Review: The Informer (Film)

Seit heute im Handel und prompt rezensiert, so aktuell war ich schon lange nicht mehr, aber ob der Film überhaupt lohnt, könnt ihr dann jetzt nachfolgend erfahren.

The Informer

The Informer, UK 2019, 113 Min.

The Informer | © Wild Bunch/LEONINE
© Wild Bunch/LEONINE

Regisseur:
Andrea Di Stefano
Autoren:
Rowan Joffe (Drehbuch)
Andrea Di Stefano (Drehbuch)
Matt Cook (Drehbuch)
Anders Roslund (Buch-Vorlage)
Börge Hellström (Buch-Vorlage)

Main-Cast:

Joel Kinnaman (Pete Koslow)
Rosamund Pike (Wilcox)
Common (Grens)
Ana de Armas (Sofia)
Clive Owen (Montgomery)

Genre:
Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Informer | © Wild Bunch/LEONINE
© Wild Bunch/LEONINE

Pete Koslow hat sich, nachdem er vom FBI aus dem Knast geholt worden ist, erfolgreich für eine Bande polnischer Krimineller verdient gemacht und steht kurz davor, das von allen nur "der General" genannte Oberhaupt der Vereinigung auffliegen zu lassen, doch der von langer Hand geplante Coup geht gründlich schief und das FBI lässt ihn zunächst fallen. Stattdessen nun plant besagter General, Koslow wieder im Gefängnis einzuschleusen, um dort den Drogenhandel unter seine Kontrolle zu bekommen. Während Pete von dieser Idee ganz und gar nicht angetan ist und um seine Frau und Tochter bangt, möchte das FBI sich diesen Umstand zunutze machen und Agentin Wilcox versichert ihm, dass sie ihn auch dort nach Kräften unterstützen würden. So fährt Pete Koslow als Spitzel erneut ins Gefängnis ein und hat auch schon Pläne, den Markt zu übernehmen, doch einmal mehr droht er von seinen wankelmütigen Verbündeten im Stich gelassen zu werden…

Rezension:

Die Entscheidung, The Informer eine Chance zu geben, beruhte im weitesten Sinne darauf, dass die Besetzung des Thriller-Dramas mehr als bestechend gewesen ist, derweil ich ansonsten herzlich wenig Ahnung vom Plot hatte, der auf einem Buch der schwedischen Autoren Anders Roslund und Börge Hellström basiert. Nicht die schlechteste Sache, sich derart unvorbelastet an einen solchen Film zu begeben, der dadurch gleich doppelt zu überraschen weiß. Der teilt sich nämlich im weitesten Sinne in zwei gleichberechtigt koexistierende Teile, die sich einerseits der verdeckten Ermittlung und somit dem Mafia-Part widmen, andererseits in einen waschechten Knastfilm münden, in dem sich Pete gegenüber seiner Mitinsassen und den von außen auf ihn einwirkenden Interessengruppen zu behaupten hat. Innovativ ist und bleibt das Ganze dabei recht verhalten, weiß also kaum mit nie Dagewesenen zu punkten, doch sowohl Besetzung als auch routiniert-stilsichere Inszenierung machen vieles davon spielend wett, so man sich denn auf einen auf kleiner Flamme köchelnden Thriller einzulassen weiß, der erst im letzten Drittel richtig aufdreht.

Szenenbild aus The Informer | © Wild Bunch/LEONINE
© Wild Bunch/LEONINE

Vieles wird hier also allein durch die Atmosphäre transportiert und nicht wenige Szenen kommen überwiegend ohne das gesprochene Wort aus, wobei dieses bedrückende wie zunehmend fatalistische, aussichtslose Gefühl zu den großen Stärken von The Informer zählt, der eben im Grunde eine altbekannte und schon häufig aufgegriffene Story in neue Gewänder packt und dabei mehr im Detail mit Überraschungen glänzt. So hat es auch hier wieder einen Twist innerhalb der Geschichte, der sich aber als solcher schnell erkennen lässt und mehr nebenher thematisiert wird, als dass es sich um eine echte Überraschung, etwas gänzlich Unerwartetes handeln würde. Dafür beweist Hauptfigur Pete Koslow an mehr als einer Stelle durchaus Einfallsreichtum und überrascht mit akribisch durchgeplanten Aktionen, wobei sich dieses Improvisations- und Planungstalent erst in der zweiten Hälfte des Films – also dem Knast-Part – so richtig entfalten kann, da er zuvor noch zu sehr unter der Knute des FBI steht und die ihm auch einiges an Improvisation zunichte machen.

Dergestalt gelingt es Joel Kinnaman (Hanna) auch, aus dem im Grunde doch reichlich dünn gezeichneten Charakter eine echte Identifikationsfigur zu machen, was man leider von den weiteren DarstellerInnen nur bedingt behaupten kann. Allein Ana de Armas (War Dogs) als Petes Frau Sofia ist weitestgehend verschenkt und fungiert hauptsächlich als Plot-Device, das verängstigt schaut und/oder bedroht wird, wobei es auch hier immerhin einige wenige Szenen gibt, die dieses Klischee gekonnt aufbrechen. Dafür sind dann aber die beim FBI beheimatete Agentin Wilcox (Rosamund Pike, Feinde – Hostiles) und ihr von Clive Owen (Anon) verkörperter Vorgesetzter Montgomery das wandelnde Klischee und sollten mit kaum einer ihrer Handlungen zu überraschen wissen, was freilich auch für die angespannte Situation zwischen der Bundesbehörde und der hiesigen Polizei – hier verkörpert von Detective Grense (Common, John Wick: Kapitel 2) – gilt, wobei der auf eigenen Faust ermittelnde und mit viel Intuition gesegnete Polizist die Sache immerhin deutlich spannender und unvorhersehbarer macht, da er eine unbekannte Größe in dem Spiel darstellt.

Szenenbild aus The Informer | © Wild Bunch/LEONINE
© Wild Bunch/LEONINE

Klischees hin oder her, weiß The Informer in Summe aber durchaus zu überzeugen, weil diese wandelnden Stereotypen immerhin von charismatischen Leuten gemimt werden, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen die reißbrettartigen Figurenentwürfe ihrer Charaktere anzuspielen wissen, derweil das nicht ganz zweistündige Treiben die meiste Zeit von einer unterschwelligen Bedrohlichkeit und Spannung angefüllt ist. Allein dieser Punkt, dass Inszenierung und Atmosphäre so überzeugend Hand in Hand gehen, sowohl die verdeckte Operation als auch die Petes Bemühungen im Gefängnis packend und spannend erscheinen lassen, macht hier viel aus in Bezug auf den Genuss des Films, der zwar zum Ende hin ein wenig die Bodenhaftung verlieren mag, sich durch dieses konstruierte Freispielen von Erwartungen aber auch schlussendlich eine Eigenständigkeit erkämpft, welche die sorgsam arrangierten, aber eben allesamt bekannten Versatzstücke bis dahin weitestgehend missen lassen. Für Freunde von Thriller-Dramen mit bedrohlichem Flair und vereinzelten Gewaltspitzen ist dieser von Andrea Di Stefano inszenierte Reigen daher auf alle Fälle lohnenswert, auch wenn er dem Genre nur im Detail neue Akzente angedeihen lässt und sich ansonsten ganz auf Althergebrachtes verlässt, dieses aber immerhin souverän an den Zuschauer zu bringen vermag.

Fazit & Wertung:

Andrea Di Stefano vermag mit seinem The Informer das Genre mitnichten neu zu erfinden und erzählt im Grunde eine altbekannte Geschichte, die aber immerhin im Detail zu überraschen weiß und gehörig davon profitiert, so namhaft wie charismatisch besetzt worden zu sein. Ansonsten ist der Reigen zwar nicht sonderlich überraschend, dafür aber ungemein atmosphärisch und dementsprechend einnehmend, wenn man sich darauf einzulassen bereit ist.

7 von 10 improvisierten Überlebensstrategien

The Informer

  • Improvisierte Überlebensstrategien - 7/10
    7/10

Kurzfassung

Andrea Di Stefano vermag mit seinem The Informer das Genre mitnichten neu zu erfinden und erzählt im Grunde eine altbekannte Geschichte, die aber immerhin im Detail zu überraschen weiß und gehörig davon profitiert, so namhaft wie charismatisch besetzt worden zu sein. Ansonsten ist der Reigen zwar nicht sonderlich überraschend, dafür aber ungemein atmosphärisch und dementsprechend einnehmend, wenn man sich darauf einzulassen bereit ist.

7.0/10
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The Informer ist am 24.04.2020 auf DVD und Blu-ray bei Wild Bunch im Vertrieb von LEONINE erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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