Review: Marie Curie – Elemente des Lebens (Film)

Man könnte fast meinen, ich hätte einen Lauf, aber wir wollen die Woche mal nicht vor ihrem Ende loben. Ich sehe da übrigens durchaus eine Parallele zum heutigen Film, bei dem ich anfänglich dachte, er würde richtig gut werden, bevor er sich dann – erzählerisch wie inszenatorisch – zunehmend zu verzetteln begann.

Marie Curie
Elemente des Lebens

Radioactive, UK/FR/USA/CN/HU 2019, 109 Min.

Marie Curie - Elemente des Lebens | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseurin:
Marjane Satrapi
Autoren:
Jack Thorne (Drehbuch)
Lauren Redniss (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Rosamund Pike (Marie Curie)
Sam Riley (Pierre Curie)
Aneurin Barnard (Paul Langevin)
Anya Taylor-Joy (Irène Aged 18)

Genre:
Biografie | Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Marie Curie - Elemente des Lebens | © STUDIOCANAL
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Im Jahr 1891 kommt Marie Skłodowska an die Sorbonne in Paris und beginnt dort Physik zu studieren. Doch als Frau hat sie keinen leichten Stand in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft und wird von vielen nur belächelt. Nicht so von ihrem Kollegen Pierre Curie, der sie gleichermaßen als Forscherin und Frau zu schätzen beginnt. Aus der Zusammenarbeit wird Liebe und gemeinsam entdeckt das Paar die Elemente Polonium und Radium, wofür die Curies 1903 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden. Während sich aber früh die ersten Symptome der damals noch unbekannten Strahlenkrankheit zeigten, ist es ein profaner Unfall, bei dem Pierre Curie verstirbt und Marie allein zurücklässt, die sich nur umso inbrünstiger in die Forschung stürzt, ungeachtet dessen, dass diese zunehmend körperlichen Tribut fordert…

Rezension:

Ich war ja durchaus gespannt und gleichsam optimistisch gestimmt, was das Biopic Marie Curie – Elemente des Lebens anbelangt, das im Original weit weniger sperrig und ungleich schlichter als Radioactive daherkam. Doch es wird leider recht schnell klar bis offenkundig, dass Drehbuchautor Jack Thorne und Regisseurin Marjane Satrapi sich hier ein wenig viel vorgenommen haben, ein derart bewegtes Leben auf unter zwei Stunden eindampfen zu wollen und dabei jede wichtige Station im Leben der Physikerin und Chemikerin behandeln zu wollen. Dabei soll nämlich zudem nicht der feministische Aspekt unterschlagen werden, der mit der sich früh in einer Männerdomäne behauptenden Wissenschaftlerin einhergeht, und auch die späteren Verwendungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete des Radiums sollen nicht unerwähnt bleiben, was man hier mit Flash-Forwards zu erreichen versucht, die man wiederum der Graphic Novel entlehnt hat, auf der das Film-Biopic basiert. Raum gilt es zudem noch zu schaffen für den wissenschaftlichen Aspekt des Ganzen sowie die obligatorische wie naheliegende Love-Story zwischen Marie und Pierre, wobei auch Maries spätere Zusammenarbeit mit ihrer Tochter Irène, die immerhin selbst 1935 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet werden sollte, einen Part in der Erzählung einnimmt.

Szenenbild aus Marie Curie - Elemente des Lebens | © STUDIOCANAL
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Allein diese nur grobschlächtige und unvollständige Aufzählung sollte derweil schon deutlich machen, wie viel Zeit und Aufmerksamkeit den einzelnen Facetten der Story geschenkt werden kann und so kommt es, dass vieles an Marie Curie ungemein fragmentarisch wirkt und bleibt, während die Geschichte munter von einem denkwürdigen Moment zum nächsten springt, um nur ja in der Zeit zu bleiben, aber eben auch nichts wichtiges zu vergessen. Da ist es dann auch einzig den Fähigkeiten und dem Talent von Rosamund Pike und Sam Riley (Suite Française) zu verdanken, dass man ihnen die Liebesgeschichte abkauft und selbige funktioniert. Aber der Film ist eben auch weit mehr Drama bis Tragödie, als dass er sich ausgiebig Zeit nehmen könnte für die Romanze, die ein jähes Ende findet, das hier gefühlt noch schneller eintritt, weil man die Zeit an der Sorbonne, die gemeinsame Forschung, den Durchbruch und alles weitere eben eiligst durchexerzieren muss, um noch Zeit für Maries weiteres Wirken zu haben, das eben auch immer wieder davon geprägt war, sich gegenüber ihren männlichen Kollegen als ernstzunehmende Wissenschaftlerin zu behaupten.

Viele Ansätze sind wirklich gut und für sich genommen auch durchaus vielversprechend, ganz so, wie Marie Curie im letzten Drittel noch einmal an Rückenwind gewinnt, wenn Anya Taylor-Joy (Emma.) als nunmehr erwachsene Irène zum Ensemble stößt und gemeinsam mit Marie während des Ersten Weltkrieges radiologische Fahrzeuge ausrüstete und Intensivkurse zur Strahlenbehandlung gab. Je länger ich aber über den Film nachdenke, ihn nachwirken lasse, umso klarer wird, dass sich womöglich ein Konzept als Film-Dreiteiler angeboten hätte, um dem Leben von Marie Curie und den denkwürdigen Stationen, Etappen und Ereignissen auch nur näherungsweise gerecht zu werden. So fähig nämlich Rosamund Pike (Feinde – Hostiles) grundsätzlich sein mag und auch in dieser Rolle überzeugt, bekommt sie doch insbesondere im weiteren Verlauf kaum Zeit oder Gelegenheit, die historische Figur zum Leben zu erwecken, weil dann bereits die nächste Anekdote, der nächste Auszug eines beispiellosen Lebens folgen muss.

Szenenbild aus Marie Curie - Elemente des Lebens | © STUDIOCANAL
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Kaum zu glauben, dass ausgerechnet die The-Voices-Regisseurin Marjane Satrapi ein in letzter Konsequenz so geradlinig, mutlos und bieder inszeniertes Biopic abliefern würde, das sich stoisch von einem biografischen Eckpfeiler zum nächsten hangelt und sich dabei außerstande sieht, einen erzählerischen Schwerpunkt zu finden oder zu bilden, der dem Gezeigten mehr als gut getan hätte, anstelle alles nur anzureißen, was Marie Curie je erlebt haben mag. Sicherlich ist daran aber auch zu großen Teilen Jack Thorne mitschuldig, der nun einmal die Graphic Novel adaptiert hat, eigentlich aber schon beim Drehbuch zu The Aeronauts unter Beweis gestellt hat, dass er so genau nicht nimmt mit der historischen Akkuratesse. Nicht, dass ich mir wünschen würde, man hätte die Lebensgeschichte von Marie Curie fiktionalisiert, aber es hätte durchaus Mittel und Wege gegeben, nicht einfach eine ganze Lebensgeschichte dieser Umtriebigkeit in knackigen hundert Minuten runterzureißen. So bleibt natürlich kein Raum zur Entfaltung und überzeugende Einzelszenen und Momente machen natürlich längst keinen guten Film, womit sich dieser leider weit unter möglichem Wert verkauft und – obwohl handwerklich gut gemacht und stimmig besetzt – im absoluten Mittelmaß versandet.

Fazit & Wertung:

Mit Marie Curie – Elemente des Lebens versucht sich Marjane Satrapi an einem Biopic, das der Physikerin und Chemikerin in allen Belangen gerecht werden soll, verzettelt sich aber heillos in der Vielzahl an Ansätzen und Themen, während im Eilverfahren ein ganzes Leben in unter zwei Stunden durchexerziert werden soll. Da bleibt erzählerisch leider einiges auf der Strecke und entsprechend schwer fällt es, wirklich in die Erzählung einzutauchen.

5 von 10 kaum abzuschätzenden Folgen der Entdeckung des Radiums

Marie Curie – Elemente des Lebens

  • Kaum abzuschätzende Folgen der Entdeckung des Radiums - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Mit Marie Curie – Elemente des Lebens versucht sich Marjane Satrapi an einem Biopic, das der Physikerin und Chemikerin in allen Belangen gerecht werden soll, verzettelt sich aber heillos in der Vielzahl an Ansätzen und Themen, während im Eilverfahren ein ganzes Leben in unter zwei Stunden durchexerziert werden soll. Da bleibt erzählerisch leider einiges auf der Strecke und entsprechend schwer fällt es, wirklich in die Erzählung einzutauchen.

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DVD:

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vgw

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