Schau, das Wetter hält immer noch und trotzdem habe ich noch vor der größten Mittagshitze die Zeit gefunden, meine Eindrücke zur zweiten Staffel dieser tollen Serie zu verbalisieren, die nun seit bereits neun Tagen bei Netflix verfügbar ist. Mein Tipp: ansehen!
GLOW
Staffel 2
GLOW, USA 2017-, ca. 32 Min. je Folge
© Netflix
Liz Flahive
Carly Mensch
Liz Flahive
Carly Mensch
Jenji Kohan
Tara Herrmann
Alison Brie (Ruth Wilder)
Betty Gilpin (Debbie Eagan)
Britt Baron (Justine Biagi)
Kate Nash (Rhonda Richardson)
Sydelle Noel (Cherry Bang)
Gayle Rankin (Sheila the She-Wolf)
Kia Stevens (Tammé Dawson)
Jackie Tohn (Melanie Rosen)
Britney Young (Carmen Wade)
Marc Maron (Sam Sylvia)
Shakira Barrera (Yolanda Rivas)
Kimmy Gatewood (Stacey Beswick)
Rebekka Johnson (Dawn Rivecca)
Chris Lowell (Bash Howard)
Sunita Mani (Arthie Premkumar)
Marianna Palka (Reggie Walsh)
Ellen Wong (Jenny Chey)
Bashir Salahuddin (Keith Bang)
Rich Sommer (Mark Eagan)
Victor Quinaz (Russell Barroso)
Wyatt Nash (Phil)
Andrew Friedman (Glen Klitnick)
Komödie | Drama | Sport
Trailer:
Inhalt:
© Netflix
Es könnte kaum besser laufen für die " Gorgeous Ladies of Wrestling" und ihre Show, derweil selbst Ruth und Debbie sich langsam wieder als Freundinnen anzunähern scheinen und Regisseur Sam Sylvia nach und nach damit klarzukommen versteht, mit Justine nun plötzlich eine Tochter zu haben, die gleichsam bei ihm lebt. Dann aber ist plötzlich die Rede von einer Absetzung der Show oder alternativ der Verlegung des Sendeplatzes in die tiefe Nacht, was ebenfalls das Aus für die als Familienunterhaltung konzipierte Produktion bedeuten würde. Während Bash sich redlich darum bemüht, neue Sponsoren an Bord zu holen und die Ladies wie wild an ihren Moves zu arbeiten beginnen, um der männlichen Konkurrenz auch weiterhin die Stirn bieten zu können, wird Ruth von Fernseh-Mogul Tom Grant geladen, doch im Nachgang an dieses Treffen droht auch die alte Fehde zwischen ihr und Debbie wieder aufzuflammen, zumal die sich jüngst zur Produzentin der Serie gemacht hat und in mehr als einer Hinsicht Sonderstatus zu genießen meint…
Rezension:
Seit Ende Juni ist nun also auch die zweite Staffel GLOW bei Netflix verfügbar und obwohl ich eigentlich anderen Serien zunächst den Vorzug geben wollte, konnte ich doch nicht an mich halten, die Staffel im Eiltempo wegzusuchten. Das ist insofern schon für mich irritierend gewesen, dass ich die erste Staffel zwar mochte, aber auch nicht über Gebühr abgefeiert habe. Möglicherweise war das aber auch einmal mehr der Alison Brie-Effekt, zumal ich mich zeitgleich auch an die Sichtung der finalen Staffel Community begeben habe. Sei es wie es will, war ich doch recht angetan von Netflix‘ zweitem Anlauf mit dieser herrlich überzogenen 80er-Serie mit den schrillen Klamotten und dem coolen Soundtrack, wobei die ersten Folgen mich frappierend an die Qualität der vorangegangenen Episoden erinnert haben: Solide, unterhaltsam, aber auch trivial und längst nicht so mitreißend, wie sie möglicherweise hätten sein können. Das liegt daran, dass hier die Marschrichtung der Staffel noch nicht wirklich erkennbar ist und sich der Plot zunächst mit Nebenschauplätzen aufhält, die zwar grundsätzlich zu begrüßen sein mögen, die übergeordnete Geschichte allerdings kaum bis gar nicht voranbringen.
© Netflix
So widmet man sich in den ersten Episoden GLOW zunächst den persönlichen Befindlichkeiten, doch verschwinden angerissene Versatzstücke wie das Privatleben von Tammé (Kia Stevens) mit dem Ende der Folge in der Versenkung, während "Handlungen" wie Melanies Verstopfung einfach nur dämlich und platt daherkommen. Dann aber scheint sich die Serie etwa ab Die Mutter aller Kämpfe (2.04) gehörig zusammenzureißen, denn allein der Befreiungsschlag von Debbie (Betty Gilpin) in Bezug auf ihre in die Brüche gegangene Ehe ist herrlich tragikomisch und peppig inszeniert, während die hieran anschließende Folge Perverse sind auch Menschen (2.05) zwar nicht unbedingt mit ihrer Haupthandlung darüber, wie die Wrestling-Ladies ihr Image zu kapitalisieren versuchen, überzeugen kann, dafür hingegen umso mehr mit einer Nebenhandlung um Ruth und Studio-Boss Tom Grant, die einerseits auffallend aktuelle Bezüge hat, die Serie kurzzeitig aber auch vermehrt ins Drama-Fach wechseln lässt. Nicht zuletzt legen die Geschehnisse hier den Grundstein für den weiteren Verlauf der Staffel, die fortan nicht mehr zu stoppen sein wird.
In der zweiten Staffelhälfte haben dann auch die eigentlichen Wrestling-Matches wieder mehr Platz und sind zudem großartig choreografiert, was man zwar auch schon in der ersten Staffel sagen konnte, doch legt man hier noch eine deutliche Schippe drauf, wenn die " Gorgeous Ladies of Wrestling" sich anschicken, ihr Repertoire zu erweitern und sich weiter zu professionalisieren, um der drohenden Absetzung der Show entgegenzuwirken. Die mögliche Absetzung ist aber nicht das einzige Problem von Regisseur Sam Sylvia, der erneut von dem wunderbaren Marc Maron verkörpert wird, der seiner Figur hier noch deutlich mehr Facetten angedeihen lässt und mit dem Plot um seine rebellische Teenie-Tochter Justine (Britt Baron) absolut überzeugt. Ähnlich ergeht es Chris Lowell als Geldgeber und Enthusiast Bash Howard, der hier eine deutlich größere Rolle zugeschustert bekommt, was ich sehr begrüße, da ich den Schauspieler hier – anders als in seiner Rolle als Piz in Veronica Mars – sehr mag.
© Netflix
Das absolute Highlight der Staffel – noch vor dem für sich genommen ebenfalls glorreichen Finale Alles hat einen Preis (2.10) – ist allerdings die Episode Der gute Zwilling (2.08), die man entweder lieben oder hassen wird, weil sie einerseits die Geschichte nicht voranbringt, andererseits aber gänzlich wie eine Folge der gleichnamigen, fiktionalisierten Serie gestaltet ist, inklusive Einspielern, Werbung, Songs und natürlich Wrestling-Matches, was nicht nur eine Menge Spaß macht und herrlich abgedreht daherkommt, sondern nach den zwei vorangegangenen, hochdramatischen Episoden auch noch enorm gut passt, um das Ganze wieder ein wenig aufzulockern, bevor man sich auf die Zielgerade der Staffel begibt. Die ist nach einem eher beschaulichen Auftakt tatsächlich auch in ihrer Gesamtheit noch einmal deutlich gelungener als ihr Vorgänger, weshalb ich doch sehr hoffe, dass eine Verlängerung um eine dritte Staffel nicht mehr als Formsache sein wird. Ansonsten gilt hier wie so oft, dass wer mit der ersten Staffel GLOW etwas anfangen konnte, auch hier seine helle Freude haben wird, denn die Stärken wurden gekonnt ausgebaut, die Figuren sind einem längst ans Herz gewachsen, der Look und die Atmosphäre sind einzigartig und der Cast spielt gewohnt großartig auf, wenn der Fokus auch weiterhin unbestreitbar auf Ruth, Debbie und Sam liegt.
GLOW | Staffel 2
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Mühsam choreografierte Moves - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Die Netflix-Serie GLOW übertrumpft sich in ihrem zweiten Jahr noch einmal selbst und hat nichts von ihrem Charme und Esprit verloren. Anfänglich ein wenig richtungslos, weiß der sich bald entspinnende rote Faden absolut zu überzeugen und trotz oder gerade dank der vermehrt dramatischen Einschübe macht die Staffel noch einmal mehr Spaß als ohnehin schon. Bleibt nur abzuwarten, ob den " Gorgeous Ladies of Wrestling" (hoffentlich) auch eine dritte Staffel spendiert wird.
Episodenübersicht: Staffel 2
02. Süßigkeit des Jahres (7/10)
03. Die besorgten Frauen für Amerika (7,5/10)
04. Die Mutter aller Kämpfe (8/10)
05. Perverse sind auch Menschen (8/10)
07. Keine Knochensplitter (8,5/10)
08. Der gute Zwilling (9,5/10)
09. Rosalie (8,5/10)
10. Alles hat einen Preis (9/10)
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GLOW | Staffel 2 ist seit dem 29.06.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.