Review: Love & Bullets | Nick Kolakowski (Buch)

Ja, ich melde mich auch mal wieder fernab vom Wochenende und mit einer waschechten Rezension, auch wenn das Buch, von dem ich heut berichten mag, mich leider weniger begeistert hat.

Love & Bullets

The Love & Bullets Hookup (“A Brutal Bunch of Heartbroken Saps”,
“Slaughterhouse Blues“, “Main Bad Guy”), USA 2017/2018/2019, 423 Seiten

Love & Bullets von Nick Kolakowski | © Suhrkamp
© Suhrkamp

Autor:
Nick Kolakowski
Übersetzer:
Stefan Lux

Verlag (D):
Suhrkamp
ISBN:
978-3-518-47056-5

Genre:
Krimi | Thriller

 

Inhalt:

Bill erwachte, wie es halt manchmal so läuft: mit dem Kopf nach unten über einer Grube baumelnd, die Fußgelenke mit schweren Ketten umwickelt, brennende Schweißtropfen in den Augen und ein Kopf, der pochte wie ein absterbender Zahn.

Bill hat sich mit einem Batzen Geld abgesetzt, das er seinem früheren Arbeitgeber, einem New Yorker Gangster-Syndikat entwendet hat. Für sich genommen schon nicht die cleverste Idee, findet sich Bill zu allem Überfluss alsbald kopfüber hängend und gefesselt in einer misslichen Lage wieder. Da kommt es ihm durchaus zupass, dass der Rockaway-Mob ihm Fiona hinterhergeschickt hat, um ihn und das Geld zurückzuholen, denn die hat noch immer was für Bill übrig und ist bereit, ihn aus den Fängen der Psychopathen zu befreien, in die er geraten ist. Unerwartete Hilfe aber bekommen die beiden von einem seltsamen Kerl im Elvis-Kostüm, doch ändert das nichts daran, dass Bill und Fiona sich längere Zeit auf der Flucht befinden werden, die sie bis in die Karibik, schlussendlich aber auch zurück nach New York führen wird…

Rezension:

Nachdem ich mich kürzlich ein wenig schwergetan habe, die nächste Lektüre zu finden, konnte ich nach langer Zeit auch endlich mal wieder vor Ort im Laden stöbern und so kam es dann zu dem Spontankauf von Love & Bullets, dessen Cover es gewesen ist, was mich neugierig gemacht hat, derweil ich Suhrkamp ja durchaus für einige hochkarätige Krimi- und Thriller-Veröffentlichungen kenne und schätze. Dabei macht der Roman keinen Hehl daraus, ganz bewusst auch die pulpige Schiene fahren zu wollen und ein Stück weit augenzwinkernde Persiflage zu sein, wobei er sich damit in meinem Fall keinen Gefallen getan hat. Ich persönlich habe mir nämlich anhand der Beschreibung und Aufmachung etwas noch deutlich Außergewöhnlicheres und Absurderes erwartet als die im Grunde dann doch sehr stringente und wenig skurrile Geschichte, die zwar so ihre Momente haben mag, grundsätzlich aber längst nicht so einzigartig und mitreißend ist, wie ich es mir erhofft und gewünscht hätte.

Als Bill sich dem Restaurant näherte, klingelte sein Telefon. Das war seltsam. Schließlich war es ein Wegwerfhandy, das er in einem Drugstore in der Nähe des Holland-Tunnels bar bezahlt hatte. Und die einzige Person, die seine Nummer kannte, wusste genau, dass sie frühestens morgen anrufen durfte.

Das beginnt schon mit der Dreiteilung der Story, denn im Original ist die Geschichte in drei Häppchen erschienen, die hierzulande nun zusammengefasst worden sind und insgesamt rund 420 Seiten Lesevergnügen ergeben. Entsprechend haben die drei Teile eher Kurzgeschichtencharakter, worüber ich mir auch im Vorfeld im Klaren war. Das wäre auch nicht weiter schlimm und startet vielversprechend, doch der erste Teil Brutale Trottel mit gebrochenem Herzen ist dann leider auch gleich das Highlight des Bandes und hiernach wird es deutlich generischer und überraschungsärmer. Bedient sich Autor Nick Kolakowski zunächst einer verschachtelten und sich überlappenden Erzählweise, die mit einem halb-auktorialen Erzähler punktet, legt er diesen Ansatz für die zwei weiteren Episoden Schlachthaus-Blues und Der Härteste von allen leider aus naheliegenden Gründen ad acta, findet aber eben auch keinen adäquaten Ersatz. Nicht, dass die Lektüre von Love & Bullets nicht trotzdem Spaß machen würde, aber es fehlt in der Summe an Ideen und Momenten, welche die Story aus der Masse herausstechen lassen.

In diesen blöden Actionfilmen, die in den frühen Morgenstunden im Kabelfernsehen laufen, tragen die Killer schwarze Anzüge und schwere Geigenkoffer mit zerlegten Gewehren. Ich habe es immer vorgezogen, bei der Arbeit so schlampig und durchschnittlich wie möglich auszusehen. Im Klartext: Meine Standarduniform besteht aus einer verschossenen Baggy-Jeans und einem Button-Down-Hemd aus Flanell über einem alten T-Shirt mit einem witzigen, aber niemanden beleidigenden Spruch, dazu eine dicke Brille. Ich lasse mir die Haare wachsen, aber nicht wie ein Rocker, sondern bloß ein paar zottelige Zentimeter, die totale Nachlässigkeit signalisieren.

Der Natur der Sache nach fehlt natürlich auch ein wenig der rote Faden, aber das will ich der Geschichte gar nicht ankreiden, zumal ich ja vorher wusste, worauf ich mich einlassen würde, doch Kolakowski versäumt es meiner Meinung nach auch, den Protagonisten Bill und Fiona wirkliches Profil angedeihen zu lassen. So prangt schon auf der Rückseite des Buches großflächig Bonnie & Clyde reloaded, wofür zwar der Autor nichts kann, doch die Erwartungshaltung ist natürlich gesetzt. Die Beziehung der beiden, so prekär und merkwürdig sie zunächst aber auch sein mag, blieb für mich reines Hörensagen, was sich bis zuletzt auch nicht ändern sollte, zumal es ohnehin längere Passagen gibt, in denen sich beide jeweils auf eigene Faust durchschlagen müssen. Nein, irgendwie wirkte Love & Bullets nicht rund auf mich und weder die drei Storys noch die spärliche Charakterentwicklung wussten mich zu überzeugen. Manch skurriler Einfall, manch augenzwinkernd inszenierte Spleenigkeit mag vorhanden sein, aber die meiste Zeit ist es dann doch eher handelsübliche und wenig überraschende Kost, zumal die stärksten Momente bereits im ersten Drittel zu verorten sind und ich mich danach des Gefühls nicht erwehren konnte, der Autor habe womöglich sein Pulver schon weitestgehend verschossen. Dass dem nicht so ist, stellt zwar manch launig inszenierter Shootout unter Beweis, doch über solide Unterhaltung kommt die Geschichte meinem Empfinden nach nur selten hinaus.

Fazit & Wertung:

Im Fall von Love & Bullets habe ich mich von Cover und Inhaltsangabe locken lassen, doch während die erste der drei Geschichten um das Liebes- und Gangster-Pärchen Bill und Fiona noch überzeugt, wird es in weiterer Folge leider zunehmend generischer, auch wenn manch skurrile Idee zugegebenermaßen bei Laune hält. In Summe eine solide wie kurzweilige Story, die leider doch sehr trivial und oberflächlich bleibt.

6,5 von 10 unschädlich gemachte Verfolger

Love & Bullets

  • Unschädlich gemachte Verfolger - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Im Fall von Love & Bullets habe ich mich von Cover und Inhaltsangabe locken lassen, doch während die erste der drei Geschichten um das Liebes- und Gangster-Pärchen Bill und Fiona noch überzeugt, wird es in weiterer Folge leider zunehmend generischer, auch wenn manch skurrile Idee zugegebenermaßen bei Laune hält. In Summe eine solide wie kurzweilige Story, die leider doch sehr trivial und oberflächlich bleibt.

6.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Suhrkamp. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Love & Bullets ist am 11.10.2020 im Suhrkamp Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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