Review: Bohemian Rhapsody (Film)

Bevor der Film am Wochenende im TV läuft habe ich quasi gerade noch rechtzeitig stattdessen die UHD Blu-ray in den Player schieben können, denn ansonsten hätte ich das Queen-Biopic wohl sicherlich auch die nächsten Monate nicht in Angriff genommen.

Bohemian Rhapsody

Bohemian Rhapsody, USA/UK 2018, 134 Min.

Bohemian Rhapsody | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Bryan Singer
Autor:
Anthony McCarten

Main-Cast:
Rami Malek (Freddie Mercury)

in weiteren Rollen:

Lucy Boynton (Mary Austin)
Gwilym Lee (Brian May)
Ben Hardy (Roger Taylor)
Joseph Mazzello (John Deacon)
Aidan Gillen (John Reid)
Allen Leech (Paul Prenter)
Tom Hollander (Jim Beach)
Mike Myers (Ray Foster)

Genre:
Biografie | Musik | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bohemian Rhapsody | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

1970 träumt der schüchterne Freddie Bulsara noch von einer Karriere als Rockstar und ergreift kurzerhand die Chance, sich als Frontmann der Band Smile von Gitarrist Brian May und Schlagzeuger Roger Taylor zu positionieren. Es dauert nicht lange und Bassist John Deacon stößt zur Gruppe und die Band Queen ist komplett. Bald schon folgt 1973 das erste Album und der erste Erfolg, wobei es noch zwei Jahre dauern wird, bis ihnen mit dem ambitionierten Nachfolger A Night At the Opera und der Single-Auskopplung Bohemian Rhapsody der große Durchbruch gelingt. Doch während Queen durch die Decke geht und die Charts stürmt, kommt es immer wieder zu Querelen zwischen den Band-Mitgliedern, die sich nicht nur hinsichtlich der künstlerischen Ausrichtung oft uneinig sind. Auch privat läuft es insbesondere für den Leadsänger – mittlerweile nennt er sich Freddie Mercury – nicht besser und die Beziehung zu der Verkäuferin Mary Austin nimmt ein jähes Ende, als er sich endlich eingesteht, eigentlich auf Männer zu stehen. Gemeinsam mit dem Druck der Öffentlichkeit, der Produzenten, der Presse wächst auch Freddies Drogen- und Alkoholkonsum zunehmend…

Rezension:

Gerade noch rechtzeitig vor der Free-TV-Premiere am kommenden Sonntag habe ich nun auch endlich Bohemian Rhapsody nachgeholt, den ich mir seinerzeit noch extra als UHD-Scheibe zugelegt hatte, um ihn in bestmöglicher Qualität genießen zu können. Gute Entscheidung, denn die mannigfach enthaltenen Konzertausschnitte und Auftritte der Band sind wirklich grandios geraten und wuchtig inszeniert, zumal man hier ein Gros an weltbekannten Kult-Songs präsentiert bekommt, die allein den Film natürlich schon zu einem Erlebnis machen und die mehr als zwei Stunden Laufzeit wie im Flug vergehen lassen. Was aber optisch – bis auf eine eher mäßig umgesetzte CGI-Zuschauerschar – wie akustisch ein echter Augen- und Ohrenöffner geworden ist, hat inhaltlich und dramaturgisch leider weitaus weniger zu bieten, als man sich das erhoffen würde. Das macht aus dem zunächst von X-Men-Regisseur Bryan Singer gedrehten und schlussendlich von Dexter Fletcher (Rocketman) beendeten Werk zwar mitnichten einen schlechten Film, doch folgt der schon arg schablonenhaft den Gesetzmäßigkeiten und Klischees eines typischen Musiker-Biopics.

Szenenbild aus Bohemian Rhapsody | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Dabei kann ich nicht einmal behaupten, dass es sich um ein klassisches Biopic handeln würde, denn auch wenn Rami Malek (Short Term 12) wirklich eine anbetungswürdige Performance als Freddie Mercury zum Besten gibt und bis in die letzte Pore überzeugt, kann ich nicht behaupten, dem Künstler, geschweige denn dem Menschen Freddie wirklich näher gekommen zu sein. Denn seine Abgründe, seine Einsamkeit, seine Exzesse, allgemein das Innenleben der Person, bleiben die meiste Zeit bloße Behauptung. Schon das Tempo, in dem hier durch die Jahre gehetzt wird, von Album zu Album und Tour zu Tour, verhindert es, dass sich wirklich eine kohärente Geschichte entfaltet, so dass auch die Gründung von Queen allein wie aus dem Ärmel geschüttelt wirkt. Stattdessen hält man sich dann minutenlang mit Trivialem auf wie etwa dem Treffen mit dem fiktiven Produzenten Ray Foster, was zwar Mike Myers einen schönen Gastauftritt beschert, der seinerzeit den namensgebenden Song Bohemian Rhapsody mit Wayne‘s World in die Charts brachte, ansonsten die Story aber nur mäßig beeinflusst. Ähnlich verknappt werden manche Jahre derweil gänzlich übersprungen und so verkommt Bohemian Rhapsody des Öfteren zu einer Aneinanderreihung schlaglichtartig beleuchteter Momente in der Queen-Historie. Zudem bleiben die weiteren Band-Mitglieder, obwohl durchgehend überzeugend und charismatisch besetzt, leider überwiegend blass, auch wenn zumindest herausgearbeitet wird, dass die Band nur als Ganzes zu Höchstform aufzulaufen vermag.

Gerade vor dem Hintergrund, dass Singer noch in der Entstehungsphase des Films verlauten ließ, er wolle sich nicht den klassischen Biopic-Regeln beugen und sich stattdessen auf die Musik konzentrieren, merkt man dem fertigen Film seine holprige Entstehungsgeschichte zuweilen an. Die Musik nimmt noch immer einen Großteil des Geschehens ein und ist wirklich spektakulär in Szene gesetzt, großartig abgemischt und mitreißend sondergleichen, wenn man unter anderem der Entstehung von We Will Rock You oder auch Another One Bites the Dust beiwohnen darf, doch umso ärgerlicher nimmt es sich aus, dass das erzählerische Drumherum hier nicht annähernd mithalten kann. Lucy Boynton (Sing Street) als Freddies "Love of My Life" Mary Austin ist beispielsweise großartig gewählt, gerät aber zunehmend ins Hintertreffen, während man sich auch ansonsten viele erzählerische Freiheiten nimmt, um das Geschehen dramatischer und gestraffter zu präsentieren. Zunächst irritierend ist auch das gewählte Ende mit dem Live-Aid-Auftritt vom 13. Juli 1985, wodurch natürlich noch einige Jahre der Bandgeschichte und insbesondere Freddies Leidensweg der erzählerischen Schere zum Opfer fallen.

Szenenbild aus Bohemian Rhapsody | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Dessen ungeachtet ist der Auftritt als solches aber natürlich ein mehr als fulminanter Schlussakkord für Bohemian Rhapsody und wird auch dem Anlass entsprechend ausgewalzt, was ich mir nicht anders gewünscht hätte. Nur ist dadurch eben noch weniger klar, was der Film eigentlich sein möchte, denn obwohl er anderthalb Jahrzehnte umfasst, spart er doch vieles aus, widmet sich manchem gar nicht, lässt anderes im Zeitraffer geschehen und mündet schließlich in die obligatorischen Texttafeln, die einen über das weitere Schicksal der Band und ihrer Mitglieder unterrichten, was dann eben schon wieder sehr nach typischem Biopic klingt. Das Werk als solches ist mitnichten schlecht und auch sicherlich extrem sehenswert, ob man sich nun als Queen-Fan sieht oder mit der Band kaum etwas am Hut hat, doch liegen die Qualitäten hier im Grunde einzig und allein bei der fähigen Besetzung, jederzeit überstrahlt von einem exaltiert-ekstatisch aufspielenden Rami Malek und den großartigen, zeitlosen Songs, die jede einzelne Szene durchdringen und transportieren, untermalen und unterstützen. Ginge es aber eben nicht um Queen, bliebe leider nur ein recht oberflächliches und wenig fesselndes Biopic mit allerhand Klischees, das sich zudem nicht wirklich traut, in Richtung Rock und Exzess vorzustoßen, weil man ja den familienfreundlichen Anstrich nicht gefährden möchte.

Fazit & Wertung:

Der ursprünglich von Bryan Singer inszenierte, schlussendlich aber von Dexter Fletcher beendete Bohemian Rhapsody punktet ohne Frage mit seinem mitreißenden und wuchtigen Sound und großartigen Montagen, vor allem aber einem Rami Malek, der sich als Freddie Mercury die Seele aus dem Leib spielt und auf ganzer Linie überzeugt. Darüber hinaus hat der Film erzählerisch aber kaum mehr als Allgemeinplätze und Plattitüden zu bieten, die noch dazu des Öfteren zurechtgebogen worden sind, um dem dramaturgischen Konzept zu entsprechen.

7,5 von 10 epischen Bühnen-Performances

Bohemian Rhapsody

  • Epische Bühnen-Performances - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Der ursprünglich von Bryan Singer inszenierte, schlussendlich aber von Dexter Fletcher beendete Bohemian Rhapsody punktet ohne Frage mit seinem mitreißenden und wuchtigen Sound und großartigen Montagen, vor allem aber einem Rami Malek, der sich als Freddie Mercury die Seele aus dem Leib spielt und auf ganzer Linie überzeugt. Darüber hinaus hat der Film erzählerisch aber kaum mehr als Allgemeinplätze und Plattitüden zu bieten, die noch dazu des Öfteren zurechtgebogen worden sind, um dem dramaturgischen Konzept zu entsprechen.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (3 Stimmen)
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Bohemian Rhapsody ist am 14.03.19 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 26. Oktober 2020

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