Eigentlich wollte ich ja heute von einem anderen Film erzählt haben, doch da ich den dummerweise noch nicht gesehen habe, kann ich das wohl auch schlecht tun, weshalb wir kurzerhand mit dem Film weitermachen, den ich mir eigentlich für kommenden Dienstag zurechtgelegt hatte. Jetzt kommt mir aber erst einmal alle gut ins Wochenende und genießt die freien Tage, sie sind ja ohnehin wieder viel zu schnell vorbei.
Mojave
Die Wüste kennt kein Erbarmen
Mojave, USA 2015, 93 Min.
© Universal Pictures
William Monahan
William Monahan
Louise Bourgoin (Milly)
Walton Goggins (Jim)
Mark Wahlberg (Norman)
Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Tom ist ein von der Presse gefeierter Autor und Regisseur, der schon in jungen Jahren alles erreicht zu haben scheint und sich nun von dem Trubel um seine Person zu distanzieren versucht, indem er allein zu einem Trip in die Mojave-Wüste aufbricht. Dummerweise verunglückt er recht bald mit seinem Wagen und muss sich zu Fuß durch die Wüste schlagen. Eines Abends am Lagerfeuer erscheint ein reichlich heruntergekommen wirkender Wanderer namens Jack und leistet Tom Gesellschaft. Doch was zunächst als Wortgeplänkel beginnt und sich in eine philosophisch-existentialistische Unterhaltung wandelt, nimmt schließlich eine unerwartete Wendung und im gegenseitigen Misstrauen gehen Jack und Tom getrennte Wege. Jack allerdings ist nicht bereit, seine neue Bekanntschaft so einfach ziehen zu lassen und folgt ihm nicht nur durch die Wüste, sondern bis in die Stadt zurück und setzt alles daran, Toms Leben zu zerstören…
Rezension:
Auch bei Mojave – Die Wüste kennt kein Erbarmen verhielt es sich zunächst so, dass ich auf den Film allein aufgrund eines Schauspielers – in diesem Fall Oscar Isaac – aufmerksam geworden bin, derweil ich erst später erfuhr, dass es sich um einen Film von William Monahan handelt, der für das Skript zu Departed – Unter Feinden verantwortlich gezeichnet hat, mir aber bereits durch seine Drehbuch-/Regie-Combo bei London Boulevard ein Begriff gewesen ist. Während es sich bei den genannten Werken allerdings um Adaptionen, ein Remake und eine Buch-Verfilmung gehandelt hat, fußt das Skript zu diesem Film auf keiner Vorlage, was sich gleichermaßen als Fluch wie Segen entpuppt, so dass ich gar nicht recht sagen kann, wie mir der Film in seiner Ausgestaltung wirklich gefallen hat, denn dass er eine intensive, in sich aber gleichermaßen ruhige Atmosphäre erschafft, steht außer Frage, doch gleichsam wirkt das Endergebnis zuweilen etwas unfertig, so, als würde etwas fehlen, auch wenn man schwerlich den Finger darauf legen könnte.
© Universal Pictures
Die zugrundeliegende Prämisse von Mojave derweil ist gleichermaßen simpel wie effektiv und mit nur wenigen Worten, geschweige denn Erklärungen führt Monahan die Figur Tom ein und schickt sie binnen weniger Filmminuten in die Wüste. Dergestalt kann man nicht behaupten, der Film würde sich wahnsinnig Zeit nehmen, sondern steuert zielgerichtet auf das Treffen zwischen Tom und Jack zu, das Auftakt eines wahrhaft perfiden Katz-und-Maus-Spiels sein wird, über dessen Details ich mich selbstredend ausschweigen möchte. Mit dem ersten Treffen der beiden Hauptfiguren findet sich derweil auch ein frühes Highlight im Film, denn das gemeinsame Philosophieren in der Abgeschiedenheit der Mojave-Wüste weiß nicht nur inszenatorisch, sondern auch inhaltlich sehr zu gefallen. Wer sich nun allerdings einen temporeichen, adrenalinpeitschenden Thriller erwartet, der wird von Monahans neuestem Film durchaus enttäuscht sein, geht es doch vergleichsweise ruhig daher, während der Film seine unterschwellige Spannung auskostet, derweil ein bestens aufgelegter Mark Wahlberg (The Gambler; Skript ebenfalls von Monahan) als Pro-Promi Norman für ein paar erheiternde Momente und somit Auflockerung in einem ansonsten mehr als ernstem Schlagabtausch sorgt.
Ansonsten liegt der Fokus aber ganz klar und unverkennbar auf den beiden Hauptfiguren und dieser Ansatz macht sich in Anbetracht der doch eher knapp bemessen Laufzeit von kaum über 90 Minuten bezahlt, so dass Mojave nicht auch noch unnötige Schlenker in der Handlung zu verkraften hat, sondern sich voll und ganz auf das "Duell" der beiden Kontrahenten konzentrieren kann. Das weiß auch insbesondere inszenatorisch zu gefallen, zumal Monahan in seinem Skript sehr bewusst mit einigen gängigen Klischees bricht, was mir doch ausnehmend gut gefallen hat. Weniger gut gefallen hat mir allerdings Garrett Hedlund (On the Road) in seiner rolle als Tom, was weniger an dem Schauspieler liegt als daran, dass er abgesehen von seinem enormen Ego und einer durchaus pragmatischen Ader relative gesichtslos und beliebig bleibt, was es natürlich schwer macht, mit der Figur so richtig mitzufiebern. Weitaus überzeugender ist da schon Oscar Isaac (Ex Machina) als Jack, der Hedlund auch das eine oder andere Mal die Show stehlen darf, allein von der Ausgestaltung seiner Figur her aber natürlich weitaus interessanter – weil undurchsichtiger daherkommt.
© Universal Pictures
So hatte ich auch hier wieder mal das Gefühl, dass Mojave doch in manchen Belangen ordentlich hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, gerade in Anbetracht dessen, was William Monahan in der Vergangenheit schon an Drehbüchern abgeliefert hat, doch lohnt sich der Film für Freunde andersartiger, nicht auf Adrenalin gedrillter und auf Krawall gebürsteter Thriller sicherlich, denn Monahan geht hier schon in mehr als einer Hinsicht selbstbewusst neue Wege und punktet auch mit dramaturgischer Konsequenz, während das Kräftemessen zwischen Tom und Jack den Film durchaus zu tragen versteht, ungeachtet dessen, dass man für meinen Geschmack in Sachen Charakterentwicklung noch ein wenig tiefer hätte gehen können, als es geschehen ist. Darstellerisch und inszenatorisch allerdings gibt es nichts zu bemängeln und auch Längen sucht man – wenn man sich auf die bedächtige Erzählweise einlässt – vergeblich.
Mojave – Die Wüste kennt kein Erbarmen
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Perfide Einschüchterungsversuche - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Mit Mojave – Die Wüste kennt kein Erbarmen liefert Drehbuchautor und Regisseur William Monahan zwar nicht unbedingt den großen Wurf ab, inszeniert aber gleichwohl ein perfides wie intensives Duell zwischen zwei mehr als ungleichen Gestalten, die in einer simplen wie effektiven Verkettung unglücklicher Zufälle aneinandergeraten und sich – auch verbal – ein sehenswertes Kräftemessen liefern.
Mojave – Die Wüste kennt kein Erbarmen ist am 30.03.17 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!