung schon ein wenig graust, doch hätte ich ja im Vorfeld auch nicht geglaubt, von dieser Quasi-Neuauflage so angetan zu sein, weshalb ich durchaus gewillt bin, beizeiten auch Jurassic World: Fallen Kingdom eine Chance einzuräumen.
Jurassic World
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Überzüchtete Dinos - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Mit Jurassic World hat Colin Trevorrow eine überraschend stimmige und atmosphärische Fortsetzung des Franchise inszeniert, die eine gelungene Gratwanderung zwischen Reminiszenz und Innovation absolviert, den Grundgedanken der Spielberg/Crichton-Kollaboration mehr als nur behutsam weiterspinnt und modernisiert und vor allem mit einem temporeich inszenierten Abenteuer zu punkten versteht, dessen Figuren nun zwar nicht über ungehörig viel Tiefgang verfügen, dank versierter DarstellerInnen aber durchaus zu gefallen wissen. Dass dabei die Dinosaurier nie besser und lebensechter ausgesehen haben, versteht sich beinahe von selbst, war aber auch nicht anders zu erwarten gewesen.
Jurassic World ist am 22.10.15 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Mir ist der Film ja noch sehr gut in Erinnerung, da ich ihn erst letztes Wochenende zum zweiten Mal gesehen habe. Freut mich, dass er dir so gut gefällt! Ich habe ihn dieses Mal auch viel versöhnlicher wahrgenommen als noch beim ersten Mal.
“Natürlich unterwirft sich ein Film wie Jurassic World
aber auch ganz dem Credo der “Höher, schneller, weiter”-Mentalität, tut
dies aber so bedacht, dass man jegliche Parallele zum Original doch
mehr als Reminiszenz und Huldigung an das Original verstanden wissen
will […]”
Ich würde das sogar noch weiterführen, denn meiner Ansicht nach zelebriert das “Jurassic World”-Skript nur vordergründig besagtes olympisches Motto – um es dann nach und nach selbstbewußt aufs Korn zu nehmen und ihm schließlich (beispielhaft anhand des Endes von Indominus Rex) sogar regelrecht den Mittelfinger zu zeigen. Für mich war die ganze Handlung ein ziemlich deutliches “Back to the Roots” samt selbstkritischer Seitenhiebe auf die eigenen Fehler des “Jurassic”-Franchise in “Vergessene Welt” und “Jurassic Park III”. Für mich war diese Metaebene sogar ein ganz entscheidender Grund dafür, daß mir “Jurassic World” so gut gefallen hat! :-)