Reden wir ausnahmsweise auch mal wieder über eine Halbstaffel, auch wenn ich das eigentlich nicht mehr vorhatte zu tun, doch wie blöd wäre es, jetzt bis Ende Februar warten zu müssen, bevor ich begeistert von dieser herrlich absurden Superhelden-Serie schwärmen kann!? Eben, und deshalb spreche ich stattdessen heute über:
The Tick
Staffel 1.1
The Tick, USA 2017-, ca 28 Min. je Folge
© Amazon Studios
Ben Edlund
Ben Edlund
David Fury
Barry Josephson
Wally Pfister
Barry Sonnenfeld
Peter Serafinowicz (The Tick)
Griffin Newman (Arthur Everest)
Valorie Curry (Dot Everest)
Brendan Hines (Superian)
Yara Martinez (Ms. Lint)
Scott Speiser (Overkill)
Jackie Earle Haley (The Terror)
Alan Tudyk (Dangerboat [Stimme])
Michael Cerveris (Ramses IV)
Devin Ratray (Tinfoil Kevin)
Kahlil Ashanti (Goat)
François Chau (Walter)
Patricia Kalember (Joan)
Bryan Greenberg (Derek)
Action | Komödie
Trailer:
Inhalt:
© Amazon Studios
In einer Welt, in der Superhelden zum Alltag gehören, ist einzig der introvertierte Buchhalter Arthur davon überzeugt, dass der gefürchtete Superschurke "The Terror" entgegen der Behauptungen des außerirdischen Helden "Superian" noch am Leben ist und die Stadt kontrolliert. Dumm nur, dass Arthur einiges an psychischen Problemen mit sich herumschleppt, wovon seine Schwester Dot ein Lied singen könnte, denn natürlich glaubt niemand dem labilen Paranoiker. Als dann auch noch ein blau gewandeter Held in Arthurs Leben tritt, der sich ihm als "The Tick" zu erkennen gibt und ihn als Sidekick gewinnen möchte, beginnt der junge Mann endgültig an seinem Verstand zu zweifeln. Doch zumindest die Bedrohung, die von Bösewicht Ramses und vor allem Miss Lint ausgeht, ist mehr als real und bringt Arthur bald in arge Bedrängnis…
Rezension:
Aus einer Laune heraus fühlten wir uns jüngst bemüßigt, einmal beim Amazon Original The Tick einen Blick zu riskieren und nicht nur der kompakten Laufzeit von kaum 28 Minuten je Folge geschuldet wusste die prompt mit gehöriger Kurzweil für sich einzunehmen, so dass – wurden bisher schließlich lediglich die ersten sechs der insgesamt zwölf Folgen umfassenden Staffel veröffentlicht – keine drei Stunden später das gesamte bisherige Abenteuer der blauen Zecke und ihres Sidekicks wider Willen, dem psychisch labilen Arthur hinter uns lagen. Dabei fungiert Arthur weit mehr als Haupt- und Identifikationsfigur, als man das zunächst meinen würde, denn seriell betrachtet ist es vielmehr "The Tick", der hier den Sidekick gibt und mit seiner offensichtlichen Beschränktheit und dem affektierten gehabe gehörig zum Unterhaltungswert der Show beiträgt, ansonsten aber – Held hin oder her – doch eher die zweite Geige spielt. Nichtsdestotrotz muss ich an dieser Stelle bereits meine Begeisterung für Peter Serafinowicz kundtun, der einen wirklich ganz und gar großartigen, herrlich dümmlichen Helden gibt, dessen großes – und unverwundbares – Herz man ihm in jedem Moment anmerkt, wobei ich mich immer noch frage, was es mit den Fühlern der Zecke auf sich hat, haben die nicht nur ein Eigenleben, sondern stellen anscheinend auch die Achillesferse unseres ansonsten unkaputtbaren Helden dar.
© Amazon Studios
Aber gut, von solcherlei Skurrilität lebt eine Serie wie The Tick, denn ernst oder für voll nehmen sollte man hier bestmöglich nichts und stattdessen einfach akzeptieren, dass wir uns in einer parallelen Realität befinden, in der Superhelden – und damit einhergehend Superschurken – schlichte Realität sind, seit 1908 der außerirdische Superian auf der Erde gelandet ist (ein Schelm, der bei dem Namen und der Herkunft prompt an eine Verballhornung eines gewissen Kryptoniers denkt), der von dem wunderbaren Brendan Hines (Terminator S.C.C., besser bekannt als Eli Loker aus Lie To Me) gespielt wird. Trotz des Umstandes, dass Helden existieren, ist ein blau gewandeter Mann, der sich selbst "The Tick" – die Zecke – nennt, nun aber eben nicht alltäglich und entsprechend glaubt auch Arthur zunächst, (erneut) an Wahnvorstellungen zu leiden, als der unwahrscheinliche Held sich ihm offenbart. Nicht nur aus diesem Umstand heraus resultieren derweil einige der großartigsten Gags in der ganzen Serie und auch wenn ich selten habe laut lachen müssen, musste ich doch die meiste Zeit zumindest schmunzeln, so herrlich überdroht, plakativ bescheuert war das, was einem hier geboten wird, wobei ich das auf die positive, unterhaltsame Art meine, etwa so wie bei Dirk Gentlys holistische Detektei.
Wer also Wert legt auf ernsthafte und bestenfalls düstere Superhelden-Action, der sollte The Tick besser meiden, denn auch wenn es zuweilen auch blutiger oder alternativ ernsthafter zur Sache geht, steht doch der komödiantische Aspekt im Vordergrund und diese Art Humor muss man mögen, doch dann vergeht die Zeit wie gesagt wahrlich wie im Flug. Besonders erfrischend dabei habe ich es übrigens empfunden, dass quasi jede Folge minutiös an die vorangegangene anschließt, so dass das bisherige Geschehen auch kaum mehr als ein paar Tage umfasst, seit Arthur "The Tick" das erste Mal begegnet ist, derweil man sich ja schon einmal auf das Wiedersehen im Februar freuen kann, wenn die zweite Staffelhälfte online geht. Und ganz ehrlich, auch wenn ich diese Gebaren bei Eigenproduktionen von Streaming-Anbietern noch nicht erlebt habe, "nur" eine Halbstaffel zu veröffentlichen, lohnt es sich doch allein aufgrund des ungemein selbstreferenziellen, augenzwinkernden Cliffhangers, die Sache mitzumachen (einer der Momente, wo ich dann doch laut lachen musste).
© Amazon Studios
Nein, The Tick ist nichts für jedermann und ich bin mir sicher, an dieser übrigens auf einem Comic von 1986 basierenden Serie werden sich die Geister scheiden – zumal ohnehin nicht jeder etwas mit Superhelden anfangen kann –, aber eine so herrlich unkonventionelle wie unbeschwerte Blödelei habe ich lange nicht mehr sehen können. Da ist es dann auch erfrischend, dass mir fernab des von Jackie Earle Haley (The Preacher) verkörperten "The Terror" – dem Bösewicht schlechthin, dummerweise von allen außer Arthur für tot geglaubt – kaum jemand vom Cast her ein Begriff gewesen ist, denn dank unverbrauchter Gesichter wirkt die Geschichte nur umso erfrischender, die sich einerseits für kaum eine Albernheit zu schade ist, andererseits aber auch nicht davor zurückschreckt, mal etwas brachialer zur Sache zu gehen, was mir persönlich in der Kombi ja schon immer gut gefallen hat. Nicht zuletzt aber ist es der – ich kann es nicht höflicher formulieren – Schwachsinn, den "The Tick Tick" tagein tagaus von sich gibt, der mich beinahe augenblicklich für die Serie einzunehmen wusste.
The Tick | Staffel 1.1
-
Gar nicht mal so heldenhafte Einsätze - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Die Amazon Studios beweisen mit The Tick einmal mehr Mut für das Ungewöhnliche und Unangepasste, denn eine dermaßen abgedrehte wie überdrehte Superhelden-Comedy ist mir bis dato kaum untergekommen, wobei trotz all der Spleens und Blödeleien auch immer eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht von der Hand zu weisen ist. Alles in allem ist die erste Staffelhälfte ein ungemein kurzweiliger Spaß und fixt gehörig an, den verbleibenden, im Februar 2018 erscheinenden Folgen entgegenzufiebern.
Episodenübersicht: Staffel 1.1
02. Wo ist mein Verstand hin? (7,5/10)
03. Geheime Identität (7,5/10)
05. Angst vorm Fliegen (8/10)
06. Totgesagte leben länger (8/10)
– – –
The Tick | Staffel 1.1 ist seit dem 25.08.17 in Originalfassung und seit dem 13.10.17 auch in deutscher Synchronfassung exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.
Ich habe so Tränen gelacht, dass ich mir die Halbstaffel gleich nochmal angesehen hatte :)
Supermelden meide ich… zumindest alles was da so an Grütze im Kino läuft oder lief. The Tick macht dagen höllischen Spaß. Freu mich schon auf die zweite Hälfte.