Review: XY | Sandro Veronesi (Buch)

Heute kommen wir zu einer recht speziellen Buchrezension zu einem extrem außergewöhnlichen Leseerlebnis, was durch seine spezielle Art auffallend aus dem Einheitsbrei der Romane hervorsticht, aber auch durch die mediale Unterstützung, die dieses Buch durch die ihm eigens gewidmete Homepage erfährt – nicht zuletzt besonders ist es auch deswegen, weil es meine zweite Rezension ist, die gesponsert wurde.

Noch ein Hinweis am Rande, bevor wir beginnen: Ich habe diesmal bewusst auf eine Inhaltsangabe verzichtet und stattdessen den Klappentext des Werkes eingefügt. Nach Genuss der Rezension wird man verstehen, weshalb es kaum Sinn gemacht hätte, die „Geschichte“ in eigenen Worten nachzuerzählen.

XY

XY, IT 2010, 394 Seiten

XY
© Klett-Cotta-Verlag

Autor:
Sandro Veronesi


Verlag (D):
Klett-Cotta-Verlag (J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH)
ISBN:
978-3-608-93960-6

Genre:
Mystery | Drama


Trailer:

 

Klappentext:

Elf Leichen werden in einem verschneiten Bergdorf gefunden. Ein Pfarrer und eine Psychiaterin versuchen, dem Unfassbaren auf die Spur zu kommen. Mitreißend spürt Sandro Veronesi den Grundfragen von Schuld und Sühne, Gut und Böse, Vernunft und Glauben nach.

Im verschneiten Wald nahe des Bergdorfs San Giuda werden die Leichen von elf Touristen gefunden. Die Autopsie der Leichen offenbart etwas Unfassbares: elf Leichen, elf Todesursachen. Mord und Selbstmord, Krebs und Herzinfarkt. Ein Opfer scheint dem Biss eines Haifisches erlegen zu sein. Nichts passt zusammen. Während die Behörden die unerklärlichen Details der Tragödie vertuschen, versuchen der Priester Don Ermete und die Psychologin Giovanna, das Rätsel zu lösen. Ihre Ermittlungen führen den Leser auf eine philosophische Reise in die Grenzgebiete unseres Verstandes.

Rezension:

XY ist kein Roman, es ist weder Krimi, noch Thriller, noch Drama noch sonst etwas. Es ist auch kein Sachbuch, doch von allem ein bisschen. Veronesis Werk ist vielmehr eine Abhandlung, eine Analyse des menschlichen Denkens und Handelns, vor allem aber der Endlichkeit menschlichen Glaubens. Es ist eine Charakterstudie einer Vielzahl von Menschen mit einer Vielzahl psychischer Defekte, es ist ein gelebter Disput zwischen Glaube und Wissenschaft. Der Glaube wird hier vertreten von dem Priester Don Ermete, die Wissenschaft hingegen von der angehenden Psychoanalytikerin und Psychologin Giovanna.

Die beiden versuchen ein Geheimnis zu ergründen, was nach logischen Maßstäben nicht erklärbar ist, und dessen Geschehen allein nach diesen Maßstäben unglaublich scheint. Was den Einwohnern des Bergdorfes San Guida geschieht ist ein Rätsel und unerklärlich und wehe dem Leser, der eine zufriedenstellende Lösung erwartet. Stattdessen regt XY zum Nachdenken an, analysiert treffend eine in sich autonome und von der Außenwelt abgeschnittene Gemeinschaft und ihr Zusammenspiel untereinander. Es zeigt ebenso auf, was mit Menschen geschehen kann, wenn ihrem Geist, ihrer Psyche nicht genügende Beachtung geschenkt wird und sich eine Gruppe Menschen im blinden Wahn aufeinander verlässt, ohne jedoch den jeweils anderen wahrhaftig zu kennen, ja, zu erkennen.

Es ist, wie bereits La Republica über Veronesis Buch schrieb, dass XY ein Rätsel ist. Es bietet keine Lösungen, es bietet nur Einsichten und Eindrücke, Fragmente und Geschichten, kleine Anekdoten, die allesamt anregen, das eigene Gehirn zu bemühen. Die Geschichte um die elf Leichen des Borgo San Guida bildet nur den Überbau, die Struktur, mit der Sandro Veronesi sich selbst die Möglichkeit einräumt, eine Geschichte ganz anderen Ausmaßes zu erzählen.

XY ist auch eine Reise in die menschlichen Abgründe. Der Autor bedient sich hier verschiedenster formaler Kniffe, um die Geschichte auch langfristig ansprechend zu gestalten. Der sprachliche Duktus überzeugt dabei zu jedem Zeitpunkt und auf ganzer Linie, auch wenn man einräumen muss, dass die hier konstruierten Satzgebilde in ihrer Verschlungenheit und grenzenlosen Weitschweifigkeit sicher nicht jedermanns Sache sein werden. So wie das Buch selbst ist eben auch der Schreibstil anspruchsvoll, aber durch und durch lohnenswert.

Fazit & Wertung:

XY ist ein Kunstwerk, beleuchtet Gut und Böse und vor allem den Begriff der Schuld, die jeder auf sich geladen hat. Es empfiehlt sich für jeden, der einmal eine gänzlich andere Form der Unterhaltung genießen möchte, der angeregt werden will und nicht nur unterhalten, der aber auch damit leben können muss, wenn vieles unerklärt bleibt, ja teils nur Mittel zum Zweck zu sein scheint.

9 von 10 unerklärlichen Ereignissen

XY

  • Unerklärliche Ereignisse - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

XY ist ein Kunstwerk, beleuchtet Gut und Böse und vor allem den Begriff der Schuld, die jeder auf sich geladen hat. Es empfiehlt sich für jeden, der einmal eine gänzlich andere Form der Unterhaltung genießen möchte, der angeregt werden will und nicht nur unterhalten, der aber auch damit leben können muss, wenn vieles unerklärt bleibt, ja teils nur Mittel zum Zweck zu sein scheint.

9.0/10
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Weitere Details zum Buch, den beteiligten Personen, ihren Familienclans und dem Borgo San Guida findet ihr auf der eigens eingerichteten Homepage zu XY unter:
www.xy-roman.de.

Allgemeine Informationen zum Autor, dem Buch und der Möglichkeit dieses zu bestellen findet ihr auf den Seiten des Klett-Cotta-Verlages.

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Diese Rezension wurde ermöglicht und gesponsert von Blogg dein Buch und dem Klett-Cotta-Verlag. Beiden danke ich für das Rezensionsexemplar, das meinem Artikel zugrundeliegt.

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Als besonderer Service hier noch der Link zum Buch XY bei Amazon:

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