Passend zu den gestrigen Temperaturen gibt es heute eine dazu passende Film-Kritik zu einem Werk, das ich dann auch mal nach Jahren der Schublade entrissen habe. Gut so, denn die nächste Großbestellung an Filmen ist gerade wieder raus und ich weiß auch nicht, wann ich das alles gucken soll, aber egal.
Very Good Girls
Die Liebe eines Sommers
Very Good Girls, USA 2013, 91 Min.
© Koch Media
Naomi Foner
Naomi Foner
Peter Sarsgaard (Fitzsimmons)
Richard Dreyfuss (Danny)
Demi Moore (Kate)
Drama
Trailer:
Inhalt:
© Koch Media
Die besten Freundinnen Lilly und Gerri sind sprichwörtlich ein Herz und eine Seele, auch wenn sie charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten. Während sie einen Ausflug zum Brighton Beach machen, lernen sie eines Tages allerdings den Eisverkäufer und Fotografen David kennen und die Probleme nehmen ihren Anfang, denn sowohl Lilly als auch Gerri vergucken sich prompt in den attraktiven jungen Mann. Während Lilly aber beginnt, sich insgeheim mit David zu treffen, glaubt auch Gerri, er habe etwas für sie übrig. Während die Tage des Sommers ins Land ziehen und Gerri von einer nicht vorhandenen Annäherung zwischen ihr und David fabuliert, weiß Lilly es besser und steckt längst in einer Beziehung mit ihm, was für die Mädchen die erste Belastungsprobe für ihre Freundschaft sein könnte, käme da nicht unerwartet eine familiäre Tragödie dazwischen…
Rezension:
In Anbetracht der steigenden Temperaturen schien mir ein sommerlicher Film jüngst gerade das Richtige zu sein und entsprechend fiel meine Wahl nun auf Very Good Girls, dessen deutscher Untertitel Die Liebe eines Sommers versprach, exakt das zu sein, wonach ich Ausschau gehalten hatte und zunächst einmal lässt sich auf alle Fälle festhalten, dass der von Naomi Foner geschriebene und inszenierte Film die meiste Zeit genau diese sommerliche Unbeschwertheit verkörpert, die bereits das Cover verspricht. Dennoch weist der grundsätzlich schöne Film aber auch einige eklatante Schwächen auf, die dem Filmgenuss abträglich sind, was damit beginnt, dass der Plot als solches so innovations- und überraschungslos daherkommt, dass es eine Schande ist. So vergucken sich eben – um die Formel auf ihre zugrundeliegende Simplizität herunterzubrechen – zwei Mädchen in denselben Jungen, doch während die eine der Meinung ist, ihm langsam näher zu kommen, unterhält die andere alsbald längst eine Beziehung mit ihm und verpasst den richtigen Moment, dies ihrer Freundin schonend beizubringen.
© Koch Media
Nichtsdestotrotz funktioniert der Film aber in weiten Teilen, da hier am Wegesrand doch zumindest noch ein wenig mehr passiert und insbesondere die jeweiligen Elternhäuser (die unterschiedlicher kaum sein könnten) der beiden Mädchen ebenfalls eine durchaus gewichtige Rolle spielen, denn Very Good Girls ist gar nicht so sehr Liebesfilm, wie man das vielleicht meinen würde, sondern gleichsam auch handfestes Familien-Drama, lediglich abgemildert durch die beschwingt-leichtfüßige Inszenierung. Kein Wunder also, dass die weitere Besetzung sich sehen lassen kann und von Clark Gregg über Demi Moore bis hin zu Richard Dreyfuss hier einige bekannte Namen vertreten sind. Im Zentrum des Geschehens stehen aber freilich Lilly und Gerri, wobei hier Dakota Fanning als Lilly spürbar die Nase vorn hat, zumal auch sie es ist, die die Beziehung mit dem undurchsichtigen David eingeht. So irritierend es für mich war, anscheinend noch nie wirklich einen Film mit dieser Fanning gesehen zu haben, so überzeugend ist ihr fragil-schüchternes Schauspiel geraten. Elizabeth Olsen (Ingrid Goes West) derweil gibt in dieser Freundschaft ohne Frage den extrovertierten Part und entsprechend passend ist es, dass sich Gerri in ihrer von sich selbst überzeugten Art eine Anziehung auf David andichtet, die dieser schlichtweg nicht empfindet.
Leider krankt der Film dann aber auch wieder daran, dass ausgerechnet besagter David – dargestellt von Boyd Holbrook (Jane Got a Gun) – doch ausnehmend blass geraten ist und der Umstand, dass gleich beide Mädchen sich in ihn verguckt haben, nicht annähernd nachvollziehbar ist, wobei das natürlich ein anderes Zielpublikum auch ganz anders empfinden mag, als ich das getan habe, gleichwohl ich mich bekanntermaßen sträube, ihn Schubladen wie "Frauenfilm" zu denken. Hinzu kommt, dass das zunehmend prekärer werdende Dreiecksgeflecht seiner Natur nach auch reichlich konstruiert wirkt und entsprechend emotional nicht so mitzureißen weiß, wie das vielleicht beabsichtigt gewesen wäre, zumal speziell das Ende, die Auflösung doch etwas holprig geraten ist. Nichtsdestotrotz gelingt es Very Good Girls auf so einigen Ebenen die Probleme und Herausforderungen des Erwachsenwerdens zu thematisieren und macht dergestalt zumindest als Coming-of-Age-Story eine durchaus gute Figur.
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Des Weiteren haftet der Produktion natürlich der Charme eines Independent-Werkes an und macht sowohl optisch als auch musikalisch Boden gut, doch hätte der Film eben noch viel mehr sein können als ein mancherorts regelrecht unbeholfen wirkendes Drama mit romantischem Einschlag, zumal die Geschichte – von einem einschneidenden Ereignis und wenigen emotionalen Ausbrüchen einmal abgesehen – regelrecht vor sich hindümpelt, was zwar dem Gestus der "Sommerromanze" entsprechen mag, dem Ganzen aber eine Intensität abspricht, die man sicherlich hätte erreichen können. Dieses Problem liegt allerdings schon sowohl in den Figuren als auch in der Geschichte verankert, denn einerseits handelt Very Good Girls nun einmal in vielen Teilen davon, Dinge unerwähnt zu lassen und auszusitzen, andererseits sind auch viele der Charaktere so angelegt, dass sie jedwede Unbill mit stoischem Gleichmut ertragen und nicht eben viele Worte machen. Zwar finden sich auch einige durchaus pointierte Dialoge im Film, doch hätte man auch hier noch deutlich energische rund zielgerichteter zu Werke gehen können. Für einen lauen Sommerabend mag diese Art der entschleunigten Inszenierung genau das Richtige sein, doch vergibt sich Foners Film dadurch eben auch einige Chancen, noch deutlich mitreißender und packender werden zu können.
Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers
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Schwüle Sommertage - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Derweil sich Naomi Foners Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers als beschwingte Sommerromanze gibt, verbirgt sich hinter der Geschichte der beiden besten Freundinnen Lilly und Gerri ein überraschend handfestes Drama, das allerdings im Kontext der Erzählung und einer reichlich konstruiert wie auch vorhersehbar inszenierten Geschichte nie zur vollen Entfaltung kommt.
Very Good Girls ist am 28.01.16 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!