Review: Destroyer (Film)

Und da wäre – für mich nach rund zweieinhalb Tagen Arbeit – auch schon wieder das Wochenende und mit ihm eine dritte Film-Rezension für diese Woche, bevor ich mich jetzt erst einmal wohlverdient auf die Couch schwinge.

Destroyer

Destroyer, USA 2018, 121 Min.

Destroyer | © Concorde
© Concorde

Regisseurin:
Karyn Kusama
Autoren:
Phil Hay
Matt Manfredi

Main-Cast:

Nicole Kidman (Erin Bell)
Toby Kebbell (Silas)
Tatiana Maslany (Petra)
Scoot McNairy (Ethan)
Bradley Whitford (DiFranco)
Sebastian Stan (Chris)

Genre:
Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Destroyer | © Concorde
© Concorde

Nachdem siebzehn Jahre zuvor eine Undercover-Mission für die junge FBI-Agentin Erin Bell auf den letzten Metern zur Katastrophe geraten ist, ist die einst ambitionierte und engagierte Ermittlerin nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und selbst für das Los Angeles Police Department kaum noch tragbar, derweil ihre Ehe schon vor langer Zeit in die Brüche gegangen ist und auch ihr Verhältnis zu ihrer Tochter Shelby schwer gestört ist. Grund dafür ist freilich, dass Erin sich noch immer nicht verzeihen kann, was damals geschehen ist und so verwundert es kaum, dass sie sofort Feuer und Flamme ist, als sich andeutet, dass der damals im Fokus des Undercover-Einsatzes stehende Bankräuber und Mörder Silas womöglich wieder auf der Bildfläche erschienen ist, nachdem es mehr als anderthalb Dekaden keine Spur zu ihm gab. Beim LAPD allerdings wird Erin Bell eher belächelt, als dass jemand ihre Behauptungen ernst nehmen würde, weshalb sie unter Aufbietung ihrer verbliebenen Kräfte auf eigene Faust zu ermitteln beginnt, ungeachtet dessen, welche Kollegen wie Kriminellen sie möglicherweise verprellt, denn die in Aussicht stehende Rache an Silas entfacht einen erloschen geglaubten Funken in ihr…

Rezension:

Nach vielen lobenden Worten, insbesondere für Nicole Kidman, bin ich jüngst auch dazu gekommen, mich dem von Karyn Kusama inszenierten Destroyer zu widmen, der sich als grimmiger und im besten Sinne freudloser Thriller entpuppt, den man sich tatsächlich nicht entgehen lassen sollte. Und dennoch lässt mich der Film zwiegespalten zurück, denn wo Kidman wirklich auf ganzer Linie überzeugt und mit jeder Faser ihres Körpers die in wahrhaft desolatem Zustand befindliche Erin Bell verkörpert, wusste mich der eigentliche Plot des Ganzen leider nicht hundertprozentig zu überzeugen, schien sich meinem Gefühl nach gar ein wenig auf der Ausnahmeleistung seiner Hauptakteurin auszuruhen. So funktioniert diese düstere Mär als Charakter-Drama wirklich ausnehmend gut, nimmt dafür aber Abstriche beim Kriminal-Plot in Kauf, der einerseits mit vielen bekannten Versatzstücken hantiert, andererseits in den ersten zwei Dritteln reichlich episodisch und damit beinahe fragmentarisch wirkt, zumal das Geschehen von steten Rückblenden unterbrochen wird, was die schicksalsträchtige Undercover-Mission siebzehn Jahre zuvor anbelangt. Speziell diese gekonnt inszenierten Rückblicke will ich dem Film dabei mitnichten ankreiden, doch tragen sie eben dennoch dazu bei, dass das eigentliche Geschehen zuweilen ein wenig zerfasert wirkt.

Szenenbild aus Destroyer | © Concorde
© Concorde

Nichtsdestotrotz wird das Geschehen aber auch zweifelsohne von einer superb aufspielenden Nicole Kidman (Stoker) zusammengehalten, die hier mit Abstand die Hauptattraktion darstellt und völlig zurecht gelobt wird, zumal die zwei Zeitebenen des Films den Kontrast noch einmal schön herausarbeiten und aufzeigen, wie unterschiedlich – nicht nur äußerlich, sondern eben auch charakterlich – die damalige Erin und ihr fahles Abbild der Gegenwart doch sind. Dabei gehen Kusama und Kidman nicht den einfachen Weg, eine plakative Antiheldin zu erschaffen, sondern schaffen es mit nuancierten, feinfühligen Einstellungen und Szenen, einem die Figur trotz ihrer Schwächen und ihrer oft fragwürdigen Einstellung näherzubringen. So ist Destroyer die meiste Zeit sowohl atmosphärisch als auch inszenatorisch überaus gelungen, wenn die Handlung auch für einen derartigen Crime-Thriller die meiste Zeit beinahe überraschend ruhig vorangetrieben wird, was allerdings die actionreicheren Einschübe und adrenalinpeitschenden Szenen nur umso effektiver macht.

Die Handlung als solche allerdings hätte gerne innovativer und außergewöhnlicher geraten dürfen, denn nicht nur Aufbau, Ablauf und insbesondere das desaströse Ende der Undercover-Mission folgen derart zuverlässig genretypischen Gesetzmäßigkeiten, dass mich nichts davon so wirklich zu überraschen gewusst hat. Währenddessen gewinnt die Gegenwartshandlung immerhin durch die desillusionierte Erin Bell und deren skrupellos-rabiates Vorgehen, derweil man sich trotzdem fragen muss, wie sie einerseits mit all den Gesetzesübertretungen durchkommt und vor allem, warum eine Frau in ihrem Zustand überhaupt noch beim Los Angeles Police Department beschäftigt ist und als diensttauglich befunden wird. Dem Umstand geschuldet, dass Destroyer so offenkundig und offensiv als One-Woman-Show daherkommt, bleiben die weiteren Charaktere dann leider auch eher blass, was bei dem von Scoot McNairy (Non-Stop) verkörperten Ethan, seines Zeichens Ex-Mann von Erin, nicht weiter störend ins Gewicht fällt, im Fall des von Sebastian Stan (I, Tonya) dargestellten Chris als Erins früherer Partner beim Undercover-Einsatz aber schon ärgerlicher ist. Dafür immerhin vermag die mit Orphan Black zu Ruhm und Anerkennung gelangte Tatiana Maslany auch hier ihre Wandelbarkeit zur Schau zu stellen und setzt gekonnt Akzente, derweil Toby Kebbell (Sieben Minuten nach Mitternacht) in der Rolle des großen Widersachers Silas zwar überzeugt, dem Skript geschuldet aber verhältnismäßig wenig Screentime für sich beanspruchen kann.

Szenenbild aus Destroyer | © Concorde
© Concorde

Bis zuletzt bewahrt sich Destroyer dabei die grimmige Entschlossenheit und Kompromisslosigkeit, um eine eindringlich präsentierte Geschichte zu erzählen, die allerdings im Kern eben wesentlich präziser auf das persönliche Schicksal von Erin Bell abstellt, als hinsichtlich des Kriminalfalls – oder ja eigentlich eher Rachefeldzugs – beziehungsweise des in Rückblenden inszenierten Undercover-Einsatzes mit sonderlichen Innovationen oder Überraschungen zu punkten. Das ergibt in Summe einen überzeugend inszenierten Thriller mit eindringlicher Atmosphäre und einer stark aufspielenden Kidman, der allerdings dramaturgisch zuweilen schwächelt und nicht ganz so stringent und zielgerichtet daherkommt, wie es für ein durchweg überzeugendes Filmerlebnis wünschenswert gewesen wäre. Entgehen lassen sollte man sich Karyn Kusamas Film deshalb aber natürlich trotzdem nicht.

Fazit & Wertung:

Mit Destroyer liefert Karyn Kusama ein Paradebeispiel dafür ab, wie eine vornehmlich charaktergetriebene Storyline auch inhaltliche Schwächen und Durchhänger zu kaschieren vermag, denn Nicole Kidman überzeugt in der Rolle der abgehalfterten und innerlich zerrütteten Erin Bell auf ganzer Linie, wohingegen der eigentliche Plot gerne innovativer oder außergewöhnlicher hätte ausfallen können, was hier allerdings kaum störend ins Gewicht fällt.

7,5 von 10 Erinnerungen an ein früheres Leben

Destroyer

  • Erinnerungen an ein früheres Leben - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Destroyer liefert Karyn Kusama ein Paradebeispiel dafür ab, wie eine vornehmlich charaktergetriebene Storyline auch inhaltliche Schwächen und Durchhänger zu kaschieren vermag, denn Nicole Kidman überzeugt in der Rolle der abgehalfterten und innerlich zerrütteten Erin Bell auf ganzer Linie, wohingegen der eigentliche Plot gerne innovativer oder außergewöhnlicher hätte ausfallen können, was hier allerdings kaum störend ins Gewicht fällt.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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Destroyer ist am 18.07.19 auf DVD und Blu-ray bei Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 11. Januar 2020

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