Review: Jupiter’s Circle (Graphic Novel)

Heute reden wir dann mal über das Spin-Off einer Serie, die ihrerseits demnächst eine TV-Serie nach sich ziehen wird. Und gemessen daran, dass das Heft – wohl eher Buch – nun seit mehr als einem Jahr hier herumgelegen hat, freue ich mich natürlich sehr, heute ein wenig davon berichten zu können.

Jupiter’s Circle

Jupiter’s Circle #1-12, USA 2015/2016, 300 Seiten

Jupiter's Circle | © Panini
© Panini

Autor:
Mark Millar
Zeichner:
Wilfredo Torres (#1-3, 6-8, 12)
David Gianfelice (#3-5, 7)
Chris Sprouse (#9-11)
Rick Burchett (#8)
Ty Templeton (#11)

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-61440-8

Genre:
Action | Science-Fiction | Drama | Historie

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Jupiter's Circle | © Panini
© Panini

Nachdem die Brüder Walter und Sheldon Sampson – einer Eingebung folgend – mit einer Handvoll Begleiter in den 1930ern zu einer entlegenen Insel gereist sind, kehrten sie mit Superkräften und übernatürlichen Fähigkeiten zurück, was sie alsbald dazu veranlasste, die "Union of Justice" und als Superhelden für das Gute einzustehen. Nach außen hin die strahlenden Helden, rumort es bei den Mitgliedern der Truppe aber teils gewaltig und auch untereinander ist man sich mitnichten grün, während es FBI-Chef J. Edgar Hoover schon länger darauf anlegt, die Geheimidentität der Helden zu erfahren. Und während ein heimlich homosexuelles Mitglied der Gruppe genau diesen Umstand zu verheimlichen versucht, locken den anderen außereheliche Abenteuer, während Skyfox beispielsweise seit jeher durch seinen Jähzorn und übermäßigen Alkoholgenuss von sich reden macht…

Rezension:

Bevor wohl noch in diesem Jahr die Serien-Adaption von Mark Millars Jupiter’s Legacy bei Netflix starten wird, wollte ich mich natürlich noch dem Spin-Off Jupiter’s Circle gewidmet haben, das hierzulande zwar reichlich verspätet, nämlich erst vergangenes Jahr veröffentlicht worden ist, dafür aber auch gleich in einem Rutsch mit beiden, je sechs Hefte umfassenden Volumes in einem mehr als üppigen Sammelband, der es auf rund 300 Seiten bringt. Während sich Legacy noch dem Generationenkonflikt und der Fehde zwischen den Superheldenkindern widmet, wird es nun in Circle regelrecht klassisch, denn hier widmet sich Millar nun der Vorgeschichte seiner Helden, die ihrerseits den Ausgangspunkt bilden wird für das, was in der eigentlichen Hauptserie bereits thematisiert worden ist. Dadurch mag sich die vorrangig in den 50ern und 60ern angesiedelte Story den Vorwurf gefallen lassen müssen, tendenziell nicht unbedingt essenziell und zwingend vonnöten zu sein, doch vertieft die Reihe tatsächlich im Laufe der Zeit das Verständnis für die ursprünglichen sechs Helden der "Union of Justice".

Ausschnitt aus Jupiter's Circle | © Panini
© Panini

Dennoch ist Jupiter’s Circle zwiegespalten zu betrachten, denn gerade in den ersten Heften fokussiert die Story jeweils auf einen einzigen der Helden und widmet sich dessen persönlichem Umfeld und seinen Geheimnissen, was nun nicht gerade schlecht oder unspannend sein mag, aber eben auch kein großes Ganzes, keine wirklich fortlaufende Geschichte ergibt, was sich erst im letzten Drittel das Bandes ändern wird. Ansonsten bedient Millar natürlich auch klassische Themen, so dass einer der Helden seine Homosexualität zu verbergen versucht – schließlich ein absolutes No-Go in den spießigen 50ern –, während ein anderer dem Charme der Jugend erliegt und seine ihn liebende Ehefrau zu hintergehen beginnt. Dennoch, der Vorstoß in die menschlichen Abgründe gefällt und ist ohnehin längst Markenzeichen von Millar geworden, der auch hier alles andere als eine handelsübliche Superheldengeschichte zum Besten gibt. Allein dem Umstand geschuldet aber, dass er zuvor schon in Jupiter’s Legacy in die Vollen gegangen ist, muss er sich hier nun aber auch merklich zurückhalten, denn schließlich wissen wir bereits, dass sämtliche Helden diese Ära überleben werden, was dem Ganzen ein wenig an Reiz und Spannung raubt.

Über die Optik kann man sich ebenfalls streiten und auch wenn ich schon bei der Vorgängerserie einräumen musste, dass Frank Quitely nicht hundertprozentig meinen Geschmack getroffen hat, waren mir doch seine Zeichnungen allemal lieber als die nun von einem illustren und vielköpfigen Team gestalteten Beiträge zum Thema, denn einerseits bringt das immer wieder stilistische Brüche mit sich, andererseits lassen viele Panels eine gewisse Detailverliebtheit missen und wirken doch ziemlich grob, was aber immerhin das nostalgische Flair unterstreicht, denn bekanntermaßen sahen eben Comics vor mehr als einem halben Jahrhundert nicht so aus wie heute und da tut dann auch die reduzierte Farbgebung ihr Übriges, um den innerhalb der Story transportierten Zeitgeist zu unterstreichen. Und von dem hat es immerhin einiges, wenn man sich allein die illustren Gastauftritte und die lockere Verknüpfung mit realen, historischen Ereignissen betrachtet, die Jupiter’s Circle dann durchaus schon wieder lesenswert werden lassen.

Ausschnitt aus Jupiter's Circle | © Panini
© Panini

Im Grunde beginnt die Reihe also solide, vermag sich vor allem aber ab der zweiten Hälfte noch einmal merklich zu steigern und dürfte dementsprechend für Fans der eigentlichen Reihe um die Kinder der Helden kaum Gefahr laufen, ein echter Fehlgriff zu werden. Die Faszination und Begeisterung, das Unerwartete und Kompromisslose halten sich hier allerdings in Grenzen und so wirkt es manchmal, als habe Millar das Skript mit angezogener Handbremse verfassen müssen, um nicht versehentlich einen der Helden versehentlich einen (zu frühen) Heldentod sterben zu lassen. Hinzu kommt, dass manche der Handlungsbögen in Jupiter’s Circle doch recht abrupt zu ihrem Ende finden und kaum je wieder aufgegriffen werden, was damit zusammenhängt, dass eben zunächst jeweils zwei Hefte auf lediglich einen Helden fokussieren, wohingegen die Zeit innerhalb der Geschichte unerbittlich voranschreitet. So vergehen schon einmal Jahre zwischen den einzelnen Geschichten und verständlicherweise spielt Vorangegangenes dann kaum noch eine Rolle mehr, wenn man von einigen wenigen Plot-Points absieht, die zumindest gegen Ende noch einmal an Bedeutung gewinnen.

Fazit & Wertung:

Mark Millar kredenzt mit Jupiter’s Circle ein durchaus gelungenes Spin-Off zu Jupiter’s Legacy, das wiederum als Prequel zu den dortigen Entwicklungen fungiert. Optisch wie auch inhaltlich kann der mit 12 US-Ausgaben üppig bestückte Sammelband aber der Hauptserie kaum das Wasser reichen, muss sich als Vorgeschichte aber nun einmal auch den späteren Ereignissen unterwerfen, was manche Geschichten hier etwas saft- und kraftlos erscheinen lässt, weil ihr Ausgang vorherzusehen ist.

7 von 10 desillusionierten Helden

Jupiter's Circle

  • Desillusionierte Helden - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mark Millar kredenzt mit Jupiter's Circle ein durchaus gelungenes Spin-Off zu Jupiter's Legacy, das wiederum als Prequel zu den dortigen Entwicklungen fungiert. Optisch wie auch inhaltlich kann der mit 12 US-Ausgaben üppig bestückte Sammelband aber der Hauptserie kaum das Wasser reichen, muss sich als Vorgeschichte aber nun einmal auch den späteren Ereignissen unterwerfen, was manche Geschichten hier etwas saft- und kraftlos erscheinen lässt, weil ihr Ausgang vorherzusehen ist.

7.0/10
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Jupiter’s Circle ist am 23.07.19 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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