Review: Widows – Tödliche Witwen (Film)

Nachdem ich es die letzten zwei Tage schon wieder was ruhiger habe angehen lassen, melde ich mich heute mit einem Film zurück, der schon lange ein Schattendasein auf meiner Watchlist geführt hat.

Widows
Tödliche Witwen

Widows, USA/UK 2018, 129 Min.

Widows - Tödliche Witwen | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Steve McQueen
Autoren:
Gillian Flynn (Drehbuch)
Steve McQueen (Drehbuch)
Lynda La Plante (Serien-Vorlage)

Main-Cast:

Viola Davis (Veronica)
Michelle Rodriguez (Linda)
Elizabeth Debicki (Alice)
Cynthia Erivo (Belle)
Colin Farrell (Jack Mulligan)
Brian Tyree Henry (Jamal Manning)
Daniel Kaluuya (Jatemme Manning)
Jacki Weaver (Agnieszka)
Carrie Coon (Amanda)
Robert Duvall (Tom Mulligan)
Liam Neeson (Harry Rawlings)

Genre:
Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Widows - Tödliche Witwen | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Nach außen führen Veronica und Harry Rawlings ein echtes Traumleben in der wohlsituierten Chicagoer-Upper-Class und kaum jemand ahnt, dass Harry sein Geld als Räuber verdient. Was Jahre glatt geht, muss allerdings nur einmal scheitern, um den Traum platzen zu lassen und als Harry mit seinen Komplizen bei einer Explosion ums Leben kommt, hinterlässt er seiner trauernden Ehefrau auch zwei Millionen Dollar an Schulden. Die, so macht Gangsterboss Jamal Manning der Witwe schnell deutlich, gedenkt er nun von ihr einzutreiben. In einer Mischung aus Abgebrühtheit und Verzweiflung beschließt Veronica in dieser Situation, sich mit den Witwen der Komplizen zusammenzutun, die bei dem missglückten Coup ebenfalls ihr Leben ließen. Gemeinsam mit Linda und Alice plant Veronica nun nämlich, ihrerseits einen von Harrys Heist-Plänen zu realisieren und dadurch das dringend benötigte Geld aufzutreiben, zumal es mitnichten so ist, als wären Linda und Alice von ihren Ehemännern abgesichert worden. So abgebrüht die Witwen aber auch sein mögen, betreten sie ohne Frage ein gefährliches Parkett…

Rezension:

Es gibt so Filme, die habe ich schon länger auf der Agenda stehen, als es mir lieb sein kann, und einer davon ist eben auch Widows – Tödliche Witwen, den ich schon des Öfteren in der Hand oder im Warenkorb hatte, aber letztlich sollte es dann doch dauern, bis er ohne Zusatzkosten im Prime-Angebot ist (derzeit der Fall), bis ich es schaffe, ihn mir anzusehen. Die Vorzeichen hätten derweil nicht besser sein können, denn immerhin wurde der Film von Steve McQueen inszeniert, der bisher bei seinen Spielfilmen mindestens ausgezeichnete, wenn nicht gar noch bessere Arbeit abgeliefert hat, wenn man seinen Blick auf Hunger, Shame und zuletzt 12 Years a Slave richten möchte. In vielerlei Hinsicht sollte bei dem zuletzt entstandenen Widows allerdings einiges anders sein und so basiert das Werk diesmal auf einer britischen Miniserie mit gleichem Namen, deren Handlung es in Filmform und -länge zu pressen galt, derweil es sich auch um den ersten Film für McQueen handelt, den er ohne Beteiligung von Michael Fassbender realisiert hat. Das größte – und offensichtlichste – Alleinstellungsmerkmal ist allerdings, dass es sich um einen waschechten ensemble-Film handelt, wovon schon die mehr als üppige Besetzungsliste kündet und leider ist das auch einer der größten Schwachpunkte des Films.

Szenenbild aus Widows - Tödliche Witwen | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Ganz grundsätzlich erzählt Widows nämlich eine hochspannende und für sich einnehmende Story, die sich langsam, beinahe gemächlich entfaltet und nach einem initialen Knall zunächst einmal spürbar einen Gang zurückschaltet, doch krankt die Story daran, dass eben nicht nur die vier Witwen und deren jeweilige Leben im Mittelpunkt stehen, sondern auch erst einmal erzählt werden muss, wie die zusammenfinden und sich vor allem zusammenraufen. Zudem bewegt sich noch ein gewisser Jack Mulligan (Colin Farrell, The Gentlemen) noch über das politische Parkett und die Unterwelt von Chicago, der auch die Männer der Witwen angehört haben, hält natürlich auch nicht die Füße still. Das ist selbst für einen zweieinhalb Stunden umfassenden Streifen ein wenig viel, zumal wenn das zugrundeliegende Material auf rund fünf Stunden kommt. Da hat es dann auch nur bedingt geholfen, dass McQueen bei der Ausarbeitung des Skripts auf die Hilfe von Gillian Flynn zurückgegriffen hat, die einige Jahre zuvor bereits an Gone Girl, der Adaption ihres eigenen Buches, mitgearbeitet hatte. Dank Expertise und Souveränität gelingt dann auch eine überzeugende Mischung aus Heist-Thriller, Kriminalgeschichte und Charakterdrama, doch überschneiden sich die einzelnen Erzählebenen und Blickwinkel leider nur bedingt.

Während man also in allerhand kleineren bis größeren Szenen die Abgründigkeit, das Fatalistische und Hoffnungslose des Chicago präsentiert bekommt, das McQueen hier zu inszenieren gedenkt, haben die im Mittelpunkt stehenden Witwen ihre ganz eigenen, ungleich persönlicheren Probleme, die vor allem anderen um das Thema Geld kreisen, weshalb es eine jede von ihnen letztlich auch für eine gute Idee hält, den jüngst verstorbenen Ehemännern nachzueifern und den Coup quasi posthum zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen. Anführer dieses Gangstertrupps ist in dem Fall der von Liam Neeson (Hard Powder) verkörperte Harry Rawlings, der zumindest in Rückblenden ab und an zu sehen ist. Das erwähne ich deshalb explizit, weil auch Jon Bernthal als einer der Ehemänner verpflichtet worden ist, jedoch nach seinem Ableben nicht mehr in Erscheinung tritt, womit sich sein Auftritt auf wenige Sekunden begrenzt. Und natürlich kann der Regisseur hier in die Vollen gehen, was seinen Cast angeht, denn man merkt förmlich, dass es jedem ein Anliegen und Privileg gewesen sein muss, in dem Film mitwirken zu können, doch fernab der drei Witwen merkt man schon, dass der Platz für wirkliche Charakterausarbeitung gefehlt haben muss. Umso überzeugender sind dafür die Parts von Viola Davis (Prisoners), Michelle Rodriguez (Machete) und Elizabeth Debicki (The Night Manager) geraten, die allesamt in höchst unterschiedlichen Rollen zu brillieren wissen. Gerade der Umstand nämlich, dass sie alle unterschiedlichen Leben, unterschiedlichen Schichten und Metiers entstammen, auf den ersten Blick keinerlei Gemeinsamkeiten haben, macht die unfreiwillige Zweckgemeinschaft so interessant und spannend.

Szenenbild aus Widows - Tödliche Witwen | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Als feinsinnig inszeniertes Drama macht Widows – Tödliche Witwen dann auch eine sehr gute Figur, wenn man sich von Titel oder Trailer nicht dazu hinreißen lassen hat, zu glauben, dass man ein waschechtes Heist-Movie kredenzt bekäme, denn dann könnte einen die überwiegend getragene, zuweilen elegische Handlung enttäuschen. Aufgebrochen wird diese zwar immer wieder durch seltene, aber effektive Gewaltspitzen, für die meistens Geldeintreiber Jatemme (Daniel Kaluuya, The Fades) verantwortlich zeichnet, doch überwiegend ist es eben Charakterdrama und Milieustudie, sorgsam inszeniert, beklemmend vorgetragen, aber eben auch nicht unbedingt das, was man sich vielleicht erwarten würde. So bleibt als Hauptproblem lediglich, dass McQueen zu viele Figuren und zu viele Erzählebenen in einen Film zu pressen versucht, der zudem daran krankt, dass er im Großen und Ganzen beinahe erschreckend vorhersehbar geraten ist. Dennoch, Setting, Prämisse und Ensemble sind vielversprechend und wissen grundsätzlich zu überzeugen, auch wenn es sich um den bislang schwächsten Spielfilm im Œuvre des Regisseurs handelt.

Fazit & Wertung:

Regisseur Steve McQueen liefert mit Widows – Tödliche Witwen ein vielschichtiges und vielgestaltiges Drama mit Heist-Elementen, das mit einem beeindruckenden Ensemble daherkommt, sich aber leider auch in der Fülle der Handlungsstränge und Figuren zuweilen verzettelt. Das Ganze mag immer noch sehenswert sein, kommt aber nicht an die Güte und Klasse von McQueens vorherigen Filmen heran.

7 von 10 unerwartete Schritte dreier Witwen

Widows – Tödliche Witwen

  • Unerwartete Schritte dreier Witwen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Steve McQueen liefert mit Widows – Tödliche Witwen ein vielschichtiges und vielgestaltiges Drama mit Heist-Elementen, das mit einem beeindruckenden Ensemble daherkommt, sich aber leider auch in der Fülle der Handlungsstränge und Figuren zuweilen verzettelt. Das Ganze mag immer noch sehenswert sein, kommt aber nicht an die Güte und Klasse von McQueens vorherigen Filmen heran.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimme)
Sende

Widows – Tödliche Witwen ist am 02.05.19 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar