Review: Glam Girls – Hinreißend verdorben (Film)

So, heute zum frühen Abend noch eine Filmkritik zu einem Werk, das zwar kaum den Freitags-Slot verdient haben mag, aber auf alle Fälle anderthalb unterhaltsame Stunden verspricht.

Glam Girls
Hinreißend verdorben

The Hustle, USA 2019, 93 Min.

Glam Girls - Hinreißend verdorben | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Chris Addison
Autoren:
Stanley Shapiro
Paul Henning
Dale Launer
Jac Schaeffer

Main-Cast:
Anne Hathaway (Josephine Chesterfield)
Rebel Wilson (Penny Rust)
in weiteren Rollen:
Alex Sharp (Thomas Westerburg)
Dean Norris (Howard Bacon)

Genre:
Komödie | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Glam Girls - Hinreißend verdorben | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Penny hat es sich zur Aufgabe gemacht, oberflächliche – und seien wir ehrlich: oftmals reichlich dümmliche – Typen um ihr Geld zu erleichtern, während sie sich im Laufe der Zeit eine beachtliche Anzahl an Trickbetrugs-Kniffen angeeignet hat. Eines Tages aber begegnet Penny der mondänen wie kultivierten Josephine, die sich ebenfalls als Trickbetrügerin verdingt, die Sache allerdings weitaus zielstrebiger, professioneller – und ja: auch eleganter – angeht als Penny. Auch wenn Josephine in ihr nicht unbedingt ernstzunehmende Konkurrenz sieht, fürchtet sie doch um ihr Revier, die beliebte Touristenhochburg Beaumont-sur-Mer, wo sich bevorzugt betuchtere Klientel die Sonne auf den Bauch scheinen lässt. Josephine gelingt es allerdings nicht so einfach, Penny loszuwerden und als die spitz kriegt, dass ihre neue Freundin ebenfalls eine gerissene Gaunerin ist, will sie bei ihr quasi in die Lehre gehen. Josephine lässt sich notgedrungen auf eine Art Zweckgemeinschaft ein, doch spätestens mit einer Wette, wem es am schnellsten gelingt, einen Silicon-Valley-Millionär ein stattliches Sümmchen abzuluchsen, kocht der Konkurrenzkampf wieder hoch…

Rezension:

Wie so oft stieß ich mehr durch Zufall auf Glam Girls – Hinreißend verdorben und war aufgrund der Besetzung durchaus gewillt, dem Treiben eine Chance zu geben, das sich seinerseits – wie ich im Vorfeld nicht wusste – als eine Art Remake von Zwei hinreißend verdorbene Schurken, respektive Zwei erfolgreiche Verführer positioniert, nur dass hier die Geschlechterrollen – wie heutzutage ja gerne mal – vertauscht worden sind. In Sachen Handlung scheinen sich die nunmehr drei Filme auch sehr zu ähneln, wobei es hier natürlich einige Modernisierungen und Abwandlungen mit sich bringt, die auch den vertauschten Geschlechterrollen Rechnung tragen, derweil nun eben auch Online-Dating-Apps genutzt werden, um das nächste Opfer zu finden, wie es sich beispielsweise Penny zur Gewohnheit gemacht hat. Dennoch ist es mitnichten ein seelen- oder inspirationsloses Remake behaupte ich, ohne das Original zu kennen, zumal eben nicht nur so einige Jahrzehnte zwischen den Werken liegen, sondern hier ein sicherlich deutlich schrillerer, bunterer Ansatz gewählt worden ist.

Szenenbild aus Glam Girls - Hinreißend verdorben | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Das muss freilich nicht jedem gefallen und insbesondere bei Filmen mit Rebel Wilson (Pitch Perfect) weiß man nun einmal auch ziemlich genau, was man geliefert bekommt. Schließlich zählt sie nicht unbedingt zu denjenigen, die sich durch auffallende Wandlungsfähigkeit hervortun, sondern zählt zu der Riege an Darsteller*innen, die eigentlich ziemlich exakt ein und dieselbe Rolle immer wieder spielen und diese nur marginal variieren, was ja aber per se nichts Schlechtes heißen muss. So ahnt man bereits, dass es bei Glam Girls gerne mal laut, derb und vulgär werden dürfte – und hat damit auch unumwunden recht – doch der Kniff besteht darin, dass Regisseur Chris Addison dem Ganzen ein Flair von Glamour, Grazie und Eleganz entgegensetzt, für das dann wiederum Anne Hathaway (Im Netz der Versuchung) verantwortlich zeichnet, der man unbesehen abkauft, eine enorm erfolgreiche Trickbetrügerin zu sein, die dann schon eher dem entspricht, was man gemeinhin als Femme Fatale bezeichnen würde.

So bezieht Glam Girls – neben den traumhaften Kulissen des paradiesischen Urlaubsortes – seinen besonderen Reiz aus den unterschiedlichen, sich gegenseitig bedingenden Strömungen und Ansätzen, denn auf dem Papier hätte ich niemals geglaubt, dass Wilson und Hathaway mit einer derartigen Chemie würden punkten können, wie sie sie im vorliegenden Fall präsentieren. Wenn man also schon nicht davon sprechen kann, dass der Film in Sachen Story und Dramaturgie sonderlich einfallsreich wäre – schließlich klaut er sich nicht nur den groben Handlungsablauf, sondern auch so manch wenig überraschenden Kniff munter zusammen – so punktet er doch umso mehr mit seinen beiden Hauptdarstellerinnen, die sichtlich Spaß an dem zwar ungemein konstruierten, aber eben auch durchaus unterhaltsamen Treiben haben, das zwei merkliche Gegensätze aufeinanderprallen und in amüsanten Konkurrenzkampf geraten lässt. Das funktioniert derweil deshalb so gut, weil der von Alex Sharp (To the Bone) verkörperte Thomas Westerburg ein durchaus dankbares Opfer abgibt, mit dem man trotzdem sympathisiert und der letztlich auch Penny und Josephine bei der Frage innehalten lässt, ob sie nicht womöglich zu weit gehen.

Szenenbild aus Glam Girls - Hinreißend verdorben | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Sicherlich gibt es auch witzigere Filme, aber der edle Look, die schnittige Laufzeit und oftmals überzeugendes Timing machen aus der Chose ein durchaus kurzweiliges Vergnügen, wobei ich natürlich nicht beurteilen kann, wie sich das verhält, wenn man eines der Vorbilder dieser Neuauflage bereits kennt. In meinem – unvorbelasteten – Fall allerdings muss ich sagen, dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe, auch wenn der schrille Humor einer Rebel Wilson nicht immer nach meinem Geschmack ist und manches dann doch so reichlich überzogen inszeniert worden ist, dass es sich nicht mehr reibungslos in das grundsätzlich edle Ambiente fügen wollte. Dennoch, der Reiz liegt hier im inszenatorischen Widerspruch und sowohl Wilson als auch Hathaway machen ihre Sache großartig, derweil man fairerweise aber auch einräumen muss, dass es ohne die beiden auch kaum einen Grund gäbe, bei Glam Girls einzuschalten, denn tatsächlich hieven die erfolgreichen und engagierten Darstellerinnen den Film erst -zumindest ein Stück – über solides Mittelmaß hinaus. Heißt im Umkehrschluss lediglich, dass wer schon mit den beiden Damen nichts anfangen kann, hier auch sicherlich keinen Blick riskieren muss. Alle anderen bekommen eine routiniert inszenierte, zuweilen etwas über die Stränge schlagende Gauner-Komödie der etwas anderen Art kredenzt.

Fazit & Wertung:

Regisseur Chris Addison überschlägt sich nicht gerade an Einfallsreichtum bei Glam Girls – Hinreißend verdorben, doch hat die Verquickung von mondänem Trickbetrug mit schrill-spleeniger Slapstick durchaus ihren Reiz, wofür man vorrangig Anne Hathaway und Rebel Wilson zu danken hat, die exakt diese konkurrierenden, sich gegenseitig befeuernden Ansätze im Film verkörpern und dabei sichtliche Freude haben.

7 von 10 ausgeklügelten Betrugsmaschen

Glam Girls – Hinreißend verdorben

  • Ausgeklügelte Betrugsmaschen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Chris Addison überschlägt sich nicht gerade an Einfallsreichtum bei Glam Girls – Hinreißend verdorben, doch hat die Verquickung von mondänem Trickbetrug mit schrill-spleeniger Slapstick durchaus ihren Reiz, wofür man vorrangig Anne Hathaway und Rebel Wilson zu danken hat, die exakt diese konkurrierenden, sich gegenseitig befeuernden Ansätze im Film verkörpern und dabei sichtliche Freude haben.

7.0/10
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Glam Girls – Hinreißend verdorben ist am 12.09.19 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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