Review: Pompeii (Film)

Und schon melde ich mich zurück mit dem nächsten knapp unterdurchschnittlichen Film, den ich mir jüngst zu Gemüte geführt habe. Jetzt dürfte es qualitativ gerne mal wieder aufwärts gehen, aber fairerweise muss man ja auch sagen, dass ich schon fast damit gerechnet habe. Egal.

Pompeii

Pompeii, CA/DE/USA 2014, 105 Min.

Pompeii | © Constantin
© Constantin

Regisseur:
Paul W. S. Anderson
Autoren:
Janet Scott Batchler
Lee Batchler
Michael Robert Johnson

Main-Cast:
Kit Harington (Milo)
Carrie-Anne Moss (Aurelia)
Emily Browning (Cassia)
Kiefer Sutherland (Corvus)
in weiteren Rollen:
Adewale Akinnuoye-Agbaje (Atticus)
Jessica Lucas (Ariadne)
Jared Harris (Severus)

Genre:
Action | Abenteuer | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Pompeii | © Constantin
© Constantin

Im Jahre 62 muss der junge Milo mitansehen, wie seine Familie und sein ganzer Stamm von römischen Truppen unter der Führung eines Mann namens Corvus erbarmungslos niedergestreckt werden, bevor er selbst von Sklavenhändlern aufgelesen und verschleppt wird. Siebzehn Jahre vergehen und Milo hat sich mittlerweile als Gladiator einen Namen gemacht, weshalb man entscheidet, ihn in die prosperierende Stadt Pompeii zu schicken. Schon auf dem Weg dorthin begegnet Milo das erste Mal der jungen Cassia, die den jungen Sklaven mit kaum verhohlenem Interesse betrachtet, doch wie es der Zufall will, erscheint alsbald auch Corvus in der Stadt, der sich wiederum zum Ziel gesetzt hat, die jüngst erst aus Rom nach Pompeii heimgekehrte Cassia zur Frau zu nehmen und deren Eltern nun unter Druck zu setzen beginnt.

Milo, der bereits tags darauf gegen den Champion Atticus antreten soll, wird am Vorabend des Kampfes ebenfalls gewahr, dass Corvus sich in der Stadt befindet, als er zur Belustigung und Unterhaltung der Römer zu einem Fest abkommandiert wird, ebenso, wie er dort Cassia erneut erblickt. Von den meisten Einwohnern Pompeiis unbeachtet, beginnt derweil der nahe Vesuv zu rumoren und kündet von Ereignissen, die all die Konflikte, Intrigen und Feindschaften unerbittlich hinwegfegen werden…

Rezension:

Was passiert, wenn man allein schon aufgrund des Namens des Regisseurs – in diesem Fall Paul W.S. Anderson – seine eigene Erwartungshaltung an einen Film gehörig zurechtstutzt und bei wenigstens grober Kenntnis dessen bisherigen Schaffens jeden Gedanken an eine ausgeklügelte, geschweige denn nur annähernd tiefgründige Handlung ad acta legt, stattdessen seine Hoffnungen samt und sonders in eine zu erwarten opulente Optik legt, dann weiß auch Pompeii im Rahmen seiner Möglichkeiten durchaus zu gefallen, obschon es sich objektiv betrachtet um einen absoluten Rohrkrepierer handelt, dessen gleichermaßen spektakulär wie hanebüchen inszenierter Untergang der Stadt allein die Entstehung des Films kaum rechtfertigt, in dem sich eine Handvoll theoretisch fähiger und vielversprechender Mimen dank eines aus der Hand geschüttelten und munter zusammengeklauten Skripts um Kopf und Kragen spielt und dabei – so meint man – die meiste Anstrengung darauf verwendet, ob der platten Dialogzeilen nicht vor Scham im Boden zu versinken.

Szenenbild aus Pompeii | © Constantin
© Constantin

Da wäre zunächst einmal der aus Game of Thrones bekannte Kit Harington, der für Andersons Film nicht einmal seine Mähne bändigen durfte dank entsprechender Verträge mit HBO, weshalb er auch – abgesehen davon, dass es in Pompeii alsbald regelrecht heiß wird, wohingegen die Nachtwache von Westeros schon eher mit Eis zu kämpfen hat – über die gesamte Länge an Jon Snow erinnert, der hier nun eben als Sklave an die Römer gerät, wobei dessen Aufbegehren gegen das Establishment, das so in etwa die erste Hälfte des Films zu tragen versucht, frappierend an die Serie Spartacus erinnert, ohne auch nur den Tiefgang einer einzelnen Folge dieser Serie zu erreichen, derweil wir von den Schauwerten gar nicht erst zu sprechen brauchen, denn die familientaugliche Altersfreigabe verbietet hier selbstredend jede Ungemach und man scheint wieder dazu übergegangen zu sein, sich die Schwerter zwischen Arm und Oberkörper einzuklemmen, statt wirklich zuzustechen. Aber Harington, beziehungsweise dessen Figur des Milo ist nicht nur Sklave und Gladiator, nein, er ist auch Pferdeflüsterer und weiß selbst die wildesten Tiere binnen Minutenfrist zu besänftigen, weshalb sich die Adlige Cassia, frisch aus Rom zurückgekehrt, natürlich prompt in den schmucken Kerl verguckt und wider besseres Wissen bereit scheint, alles für ihn aufs Spiel zu setzen.

Cassia wiederum wird verkörpert von Emily Browning (God Help the Girl), die ja theoretisch schauspielern kann, hier aber leider nicht mehr zu tun bekommt, als abwechselnd schmachtend oder ängstlich zu gucken und hier und da mal ein wenig Bein zu zeigen, was wohl das Äquivalent zu Haringtons offensiv zur Schau getragenen Buchmuskeln darstellt. Aber wie gesagt muss sich Anderson eben auf seine Schauwerte verlassen und Pompeii hätte wahrscheinlich noch schlechter funktioniert, wenn er den Untergang der Stadt bereits in den ersten Minuten des Films beginnen würde, doch reichen attraktive Darsteller eben oft mitnichten aus, um auch nur einen halben Film zu schultern, gerade wenn sie nur leere Worthülsen abzusondern imstande sind, was leider auch auf Carrie-Anne Moss (Jessica Jones) zutrifft, die den munteren Reigen an bunt zusammengewürfelten und oberflächlich bleibenden Versatzstücken auch nicht mehr aufzuwerten weiß, während selbst ein Kiefer Sutherland (Melancholia) hier weitestgehend verschenkt wird in seiner einseitigen Bösartigkeit, die man als personalisierte Dekadenz und Arroganz des antiken römischen Reiches betrachten könnte, wenn man dem Film irgendeinen Anspruch unterstellen würde.

Szenenbild aus Pompeii | © Constantin
© Constantin

Aber selbst einseitig bösartige Figuren, böse um der Bösartigkeit willen, sind ja oft noch unterhaltsam und so hat Sutherland schon beinahe wieder den dankbarsten Part im Film, ohne dass dessen Figur in irgendeiner Weise mehr zu einer sinnvollen oder spannenden Geschichte beitragen würde, die man nicht schon hunderte Mal erzählt bekommen hat. Dann aber, während man schon darüber nachdenkt, Pompeii im Schnelldurchlauf zu dessen Ende z treiben, beginnt der Untergang der Stadt, auf den man so lange gewartet hat und ja, wenn der Ascheregen einsetzt, bricht sich schließlich und endlich die Faszination der erwarteten Schauwerte Bahn und Anderson inszeniert den Niedergang der Stadt genauso opulent, wie man sich das erwarten würde, selbst wenn einerseits die Einwohner sich bei ihren kläglichen Fluchtversuchen ähnlich dämlich verhalten wie in einem Roland Emmerich-Film und man sich andererseits spätestens, wenn Feuer und Lava sich durch die Straßen zu ergießen beginnen, in einem abgefilmten Computerspiel wähnt. Nichtsdestotrotz beginnt hier der unterhaltsame Teil des Films, auch wenn das angesichts der realen Katastrophe reichlich makaber klingen mag, doch mit genau dieser Erwartung hat der Film schließlich die Zuschauer gelockt und trägt diesem Versprechen im finalen Drittel späte Rechnung, wobei sich allerspätestens hier auch offenbart, dass die vorangegangene, beinahe nur angedeutet zu nennende Handlung ihren einzigen Daseinszweck damit erfüllt hat, die wenigen Figuren in Stellung zu bringen, um am Ende nicht filmen zu müssen, wie sich ein paar Leute in einem Haus verstecken, während sie der Tod ereilt.

Fazit & Wertung:

Mehr denn je verlässt sich Paul W.S. Anderson bei Pompeii einzig auf die Schauwerte seines Historien-Schinkens und scheint gar kein Interesse daran zu haben, womöglich auch noch eine greifbare, geschweige denn spannende Geschichte zu erzählen, weshalb er sich wild an Versatzstücken aus einschlägigen Werken bedient, um gemeinsam mit auffällig platten Dialogen die erste Stunde seines Films mit rudimentärem Leben zu füllen, bevor er es ab da dank Vulkan richtig krachen lassen kann und dieser Part wiederum ist, unlogisch und vorhersehbar hin oder her, tatsächlich überraschend unterhaltsam geraten und so ziemlich der einzige Grund, dem Film überhaupt Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.

4,5 von 10 die Stadt unter sich begrabender Aschewolken

Pompeii

  • Die Stadt unter sich begrabende Aschewolken - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Mehr denn je verlässt sich Paul W.S. Anderson bei Pompeii einzig auf die Schauwerte seines Historien-Schinkens und scheint gar kein Interesse daran zu haben, womöglich auch noch eine greifbare, geschweige denn spannende Geschichte zu erzählen, weshalb er sich wild an Versatzstücken aus einschlägigen Werken bedient, um gemeinsam mit auffällig platten Dialogen die erste Stunde seines Films mit rudimentärem Leben zu füllen, bevor er es ab da dank Vulkan richtig krachen lassen kann und dieser Part wiederum ist, unlogisch und vorhersehbar hin oder her, tatsächlich überraschend unterhaltsam geraten und so ziemlich der einzige Grund, dem Film überhaupt Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.

4.5/10
Leser-Wertung 5/10 (7 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Der Kinogänger: 5,5/10 Punkte

Pompeii ist am 07.08.14 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray im Vertrieb von Constantin erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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