Review: Palm Springs (Film)

Um ganz langsam wieder in den Trott zu kommen, darf es ausnahmsweise auch mal ein guter Film an einem Donnerstag sein, denn viel zu lange schon möchte ich von diesem hier berichten, als dass ich ihn jetzt noch länger auf die lange Bank schieben mag.

Palm Springs

Palm Springs, USA 2020, 90 Min.

Palm Springs | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Max Barbakow
Autor:
Andy Siara

Main-Cast:
Andy Samberg (Nyles)
Cristin Milioti (Sarah)
J.K. Simmons (Roy)
in weiteren Rollen:
Peter Gallagher (Howard)
Meredith Hagner (Misty)
Camila Mendes (Tala)
Tyler Hoechlin (Abe)

Genre:
Fantasy | Komödie | Mystery | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Palm Springs | © LEONINE
© LEONINE

Als Schwester der Braut hat Sarah kaum eine Wahl, ob sie deren Hochzeit beehren möchte oder nicht, weshalb sie gute Miene zum bösen Spiel macht und sich durch den Tag quält. Gegen Abend macht sich dann auch noch Slacker Nyles – stilecht ins Hawaiihemd gewandet – an sie ran. Das unweigerliche Stelldichein in der nahen Wüste nimmt allerdings eine überraschende Wendung, als Nyles von einem Pfeil getroffen in eine Höhle flieht und Sarah eindringlich warnt, ihm nicht zu folgen, was sie natürlich ignoriert. Als Sarah erwacht, dauert es nicht lang, bis sie realisiert, dass der Tag der Hochzeit erst noch vor ihr liegt und panisch begibt sie sich auf die Suche nach Nyles. Der eröffnet ihr dann auch postwendend, dass sie wohl nun mit ihm in einer Zeitschleife festhängt, die sie die Hochzeit immer und immer wieder erleben lässt. Das erklärt dann auch, weshalb sich Nyles mit solch lakonischer Nonchalance (und Bierdose in der Hand) durchs Leben bewegt, das nunmehr aus dem immer wieder gleichen Tag besteht. Doch so viele Möglichkeiten das auch eröffnen mag, sich die Zeit zu vertreiben, will Sarah ihr Schicksal längerfristig so nicht akzeptieren…

Rezension:

Mit Zeitschleife-Filmen bekommt man mich ja eigentlich immer, egal ob man damit die komödiantische (Happy Deathday), verstörende (Triangle) oder actionreiche (ARQ) Schiene zu fahren gedenkt, denn die Natur der Ausgangslage eröffnet so manche erzählerische Freiheit und ist auch förderlich, was die Kreativität der Filmschaffenden anbelangt, die beispielsweise auch mal ihre Protagonist*innen einfach sterben lassen können, ohne dass es den Plot sonderlich aus der Bahn werfen würde, der kurzerhand wieder auf Anfang gespult wird. Und wenn man sich dann noch der Prämisse auf derart augenzwinkernde Art und Weise nähert und das Ganze mit dem dank Brooklyn Nine-Nine humoristisch versierten Andy Samberg (Celeste & Jesse) prominent besetzt, kann so wirklich viel auch gar nicht schief gehen, gleichwohl ich gar nicht mal großer Freund der Police-Sitcom bin. Aber das ist wie immer eine Frage des Humors und da mögen sich zuweilen dann auch die Geister bei Palm Springs scheiden, denn auch hier geht es zuweilen in eine der unteren Niveau-Schubladen.

Szenenbild aus Palm Springs | © LEONINE
© LEONINE

Das bleibt zum Glück aber die Ausnahme und der Film ist ohnehin am besten, wenn er sein Humorverständnis ganz aus der abstrus-aberwitzigen Situation zieht und der Tatsache, mit welchem Gleichmut sich insbesondere der von Samberg verkörperte Nyles sich in sein Schicksal fügt und seine Zeit wahrscheinlich exakt so verbringt, wie es wohl viele Männer tun würden, ohne da jetzt in Klischeedenken verfallen zu wollen. Fakt ist, dass Nyles sich nachvollziehbarerweise mit einem schier nicht enden wollenden Vorrat an Dosenbier versorgt hat und enormen Spaß daran findet, die Hochzeitsgesellschaft zuweilen gehörig aufzumischen, während er sich die meiste darin gefällt, biertrinkend im Pool zu schwimmen. So weit, so absehbar, kommt dieses Gefüge natürlich ins Wanken, als er unfreiwillig Sarah in die Zeitschleife hineinzieht, auch wenn die sich zuweilen bereitwillig auf seine Albernheiten einlässt, was zu einigen glorreichen Schnittmontagen und wirklich aberwitzigen Momenten führt, die allein schon Palm Springs zum Instant-Kultfilm zu adeln wissen.

Neben Samberg vermag aber auch die spätestens seit der finalen Staffel How I Met You Mother weithin bekannte Cristin Milioti (Modern Love) ungemein zu überzeugen und punktet gleichermaßen in den hysterischen wie lethargischen Momenten, zumal sie im weiteren Verlauf eine fein changierende Gratwanderung zwischen Fatalismus und Pragmatismus an den Tag legt, vor allem aber wie Andy über schier grenzenloses komödiantisches Talent verfügt. So dreht eben Palm Springs speziell im Mittelteil zu Höchstform auf und strotzt nur so vor Ideen und Grandiosem. Dabei haben Drehbuchautor Andy Siara und Regisseur Max Barbakow gleichermaßen Freude daran, geltende Zeitschleifen-Regeln zu referenzieren und aufzubrechen, um dem Sub-Genre liebevoll zu huldigen, und auf der anderen Seite das Setting für absurde Blödeleien zu missbrauchen, für die sich auch ein gewohnt bierernst aufspielender J.K. Simmons nicht zu schade ist, zumal der sogar einmal kurz seine Paraderolle aus Whiplash wieder aufleben lassen darf.

Szenenbild aus Palm Springs | © LEONINE
© LEONINE

Summa summarum ist Palm Springs ein Füllhorn an Unterhaltung und spleenigen Einfällen, vermag Prämisse und Ensemble mehr als gewinnbringend einzusetzen (auch wenn man beispielsweise aus der Rolle von Peter Gallagher als Brautvater mehr hätte herausholen können) und komprimiert und destilliert alles auf knapp bemessene, aber auch ununterbrochen unterhaltsame anderthalb Stunden, in denen sämtliche Zeitschleifen-Klischees durchexerziert werden. Einzig gegen Ende droht das Gezeigte ein wenig zu schwächeln und Auflösung und Abhandlung selbiger hätten weniger profan vonstattengehen können, aber es ist auch zugegebenermaßen schwierig, vom beschwingten, quasi freidrehenden Mittelteil in Richtung befriedigendem Finale zu schwenken. Spaß macht das Gezeigte trotzdem und jegliche Kritik ist ohnehin Jammern auf hohem Niveau, denn eine so gelungene (Zeitschleifen-)Komödie mit einem derart charmanten Cast gibt es eben auch nicht alle Tage.

Fazit & Wertung:

Regisseur Max Barbakow liefert mit Palm Springs eine bestens aufgelegte Zeitschleifen-Komödie ab, die nicht nur das Slackertum feiert und der altbekannten Prämisse einen neuen Pfiff verleiht, sondern trotz bekanntem Sujet mit haufenweise frischen Ideen aufwartet und in Gestalt von Samberg und Milioti ein Duo kredenzt, von dem man gerne noch mehr sehen würde. So ist der größte Wermutstropfen am Ende die mit neunzig Minuten doch eher knapp bemessene Laufzeit.

8 von 10 tagtäglich frisch aufgepeppten Hochzeitsreden

Palm Springs

  • Tagtäglich frisch aufgepeppte Hochzeitsreden - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Max Barbakow liefert mit Palm Springs eine bestens aufgelegte Zeitschleifen-Komödie ab, die nicht nur das Slackertum feiert und der altbekannten Prämisse einen neuen Pfiff verleiht, sondern trotz bekanntem Sujet mit haufenweise frischen Ideen aufwartet und in Gestalt von Samberg und Milioti ein Duo kredenzt, von dem man gerne noch mehr sehen würde. So ist der größte Wermutstropfen am Ende die mit neunzig Minuten doch eher knapp bemessene Laufzeit.

8.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
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vgw

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