Review: Rock of Ages – Extended Cut (Film)

Okay, fahren wir fort mit der Liste der ewig vernachlässigten Filme, wobei ich ja gerne sagen würde, dass wir den Mantel des Schweigens darüber breiten mögen, wie lange die Blu-ray zu diesem Film schon in der Schublade schlummert, aber dummerweise verrate ich das bereits im ersten Absatz meiner nun folgenden Film-Kritik, von daher ist es jetzt auch zu spät.

Rock of Ages
Extended Cut

Rock of Ages, USA 2012, 136 Min.

Rock of Ages | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Regisseur:
Adam Shankman
Autoren:
Justin Theroux
Chris D’Arienzo
Allan Loeb

Main-Cast:

Julianne Hough (Sherrie Christian)
Diego Boneta (Drew Boley)
Russell Brand (Lonny)
Paul Giamatti (Paul Gill)
Catherine Zeta-Jones (Patricia Whitmore)
Malin Akerman (Constance Sack)
Bryan Cranston (Mike Whitmore)
Mary J. Blige (Justice Charlier)
Alec Baldwin (Dennis Dupree)
Tom Cruise (Stacee Jaxx)

Genre:
Musical | Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Rock of Ages | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Im Jahr 1987 kommt die junge Sherrie Christian voller Träume und mit leichtem Gepäck nach Los Angeles, um ihr Glück zu finden und als Sängerin durchzustarten, doch es dauert keine fünf Minuten, bis sie zumindest ihr Gepäck dann auch schon los ist. Der dreiste Diebstahl allerdings lässt sie zumindest die Bekanntschaft des ebenfalls musikalisch ambitionierten Drew machen, der ihr prompt einen Job als Kellnerin im angesagten "Bourbon Room" verschafft. Und wie es der Zufall will, soll ausgerechnet dort der Rock-Gott Stacee Jaxx auftreten, auf den wiederum die Ehefrau des Bürgermeisters einen ganz besonderen Groll hegt und sich daher anschickt, das "Bourbon Room" für immer zu schließen. Von all dem aber zunächst unbehelligt, kommen sich Sherrie und Drew langsam näher. Nicht nur deshalb und nicht zuletzt, um sich für den Job zu revanchieren, legt Sherrie ein gutes Wort für Drews Band ein, als am Abend von Stacees großem Auftritt die Vorgruppe unerwartet ausfällt…

Rezension:

Ich weiß wirklich nicht, was mich geritten haben mag, dass dieses Rock-Musical mit Star-Besetzung bei mir nun schon seit Februar 2013 in der Schublade versauert, denn gemessen daran, wie viel ich Musik- und Musical-Filmen meist abgewinnen kann, hätte dieses Werk doch voll und ganz meinem Beuteschema entsprechen müssen (weshalb ich mir ja auch die Blu-ray zugelegt habe). Nun aber sollte es soweit sein und ich muss sagen, dass ich durchaus meinen Spaß mit Rock of Ages hatte, auch wenn die von Adam Shankman inszenierte Musical-Adaption des gleichnamigen Off-Broadway-Stücks zugegebenermaßen einige Schwächen aufweist, die sich hätten vermeiden lassen können und die auch nicht wegzudiskutieren sind, übrigens aber sowohl in der Kinofassung als auch im rund dreizehn Minuten längeren Extended Cut vorhanden sind, der im Übrigen meiner Filmbesprechung zugrundeliegt. So ist es beinahe schon eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, dass ein Musikfilm dieser Art über einen wenn dann nur rudimentären Plot verfügt und tatsächlich wird hier dramaturgisch reichlich wenig geboten, wodurch der Film hinsichtlich des allgemeinen Mitfieberns mehr vor sich hinplätschert und seine Dynamik – ebenfalls wie erwartet – einzig und allein aus den zum Besten gegebenen Songs zieht. Allerdings weiß die Song-Auswahl dann auch vom ersten Moment zu gefallen – wenn man denn eben Rock-Klassiker mag – und nachdem die Opening Credits standesgemäß mit Paradise City von Guns N’ Roses auf das Geschehen eingestimmt haben, folgt eine elegante Überleitung zu einem Mash-up aus mehreren Songs, das die Ankunft der von Julianne Hough dargestellten Sherrie in Los Angeles unterlegt und gleich mit ordentlich Tempo, Verve und ansteckender guter Laune zu punkten versteht.

Szenenbild aus Rock of Ages | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Ähnlich verhält es sich mit der anschließenden Einführung des "Bourbon Room" und seiner illustren Belegschaft, zumal hier regelrecht plakativ I Love Rock ‘n’ Roll proklamiert wird. Gerade in dieser ersten halben Stunde, garniert und alsbald noch getoppt von Catherine Zeta-Jones (Side Effects) und ihrer Performance zu Hit Me With Your Best Shot geht Rock of Ages entsprechend ordentlich nach vorne, doch in dem Moment, als die rudimentäre Liebesgeschichte ihren Anfang nimmt, wird nicht nur das Tempo gedrosselt, nein, auch die Probleme nehmen ihren Anfang. Daran ist unter anderem sogar der – ansonsten von mir deutlich präferierte – Extended Cut nicht ganz unschuldig, denn beim ersten Rendezvous der zwei Turteltauben Sherrie und Drew (Diego Boneta) gibt es hier noch eine zusätzliche Traum-Tanzsequenz, die das Geschehen noch einmal unnötig aufbläht und nicht eben zu den Sternstunden des Films zählt, obwohl der doch eigentlich in den sonst deutlich großformatiger aufgezogenen Tanz-Choreografien zu Höchstform aufläuft. Und wer meint, Rock of Ages würde sich nach dem eingeleiteten Techtelmechtel schnell wieder erholen, der irrt sich leider, denn der Mittelteil ist doch im Vergleich zu dem aufpeitschenden, temporeichen und vergnüglichen Auftakt eher gemächlich inszeniert und fällt entsprechend ab.

Derweil darf man sich auch darüber streiten, ob Bon Jovis Wanted Dead Or Alive hier wirklich notgetan hätte, zumal der wiederum von Tom Cruise (Mission: Impossible) performt wird, der im weiteren Verlauf noch viel besser wird zeigen können, wie intensiv – und damit erfolgreich – er sich auf die Rolle der exzentrischen Rock-Rampensau Stacee Jaxx vorbereitet hat, beispielsweise mit seiner energetischen Interpretation zu Pour Some Sugar On Me. Denn tatsächlich zählt seine Rolle ohnehin zu den unbestrittenen Highlights des Films, mag man von der Person oder auch dem Schauspieler an sich sonst halten was man will, denn Cruise gibt wirklich alles und überzeugt auf ganzer Linie, was sich dann noch einmal im Zusammenspiel mit Malin Akerman (The Final Girls) bestätigt, die hier eine schüchterne Reporterin gibt, die von Stacee ein ordentliches Stück aus der Komfortzone gelockt wird. Ansonsten zeichnet sich die weitere Riege an namhaften Darstellern vornehmlich durch eine gewisse Spleenigkeit aus, wobei man nie sicher sein kann, ob es Shankman hier nun um ironische Überhöhung oder lediglich eine augenzwinkernde Leichtfüßigkeit gegangen sein mag, doch ist das auch einer der Punkte, die mich zuweilen an Rock of Ages gestört haben, denn einerseits geht die verspielt-fröhliche Inszenierung in vielen Punkten auf, andererseits schießt man mancherorts auch über das Ziel hinaus und verleitet den Zuschauer zum Fremdschämen, derweil das größte Problem wohl sein dürfte, dass sich Shankmans Film in Anbetracht seines Metiers und seiner Thematik so ungemein züchtig und brav gibt, denn echte Exzesse bleiben hier bloße Behauptung, Eskalation sucht man vergebens und egal ob Straßendemo oder heftigstes Balz-Gehabe, alles wird mit Gesang und Tanz dargebracht, dadurch aber eben oft auch weichgespült. Hinzu kommt, dass manche der Songs gerne ein wenig mehr ihrer rohen Kraft und Überzeugung hätten transportieren können, denn manches ist hier doch arg überproduziert und lässt sich von gitarrenlastigem Pop kaum noch unterscheiden.

Szenenbild aus Rock of Ages | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Letztlich merkt man deutlich, dass Shankman mit seinem Film einzig und allein hat unterhalten wollen und das bestmöglich familientauglich, was zwar grundsätzlich nicht verwerflich sein mag, dem daraus resultierenden Werk aber auch ein Stück weit sein exaltiertes Momentum raubt, das dem wilden Geschehen noch weitaus mehr Schwung hätte verleihen können. Immerhin aber bekommt Rock of Ages im finalen Akt noch einmal spürbar die Kurve und haut noch ein paar Klassiker vom Schlage Here I Go Again und We Built This City sowie We’re Not Gonna Take It raus, derweil die erst später in Erscheinung tretende Mary J. Blige eine echte Bereicherung für das Ensemble darstellt und – wiederum nur im Extended Cut – eine ziemlich mitreißende Performance seitens Hough und Cruise zu Rock You Like a Hurricane erwartet, die dann durchaus ein wenig versöhnlich stimmen, aber allein in Anbetracht des größtenteils verschenkten Potentials der Rollen von beispielsweise Alec Baldwin (Aloha) oder auch Paul Giamatti (Barney’s Version) blieb hier eben auch einiges an Potential ungenutzt.

Fazit & Wertung:

Adam Shankman offeriert mit Rock of Ages ein grundsätzlich überzeugend auf die Leinwand übertragenes Musical, doch während der rund 13 Minuten längere Extended Cut den Film grundsätzlich noch einmal aufwertet, täuscht er doch nicht darüber hinweg, dass einerseits die Story kaum mehr als hauchdünn daherkommt, andererseits den Rock-Hymnen mancherorts ein wenig mehr rohe Kraft und Wildheit gutgetan hätten, aber da war wohl zu viel Weichspüler in der auf Familienfreundlichkeit gepolten Produktion, die dadurch zwar allemal noch als unterhaltsames Film-Musical taugt, aber weit weniger mit der besungenen Ära, dem Flair und Feeling der Zeit zu tun hat, als es ihr bewusst sein dürfte.

7 von 10 unsterblichen Rock-Hymnen

Rock of Ages - Extended Cut

  • Unsterbliche Rock-Hymnen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Adam Shankman offeriert mit Rock of Ages ein grundsätzlich überzeugend auf die Leinwand übertragenes Musical, doch während der rund 13 Minuten längere Extended Cut den Film grundsätzlich noch einmal aufwertet, täuscht er doch nicht darüber hinweg, dass einerseits die Story kaum mehr als hauchdünn daherkommt, andererseits den Rock-Hymnen mancherorts ein wenig mehr rohe Kraft und Wildheit gutgetan hätten, aber da war wohl zu viel Weichspüler in der auf Familienfreundlichkeit gepolten Produktion, die dadurch zwar allemal noch als unterhaltsames Film-Musical taugt, aber weit weniger mit der besungenen Ära, dem Flair und Feeling der Zeit zu tun hat, als es ihr bewusst sein dürfte.

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Rock of Ages ist am 26.10.12 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen, allerdings enthält nur die Blu-ray den Extended Cut, auf dem meine Review basiert. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Der Kinogänger 1. Februar 2018

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