Und da wäre ich auch schon wieder und offeriere euch meine neueste Film-Kritik, derweil ich an meinem bis dato längsten Artikel arbeite, der dann hoffentlich am kommenden Wochenende das Licht der Welt erblicken wird. Bis dahin sind es ja aber noch ein paar Tage und so bleibt mir gerade nichts weiter, als viel Spaß beim Lesen zu wünschen.
Immer Drama um Tamara
Tamara Drewe, UK 2010, 107 Min.
© Prokino/EuroVideo
Stephen Frears
Moira Buffini (Drehbuch)
Posy Simmonds (Comic-Vorlage)
Roger Allam (Nicholas Hardiment)
Bill Camp (Glen McCreavy)
Dominic Cooper (Ben Sergeant)
Luke Evans (Andy Cobb)
Tamsin Greig (Beth Hardiment)
Jessica Barden (Jody Long)
Charlotte Christie (Casey Shaw)
Komödie | Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Prokino/EuroVideo
Im verschlafenen Ewedown geht alles seit jeher seinen geregelten Gang und so ist die Schriftsteller-Residenz Stonefield von Beth und ihrem Mann, dem berühmten Schriftsteller Nicholas Hardiment die mitunter größte Attraktion des Ortes. Das ändert sich, als Tamara Drewe nach Ewedown zurückkehrt, wo sie ihre Kindheit verbracht hat, denn bald schon verdreht sie den Männern des Ortes den Kopf; unter ihnen nicht nur ihre Jugendliebe Andy. Durch Tamara gerät alsbald auch der berühmte Star-Drummer Ben nach Ewedown und versetzt insbesondere die Teenager des Ortes in helle Aufregung, die es natürlich gar nicht billigen können, dass ihr Idol mit Tamara anbändelt. Schnell ist ein Plan gefasst, die beiden auseinander und Tamara in Verruf zu bringen…
Rezension:
Es gibt Dinge, die würde man bei Immer Drama um Tamara erwarten und es gibt Dinge, die man eben nicht erwarten würde. So bekommt man als Zuschauer zwar unumwunden die schrullige Landleben-Chose geboten, garniert mit allerhand sich an Spleens und exzentrischen Anwandlungen übertrumpfenden Figuren, die schon das Cover suggeriert, doch das es sich hierbei um die Verfilmung einer Graphic Novel handelt, hätte selbst ich im Vorfeld nicht gedacht. Selbige stammt übrigens von Posy Simmonds, die sich wiederum von einem Roman von Thomas Hardy hat inspirieren lassen, welcher derweil im Film nun auch Thema wird, da einer der Schriftsteller eine Abhandlung über ihn zu schreiben gedenkt, womit der Kreis sich schließen ließe. Von diesen Meta-Verweisen aber einmal abgesehen, ist Stephen Frears‘ Komödie ein wirklich kurzweiliges Vergnügen, was zuvorderst in den vielen spielfreudigen Darstellern begründet liegt, die ihre Rollen mit viel Hingabe mit Leben zu füllen versuchen, wobei ausgerechnet die titelgebende Figur auffallend indifferent und unnahbar bleibt.
© Prokino/EuroVideo
Das liegt aber mitnichten an der wunderbaren Gemma Arterton (Spurlos – Die Entführung der Alice Creed), die im Rahmen der Möglichkeiten alles aus Tamara herausholt und einen nachvollziehbaren Grund für die aufwallenden Gefühlsregungen der anwesenden Herren abliefert, sondern mehr daran, dass sie nicht nur durch ihre Rückkehr ins ländliche Ewedown, sondern auch durch auffällig häufige Abwesenheit und eine oftmals wortkarge Art einfach als Figur wahnsinnig schwer zu fassen ist, was sich noch verkompliziert, wenn man beginnt, ihre Beweggründe nicht mehr nachvollziehen zu können. So bilden die schrulligen Bewohner des Schriftstellerdomizils rund um den von sich selbst eingenommenen Nicholas Hardiment (Roger Allam) und dessen Frau Beth (Tamsin Greig) weitaus mehr das Herz des Films, als es Arterton könnte, wobei sich ausgerechnet der von Bill Camp zunächst so unscheinbar und zurückhaltend gespielte Glen McCreav (der über Thomas Hardy zu schreiben gedenkt) später zum heimlichen Star des Films mausert. Früh meint man daher zu ahnen, dass Frears sich womöglich ein wenig in diese Schriftsteller-Kommune verguckt haben mag, denn deren Szenen und Auftritte sind rein gefühlsmäßig mit der meisten Hingabe inszeniert.
So wirkt nämlich mit Luke Evans ausgerechnet einer der bekannteren Namen im Cast beinahe ebenso indifferent wie die Figur der Tamara, wohingegen Dominic Cooper (Abraham Lincoln Vampirjäger), der derzeit als Preacher Erfolge feiert, hier als Drummer Ben so ziemlich jede Szene dominiert und eine wahrhaft grandiose Darstellung abliefert. Eigentlich stehen aber vielmehr die beiden Schülerinnen und Freundinnen Jody (Jessica Barden) und Casey (Charlotte Christie) im Mittelpunkt der Erzählung, denn auch wenn das Eintreffen von Tamara Drewe die verschlafene Dorfgemeinschaft merklich aufrüttelt, sind es doch eigentlich die beiden und speziell Jodys Schwärmerei für Drummer Ben, die die eigentlichen Probleme heraufbeschwören. Dank der beiden Gören nämlich nimmt die eigentliche Handlung der schwarzen Komödie überhaupt erst ihren Lauf und führt zu immer turbulenteren Verwicklungen, wobei der tragikomische Tenor zunächst im Hintergrund steht, sich aber dennoch immer wieder Bahn bricht.
© Prokino/EuroVideo
So hätte aus Immer Drama um Tamara trotz des leicht irreführenden Titels eine wirklich hervorragende Komödie werden können, doch neben der Unnahbarkeit mancher Figur (und speziell der Hauptfigur) sowie einem nur so daher polternden, gefühlsmäßig sich völlig überschlagenden Schlussakt, der dann neben einem Schuss Dramatik noch eben ein Happy-End zu zimmern versucht, wird der positive Gesamteindruck doch leider getrübt, wobei speziell die beiden Teenies nebst der ansonsten formidablen Besetzung durchaus Spaß versprechen und wer britischen Komödien nicht gänzlich abgeneigt ist, wird auch an dieser Chose Freude haben, obwohl an vielerlei Stelle spürbar Potential verschenkt wird.
Immer Drama um Tamara
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Aberwitzige Missverständnisse - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Wenn der Titel auch ein Stück weit irreführend daherkommt und Immer Drama um Tamara nicht ganz den Kern der Sache trifft, handelt es sich um eine wendungsreiche und dem Grundsatz nach durchaus unterhaltsame und beschwingte Komödie, bei der die Unnahbarkeit mancher Hauptfigur den Gesamteindruck doch merklich trübt. Als zunehmend tragikomischer werdendes Verwirrspiel taugt Stephen Frears‘ Film trotz seiner Schwächen allemal, auch wenn hier spürbar mehr zu holen gewesen wäre.
Immer Drama um Tamara ist am 20.05.11 auf DVD und Blu-ray bei Prokino im Vertrieb von EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Ich glaube, da wäre ich mit meiner Wertung sogar noch einen Punkt tiefer gegangen – wobei das vielleicht auch an meiner recht hohen Erwartungshaltung liegt, da ich normalerweise sowohl Frears als auch Arterton sehr schätze (und auch einige der Nebendarsteller mag). “Immer Drama um Tamara” fand ich letztlich leider vorwiegend langweilig …
Ach, so enttäuschend fand ich “Immer Drama um Tamara” dann doch nicht und speziell mit den beiden Teenies und Dominic Coopers Rolle hatte ich schon meinen Spaß, aber ich kann auch nicht behaupten, jetzt die immens hohe Erwartungshaltung gehabt zu haben.