Viel später als ihr es gewohnt seid komme ich nun mit meiner heutigen Film-Kritik daher, auch wenn man sich den zu besprechenden Film meines Erachtens durchaus schenken kann, denn noch nie hat mich Burton so enttäuscht wie hier. Scheine ich geahnt zu haben, schließlich lag die Blu-ray bereits mehrere Jahre in der Schublade bereit.
Dark Shadows
Dark Shadows, USA/AU 2012, 113 Min.
© Warner Home Video
Tim Burton
Seth Grahame-Smith (Drehbuch)
Dan Curtis (Serien-Vorlage)
Johnny Depp (Barnabas Collins)
Michelle Pfeiffer (Elizabeth Collins Stoddard)
Helena Bonham Carter (Dr. Julia Hoffman)
Eva Green (Angelique Bouchard)
Jackie Earle Haley (Willie Loomis)
Jonny Lee Miller (Roger Collins)
Chloë Grace Moretz (Carolyn Stoddard)
Bella Heathcote (Victoria Winters / Josette DuPres)
Komödie | Fantasy | Horror
Trailer:
Inhalt:
© Warner Home Video
Im Jahre 1750 verliebt sich das Dienstmädchen Angelique in den Collins-Spross Barnabas, doch bricht der ihr das Herz und verguckt sich seinerseits in die hübsche Josette DuPress. Dumm nur, dass Angelique eine Hexe ist und den verhassten Barnabas verflucht, als Vampir auf Erden zu wandeln, nachdem Josette in den Selbstmord getrieben wurde. Schließlich wird Barnabas in einem Sarg lebendig begraben und über 200 Jahre vergehen, bevor er 1972 zufällig bei Bauarbeiten ausgegraben wird und sich prompt zum Anwesen der Collins begibt. Der einstige Adel des Ortes ist allerdings nunmehr ein reichlich exzentrischer wie verarmter Haufen, der dem blassen Barnabas zunächst mit Argwohn begegnet. Der wiederum erleidet einen regelrechten Kulturschock, denn in 200 Jahren hat sich auch gesellschaftlich so einiges geändert, wobei die selbsternannte Herrscherin der Stadt eine alte Bekannte ist, niemand Geringeres nämlich als Angelique höchstpersönlich, der Barnabas Rückkehr freilich nicht allzu lange verborgen bleibt. Und tatsächlich hat sie auch nach all den Jahren noch eine ausgeprägte Schwäche für den exzentrischen Untoten, der erst langsam wieder in seiner alten Heimat Fuß fasst…
Rezension:
Ich bin ja grundsätzlich großer Fan des filmischen Schaffens von Tim Burton und entsprechend hat es mich doch ziemlich gefuchst, Dark Shadows so lange links liegen gelassen zu haben, wobei ich mich nun, nachdem ich die Sichtung endlich nachgeholt habe, durchaus frage, ob ich es nicht besser dabei hätte bewenden lassen, denn Burtons Adaption der alten TV-Serie (die ich zugebenermaßen nicht kenne) ist wohl das bisher durchwachsenste und enttäuschendste Werk seiner Laufbahn. Dabei scheint der Stoff im Grunde wie geschaffen für Burton und auch Depp und Green in den Hauptrollen sind eine durchaus naheliegende Wahl, doch springt der Funke einfach nicht über, was schon beim wenig überraschenden und für mein Gefühl auch zu langatmigen Einstand beginnt, der die Vorgeschichte von Barnabas, dem Vampir in spe und dem Dienstmädchen Angelique Bouchard, eigentlich ambitionierte wie fähige Hexe umreißen soll. Bis es dann mit der eigentlichen, im Jahr 1972 zu verortenden Handlung losgeht, dauert es nun zwar auch nicht übermäßig lange, doch hätte ich mir hier nun gewünscht, dass mit ein wenig mehr Esprit und Charme zu Werke gegangen würde.
© Warner Home Video
Stattdessen wartet dort aber überaus platter Humor, der selten wirklich zündet und mich meist nicht einmal zu einem müden Schmunzeln verleiten konnte, während sich Burton ansonsten nicht sicher zu sein scheint, ob er mit Dark Shadows lieber eine spleenige Fantasy-Komödie oder eine düstere Gothic-Romanze auf die Leinwand hat bringen wollen. Und wäre ich normalerweise großer Freund derartige Genre-Verquickungen bin, fügen sich diese beiden Teile hier so gut wie nie zu einem großen Ganzen, während der Film ansonsten auch mit einem durchaus üppigen Ensemble aufwartet, das allerdings in weiten Teilen blass und austauschbar bleibt, während selbst eine Verbindung zu Hauptfigur Barnabas schwerfällt. Das mag natürlich zum einen an Johnny Depps (Mortdecai) "typischen" Overacting liegen, in diesem speziellen Fall aber auch daran, dass seine Figur ungemein inkonsistent gezeichnet wird und minütlich zwischen kaltherzigem Vampir und Mörder, dumm-naivem Fish-out-of-Water-Protagonisten oder alternativ verklärt-verknalltem Wirrkopf pendelt.
Besser ergeht es da schon Eva Green, die Burton einige Jahre später auch in Die Insel der besonderen Kinder besetzte, die als blondierte Hexe Angelique eine zwar nicht minder exzentrische, aber in sich deutlich konsistenter gezeichnete Figur verkörpern darf. Dumm nur, dass neben den beiden selbst Hollywood-Größen wie Michelle Pfeiffer (Malavita) oder Jungstars wie Chloë Grace Moretz (Grow Up!?) gänzlich unterzugehen drohen und kaum Profil verliehen bekommen. Natürlich mag es schwierig sein, eine Serien-Adaption auf zwei Stunden Kinounterhaltung zurecht zu stauchen, doch so manche Figur trägt eben im Endeffekt herzlich wenig zur Geschichte bei und wird gänzlich verschenkt, was beispielsweise auch Jonny Lee Miller (Byzantium) besonders hart trifft, während Helena Bonham Carter (Sweeney Todd) zwar gewohnt souverän, aber auch wenig überraschend aufspielt. Kleiner Lichtblick ist da noch die recht unverbraucht wirkende Bella Heathcote (Stolz und Vorurteil und Zombies), die als Reinkarnation der großen Liebe von Barnabas zwar im Grunde auch nur als pures Love-Interesst in Erscheinung tritt, immerhin aber ebenfalls einige Geheimnisse mit sich herumträgt und eine zumindest rudimentäre Vorgeschichte spendiert bekommt.
© Warner Home Video
Vor allem aber – und das mag mich mitunter am meisten an Dark Shadows gestört haben – folgt die Geschichte kaum einem erkennbaren roten faden und reißt lediglich Themen und Konflikte an, statt sie auch weitergehend zu verfolgen, was in eine wahnsinnig fragmentarische, episodenhaft wirkende Erzählung mündet, die sich lediglich von einer komischen oder wahlweise tragisch-düsteren Situation zur Nächsten handelt, nur um gegen Ende dann noch ein vollkommen überladen wirkendes Effektfeuerwerk loszulassen, dass mal eben noch einige Figuren in ein gänzlich neues Licht rückt, ohne dass erklärt würde, warum nicht schon früher im Film hiervon die Rede gewesen ist. Nein, für mich persönlich hat der Film dramaturgisch nicht funktioniert, so schön das typische Burton-Flair auch sein mag, so liebevoll die Atmosphäre der 1970er hier wiederbelebt wird und so vielversprechend allein das Ensemble gewesen sein mag, denn ausnahmsweise macht Burton herzlich wenig aus dem, was ihm hier zur Verfügung gestanden hat und das ist in Anbetracht der Erwartungshaltung hier besonders ärgerlich. Als lupenreine Komödie oder auch als düster-romantische Mär hätte der Film nämlich sicherlich eine gute Figur gemacht, die Mischung allerdings schmälert hier den Gesamteindruck und ergibt einen doch leider sehr durchwachsenen Film, der lediglich in einzelnen Szenen zu gefallen weiß, aber selten ein stimmiges Ganzes ergibt.
Dark Shadows
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Ausgesaugte Hippies - 5.5/10
5.5/10
Fazit & Wertung:
Tim Burton inszeniert mit Dark Shadows ein ärgerlich durchwachsenes Werk, das sich nicht entscheiden kann, ob es düster und exzentrisch oder lustig und leichtfüßig sein möchte, was in Kombination mit einer fragmentarischen Erzählweise ein wenig konsistentes Ganzes ergibt, das sich zu keinem Zeitpunkt anschickt, mehr zu sein als die Summe seiner Teile. Obwohl atmosphärisch durchaus gelungen und auch vielversprechend besetzt, bleibt Burtons Film damit in weiten Teilen eine Ansammlung verschenkter Möglichkeiten.
Dark Shadows ist am 21.09.12 auf DVD und Blu-ray bei Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Da gehe ich so ziemlich konform mit deinen Aussagen. Der Film lässt tatsächlich einiges zu wünschen übrig und diese zerfaserte Story hat mich damals beim Schauen auch echt genervt.