Review: Die Welt von The Witcher: Videogame-Kompendium (Buch)

Es muss ja nicht immer ein Roman sein, den ich als Buch rezensiere, und deshalb gibt es heute mal was ganz anderes, unter anderem auch, weil ich nach langer Zeit wie zufällig drüber gestolpert bin.

Die Welt von The Witcher
Videogame-Kompendium

The World of the Witcher, USA 2015, 183 Seiten

© Panini

Inhalt:

Der ambitionierte wie von sich selbst überzeugte Barde Rittersporn schickt sich in Die Welt von The Witcher an, ein umfassendes Kompendium zu liefern, das sich nicht nur der Welt als solchen, sondern vor allem auch den Hexern, der Magie und den Kreaturen der nördlichen Königreiche liefert, bevor er mit der Geschichte Geralts von Riva zum Kern seiner Ausführungen vordringt. Für die einzelnen Kapitel hat sich Rittersporn derweil namhafter Gesprächspartner versichert, die besser als er über die jeweiligen Themen zu referieren wissen, während es natürlich einzig ihm selbst als langjährigem Freund und Weggefährten von Geralt von Riva obliegt, seine umtriebige wie abenteuerliche Geschichte zum Besten zu geben, auch wenn er sich nicht nur einmal den Vorwurf der poetischen Ausschmückung hat gefallen lassen müssen…

Werter Leser, der Band, welchen Ihr in Händen haltet, ist eine Sammlung zahlreicher Notizen und Entwürfe, die ich teils selbst verfasste, teils auf meinen zahlreichen Reisen erstand, kopierte oder auf andere Weise in meinen Besitz brachte. Ich fand Gefallen daran, Informationen und Beobachtungen zu sammeln, derer ich durch lebhafte Unterhaltungen teilhaftig wurde, und hoffe, dass sie der Nachwelt als Inspiration oder als Ansporn zur Selbstbetrachtung dienen mögen.

Rezension:

Ich muss ja zugeben, dass es mir diese Woche ein wenig schwergefallen ist mit dem Thema für meine wöchentliche Buch-Rezension, denn die aktuelle Lage bringt es mit sich, dass Bestellungen und Anfragen doch länger auf sich warten lassen als gewohnt, derweil ich tatsächlich noch immer drei Bücher erwarte, die ich auch allesamt gern lesen würde. Der Versuch, mich stattdessen am Stapel ungelesener Bücher zu bedienen, war zum Scheitern verurteilt und ich musste nach wenigen Seiten abbrechen, weil mir das Thema (Thriller) gerade nicht gepasst hat. Rettung versprach dann das lange unberücksichtigt hier herumliegende Die Welt von The Witcher: Videogame-Kompendium, denn seit Erscheinen der Netflix-Serie The Witcher bin ich auch wieder voll und ganz dem dritten Teil der Spielereihe von CD Projekt Red verfallen, was eine Lektüre dieses Bandes nur sinnvoll macht. Hilfreiches zum Spiel als solchem wird man dem Band derweil nicht entnehmen können, doch wer sich für das allgemeine World-Building – bekanntermaßen fußend auf der Romanreihe des polnischen Autoren Andrzej Sapkowski – erwärmen kann, findet hier einen mehr als vielversprechenden Begleitband, der viel Wissenswertes, vor allem aber Unterhaltsames zur Welt von The Witcher parat hält.

Unterteilt ist das Ganze in die fünf großen Kapitel Die Welt und ihre Bewohner, Die Hexer, Magie und Religionen des Kontinents, Die Kreaturen der Nördlichen Königreiche sowie Die Geschichte Geralts von Riva. Und auch wenn sich hinter dem gut 200 Seiten starken Werk der Autor Marcin Batylda verbergen mag, ist das Kompendium doch so gestaltet, als stamme es aus der Feder des berühmten Barden Rittersporn, wobei der je Kapitel eine andere, nicht minder berühmte Gestalt aus dem Umfeld Geralts zu Wort kommen lässt, ob es sich dabei um Vesemir oder Yennefer von Vengerberg handelt, derweil natürlich Geralt selbst das Wort ergreifen darf, wenn es um Die Kreaturen der Nördlichen Königreiche geht. Die unterschiedlichen Perspektiven mögen dabei nur rudimentär herausgearbeitet worden sein, treffen aber ganz grundsätzlich gut den Ton der jeweiligen Figuren, derweil es mehr um die vermittelten Informationen geht, als den spezifischen Sprachduktus oder Ausdrucksweise.

Wie sich das für ein Kompendium gehört, kommt Die Welt von The Witcher als ansprechendes, vollfarbiges Hardcover daher und wartet mit Dutzenden von Konzeptzeichnungen, Bildern und Skizzen auf, die alleine schon zum Verweilen und Staunen einladen, während hier aber zum Glück der Text nicht nur obligatorisches Beiwerk ist, sondern tatsächlich eine Lektüre lohnt, auch wenn man bestmöglich schon vorher ein wenig mit der Welt vertraut sein sollte, um den Schilderungen folgen zu können. Neben den eigentlichen Ausführungen zu spezifischen Themen gibt es aber auch immer wieder Briefe und Anekdoten, Verlautbarungen und Auszüge aus anderen (fiktiven) Werken, die das Geschilderte in einem neuen Licht erscheinen lassen, es vertiefen oder auch nur auf den Aberglauben und die Unkenntnis der gemeinen Bevölkerung abstellen. Ich für meinen Teil fühlte mich von dem Kompendium wunderbar unterhalten, auch wenn es mir schwerfällt, eine genaue Zielgruppe für den Band zu benennen.

© Panini

Schließlich verhält es sich ja mitnichten so, dass jeder Fan der Videospielreihe Wert darauf legt, in Form eines Buches über die Welt und ihre Bewohner aufgeklärt zu werden – zumal man schon innerhalb des Spiels so einiges an Briefen und Büchern zu lesen bekommt, von den Gesprächen ganz abgesehen, während sich die Fans der Buchreihe hier mit Abwandlungen und Veränderungen arrangieren müssen, die es in Sapkowskis Schilderungen der Abenteuer von Geralt so nicht gegeben hat, derweil die reinen Serien-Kenner hier vielleicht noch am meisten an erzählerischem Mehrwert mitnehmen können, sich andererseits aber auch einiges an Spoilern einfangen mögen, denn schließlich steht die Geschichte ja erst am Anfang der epischen Geschichte (die sich zudem wiederum an den Büchern und eben nicht den Spielen orientiert). Sollte man aber ganz grundsätzlich fasziniert sein von der Welt oder speziell dem Spiel, bekommt man hier in mehr als ansprechender Verpackung einiges an Hintergründen geliefert, zumal allein die zahllosen, oft großformatigen Bilder einen Blick schon rechtfertigen. Ich für meinen Teil halte auch dieses Kompendium für eine gelungene Sache und somit treffliche Geschenkidee, auch wenn man sich hinsichtlich des oder der zu Beschenkenden im Vorfeld fragen sollte, für welchen Teilbereich des The Witcher-Kosmos nun genau die Begeisterung gilt. Sind es – wie bei mir – sämtliche Ausprägungen des Franchise, macht man derweil kaum etwas falsch, zumal allein die vielen, mehr oder minder versteckten Anspielungen und die Suche nach Unterschieden zwischen Spielen und Büchern die Sache schon wert machen.

Die Welt von The Witcher: Videogame-Kompendium ist am 26.05.15 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!