Review: Die Prophezeiung des Adlers: Die Rom-Serie 6 | Simon Scarrow (Buch)

Einen Tag Ruhe habe ich mir gegönnt, aber jetzt wird es Zeit, wieder fleißig zu sein und euch mal wieder eine Buch-Kritik zu offerieren, schließlich ist mittlerweile ja quasi schon Mitte der Woche, wie der Name des Tages, den wir haben, vermuten lassen würde. Also stürzt euch ins Vergnügen und freut euch, denn das Wochenende ist schon nicht mehr fern!

Die Prophezeiung des Adlers
Die Rom-Serie 6

The Eagle’s Prophecy, UK 2005, 656 Seiten

Die Prophezeiung des Adlers von Simon Scarrow | © Heyne
© Heyne

Autor:
Simon Scarrow

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-47119-1

Genre:
Historie | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Der Beweis für die Wut der Angreifer war an Deck zu sehen: Auf den glatten, abgenutzten Planken lagen die niedergehauenen Matrosen in dunklen Blutlachen. Zwischen ihnen fanden sich die Leichen von mehr als zwanzig Piraten, und der Kapitän der größeren Liburne blickte mit finsterer Miene vom Steuerdeck auf die Szene hinunter. Sie hatten beim Kampf um das Schiff zu viele Leute verloren. Normalerweise verängstigte die brüllende Horde bewaffneter Männer, die von den Seiten her das Schiff enterten, die Opfer so sehr, dass sie ihre Waffen fallen ließen und sich sofort ergaben. Doch nicht dieses Mal.

Rom, Anno Domini 45: Während vor der Küste Ravennas der Piratenkapitän Telemachos ein Handelsschiff kapert und nicht nur den Römer Secundus, sondern auch dessen wertvolle Fracht, geheime Schriftrollen, die zu Kaiser Claudius hätten gelangen sollen, in seinen Besitz bringt, fristen Cato und Macro drei Monate nach ihrer erzwungenen Rückkehr aus Britannien ein klägliches Dasein im Elendsviertel der Subura, da bürokratische Winkelzüge dafür gesorgt hat, dass ihnen ihr ausstehender Sold bislang nicht ausgezahlt worden ist. Mit schwindender Hoffnung, je wieder für das Militär abkommandiert zu werden, suchen die beiden Hilfe im Palast, als auch ihr letztes Geld sich gen Ende neigt, doch statt Hilfe finden sie Narcissus, den Sekretär des Kaisers, der ihnen anbietet, die noch immer wegen Subordination drohende Hinrichtung abzuwenden, sofern sie sich bereit erklären, die verschollenen Schriftrollen zurückzubeschaffen.

Zähneknirschend willigen die beiden Centurionen ein, nur um alsbald zu erfahren, dass Vittelius, ihr intriganter einstiger Widersacher in Britannien, die Befehlsgewalt über die römische Flotte hat, mittels derer sie im geheimen Auftrag dem Piratenkapitän die Schriftrollen abjagen sollen. Doch bereits die erste Begegnung mit den Piraten gerät zum Desaster und eine Vielzahl Schiffe kentern, während Vittelius, der ebenfalls von Narcissus instruiert worden ist und dieselbe geheime Order erhalten hat, versucht, Cato die Schuld in die Schuhe zu schieben und schlussendlich sein Schicksal zu besiegeln.

Rezension:

Hatte ich noch beim vorangegangenen fünften Band Die Beute des Adlers festgehalten, dass es sich mit beinahe 600 Seiten um den bis dato umfangreichsten Teil der Reihe handelt, straft mich Die Prophezeiung des Adlers nun prompt Lügen und kommt nun mit beinahe 650 Seiten daher, was der einstmals so leichtfüßigen Erzählung schon eine gewisse (auch physische) Schwere verleiht. Zum Glück schlägt sich dies aber nicht in der Erzählweise von Scarrow wieder und erneut ist es dem Autoren gelungen, mich voll und ganz in die Welt der römischen Antike zu entführen und erneut den Abenteuern der beiden in Ungnade gefallenen Centurionen Cato und Macro beizuwohnen, die speziell zu Beginn des Bandes an ihrem persönlichen Tiefpunkt angekommen zu sein scheinen und merklich unter den gemachten Anschuldigungen und der verhängten Strafe zu leiden haben.

Durch den zerbrochenen Fensterladen fiel ein matter Lichtstrahl in das schmuddelige Zimmer und legte sich auf sein Gesicht. Er schloss die Augen, presste die Lider zusammen und holte langsam tief Luft. Am Vorabend hatte er bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen, und wie üblich schwor er sich nun im Stillen, nie wieder billigen Wein anzurühren. Die vergangenen drei Monate waren voll von solchen Schwüren gewesen. Tatsächlich hatten sie sich in den letzten Tagen beunruhigend gehäuft, da Macro zu zweifeln begonnen hatte, ob er und sein Freund Cato jemals wieder irgendwohin abkommandiert werden würden.

Doch erwartungsgemäß lässt das nächste Abenteuer nicht lange auf sich warten und der durchtriebene wie undurchsichtige Narcissus schickt die beiden auf eine schier unmöglich scheinende Mission, stellt dafür aber auch deren Begnadigung in Aussicht. Das hat zur Folge, dass es in Die Prophezeiung des Adlers nun zum ersten Mal und völlig ungewohnt auf hohe See geht und ein Großteil der Schlachten, die es diesmal gegen umtriebige Piraten zu schlagen gilt, eben mit dem Schiff ausgetragen werden. Das hat für mich leider nicht zu jedem Zeitpunkt funktioniert, denn einerseits ist es nicht das klassische Bild eines römischen Legionärs, ihn auf und von einem Schiff aus kämpfen zu sehen und andererseits sind derartige Kämpfe, speziell auf Papier doch deutlich abstrakter in ihren Schilderungen, als Simon Scarrows eindringliche Schilderungen der Scharmützel und Schlachten Mann gegen Mann. Kurz gesagt: Römische Antike und neuzeitliche nautische Begriffe waren für mich nur eine bedingt reizvolle Mischung.

Unbestritten ist allerdings, dass Die Prophezeiung des Adlers gehörig frischen Wind bereithält und sich deutlich von den Vorgängern unterscheidet, die ja – wie mehrfach erwähnt – allesamt in Britannien spielten und bereits langweilig zu werden drohten. Hier gelingt Scarrow also durchaus der Aufbruch zu neuen Ufern, ebenso wie er den Grundstein für weitere Abenteuer legt, die ja schon längst bereitliegen, um gelesen zu werden. Mir persönlich war der vorliegende sechste Teil zwar geringfügig zu lang und hätte folglich an mancher Stelle etwas straffer erzählt werden können, doch tun der Einfallsreichtum des Autors und die ungebrochen sympathischen Hauptfiguren ihr Übriges, das Buch zu keinem Zeitpunkt wirklich langweilig werden zu lassen.

»Wie sehe ich aus?«
Cato musterte seinen Freund und spitzte die Lippen.
»Gut genug. Und jetzt lass uns gehen.«
Als die beiden Offiziere aus dem dunklen Treppenhaus auf die Straße vor dem Mietshaus traten, drehten die Leute sich nach den glänzenden Rüstungen und den leuchtend roten Umhängen um. Beide Offiziere hatten ihren Helm aufgesetzt, und die schönen Pferdehaarkämme prangten über dem schimmernden Metall. Den Rebstab in der einen Hand, während die andere auf dem Schwertgriff ruhte, richtete Cato sich auf und machte den Rücken gerade.

Gegenspieler der beiden Centurionen ist in diesem Fall der gefürchtete wie gerissene Piratenanführer Telemachos und auch wenn ich nie ein großer Fan des ge- und beschriebenen Schiffskampfes werden dürfte, wurden doch die Schachzüge der jeweiligen Parteien ausreichend plastisch beschrieben, um mich mitfiebern zu lassen, zumal das aber längst nicht alles ist, was den sechsten Teil auszeichnet, denn zudem kommen endlich auch wieder die Liberatoren ins Gespräch und Cato und Macro sehen sich in die Lage versetzt, unter dem Verräter Vitellius dienen zu müssen, der sie seinerzeit in Britannien schon beinahe das Leben gekostet hätte und ein machtversessener Opportunist vor dem Herrn ist. Von Rom nach Ravenna, zu Lande, zu Wasser und bis hin zum Versteck der Piratenflotte steht den beiden Römern also wieder einmal eine abwechslungsreiche Odyssee voller Gefahren bevor, wenn er auch aufgrund des nicht immer tadellos funktionierenden Seefahrtthemas und den leichten Längen in der Erzählung zu den schwächeren Vertretern der Reihe gezählt werden muss.

Fazit & Wertung:

Römer und Schifffahrt ist eine zwar frische und unverbrauchte, aber auch gewöhnungsbedürftige Mischung, in die ich mich während der Lektüre von Die Prophezeiung des Adlers nur bedingt hineinversetzen konnte. Den Abenteuern von Cato und Macro in den Gefilden von Ravenna unter der Führung des opportunistischen Vitellius tat dies aber kaum einen Abbruch, zumal Scarrow mit gewohntem Verve und Witz erzählt, sich zugegebenermaßen zuweilen aber auch hätte kürzer fassen dürfen.

8 von 10 Lektionen für den jungen Centurio

Die Prophezeiung des Adlers: Die Rom-Serie 6

  • Lektionen für den jungen Centurio - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Römer und Schifffahrt ist eine zwar frische und unverbrauchte, aber auch gewöhnungsbedürftige Mischung, in die ich mich während der Lektüre von Die Prophezeiung des Adlers nur bedingt hineinversetzen konnte. Den Abenteuern von Cato und Macro in den Gefilden von Ravenna unter der Führung des opportunistischen Vitellius tat dies aber kaum einen Abbruch, zumal Scarrow mit gewohntem Verve und Witz erzählt, sich zugegebenermaßen zuweilen aber auch hätte kürzer fassen dürfen.

8.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Die Prophezeiung des Adlers ist am 09.09.13 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


Sharing is Caring:

Keine Reaktionen

Hinterlasse einen Kommentar