Review: The Other Woman (Film)

Heute habe ich mal einen eher älteren Film aus der Schublade gekramt – schon klar, wirklich "alt" ist der auch nicht –, um eine der wenigen Lücken in Natalie Portmans filmischer Vita zu füllen, die mir noch geblieben sind, denn so wirklich falsch machen kann man bei Filmen mit ihr sowieso nichts wie ich finde, wobei wir es hier mit einem sehr schönen Beispiel zu tun haben, wie ein Werk durch ihre Performance aufgewertet wird.

The Other Woman

Love and Other Impossible Pursuits, USA 2009, 102 Min.

The Other Woman | © Ascot Elite/Universum Film
© Ascot Elite/Universum Film

Regisseur:
Don Roos
Autoren:
Don Roos (Drehbuch)
Ayelet Waldman (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Natalie Portman (Emilia Greenleaf)
in weiteren Rollen:
Scott Cohen (Jack)
Charlie Tahan (William)
Lauren Ambrose (Mindy)
Lisa Kudrow (Carolyn)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Other Woman | © Ascot Elite/Universum Film
© Ascot Elite/Universum Film

Für die Harvard-Absolventin Emilia lief es nicht schlecht im Leben, denn kurz nach ihrem Abschluss konnte sie eine gutbezahlte Stelle in einer New Yorker Anwaltskanzlei antreten. Dort wiederum lernte sie auch Jack kennen und begann mit dem verheirateten Familienvater eine Affäre, die alsbald in Jacks Trennung von seiner vorherigen Frau Carolyn mündete. Ausschlaggebend hierfür war Emilias Schwangerschaft, doch nach wenigen Monaten des schieren Glücks stirbt das Bay nach gerade einmal drei Tagen auf der Welt am plötzlichen Kindstod. Emilia sieht sich vor den Trümmern ihrer zuvor so glücklichen Familie und verfällt in Depressionen, während sie nach außen hin versucht, Stärke zu beweisen, zumal sie sowohl seitens Carolyn als auch William – Jacks achtjährigem Sohn – gehörig Gegenwind bekommt und niemand zu verstehen scheint, welche Trauer sie mit sich herumträgt…

Rezension:

Es fällt mir gelinde gesagt schwer, den von Don Roos geschriebenen und inszenierten The Other Woman zu bewerten, denn einerseits nähert er sich mit dem bereits in den ersten Minuten thematisierten, den Film gleichwohl dominierenden frühen Kindstod einem schwierigen, einem emotionalen, einem bedrückenden, einem wichtigen Thema, andererseits genügt sich das Werk einmal zu oft mit seiner teils klischeehaften Ausgestaltung der Geschehnisse, die dem Ganzen natürlich zuweilen seinen emotionalen Punch nehmen. So wirken nicht nur manche Dialoge gekünstelt und gestelzt, nein, auch die Rollen sind klar verteilt, so dass natürlich die neue Frau auf Ablehnung bei dem Kind aus erster Ehe stößt, natürlich die Ex-Frau ein irrational bösartiges Biest ist und sich natürlich am Ende alles zum Guten zu wenden scheint. Das fällt insofern störend ins Gewicht, dass der ursprünglich als Love & Other Impossible Pursuits betitelte Film an vielen anderen Stellen die gängigen Klischees gekonnt umschifft und immer wieder glauben macht, man habe es eben nicht mit dem gängigen Mainstream-Drama nach Schema F zu tun.

Szenenbild aus The Other Woman | © Ascot Elite/Universum Film
© Ascot Elite/Universum Film

Und um ein lupenreines Drama handelt es sich, komödiantische Einschläge oder locker-leichte Unterhaltung sucht man vergeblich, was nicht als Kritik verstanden werden soll, sondern lediglich als gutgemeinter Hinweis gedacht ist, dass man es eben mitnichten mit einer RomCom oder dergleichen zu tun hat, wie nicht nur das Cover möglicherweise suggerieren könnte. Stattdessen vermag es The Other Woman dafür, einem ob der schwierigen Thematik des Öfteren einen Kloß in den Hals zu zaubern und auch Natalie Portman (Auslöschung) brilliert die meiste Zeit in der Rolle der Emilia, die nach nur drei Tagen ihr Kind zu Grabe tragen musste, wie in Rückblenden und Dialogen immer deutlicher skizziert wird. Dabei gelingt ihr der Drahtseilakt, einerseits eine innerlich zerrissene, schwer vom Leben und sich selbst enttäuschte Person zu verkörpern, die andererseits allen Widrigkeiten zum Trotz die Fassade einer tapferen, selbstbewussten Frau aufrechtzuerhalten versucht, so das hier vieles im Subtext abläuft, derweil natürlich die seltenen emotionalen Ausbrüche – insbesondere in einer gemeinsamen Szene mit Lisa Kudrow (Paper Man) als Jacks Ex-Frau Carolyn – natürlich umso beeindruckender ausfallen.

Fernab dieser besagten, nicht näher beschriebenen Szene vermag Kudrow allerdings im Gegensatz zu Portman hier kaum zu glänzen, da ihrer Figur auch kaum nennenswerte Charaktereigenschaften zugestanden werden, die über biestig, gehässig oder selbstgefällig hinausgehen, womit wir eben wieder bei der Klischeehaftigkeit mancher Passagen wären. Nicht viel besser ergeht es Scott Cohen (Gilmore Girls) als Jack, der weder großartig Profil zu gewinnen versteht, noch mit überzeugender Chemie zwischen ihm und Portmans Figur punktet. In einer ganz anderen Liga hingegen – und letztlich das, was The Other Woman trotz seiner Schwächen lohnenswert macht – spielt Charlie Tahan, den ich bereits – dort einige Jahre älter – in Wayward Pines kennengelernt habe und der hier Jacks Sohn William verkörpert. Mag das Zusammenspiel zwischen ihm und Portman, deren Figur verzweifelt darum bemüht ist, sich dem Jungen anzunähern und dessen Gunst zu erringen, anfänglich noch etwas hölzern erscheinen, liegt das lediglich daran, dass man die Manierismen des Jungen zu diesem Zeitpunkt noch nicht verinnerlicht hat, denn unabhängig von seiner unbestreitbaren Intelligenz ist William doch ein zuweilen sonderliches Kind, das vor allem teils Emilia bewusst vor den Kopf zu stoßen scheint.

Szenenbild aus The Other Woman | © Ascot Elite/Universum Film
© Ascot Elite/Universum Film

Schade wiederum, dass The Other Woman ausgerechnet in der Disziplin zu überzeugen versteht, die man schon dutzendfach in Filmen verarbeitet gesehen hat, nämlich die Annäherung der Stiefmutter an den skeptischen wie unwilligen Stiefsohn, wohingegen das Kindstods-Thema zwar immer im Kontext mitschwingt, zuweilen aber anderen, natürlich ebenfalls dramatischen Einschüben weichen muss. Hier hätte man nämlich sicherlich noch deutlich mehr bringen können als ohnehin schon, weil die im Film vorhandenen Szenen von einer behutsamen und feinsinnigen Annäherung an das Thema künden. Dem werden die Rahmenhandlung des Films und die vielen, manchmal übertriebenen Probleme sowie der zuweilen klischeehafte Ablauf leider nicht gerecht, so dass Roos‘ Film an vielen kleinen Details krankt, die den ansonsten durchaus überzeugenden Gesamteindruck schmälern, denn einerseits hat mich das Thema und dessen Aufbereitung doch sehr gerührt, andererseits hat mich die Geschichte in anderen Aspekten merkwürdig kalt gelassen. Interessierte werden es also wohl auf einen Selbstversuch ankommen lassen müssen.

Fazit & Wertung:

Don Roos widmet sich in The Other Woman einem schwierigen und emotionalen Sujet und thematisiert den plötzlichen Kindstod eines Neugeborenen, der ein tiefes Loch im Leben und der Beziehung der beiden Hauptfiguren hinterlässt. Was aber zuweilen dramatisch und bedrückend geschildert wird, verliert durch ein zuweilen unausgegorenes Skript, das anfänglich noch Klischees zu umschiffen versucht, sich letztlich aber immer öfter darin verheddert. Das kann auch die erwartungsgemäß nuancierte und eindrückliche Darstellung Portmans leider nur bedingt auffangen.

6 von 10 bedrückenden Erinnerungen

The Other Woman

  • Bedrückende Erinnerungen - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Don Roos widmet sich in The Other Woman einem schwierigen und emotionalen Sujet und thematisiert den plötzlichen Kindstod eines Neugeborenen, der ein tiefes Loch im Leben und der Beziehung der beiden Hauptfiguren hinterlässt. Was aber zuweilen dramatisch und bedrückend geschildert wird, verliert durch ein zuweilen unausgegorenes Skript, das anfänglich noch Klischees zu umschiffen versucht, sich letztlich aber immer öfter darin verheddert. Das kann auch die erwartungsgemäß nuancierte und eindrückliche Darstellung Portmans leider nur bedingt auffangen.

6.0/10
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The Other Woman ist am 19.08.11 auf DVD und Blu-ray bei Ascot Elite im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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