Das Star Wars Universum
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Gestern Abend habe ich mir dann nun auch standesgemäß den neuen Star Wars-Film angesehen und habe heute – immer noch völlig geflasht – gefühlt den halben Tag damit zugebracht, diesen Artikel zu "Papier" zu bringen, der mit knapp 3.300 Worten selbst für mich unerwartet umfangreich geworden ist. Selbstredend ist die Kritik als solche gänzlich spoilerfrei, wobei ich auch noch einen ausgiebigen Spoiler-Part hinzugefügt habe, den ihr allerdings gesondert "ausklappen" müsst, es droht also keine Gefahr beim Lesen!
Star Wars:
Episode VIII
Die letzten Jedi
Star Wars: The Last Jedi, USA 2017, 152 Min.
© Walt Disney
Rian Johnson
Rian Johnson
Carrie Fisher (Leia)
Adam Driver (Kylo Ren)
Daisy Ridley (Rey)
John Boyega (Finn)
Oscar Isaac (Poe Dameron)
Andy Serkis (Supreme Leader Snoke)
Domhnall Gleeson (General Hux)
Anthony Daniels (C-3PO)
Gwendoline Christie (Captain Phasma)
Kelly Marie Tran (Rose Tico)
Laura Dern (Vice Admiral Amilyn Holdo)
Benicio Del Toro (DJ)
Abenteuer | Science-Fiction | Action | Fantasy
Trailer:
Inhalt:
Obschon es dem Widerstand gelungen ist, Snokes gefürchtete Starkiller-Basis zu vernichten, befindet sich die Bewegung am Rande des Abgrundes und dem Obersten Führer Snoke ist es jüngst gelungen, eine der geheimen Basen zu entdecken. Während man am Boden noch die Evakuierung der Basis in die Wege leitet, stürzt sich Poe Dameron waghalsig in den ungleichen Kampf gegen einen Sternenkreuzer der Ersten Ordnung. In letzter Sekunde gelingt den Rebellen die Flucht durch den Hyperraum, derweil Rey auf der abgelegenen Welt Ahch-To die Hilfe von Jedi-Meister Luke Skywalker erbittet, der seine Hilfe allerdings zunächst verwehrt. Der noch immer auf der Flucht befindliche Widerstand derweil wird selbst nach dem Hyperraum-Sprung von Snokes Flotte ausfindig gemacht und sieht sich erneut in arge Bedrängnis geraten, woraufhin Poe und Finn einen aberwitzigen Plan schmieden, der den ehemaligen Truppler der Ersten Ordnung nach Canto Bight führt, wo er einen Codeknacker ausfindig machen soll, doch die Mission gestaltet sich schwieriger als erwartet, derweil Poe und Leia sowie deren Vertreterin, Vize-Admiral Holdo alles daran setzen, die verbliebenen Schiffe des Widerstandes zu beschützen. Kylo Ren derweil, jüngst bei Snoke durch sein Versagen in Ungnade gefallen, sieht sich auf telepathischem Wege unerwartet mit Rey verbunden, die ihn von der Abkehr von der Dunklen Seite zu überzeugen versucht…
© Walt Disney
Rezension:
Zwei Jahre, nachdem mit Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht der von J.J. Abrams inszenierte Startschuss für eine weitere Trilogie im Star Wars-Universum gefallen ist, übernimmt nun der vergleichsweise unbekannte Rian Johnson das Zepter, der sich fünf Jahre zuvor mit dem großartigen Looper seine Meriten verdient hat und geht in Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi spürbar eigene Wege, ohne dabei dem Kern der Saga untreu zu werden oder sich in seinem Sujet an Figuren und Schauplätzen zu verzetteln, wobei insbesondere die Schauplätze überraschend spärlich ausfallen, was damit zusammenhängen mag, dass der gesamte, mit 151 Minuten Laufzeit durchaus stattlich bemessene, aber jederzeit mitreißende Film im Grunde nur auf eine kleine Episode, die Flucht des Widerstandes vor dem Flaggschiff der Ersten Ordnung, konzentriert, was man so auch nicht erwartet haben mag. So klein die Welt in diesem Film dem Gefühl nach aber auch sein mag, so viel Wert legt Johnson bei all den obligatorischen Weltraumschlachten und (Laserschwert-)Duellen auf Charakterbildung und -entwicklung, was ebenfalls beinahe untypisch für die Saga ist, wenn man die oft nur rudimentär ausgearbeiteten Helden der Ursprungs-Saga einmal ohne die rosarote Fanboy-Brille betrachtet.
© Walt Disney
So mokieren sich viele Zuschauer beispielsweise darüber, dass Die letzten Jedi nur wenige Antworten auf Fragen liefert, die der vorangegangene Teil aufgeworfen hat, doch verhielt es sich seinerzeit mit Das Imperium schlägt zurück kaum anders, zumal dort noch die Figur des Imperators quasi noch aus dem Hut gezaubert worden ist, doch möchte ich mich diesen Aspekten im sich später anschließenden Spoiler-Teil noch einmal gesondert widmen und konzentriere mich zunächst auf das, was man ohne schlechtes Gewissen (und eben ohne zu spoilern) von sich geben kann. Musste sich Das Erwachen der Macht den berechtigten Vorwurf gefallen lassen, im Grunde ein Remake des vierten Teils zu sein, emanzipiert sich Episode VIII deutlich von dem, was man hat erwarten dürfen und nutzt die begonnene Handlung aufs Trefflichste, um dem Franchise neue Facetten hinzuzufügen, aber auch konsequent Handlungsstränge zu einem teils überraschend frühen Ende zu führen. Vor allem aber gelingt Johnson bei Die letzten Jedi etwas, was eigentlich nur schwer – und selten erfolgreich – zu bewerkstelligen ist, denn einerseits handelt es sich um den wohl bislang lustigsten Film der Reihe, der noch dazu mit einem regelrechten "Cuteness-Overkill" daherkommt, wenn man sich neben BB-8 und den Porgs beispielsweise noch die Funkelfüchse und selbst die Fathiere auf Canto Bight ansieht, die bereits in Die Legenden von Luke Skywalker Erwähnung gefunden haben, andererseits ist der Film im gleichen Maße düster, ernst, dramatisch und fatalistisch geraten, gerade, wenn man sich das Schicksal der verbliebenen Helden der Ur-Trilogie besieht, noch überschattet selbstredend von dem ableben von Carrie Fisher im Dezember 2016, was den Szenen mit ihr eine zusätzliche, tragische Note verleiht, sie andererseits aber auch als General Organa noch einmal im hellsten Licht erstrahlen lässt und ihr ein würdiges Denkmal setzt.
© Walt Disney
Der Humor im Film mag ansonsten natürlich vielerorts Geschmackssache sein und nicht ausnahmslos jeder Gag vermag freilich zu zünden (was aber auch kaum ein Film von sich behaupten kann), doch allein die Eröffnung mit einer "Unterhaltung" zwischen General Hux und Poe Dameron lässt sich als ausgeweitete Reminiszenz an die Einführung von Poe im vorangegangenen Teil betrachten und ist schlicht großartig geraten, allein weil – dieser Umstand sollte jedem bereits bewusst gewesen sein – Dameron hier natürlich aktiv als Nachfolger des nicht minder draufgängerischen und Sprüche klopfenden Han Solo aufgebaut wird, was schnell nach hinten hätte losgehen können, doch den charismatischen Oscar Isaac (Ex Machina) für diese Rolle zu verpflichten, empfand ich schon bei Episode VII als Genie-Streich, derweil er hier die Screentime beansprucht, die man ihm im letzten Teil der Dramaturgie geschuldet nicht hat geben können. So eröffnet der Film dann auch nicht, wie es mancherorts heißt, mit der Fortsetzung der Szene um Luke und Rey, sondern zeigt stattdessen Dameron, wie er sich quasi im Alleingang einem Kampfschiff der Ersten Ordnung entgegenstellt, um so dem Widerstand die Flucht zu ermöglichen. Das mag auf den ersten Blick zwar wie eine unnötige Materialschlacht der Schauwerte wegen wirken, initiiert aber im Grunde nicht nur den Plot des Films, sondern zeigt ebenso deutlich, wohin kopfloser Aktionismus führen kann, was die Figur des Poe betreffend eines der Leitmotive des Films sein wird.
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Von diesem Punkt ausgehend widmet sich die Handlung von Die letzen Jedi dann schlussendlich auch dem Zusammentreffen von Luke und Rey, wobei das in so ziemlich allen Belangen freilich anders verläuft, als man sich das hätte vorstellen mögen, derweil Luke in vieler Hinsicht an den gealterten Einsiedler Obi-Wan erinnert, im Verlauf des Films aber einige ungemein starke Szenen spendiert bekommt, so dass ich sagen kann, dass sich das Warten durchaus gelohnt hat und die finale Szene im vorangegangenen Teil nicht zu viel versprach, während es gleich zu Beginn zu einigen großartig emotionalen Szenen kommt, als Luke von Hans Tod erfährt oder seinem alten Weggefährten R2 begegnet, ohne dass diese ikonischen Momente über Gebühr ausgewalzt würden. Viel mehr möchte ich über den Handlungsstrang von Luke aber an dieser Stelle aber gar nicht verlauten lassen, denn weiterführende Diskussionen würden unweigerlich Momente und Wendungen des Films vorwegnehmen, die man besser für sich selbst und unvorbelastet entdeckt, doch handelt es sich um eine rundweg würdige Rückkehr, die der ikonischen Gestalt mehr als gerecht wird. Rey (Daisy Ridley) wiederum hat da zumindest zu Beginn im Grunde das deutliche Nachsehen, doch werden im weiteren Verlauf auch ihre Konflikte und inneren Dämonen sehr schön herausgearbeitet, wobei es sehr für das Skript spricht, wenn zu Beginn getroffene Aussagen später eine tiefergehende Bewandtnis verliehen bekommen oder ins Gegenteil verkehrt werden. Der Umstand, Luke nun endlich gefunden zu haben, bringt es aber zudem auch mit sich, dass man endlich mehr über die Rückblenden erfährt, die es bereits in Das Erwachen der Macht kurz zu sehen gab, so dass beide Teile – ganz davon abgesehen, dass sie quasi minutiös aneinander anschließen – in diesem Punkt eine stimmige Einheit bilden.
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Ein weiterer Part der Handlung wiederum widmet sich Finn (John Boyega), dem ehemaligen Mitglied der Ersten Ordnung, der zuvor ja mehr durch Zufall in die Ränge des Widerstandes geraten ist und hier ebenfalls eine stimmige Entwicklung durchmacht, auch wenn ich an vieler Stelle habe lesen können, dass sein Handlungsstrang im Grunde ins Leere laufen würde, wogegen ich gerne zu einem späteren Zeitpunkt zu argumentieren bereit bin. Auf alle Fälle verschlägt es ihn und seine neue Bekanntschaft Rose nach Canto Bight, um dort einen berüchtigten Codeknacker ausfindig zu machen und einen aberwitzigen Plan zu verfolgen, wie ihn die Rebellen schon Jahrzehnte zuvor nicht besser hätten entwerfen können, doch wo es dereinst einem Luke Skywalker gelang, quasi im Alleingang den Todesstern zu zerstören, geht dieser riskante Plan in vielerlei Hinsicht anders aus, als man das von einem Star Wars-Film, die ja schon seit jeher viel mit Stereotypen und beinahe schon absurden Ein-Mann-Aktionen kokettiert haben, erwarten würde. An Bord des Mon Calamari-Kreuzers des Widerstandes wiederum lernt man zudem die Figur der Vize-Admiralin Holdo kennen, eine Jugendfreundin Leias, wie man aus Leia, Prinzessin von Alderaan hat erfahren dürfen, die in diesem Fall von Laura Dern (99 Homes) verkörpert wird und dem "Gesicht" des Widerstandes eine weitere, interessante Facette hinzufügt, zumal sie und Poe Dameron sich nicht gerade grün zu sein scheinen und gänzlich andere Ansätze verfolgen, wenn es darum geht, die Reste des Widerstandes zu beschützen und zu retten.
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So wirkt auch der Widerstand an sich mehr denn je wie eine Ansammlung von Individuen und nicht wie eine gesichtslose Masse an bunt zusammengewürfelten Gestalten, was sich auch an einigen widerkehrenden Gesichtern festmachen lässt, die zwar vielleicht nicht grundlegend zur Handlung beitragen, aber dennoch das Gefühl von Dringlichkeit und Bedrohung verstärken, dem sich der Haufen Widerständler ausgesetzt sieht. Um aber nicht nur von den "Guten" zu sprechen, wird natürlich auch gesteigerter Wert auf die Entwicklung der Vertreter der Ersten Ordnung gelegt, wenn man einmal von General Hux absieht, mit dem Domhnall Gleeson (The Revenant) zwar einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt, ansonsten aber beinahe einmal zu oft als Paradebeispiel der Inkompetenz der Führungsriege herhalten muss. Dafür allerdings emanzipiert sich insbesondere der von Adam Driver (Midnight Special) verkörperte Kylo Ren deutlich von seinem Image aus dem vorangegangenen Teil und legt ein irritierend ambivalentes Verhalten an den Tag, das ich mir so auch nicht erwartet hätte, doch ist auch dies einer der Punkte, an denen Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson gekonnt mit der Erwartungshaltung des Publikums spielt, denn die Beziehung zwischen ihm und Rey vermag hier durch einen gekonnten Kniff vortrefflich vertieft werden und lässt die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch mehr als einmal verwischen.
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Überraschend letztlich auch die Rolle von Snoke in dem Treiben, denn auch hier geht die Handlung Wege, die man sicherlich kaum hätte vorausahnen können und besticht mit einer Konsequenz, die ihresgleichen sucht. All das bringt aber natürlich auch – und insbesondere in der zweiten Hälfte – einiges An Action mit sich und ich bin mehr als erstaunt gewesen, dass sich in diesen Belangen keinerlei Ermüdung einzustellen gedroht hat, denn nachdem man seit einigen Jahren mit sich gegenseitig selbst übertreffenden Materialschlachten gefühlt zugeschmissen worden ist, funktionieren die Auseinandersetzungen jede für sich und in der Kombination ausnehmend gut und bieten mehr als einmal ikonische Momente, die vielerorts einfach nur als episch zu bezeichnen sind. Das, gepaart mit einem angenehmen Wechsel zwischen den einzelnen Handlungsorten und damit einhergehend unterschiedlichen Stimmungen und Ansätzen des Storytellings, machen Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi für mich zu einem der überraschendsten, kurzweiligsten (!) und besten Filme der Sage bisher, weshalb ich mit Fug und Recht behaupten kann, Rian Johnson, auf den ich schon im Vorfeld große Stücke hielt, habe meine Erwartungen mehr als erfüllt, manches Mal auch locker übertroffen, zumal speziell das Ende und damit einhergehend die Auflösung mancher Plot-Points nicht minder ungewöhnlich, aber im gleichen Maße großartig inszeniert worden sind und für das Finale dieser Trilogie auf Großes, vor allem aber Unerwartetes hoffen lassen. Um aber an dieser Stelle noch weitergehend von meinen Eindrücken des Films berichten zu können, ist es nun unabdingbar, in den Spoiler-Modus zu wechseln, den ihr euch bestmöglich erst nach eigener Sichtung des Films zu Gemüte führen solltet.
SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER
Beginnen wir diesen Part mit dem Offensichtlichsten und Naheliegendsten, der Darstellung von Luke Skywalker: Was war ich gespannt, wie dieser sich würde entwickelt haben, gerade nachdem ich in der IMDb die Aussage Mark Hamills "I pretty much fundamentally disagree with every choice you’ve made for this character" gegenüber Rian Johnson gelesen habe, doch muss ich sagen, war ich wirklich angetan von seiner desillusionierten, resignierten Art und seiner anfänglichen Weigerung, Rey in den Jedi-Künsten zu unterrichten, schließlich mag er sich nicht ohne Grund an den Rand der Galaxis verdrückt haben, während wir aus der Sicht von Rey ja auch einen kurzen Blick auf seinen alten X-Wing am Meeresboden werfen konnten, was schon früh nahegelegt hat, es gäbe für ihn weder Möglichkeit noch Grund, die abgeschiedene Insel jemals wieder zu verlassen. In Kombination mit der ausgebauten Rückblende, die kurz und prägnant das Ende seiner "Jedi-Schule" umreißt, bekommt man dann ja auch seine Gründe für diesen Schritt dargelegt und in dieser Hinsicht war die Entwicklung der Figur doch absolut stimmig, insbesondere auch durch den Zweifel, den Kylo in Rey sät, als er ihr seine Sicht der damaligen Geschehnisse schildert, die das unerwartete, wenn auch nur kurz währende Bündnis glaubhaft erscheinen lassen.
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Überhaupt, der Kniff, eine Verbindung zwischen Rey und Kylo, im Grunde den eigentlichen Hauptfiguren der neuen Trilogie, herzustellen, wenn auch in letzter Konsequenz von Snoke forciert, hat meines Erachtens bestens funktioniert, zumal man nicht den Fehler gemacht hat, beide gemeinsam ins Bild zu rücken und es trotzdem zu bewerkstelligen wusste, durch geschickt gesetzte Schnitte eine Zusammengehörigkeit zu erzeugen. So untermauert Johnson quasi nebenbei auch ein weiteres Leitmotiv, denn wo frühere Star Wars-Filme beinahe schon plakativ auf die enorme Kluft zwischen Gut und Böse verwiesen haben, dominieren hier mehr denn je die Grauschattierungen und während des Films mag man sich zumindest in den ersten zwei Dritteln kaum je sicher sein, ob Kylo Ren wirklich so abgrundtief böse ist, während Rey spürbaren Schmerz, ja beinahe Hass in sich trägt, was bekanntermaßen den Weg zur Dunklen Seite bereitet, wodurch wiederum Lukes Angst, seine Verweigerung wunderbar herausgearbeitet werden. Nichtsdestotrotz vermag es ja schließlich Yoda – eine wahnsinnig gute Szene, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hätte – ihn zu überzeugen, dem Widerstand und damit nicht zuletzt auch Leia ein letztes Mal zur Seite zu stehen.
Der Umstand, dass Luke sich letzten Endes nie auf Crait befunden hat, wird den aufmerksamen Zuschauern dabei schnell klar gewesen sein, einerseits durch dessen nicht vorhandene Möglichkeit, sein selbst gewähltes Exil zu verlassen, andererseits durch den Umstand, dass es ihm unmöglich gewesen sein sollte, in die Rebellen-Basis einzudringen, vor allem aber dadurch, dass er in merklich "aufgehübschter" Version ohne graue Haare zu sehen ist und noch dazu das blaue Lichtschwert nutzt, das gemeinsam mit Rey allerdings in Richtung Snokes Thronsaal entschwunden ist und gar nicht bei ihm hätte sein können. Ob man nun aber im Vorfeld geahnt oder gewusst hat, dass Luke letztlich gar nicht zugegen ist, hätte man der ikonischen Figur des Skywalker keine bessere finale Schlacht schreiben können, zumal er ja – wie Poe extra noch proklamiert – dem Widerstand dadurch die Flucht ermöglicht, als eine zutiefst humanitäre Absicht verfolgt und seinen einstigen Schüler – Kylo – ein letztes Mal in seine Schranken weist. Dankenswert auch, dass es eben nicht Kylo ist, der Luke Skywalker tötet, denn auch wenn man ihn zum Oberbösewicht par excellence aufbaut, wäre es doch etwas viel des Guten gewesen, hätte er sich nach dem Mord an Han Solo nun auch noch als Schlächter des letzten Jedi herausgestellt, denn von da an wäre es nur noch ein kurzer Schritt gewesen, um im nächsten Teil zu verkünden, er habe – off-screen, versteht sich – nun auch noch Leia erwischt. So gewährt man stattdessen Luke den würdevollen Abgang in bester Tradition eines Obi-Wan und liefert in einem ansonsten doch oft sehr kampflastigen Film einen denkwürdigen wie emotionalen Moment, der nahe an das letzte Wiedersehen zwischen ihm und Leia herankommt, zumal hier noch das feine Detail der Würfel aus Hans Schiff zum Tragen kommt, die sich später in Kylos Händen in Luft auflösen, da Luke ja nie wirklich zugegen war.
© Walt Disney
Um aber noch einmal auf die Verbindung zwischen Rey und Kylo zurückzukommen, hat auch das unerwartete Ableben von Snoke mir sehr imponiert, denn damit hätte ich in diesem Teil der Reihe wahrlich noch nicht gerechnet, doch ist es eben diese Konsequenz, die nicht nur hier dem film eine gehörige Frischzellenkur verpasst, zumal Snoke ansonsten – speziell durch seine Darstellung hier – im Grunde kaum mehr gewesen wäre als ein Aufguss des früheren Imperators. Wer nun allerdings meint, die Figur hätte dann nicht mit so viel Trara im vorangegangenen Teil eingeführt werden müssen, da sie letztlich keine Bewandtnis zu haben scheint, den möchte ich an Yodas Worte erinnern, die er Luke gegenüber äußert, dass es – sinngemäß – die größte Bürde eines Meisters ist, zu akzeptieren, dass es die eigenen Schüler sind, die sich dereinst über sie erheben werden und genau das tut Kylo hier mit dem scheinbar so allmächtigen Snoke und emanzipiert sich dergestalt von seinem Rang als "zweiter Vader" (nachdem er bereits zu Beginn des Films seine Maske zerstört hat), denn diese Auflehnung gegenüber seinem Meister war dem früheren Anakin erst kurz vor seinem Tod beschieden. Der sich anschließende Kampf mit den Gardisten derweil war ein ganz und gar außergewöhnlicher Fanservice-Moment für mich, kennt man diese schließlich bereits aus der Ur-Trilogie, wo sie nichts anderes machen durften, als herumzustehen und entsprechend ist der gemeinsame Kampf gegen die Thronsaal-Wachen ein inszenatorisch wie optisch frühes Highlight des Films, der sich von da an noch mehrfach zu steigern weiß.
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Last but not least ein kurzes Wort aber noch zu der Handlung um Finn und Rose, die unter anderem ja auch Benicio del Toros (Sicario) namenlos bleibende Figur ins Spiel bringt, der ebenfalls den Faktor "Grauschattierungen" in Johnsons Werk unterstreicht – denn hier wird ja gerne geunkt, mit dem Ausflug nach Canto Bight und dem schlussendlichen Scheitern der Mission liefe dieser Handlungsstrang ins Leere, doch finden sich hier mehrere wichtige Punkte, die nicht zu unterschätzen sind. So ist Finn, kurz bevor er auf Rose trifft, drauf und dran, dem Widerstand den Rücken zu kehren und die Flucht zu ergreifen und macht infolge der sich anschließenden Mission eine merkliche Wandlung durch, insbesondere dadurch, dass Rose ihn auf die Schattenseiten von Canto Bight hinweist, derweil es den beiden durch die Befreiung der Fathiere gelingt, den Funken der Hoffnung auf dem Planeten zu entfachen. So ist es im Grunde – den Gesamtkontext betrachtend – für den Widerstand der wichtigste Part des Films, denn ansonsten bliebe von der Rebellion einzig ein bunt zusammengewürfelter Haufen, während nun in der letzten – ebenfalls für die Saga sehr ungewöhnlichen – Einstellung des Films zu sehen ist, dass die Sache des Widerstandes noch längst nicht verloren ist und auch, wenn Luke der letzte Jedi gewesen sein mag, sind es nicht nur Rey und Kylo, sondern eben auch der zuletzt gezeigte Junge, der sich mittels Telekinese seinen Besen heranzieht, die sich der Macht bedienen können. Vor allem aber ist es Finns Rettung durch Rose und ihre an ihn gerichteten Worte, dass sich der Widerstand dadurch auszeichne, zu beschützen, was man liebt und nicht, zu zerstören, was man hasst, was wie selten zuvor den Geist der Star Wars-Saga zusammenfasst und Finn schließlich, nachdem er sich durch das Besiegen von Captain Phasma ultimativ von der Ersten Ordnung losgesagt hat, nach einer zwei Filme währenden Odyssee zu einem vollwertigen Mitglied des Widerstandes macht.
SPOILER ENDE – SPOILER ENDE – SPOILER ENDE
Star Wars Episode VIII – Die letzten Jedi
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Aufopferungsvolle Taten - 10/10
10/10
Fazit & Wertung:
Rian Johnson liefert mit Star Wars Episode VIII – Die letzten Jedi nicht nur den inszenatorisch mutigsten und ungewöhnlichsten Film des bisherigen Franchise ab, sondern widmet sich mit traumwandlerischer Sicherheit gleich mehreren Leitmotiven der Star Wars-Saga und betreibt eine oft unerwartete Figuren-Entwicklung, während der Film als Ganzes gleichermaßen witzig, düster, kurzweilig und emotional geraten ist und in seinen besten Momenten regelrecht episches Flair zu versprühen vermag. Mag die eigentliche Geschichte daher noch so kompakt geraten sein, vollziehen sich dennoch gleich mehrere Paradigmenwechsel in der umkämpften Galaxis, die mit vor Staunen offenstehenden Mündern zurücklassen. Ohne Frage einer der überzeugendsten, wenn nicht sogar der beste Teil der Saga überhaupt.
Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi erscheint demnächst auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Walt Disney, läuft seit gestern aber zunächst einmal hierzulande im Kino. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Wow, gleich 10 Punkte! Bei mir reicht es zwar wahrscheinlich “nur” zu 9 (weil ich doch ein paar kleine Kritikpunkte habe), aber alles in allem wird sich meine Rezension vermutlich ziemlich ähnlich lesen wie deine … ;-)
Aber um gleich mal ein paar Punkte anzusprechen, die bei dir nicht vorkamen (leichte SPOILER-WARNUNG, auch wenn ich natürlich nicht in Details gehen werde):
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Beste Szene: Chewie und die Porgs – Ich muß noch jetzt noch lachen, wenn ich nur daran denke!
Beste neue Nebenfigur, die ich ab dem ersten Satz toll fand (und die damit stellvertretend für Rian Johnsons exzellentes Gespür dafür steht, selbst nur kurz zu sehende Charaktere mit einfachsten Mitteln relevant zu machen): Erste Ordnung-Schlachtschiff-Captain Canady!
Beste Geheimnis-Auflösung: Reys Eltern (scheinbar ein großer Kritikpunkt vieler, die den Film nicht mochten – für mich aber tatsächlich die bestmögliche Auflösung)!
Figur, von der ich besonders gerne mehr gesehen hätte: Captain Phasma!
Außerdem muß erwähnt werden, daß sowohl Mark Hamill als auch Carrie Fisher sensationell gut aussehen im Film – bei beiden scheinen die jungen Luke und Leia mehr als deutlich durch, das hatte ich so nicht wirklich erwartet (und war in Fishers Fall gleichzeitig ein Schlag in die Magengrube angesichts der Tatsache, daß sie kurz nach den Dreharbeiten an diesem vermaledeiten Herzinfarkt starb …). Nächste Woche schaue ich ihn mir dann noch auf Englisch an (mal kucken, ob Captain Canady im Original auch so wunderbar knorrig klingt – vermutlich schon, der Schauspieler ist schließlich Waliser!). :-)
Ja also weißt du, das mit den Punkten kam so: direkt nach dem Film fragte meine Liebste mich (wie wir das halt immer so machen) “Und, Punkte?” und ich darauf “elf”. Nun gebe ich ja nicht mehr als zehn Punkte und so richtig ernst gemeint war das auch nicht, doch habe ich mich dann auf 9,5 Punkte “herunterhandeln” lassen, weil manche Szenen dann auch nicht perfekt waren, wie ich selbst zugeben muss. Dann allerdings fiel mir ein, dass ich ja schon die Episoden I-III mit jeweils 1,5 Punkten “Es-ist-halt-Star-Wars”-Bonus bedacht hatte und wenn ich das hier auch ansetze, komme ich wieder zu meinen anfänglichen elf Punkten, ergo Höchstwertung.
Aber zu deinen genannten Punkten (ich merke gerade, wie vieles ich nicht erwähnt habe, aber irgendwann musste ich ja auch mal zu einem Ende kommen): Chewie und die Porgs waren natürlich großartig und ohne Frage war es die witzigste Szene im Film, aber die beste Szene (für mich) – ebenfalls nicht im Artikel erwähnt –
ist, als Holdo das Schiff des Widerstandes auf die Flotte von Snoke ausrichtet und ich genau wusste, was sie vorhat und noch so bei mir dachte “wie sollen die das denn darstellen, hoffentlich verkacken sie es nicht” und dann kamen diese “Momentaufnahmen” bei völliger Stille, wie es die versammelten Schiffe schier zerreißt und ich war einfach hin und weg!
Captain Canady war natürlich auch großartig, wobei ich eben schon den “Dialog” zwischen Hux und Poe gar wunderbar fand.
Die Auflösung mit Reys Eltern war ebenfalls gut gelöst und hat mich überhaupt nicht gestört. Wie dämlich wäre es bitteschön wirklich gewesen, wenn sie sich als Lukes Tochter o.ä. entpuppt hätte. Ich glaube das hätte mich weit mehr gestört als diese im Grunde ja auch sehr naheliegende Lösung die noch dazu (wie so vieles) dem Geist von Star Wars entspricht nach dem Motto “jeder hat das Zeug zum Helden”.
Und ja, Captain Phasma kam schon im Film davor zu kurz und man hätte sicherlich noch was mit ihr anstellen können, aber da muss ich Johnson eben auch für Konsequenz loben, das er sie hat sterben lassen. Viele haben sich ja auch über Admiral Ackbars Tod echauffiert und sich gewünscht, er hätte statt Holdo das Schiff in die Flotte der Ersten Ordnung steuern sollen, aber da hat dann quasi der “Realismus” gesiegt, dass ihm eben kein heldenhafter Tod vergönnt war, sondern er eines von vielen Opfern wurde.
Last but not least, Mark Hamill und Carrie Fisher wirkten beide – Hamill natürlich eher in der “verjüngten” Variante – wie das blühende Leben und haben gehörig Charisma versprüht, aber ich fand speziell im Fall von Fisher eben auch schön, dass keine ihrer Szenen herausgeschnitten worden ist und man ja auch bereits davon Abstand genommen hat, sie im nächsten Film mittels CGI erneut auftauchen lassen zu wollen. So schmerzt der Abschied zwar nicht weniger, aber es ist ein würdiger und würdevoller Abschied.
Hach, was bin ich froh, dass du als einer der ersten hier 10 Punkte raushaust! 10 werden es wahrscheinlich nicht ganz, aber ich gehöre auch zu denjenigen, die den Film feiern – während es ja offenbar so ist, dass die Fans ihn entweder lieben oder hassen.
Ich werde wohl meine Kritik – aus verschiedenen Gründen – erst nach der zweiten Sichtung am Freitag schreiben, aber ich habe ganz vieles ganz ähnlich empfunden. Vor allem fand ich es toll, dass der Film so oft so unvorhersehbar und damit so unkonventionell war. “The Force Awakens” hat mir ja auch gefallen, aber da war es so, dass man wie Han Solo sich gedacht hat “We’re home!” Sprich, es gab dramaturgisch keine großen Überraschungen. Hier schon – und das rechne ich Rian Johnson hoch an!
War heute drin und ich mag den Film. Erneut eine Spiegelung, aber eine deutlich geschicktere – schön geschriebene Rezi ansonsten.
An solchen Kritiken wird klar, dass ein Großteil der Menschen offenbar nicht in der Lage ist, sich auf simpelste Handlungsstränge zu konzentrieren, die im Falle von Last Jedi in Widersprüchen und noch mehr Widersprüchen münden. Dieses kurze Video widerlegt viele deiner Punkte, die so einfach nicht stimmen:
“… emanzipiert sich Episode VIII deutlich von dem, was man hat erwarten dürfen und nutzt die begonnene Handlung aufs Trefflichste, um dem Franchise neue Facetten hinzuzufügen.”
“… doch verhielt es sich seinerzeit mit Das Imperium schlägt zurück kaum anders…”
Einerseits behaupten, der Film etabliere neue Facetten, andererseits verteidigst du ihn durch eine Gleichstellung mit Empire Strikes Back. Immer so wie es gerade passt. Das ist keine nüchterne und objektive Betrachtungsweise.
“… sondern zeigt ebenso deutlich, wohin kopfloser Aktionismus führen kann, was die Figur des Poe betreffend eines der Leitmotive des Films sein wird.”
Durch Poes Dreadnought Aktion rettet er ganz nebenbei die gesamte Rebellion. Kopfloser Aktivisumus???
“… zumal sie und Poe Dameron sich nicht gerade grün zu sein scheinen und gänzlich andere Ansätze verfolgen…”
Haldo und Poe verfolgen unterschiedliche Ansätze, weil Haldo Poe dazu zwingt. Hinterher wird klar, dass Poe mit Haldos Plan einverstanden gewesen wäre.