Review: Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts (Film)

Ja, auch heute bin ich wieder – für meine Begriffe – extrem spät dran, hab dafür aber auch einen richtig schönen Film im Gepäck, auch wenn sich das anfänglich wohl kritischer anhören wird, als es sich letztlich gestaltet.

Fisherman’s Friends
Vom Kutter in die Charts

Fisherman’s Friends, UK 2019, 112 Min.

Fisherman’s Friends - Vom Kutter in die Charts | © Splendid
© Splendid

Regisseur:
Chris Foggin
Autoren:
Piers Ashworth
Meg Leonard
Nick Moorcroft

Main-Cast:

Daniel Mays (Danny)
James Purefoy (Jim)
David Hayman (Jago)
Dave Johns (Leadville)
Sam Swainsbury (Rowan)
Tuppence Middleton (Alwyn)
Noel Clarke (Troy)

Genre:
Musik | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Fisherman’s Friends - Vom Kutter in die Charts | © Splendid
© Splendid

Anlässlich des Junggesellenabschiedes von ihrem Freund Henry stranden die Londoner Musikmanager Danny, Driss und ihr Boss Troy im pittoresken Fischerörtchen Port Isaac in Cornwall und machen sich mit ihrem Großstadtgehabe und einem gewissen Snobismus natürlich keine Freunde. Schlimmer noch, gedenkt Troy seinem Angestellten Danny einen Streich zu spielen und trägt ihm auf, einen zehnköpfigen Shanty-Chor namens "Fisherman’s Friends" unter Vertrag zu nehmen, nachdem er vorgibt, von deren kleinem Konzert restlos begeistert gewesen zu sein. Danny ist zwar skeptisch, sucht jedoch das Gespräch mit den Seemännern, während sich seine Kumpels eilig von dannen machen. Als Troy ihm aber eröffnet, ihn nur veralbert zu haben, ist Danny längst selbst von dem Potential der Truppe überzeugt und hat sich zudem in der Pension von Alwyn eingemietet, die ihrerseits Tochter von Jim, einem der Band-Mitglieder ist. Nicht nur ihr zuliebe versucht Danny also zu seinem Wort zu stehen und dem Shanti-Chor zu Ruhm und Berühmtheit zu verhelfen, kann dabei aber nicht unbedingt auf Rückhalt aus seinem Label hoffen, was ihn zusammen mit weiteren Verwicklungen schnell in eine unglückliche Lage bringt…

Rezension:

Der 2019 erschienene, von mir bereits vor Erscheinen sehnlich erwartete und nun – natürlich verspätet – nachgeholte Fisherman’s Friends bringt mich mal wieder in eine echte Bredouille, was das sinnvolle und objektive Bewerten angeht. Denn einerseits handelt es sich – wie auch schon das Cover verlauten lässt – wirklich um einen sehr gelungenen Vertreter der Kategorie Feel-Good-Movie (mit nur manch zaghaftem, dramatischen Einschlag), wartet mit sympathischen und teils schrulligen Figuren auf und vermag für die zum Besten gegebenen Shantis zu begeistern, andererseits aber greift er auch, insbesondere gemessen daran, dass er auf einer wahren Geschichte basiert, reichlich tief in die Klischeekiste und reichert die an und für sich schon erzählenswerte Story der Port-Isaac-Fischer mit Plattitüden und Versatzstücken an, die man in derlei Filmen im Dutzend geliefert bekommt. Bleibt also am Ende ein wirklich sympathischer, kurzweiliger Film, der allerdings weniger Wert darauf legt, die "wahre" Geschichte der Folk-Band zu erzählen, sondern dann doch lieber erzählerische Fließbandware zu liefern, die von dem missverstandenen Großstädter über die unverhoffte Liebesgeschichte bis hin zum schlussendlichen Triumph über das System – in dem Fall das reichlich elitär dargestellte Musikbusiness – so ziemlich alles auffährt, was findigen Drehbuchschreibern eben so einfällt.

Szenenbild aus Fisherman’s Friends - Vom Kutter in die Charts | © Splendid
© Splendid

Das beginnt schon mit dem Ausflug zum Junggesellenabschied, der auf recht offensive Art die Londoner Hipster mit dem verschlafenen Port Isaac kollidieren lässt, derweil die adrett gekleideten Erfolgsmenschen natürlich kaum mehr als Verachtung und ein überhebliches Schmunzeln für das einfache Leben im ländlichen Cornwall übrighaben, weshalb man sich fragt, warum es sie überhaupt ausgerechnet dorthin verschlagen hat. Natürlich ist das auch zuweilen amüsant und bietet auch einige herrlich trockene Humorspitzen, ist aber eben so nie passiert und wurde natürlich nur dergestalt arrangiert, um das alles noch ein wenig gefälliger präsentieren zu können, denn natürlich schlägt man sich prompt auf die Seite der einheimischen Bevölkerung, gleichwohl wahrscheinlich viele von uns mit dem Großstadtleben verwöhnten Londonern gemein haben dürften, als uns lieb sein kann. Sei es drum, ist Protagonist Danny (Daniel Mays, Good Omens) eben anfänglich der Kotzbrocken und darf binnen hundert Minuten Spielzeit die gesamte Wandlung vom Saulus zum Paulus durchmachen, was zwar dramaturgisch manchmal etwas holpert, aber zweifelsohne funktioniert. Trotzdem ist auffällig, wie wenig man anscheinend auf die an sich schon faszinierende Ausgangslage der in Cornwall entdeckten Fisherman’s Friends zu bauen bereit ist, denn deren Musik allein bleibt dann leider oft auch Randnotiz.

Stattdessen widmet man sich nach anfänglicher Exposition vermehrt der klassisch aufgezogenen Love-Story zwischen Danny und Pensions-Betreiberin Alwyn, was auch wirklich nur deshalb funktioniert, weil Tuppence Middleton (Mank) hier wieder auf ganzer Linie überzeugt und verzaubert, denn ansonsten ist diese Liebesgeschichte weder ausgewiesenes Thema des Films, noch entscheidend für den Erfolg der Band, geschweige denn von realen Ereignissen auch nur inspiriert (soweit es mir bekannt ist). So wird hier auf profane Art und Weise versucht, den Zuschauern eine Art RomCom unterzujubeln, sollten die sich von einer Shantis schmetternden Seefahrer-Gemeinschaft nicht genügend unterhalten fühlen. Völliger Quatsch, wie die Auftritte der kernigen Kerle ein ums andere Mal unter Beweis stellen, zumal die Gesangseinlagen an und für sich schon schön konzipiert worden sind, indem man den Gesang der echten Band-Mitglieder mit dem der Darsteller vermengt hat. Auch hier hätte es bei der Inszenierung gern ein wenig kreativer zugehen können – die Jungs singen wahlweise auf dem Kutter, am Hafen oder im Pub – doch funktionieren die Szenen einfach und sollten auch alle mitreißen, die bislang mit diesem Musikstil nichts anzufangen wussten. Ebenfalls überzeugend und mit markigem Charme kommt natürlich James Purefoy (Hap and Leonard) daher, der als Jim nicht nur eine der Identifikationsfiguren der "Friends" darstellt, sondern seines Zeichens auch als Vater von Alwyn in Erscheinung tritt, deren Chemie untereinander von familiärer Fürsorge und großer Authentizität geprägt ist.

Szenenbild aus Fisherman’s Friends - Vom Kutter in die Charts | © Splendid
© Splendid

So sind es bis zuletzt die ungemein sympathischen DarstellerInnen, die Fisherman’s Friends vor dem Schlimmsten bewahren und über manch reißbrettartige und schablonenhafte Charakterzeichnung hinwegtrösten, die ärgerlicherweise oft Hand in Hand gehen mit einer dramaturgischen Einfallslosigkeit, die das Thema das Films mitnichten bedingt hätte. Trotzdem bricht sich da auch meine persönliche Sympathie durchaus Bahn und der raue Charme von Port Isaac, die beherzt geschmetterten Shantis, die herzensguten Bandmitglieder, ihr inniger Zusammenhalt, das Flair, die Atmosphäre tragen einiges dazu bei, aus Fisherman’s Friends trotz erzählerischem Grobschnitt einen sehenswerten Film zu machen, auch wenn es eben schade ist, dass man die eigentliche Geschichte der unverhofften Chartstürmer so verfremdet hat. Entsprechend misstrauisch bin ich auch, was den in Planung befindlichen Nachfolger betrifft, werde aber sicherlich – sofern Purefoy, Mays und Middleton wieder an Bord sind – erneut bereitwillig vor dem Fernseher Platz nehmen.

Fazit & Wertung:

Chris Foggin inszeniert mit Fisherman’s Friends die auf wahren Begebenheiten beruhende Story des gleichnamigen Shanti-Chors aus Port Isaac, derweil die verantwortlichen Autoren sich leider so einige Freiheiten nehmen, um die Story in das Korsett einer handelsüblichen RomCom zu pressen. Zum Glück aber geraten die Gemeinschaft des Ortes und die hingebungsvoll intonierten Gesangseinlagen so dermaßen sympathisch, dass man sich bereitwillig über die arg stilisierte Erzählung hinwegtäuschen lässt.

7,5 von 10 beherzt geschmetterten Shantis

Fisherman’s Friends - Vom Kutter in die Charts

  • Beherzt geschmetterte Shantis - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Chris Foggin inszeniert mit Fisherman’s Friends die auf wahren Begebenheiten beruhende Story des gleichnamigen Shanti-Chors aus Port Isaac, derweil die verantwortlichen Autoren sich leider so einige Freiheiten nehmen, um die Story in das Korsett einer handelsüblichen RomCom zu pressen. Zum Glück aber geraten die Gemeinschaft des Ortes und die hingebungsvoll intonierten Gesangseinlagen so dermaßen sympathisch, dass man sich bereitwillig über die arg stilisierte Erzählung hinwegtäuschen lässt.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts ist am 13.12.19 auf DVD und Blu-ray bei Splendid erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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