Reden wir heute über eine leider doch sehr enttäuschende Serienstaffel, von der ich mir im Vorfeld einiges mehr erwartet hatte. Kein Wunder, dass nach zwei Jahren bereits wieder Schluss gewesen ist, aber beizeiten werde ich mir wohl dennoch auch die zweite Staffel zu Gemüte führen, wobei ich das Gesehene jetzt erst einmal sacken lassen muss.
The Gifted
Staffel 1
The Gifted, USA 2017-2019, ca. 43 Min. je Folge
© FOX
Matt Nix
Matt Nix
Stephen Moyer (Reed Strucker)
Amy Acker (Kate Strucker)
Sean Teale (Marcos Diaz / Eclipse)
Natalie Alyn Lind (Lauren Strucker)
Percy Hynes White (Andy Strucker)
Coby Bell (Jace Turner)
Jamie Chung (Clarice Fong / Blink)
Blair Redford (John Proudstar / Thunderbird)
Emma Dumont (Lorna Dane / Polaris)
Garret Dillahunt (Dr. Roderick Campbell)
Elena Satine (Dreamer)
Skyler Samuels (Esme)
David Norona (Senator Matthew Montez)
Jeff Daniel Phillips (Tex / Fade)
Hayley Lovitt (Sage)
Joe Nemmers (Agent Weeks)
Action | Drama | Fantasy | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
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Die X-Men sind verschwunden und Mutanten gelten allgemein als Bedrohung, weshalb sie von den Sentinel Services unerbittlich gejagt und inhaftiert werden. Teil dieser Maschinerie ist auch Reed Strucker, der als Staatsanwalt dafür sorgt, dass den genetisch Veränderten die gerechte Strafe zuteilwird. Doch er und seine Frau Kate geraten bald in ein regelrechtes Dilemma, als sich herausstellt, dass auch ihr Sohn Andy ein Mutant ist. Prompt stehen die Sentinel Services vor der Tür und die Struckers ergreifen die Flucht, wenden sich hilfesuchend an den Mutanten-Untergrund, in dem Fall angeführt von John Proudstar und Marcos Diaz. Die haben zunächst ihre Bedenken, doch kann Reed mit Informationen über Marcos‘ Freundin Lorna dienen, die sich – auch dank Reed – derzeit in Haft befindet. Die Sentinel Services allerdings sind den Struckers bereits auf den Fersen und während es gilt, die Sicherheit ihrer Kinder zu gewährleisten, müssen sich Reed und Kate fragen, ob es wirklich richtig gewesen ist, all die Zeit die Augen davor zu verschließen, wie die Mutanten in der Gesellschaft ausgegrenzt und vorverurteilt worden sind, denn plötzlich befinden auch sie sich auf der anderen Seite und somit auf der Flucht…
Rezension:
Losgelöst vom üppigen Marvel Cinematic Universe, aber auch dem X-Men-Film-Franchise, erblickte 2017 die kurzlebige, auf insgesamt gerade einmal zwei Staffeln kommende Superhelden-Serie The Gifted das Licht der Welt und auch wenn eine solch verfrühte Einstellung nicht unbedingt für Qualität stehen mag, können ja schließlich auch andere Gründe dahinterstecken, wie sich an den Marvel-Netflix-Produktionen beispielsweise belegen ließe, die zwar nicht alle Gold waren, teils die Absetzung aber wirklich nicht verdient hatten. Auf alle Fälle stieß ich nun jüngst bei JOYN+ auf besagte Serie, die es hierzulande lediglich zu einer DVD-Veröffentlichung (der ersten Staffel) gebracht hat. Nun ist natürlich das Ganze genau mein Metier und hinzu kommt, dass ich die beiden HauptdarstellerInnen aus unterschiedlichen Gründen und Serien durchaus schätze, weshalb ich mich sehr gefreut habe, der Serie nun eine Chance geben zu können, wobei ich als knappes Fazit gerne vorwegnehmen kann, dass es mich wundert, dass diese unausgegorene Melange überhaupt noch eine zweite Staffel spendiert bekommen hat. Der Auftakt eXponiert (1.01) macht dabei noch nicht einmal eine so schlechte Figur und wirkt durchaus vielversprechend, auch was Inszenierung und Effekte angeht, doch geht es hiernach leider stetig bergab oder besser, wir versanden in uninspirierter Mittelmäßigkeit.
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So offenbart sich schon ab der zweiten Episode, dass man sich anschickt, einerseits eine fortlaufende Geschichte erzählen zu wollen, andererseits aber das Ganze als Fall der Woche – oder hier besser Einsatz der Woche – behandelt sehen will. So geht es zunächst darum, dringend benötigte Medikamente zu besorgen, in einer anderen Folge gilt es, einen Konvoi der Sentinel Services zu überfallen, was gleich mehrfach Thema sein wird, während es andernorts dann wieder darum geht, Informationen zu beschaffen und dafür in Gebäude vorzudringen oder – richtig geraten – sich mit den Sentinel Services anzulegen. So wiederholt sich Woche um Woche der immer gleiche Ablauf in Variationen, während stets die wichtigsten Mitglieder des Mutanten-Untergrunds selbst ins Feld ziehen, freilich ohne Unterstützung, meistens ohne Backup und oft genug ohne ausgereiften Plan, so dass die Missionen mehr dank dummer Zufälle gelingen, als dass sich The Gifted so clever angestellt hätten. Dabei tut die Serie gern bedeutungsschwanger und stürzt sich auf das Kernthema, was auch schon X-Men-Regisseur Bryan Singer (der hier als ausführender Produzent mit an Bord ist) umgetrieben hat, und widmet sich Vorurteilen und Ausgrenzung, Rassismus und Hass, doch wirkt das alles reichlich plakativ und wird ebenfalls kaum merklich variiert. Man kann sich freilich so ziemlich jede Episode der Staffel durchaus ansehen, doch dramaturgische Ungereimtheiten, repetitive Handlungsabläufe und dadurch ausbleibende Figurenentwicklung lassen schon des Öfteren beherzt mit dem Kopf schütteln.
Hinzu kommt, dass allein schon die Figurenkonstellation und die daraus resultierende Prämisse nicht recht aufgehen wollen, denn angefangen mit John Prudstar (Blair Redford) und Clarice Fong (Jamie Chung, Sin City 2) bis hin zu Marcos Diaz (Sean Teale) und Lorna Dane (Emma Dumont) scheint der Krisenstab, das Eingreifteam und die Entscheider in Personalunion samt und sonders aus attraktiven Twenty- bis Thirtysomethings zu bestehen, was zwar die Zielgruppe von The Gifted grob umreißen mag, dramaturgisch aber wenig Sinn ergibt, zumal sonst niemand etwas zu melden hat, niemand auf Missionen geschickt wird und sie allein sich ein ums andere Mal in Gefahr begeben, in ihrer moralischen Überlegenheit dabei noch allzu geleckt daherkommen, auch wenn das zumindest einer der Punkte sein wird, die im weiteren Verlauf etwas aufgebrochen werden. Darstellerische Qualitäten und Dialoge liegen dabei oft genug auf übelstem Soap-Niveau und machen die Angelegenheit nicht gerade besser, was im Übrigen auch für die Strucker-Kinder Lauren (Natalie Alyn Lind) und Andy (Percy Hynes White) gilt. So bleibt es einzig und allein an Stephen Moyer (True Blood) und Amy Acker (Angel) hängen, dem Ganzen ein wenig dramaturgische Qualität abzuringen, wobei es selbst ihnen dank der halbgaren Drehbücher nur selten gelingt, wirkliche Akzente zu setzen, auch wenn ich sie beide wirklich gerne sehe und mich insbesondere ihretwegen auf The Gifted gefreut habe.
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Auf Antagonisten-Seite sieht es dann leider kaum besser aus, denn auch wenn Sentinel-Services-Agent Jace Turner (Coby Bell) auf den ersten Blick einen vielversprechenden Eindruck macht und dank persönlichem Schicksalsschlag eine nachvollziehbare Aversion gegen die Mutanten entwickelt hat, entpuppt er sich im weiteren Verlauf als so wankelmütig und unentschlossen, dass man seine Figur alsbald kaum noch ernst nehmen kann. Einzig Garret Dillahunt (Come and Find Me) macht einen erwartungsgemäß guten Job als mysteriös-unbeirrbarer Dr. Roderick Campbell, wobei der eigentliche Lichtblick erst im letzten Drittel der Staffel in Gestalt von Skyler Samuels (Scream Queens) in Erscheinung tritt, wobei ich mich frage, ob eine frühere Einführung ihrer Figur womöglich noch mehr hätte retten können, denn endlich gerät hier einmal etwas in Bewegung, auch wenn man sich recht schnell erneut in repetitive Szenarien flüchtet. Und so durchwachsen wie sich schon das Storytelling und die Darsteller*innen präsentieren, wirken dann leider auch die Effekte oder die jeder Folge vorangestellten Rückblenden, die oft genug nichts Sinnstiftendes zur eigentlichen Geschichte beizutragen haben. Wenn dann schlussendlich noch inszenatorische Patzer und Schludrigkeiten hinzukommen – an einer Stelle wird nachdrücklich erklärt und gezeigt, dass das Blut von Marcos Diaz in hellstem Licht erstrahlt, nur um ihn später wie jeden Normalo bluten zu lassen, um nur ein Beispiel zu nennen –, muss man sich schon fragen, wie viel Sorgfalt hier überhaupt darauf verwandt worden ist, eine kohärente und schlüssige Geschichte zu erzählen, denn mit inszenatorischen Ungereimtheiten ließen sich in diesem Fall ganze Seiten füllen. Was bleibt ist eine oberflächliche, auf bedeutungsschwanger getrimmte Superhelden-Soap mit mäßig überzeugendem Aufbau, die erst in den letzten Episoden damit beginnt, für die zweite und letzte Staffel zumindest eine interessantere Ausgangskonstellation zu schaffen und damit zumindest ein wenig an Fahrt und Spannung aufnimmt.
The Gifted | Staffel 1
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Von den Sentinel Services gejagte Mutanten - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Die von Matt Nix ersonnene Serie The Gifted weiß in ihrer ersten Staffel nach vielversprechendem Auftakt kaum je wirklich zu überzeugen und wiederholt die ewig gleichen Themen und Abläufe Episode für Episode, während man sich an oft mäßigen Effekten und noch schlimmeren Dialogen stoßen darf. Es mag immer mal wieder etwas spannender werden und manche Begegnung ist tatsächlich durchaus spektakulär geraten, doch erzählerische Ungereimtheiten und die allgemein sehr durchwachsene Qualität trüben den Eindruck ein ums andere Mal.
Episodenübersicht: Staffel 1
02. rX (6/10)
03. eXodus (6/10)
04. eXit (6,5/10)
05. eXtrahiert (6/10)
06. eXkursion (6/10)
07. eXtrem (6/10)
09. ausgetriXt (6,5/10)
10. eXploitiert (7/10)
11. 3 X 1 (7/10)
12. eXtraktion (6,5/10)
13. eXtermination (6/10)
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The Gifted | Staffel 1 ist am 09.05.19 auf DVD im Vertrieb von FOX erschienen, unter anderem aber auch bei Amazon Prime Instant Video verfügbar (jedoch nicht im Prime-Angebot enthalten).
Ab Januar 2018 lief die Serie beim Pay-TV-Sender FOX Channel. Ich hab sie nach sechs Folgen abgebrochen. Wenn man die “X-Men”-Filme und “Heroes” kennt, dann bietet “The Gifted” nichts Neues mehr, auch wenn die Serie insgesamt ordentlich gemacht ist.
https://mwj2.wordpress.com/2018/02/22/the-gifted-folgen-1-bis-6/